16.12.06

Genderkampagne & Medien / ORF neu

Der Krieg der Geschlechter: Wien ändert Beschilderung übertitelte "Heute" seinen gestrigen Artikel über die Gender Mainstreaming-Kampagne (siehe letztes Posting). Kein Scherz und wie ein Schildbürgerstreich sind Formulierungen, die den Eindruck erwecken, Stadträtin Wehsely müsse völlig von der Rolle sein. "Heute" und die "Kronen Zeitung" sammeln LeserInnenzuschriften und erwägen je nach Feedback eine Gegenkampagne.

Wenn diese Briefe so ausfallen wie Postings bei "die standard", dann "lohnt" es sich wohl, da was zu inszenieren. Also werden wir erleben, wie ein an sich normales und selbstverständliches Anliegen bekämpft wird - eigentlich kein Wunder, gehört es doch zum Frauenbild der beiden Zeitungen, dass Frauen sich verkaufen (ansonsten würden keine einschlägigen Anzeigen veröffentlicht). Wenn wirklich egal ist, wer auf Piktogrammen dargestellt wird, dann wäre es wohl kein Problem, nun mal zu 100% Frauen zu haben. Und erst recht nicht, wie geplant, beschädigte Piktogramme sozusagen im Sinne einer Quote so lange durch Frauenbilder zu ersetzen, bis die Hälfte weiblich ist.

Komischerweise schreien besonders jene so laut, die es "lächerlich" finden, weil doch wurscht sei, wer dargestellt wird. Wenns wurscht ist, warum müssen es dann Männer sein? Also ist es genau NET WURSCHT. Somit bestätigen die Kritiker den Sinn einer Kampagne selbst am besten. "Wurscht" und "lächerlich" im Zusammenhang mit mehr Geschlechtergerechtigkeit hören altgediente Emanzen natürlich über viele Jahre immer wieder. Eine coole Antwort bspw. beim Thema der gendergerechten Sprache war, den Kritiker konsequent mit der weiblichen Form anzusprechen, als Politikerin, Journalistin, Bürgerin. Schliesslich ist es ja WURSCHT und man kann sich mitgemeint fühlen.

Die Vorwürfe jetzt sind auch darüber hinaus absurd, da ein Teil der Genderkampagne für ihr Ganzes gehalten wird. Natürlich macht es Sinn, den Begriff Gender Mainstreaming einer breiteren Masse zu vermitteln. Denn die rein akademischen Diskussionen oder jene in der Verwaltung sind zwar (auch für die Journalistin) spannend, haben aber immer den Touch des Insiderwissens. GM bedeutet in Wien, konkrete Massnahmen zu setzen, Bereiche der Politik mit Pilotprojekten zu untersuchen und daraus dann neue Leitlinien entsprechend dem GM abzuleiten.

Wenn Posterinnen (ihr seid mitgemeint) GM als Unsinn abtun, den wieder diese komische Stadträtin auf Kosten der Steuerzahlerinnen eingeführt hat, dann reagiere ich mit dem Rat, aus der EU auszuwandern. Denn GM ist ein Prinzip der EU, der Regierungen der Mitgliedstaaten und innerhalb der Staaten auch von Stadtverwaltungen. Niemand ist aber gezwungen, in der EU zu bleiben, wenn ihm dies alles schon zu emanzipiert ist :-)

Manchmal wünsche ich mir ein Piktogramm in Form eines Mülltonnenaufklebers: Frau entsorgt Mann (die netten Männer sind hier nicht mitgemeint - wohl aber jene, die zuhause die Patschn strecken, Frauen unterdrücken oder bedrohen und möglichst andere meist weibliche Wesen für sich arbeiten lassen).

Bleiben wir bei den Medien: Im ORF laufen Veränderungen an, die noch nicht ganz abgeschlossen sind. Was ich so weiss, ist zu befürchten, dass Frauen weiterhin wenig Einfluss auf die Inhalte von Informationssendungen haben werden, weil alle Leitungsfunktionen einer Männerclique zukommen. Heftig kritisiert wurde ja, dass sich Alexander Wrabetz mit der entscheidenden Stimme des grünen ORF-Stiftungsrates Pius Strobl zu Generalintendanten hat wählen lassen, während Strobl nun mit einem Job als Kommunikationschef "belohnt" werde, bereits vorher mit dem ORF Geschäfte machte, also als Stiftungsrat eine Doppelrolle hatte.

So jedenfalls sieht es die ÖVP, die sich hier über den Tisch gezogen fühlt. Bekanntlich ist sie damit gescheitert, Monika Lindner eine weitere Amtszeit zu verschaffen. Auch wenn Lindner sich immer wieder (beispielsweise in Frauenrunden) recht tough präsentierte, sind doch Männermauscheleien etwas, wo frau nicht unbedingt alles von Anfang an checkt und auch mit wirksamen Gegenmassnahmen kontern kann. Lindner soll "den Männern" immer wieder Dinge angeschafft haben, die "frauenfreundlich" sind (dies auch u.a.), wo die Typen aber nur mit den Achseln zuckten. "Die tut nichts für Frauen" ist dann oft Resultat - so geht es auch Politikerinnen manchmal. Das Ganze dann auch "soziologisch" erklärt: weil Frauen in Männerstrukturen etc.pp. nur nach oben kommen und oben bleiben, wenn sie nichts für Frauen tun, tun sie auch nix...

Aber bleiben wir beim Stichwort Medien. Österreich liefert immer wieder Beispiele von exzellentem Journalismus, wollen wir den gerne abgedruckten Lobhudeleien von Promis und PolitikerInnen glauben (ich nehm euch das nicht übel, ihr müsst ja in dem Blatt vorkommen :-). Der großartige Stil liest sich dann so: In seinen Justiz-Thrillern hat John Grisham schon einige unglaublich klingende Fälle behandelt. Der Fall 'Der Staat Oklahoma gegen Ron Williamson', um den es in Grishams neuem Buch Der Gefangene geht, klingt jedoch geradezu haarsträubend unglaublich..

Ganz sicher wäre Österreich auch in der Lage, in allen weiteren Sätzen "klingen" und "unglaublich" unterzubringen und Grisham jedesmal mit Namen zu nennen, damit die Seite voll wird (schade, dass man nicht alles mit Anzeigen füllen kann). Mit einem Wort - exzellenter Journalismus :-)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Krieg der Geschlechter ist im Atomkraftwerk am brutalsten.


2006
Die ceiberweiber fragen:

Nimmt männliche Gewalt zu?
Wir brauchen 365 Tage gegen Gewalt

..
Der Krieg der Geschlechter ist auf dem Transit in Österreich und im Atomkraftwerk am brutalsten, weil für die Kerle Weiber minderwertig sind und ihre Kinder gleich mit.

Kerle wie Stalin (den sie vergöttern indem sie seinen bart tragen)
setzen anno 2006 auch Schwangere einer großen Gefahr aus.

den Beweis dafür haben Mediziner gebracht. Nur in der Zeitung steht nix . Und die dummen Weiber im Bundestag machen keinen Putz.

Trotteldeutschland läßt grüßen.


--
Mediziner-Beweis:
www.ippnw.de/index.php?/s,1,2,116/o,article,516/

Sabrina