13.12.06

CeiberWeiber 2007, Frauenszene und Frauenprojekte

Wir haben uns bei den CeiberWeibern eine Menge vorgenommen für das nächste Jahr. Witzigerweise haben manchmal zwei Frauen den gleichen Gedanken, etwa: wir könnten doch Videos machen! Also wird es ab 2007 auch immer wieder mal eingebundene Kurzvideos von Veranstaltungen, Pressekonferenzen, Interviews, auch Demonstrationen und Aktionen geben.

Wer da schon sehr gespannt ist, was wir produzieren, möge die Neugier allerdings bremsen - zugleich steht nämlich die Umstellung auf CMS an (Content Management System, leicht dem Bloggen vergleichbar, aber bei unserer Seite natürlich mit viel mehr Features). Dank Bloggen stelle ich es mir aber nicht besonders schwer vor; eine Umstellung wird es freilich sein. Ausserdem fürchte ich ein wenig, das Seitenbasteln mit Dreamweaver zu verlernen.

Die derart hergestellten Texte (sicher tausende bislang :-) werden eine Zeitlang im Hintergrund der CeiberWeiber-CMS-Seite laufen, dann aber umgewandelt werden, sodass sie zum neuen System passen. Dabei muss natürlich alles kontrolliert werden, ob es auch in der anderen Variante passt. Ausserdem sollen CMS die lästige Eigenschaft haben, Bilder manchmal zu verzerren. Das ist zu korrigieren, aber es macht eben erforderlich, die Illustrationen alle durchzuchecken.

CMS macht mehr Features möglich, also Feedback, Diskussionen, Umfragen und macht es einfacher, uns zugeschickte (und nicht selbst recherchierte) Infos zu verwenden. Das Umwandeln von Texten und Aussendungen, die per Mail kommen, ist beim Dreamweaver nämlich oft fehlerhaft - oder die Zeilen werden plötzlich ganz lang, was sich nur über den Programmiercode wieder ändern lässt.

Inhaltlich wollen wir ein Projekt zur Gewaltprävention lancieren, das es in Österreich noch nie gab und das wahrscheinlich auch europaweit einzigartig ist. Es soll auch web-basiert sein und wir stellen uns vor, dass eine Art Demoversion einen ersten Eindruck davon geben soll (natürlich braucht es da ProjektpartnerInnen, Förderungen und SponsorInnen). Auch ohne erstes Seitenbasteln wissen wir ziemlich konkret, wie es aussehen soll - im Lauf der Zeit kann man Worte und Ideen im Kopf in Internetstrukturen umsetzen und muss nur manchmal etwas schnell aufzeichnen.

Was das Journalistische betrifft (das auch bei besagtem Plan eine grosse Rolle spielt), noch ein paar Infos, was da alles dazugehört. Gestern fragte mich ein Nachbar, warum eigentlich alle bei im Fernsehen gezeigten Pressekonferenzen mitschreiben - es gibt doch MP3-Geräte und dergleichen. Aus meiner Erfahrung ist das eine Frage der Konzentration, da man leichter nicht so genau zuhört, wenn man nicht mitschreibt. Ausserdem fördert es "Objektivität", da möglichst genaue Notizen helfen, sich zumindest vorstellen zu können, wie jemand einen Standpunkt vertritt, den man selber nicht unbedingt teilt.

Gegenüber Audioaufzeichnungen ist es auch schlicht die schnellere Variante, da man einfach sieht, was von den Stichworten und Originalzitaten sich für einen Artikel eignet oder unbedingt vorkommen muss (ich markiere O-Töne immer mit Anführungszeichen, damit ich auch nachher noch weiss, was genau so gesagt wurde, wie ich notierte - weiss aber nicht, wie es andere handhaben). PolitikerInnen empfinden die berichtende Zunft manchmal als unfair (und das nicht zu unrecht, da manchmal Interviews tendenziös wiedergegeben oder Zusammenhänge falsch dargestellt werden).

