22.12.06

7 Jahre Frauennetzwerk Medien



Ich bin ein Platzhalter, und ein Weihnachtsgeschenk. Platzhalter, weil meine Zweibeinerin noch Fotos von der Weihnachtsfeier des Frauennetzwerks Medien bekommen soll, aber Lust hat, den Text dazu noch nachts ins Netz zu stellen. Ein Weihnachtsgeschenk bin ich, weil die Mama meiner Zweibeinerin Malerin ist und schon mal gemailt hat, was dann gebracht werden soll. Ein Porträt von mir, Kater Gandalf, dem Freigeborenen, der sich im Sommer ein eigenes Revier suchte und beschloss, es mal unter Menschen zu probieren. Kompliment an die Künstlerin, es sieht mir wirklich ähnlich! :-)

Das Frauennetzwerk Medien wurde vor sieben Jahren (wie die Zeit vergeht ;-) als eine Folge des 1. Österreichischen Journalistinnenkongress gegründet. Seither trifft frau sich regelmässig, besucht gemeinsam sehr günstig angebotene Seminare, macht Mentoring, spielt stille Post für freiwerdende Jobs und Wohnungen, äussert sich zu sexistischer Berichterstattung und frauenfeindlichem Verhalten von Medienmännern und vergibt sozusagen als Ehrung der Obersexisten alljährlich das Handtaschl.

In einem atemlosen Satz ist natürlich nicht wirklich unterzubringen, was das Netzwerk leistet und für die Einzelne bedeutet. Genaugenommen braucht frau mal das Innehalten und Zurückdenken an die Prä-Netzwerk-Zeiten, als es nur individuelle persönliche Kontakte gab. "Damals" schlossen sich Frauen nur im Anlassfall zusammen, beispielsweise wenn sie innerhalb von Medien Sexismus ausgesetzt waren. Es existierte in der Gründungszeit ein Netzwerk bei der Tageszeitung "Der Standard", wo Frauen neben Karrierenachteilen auch darüber klagten, dass Männer ungeniert Pornobilder am PC hatten, wenn Frauen zu ihnen kamen, die etwas berufliches brauchten.

Vorbild beim Frauennetzwerk war der deutsche Journalistinnenbund, der bereits mehrmals bei den Journalistinnenkongressen zu Gast war und vieles auch bei uns durch sein Beispiel angeregt hat. (Längst haben die CeiberWeiber natürlich auch gute Verbindungen zu dieser Organisation und einige Fans im "hohen Norden" .-). Wer übrigens die hiesigen Journalistinnenkongresse nachlesen will, kann einerseits zu Tagungsdokumentationen bei Medienfrauen.net greifen oder andererseits zu unseren Berichten jedes Jahr.

Das Frauennetzwerk Medien ist als richtiger Verein organisiert und hat neben diversen Funktionen auch eine Vorsitzende, was seit 2000 die Aufgabe von Bigi Handlos ist (Chronikleiterin beim Hörfunk). Bigi ist auch Neulingen sofort ein Begriff, mailt sie doch unermüdlich alles, was für andere interessant sein kann, an ihren Verteiler. Während Männerseilschaften eher vorselektieren, wer in den Genuss spezieller nützlicher Infos kommt, läuft dies beim Frauennetzwerk Medien demokratisch ab. Dann finden sich ohnehin die richtigen, dh Jobs und geeignete Bewerberinnen kommen zusammen, und die Journalistin, die ihre Wohnung zeitweise wegen Auslandsaufenthalt vermietet, erfährt von der Kollegin, die dringend eine Bleibe für ein paar Monate sucht.

Über die Jahre hinweg kann frau auch den Lebenswegen der Netzwerkerinnen folgen, die beispielsweise vom Journalismus in die PR wechseln und manchmal umgekehrt. Das Netzwerken ermutigt auch, neue Chancen ergreifen oder zu schaffen, da Frauen erzählen, wie sie Nischen gefunden haben oder sich ein zweites Standbein basteln. "Wir kennen uns vom Netzwerk" reicht zur Kontaktaufnahme, auch wenn frau einander nur gelegentlich dichtgedrängt unter anderen JournalistInnen gesehen hat. Frauen werden an andere Frauen weitergereicht, die ihnen helfen können oder die etwas für sie haben; Synergieeffekte entstehen, wenn beruflich an einem Strang gezogen werden kann.

Das Netzwerk ist eine Stütze, wenn Frauen in Bereichen, wo "Frauenaspekte" bislang kaum Thema waren, diese ansprechen und umsetzen wollen. Ausserdem gibt es auch einen nicht zu unterschätzenden Faktor von Unterhaltung, Tratsch und Spass, was mitunter sehr aufbauend sein kann. Ernste Anliegen kommen mit Humor rüber und beflügeln alle, die gerade mit einem Bereich zu kämpfen haben. In der Vorstellrunde bei jedem Treffen werden etwaige Kinder als "niedliche Karrierebremsen" angeführt, ein Bonmot, das auf einen Journalistinnenkongress zurückgeht.

Alle Frauen wünschen sich, ob sie nun Kinder haben oder Kolleginnen helfen, wenn