Da ich diese Seite auch ganz gut kenne, habe ich mir immer vorgenommen, von Interviews möglichst viel zu verwenden und Leute, deren Politik in Ordnung ist (beispielsweise Initiativen für Frauen und zur Gleichberechtigung beinhaltet, antirassistisch ist etc.), nicht am falschen Fuss zu erwischen. Niemand kann immer alles parat haben, und es wäre nicht fein, Anlass zu Fehlinterpretationen in der Öffentlichkeit zu bieten. Ohnehin glauben viele Frauen gerne, dass "die", aber auch "die" eh "nix für Frauen" tue.

Manchmal rede ich mir dann den Mund fusselig und bringe Beispiele von Pressekonferenzen oder Veranstaltungen, wo der einzige (oder so ziemlich der einzige) Bericht dann bei uns zu lesen war. Oder wo sich die Darstellung in den Berichten auf Aspekte konzentrierte, die wenig mit dem gerade präsentierten frauenpolitischen Anliegen zu tun haben. Und dann heisst es, erraten, "die tut ja nichts für Frauen".... Wenn es nicht in der Zeitung steht, muss das nicht bedeuten, dass sie auch wirklich nichts tut. (Ich könnte eine lange Liste von mit Berichten untermauerten Erlebnissen bringen, deshalb nur ein "Hammer" an dieser Stelle - ausser mir schrieb niemand über die Vorhaben von Maria Rauch-Kallat als Frauenministerin, die sie vor dem Internationalen Frauentag 2003 in ihrer Antrittspressekonferenz ausführte; alle anderen erwähnten nur Gesundheit...)

Nichts tun kann beispielsweise der Wiener Frauenstadträtin Sonja Wehsely nicht nachgesagt werden (was in diesem Fall auch in der Berichterstattung unübersehbar ist). Zu dem Vielen, was in Wien für Frauen getan wird, gehört neben eigenen Projekten der MA 57 (etwa der Frauennotruf) auch die Förderung zahlreicher Frauenprojekte. Für viele durchaus eine lebensrettende Massnahme, da "der Bund" mitunter seit der "Wende" ausfiel.

Da es viele Projekte in Wien gibt, die sich teils vor allem an Wienerinnen wenden, teils an diese und an Frauen in ganz Österreich, kann auch eine rührige Stadträtin nicht alle im Kopf haben. Ergo werde ich sie mit der Frage nach den Projekten, die im nun endenden Jahr 2006 eine Subvention erhalten haben, sicher nicht überrumpeln, indem ich damit spontan bei einer Pressekonferenz komme. Also hinterlasse ich im Büro der Stadträtin eine Nachricht, dass mich dies interessiert und dass man dazu doch was austeilen könne, einfach eine Liste mit Projekten (wenn geht inklusive der letzten GR-Sitzung am 15.12., falls in dieser noch Subventionen beschlossen werden sollen).

Dies durchaus auch im Vergleich mit dem "Bund" - und natürlich, um wieder mehr ins Bewusstsein der anwesenden JournalistInnen zu rücken, dass vor den Wahlen ein eigenständiges Frauenministerium mit mehr Kompetenzen und mehr Budget und mehr Förderung für Frauenprojekte gefordert wurde. Nach dem Wahltermin 1. Oktober müsse es ein "wirkliches Frauenministerium" geben, das mit Kompetenzen und ausreichend Budget für Frauenförderung (100 Millionen Euro, die u.a. Frauenprojekte erleichtert aufatmen lassen) versehen ist. Die Frauenministerin muss, wenn - auch als Verstoß gegen die Verpflichtung zu Gender Mainstreaming - Fraueninteressen verletzt werden, auf andere MinisterInnen einwirken können.

So Johanna Dohnal und Barbara Prammer, beide einst Frauenministerin, bei der Präsentation des SPÖ-Frauenprogramms (diesmal als Frauen-Abc) am 16.8.2006. ür Prammer sind Frauenvereine "Ansprechpartnerinnen Nr.1", da hier viele Anregungen für politische Veränderungen aus dem Praxisbezug kommen. Natürlich müssen Frauenprojekte in ihrer Existenz gesichert werden, was die Regierung leider vernachlässigt hat. Dort wird nicht verstanden, dass es ein Wechselspiel zwischen den Vereinen und der Politik geben muss, das Kritik beinhalten darf.

Diesen Standpunkt betonte Prammer immer wieder, sodass sich "die Frauenprojekte" wohl einiges von einer SPÖ-geführten Regierung erwarten dürfen. Gerade jetzt muss aber wohl nochmal auf die Forderungen in Sachen Frauenministerium und Drumherum hingewiesen werden, da die Koalitionsverhandlungen laut Berichten munter voranschreiten und Mitte Jänner beendet sein sollen. Letzte Woche hörte ich bei einer eher privaten Gelegenheit aus dem Frauenministerium, dass das Verhandeln in "Frauensachen" gar nicht sonderlich schwierig sei, da frau sich in wesentlichen Punkten eh einig sei.

Da sollte uns ja hoffnungsfroh stimmen - wenn dies beinhaltet, dass die Einigkeit sich auch auf EIGENSTÄNDIG, MEHR KOMPETENZEN, MEHR BUDGET, MEHR FÖRDERUNG bezieht. Darüber hinaus geht es um einen grundsätzlichen Zugang zur Frauenpolitik, wo beispielsweise eine Diskussion im Renner-Institut Anregungen bot oder auch die (leiderleider einzige) Diskussion der Kandidatinnen an der Spitze der Parteien im Zigarrenklub.

Vermisst wurde im Wahlkampf vielfach ein Signal der Frauenprojekteszene, also der NGOs - die sich bislang immer in irgendeiner Form zusammengefunden hatten, um ihre Forderungen zu deponieren (und sei es ein rascher Fototermin vor dem Frauenministerium). "Resignation", meinen die einen und verweisen auf die Fördersituation, "schade", meinen die anderen, die sich mehr "Druck von aussen" wünschen. Frauenprojekt ist jedoch kein sakrosankter Status, den manche insgeheim gern hätten.

Eine Frau, die ich vor allem virtuell kenne und die sich in einem Projekt engagiert, vertraute sich mir heute per Handy an - weil ich ähnlich drauf bin wie sie, nicht jammere, sondern eigenständig agiere. Danke für die Blumen :-). Sie kann, ebenso wie ich, nicht ab, wenn Frauen sich nur als Opfer sehen, alles für sie schlecht ist und sie meinen, aus einem Märtyrerinnenstatus Rechte ableiten zu können. Dann sind nämlich bald alle anderen ausser solchen Frauen selbst Verräterinnen (Politikerinnen sowieso, aber auch Frauen in anderen Projekten).

Wir stöhnten beide über ein solches Exemplar, das meiner Gesprächspartnerin schon ordentliche Troubles bereitet hat. Mir reicht virtuelles Gemotze von dieser Person, die tatsächlich meinte, mir im "wir"-Stil Vorschriften zu machen, wen CeiberWeiber interviewen und wen nicht. Beispielsweise war von der selbsternannten Hüterin des wahren Feminismus streng untersagt worden, mit weiblichen Mitgliedern der Bundesregierung Gespräche zu führen. Ich war auf 180 und antwortete, soweit ich mich erinnere, dass uns niemand Vorschriften zu machen hat und dass es kein "wir" mit Frauen gibt, die uns in keiner Weise unterstützen.

Und dass ich Frauen nicht vorschreiben will, wen sie zu wählen haben - es ist nunmal so, dass auch Frauen unterschiedliche politische Standpunkte haben und dass dies eine Stärke ist. Ich möchte, dass Frauen über ihre Positionen diskutieren, wie Männer dies auch tun und es nicht heisst "ihr seids alle Frauen, ihr müssts euch einigen und eine Meinung haben". Fortan antwortete ich auf die Frage "Zensieren sie (die Regierung) euch?" immer so: "Nein, ganz und gar nicht, der einzige Zensurversuch kam von einer gewissen Frau als selbsternannter Sprecherin der Frauenbewegung!"

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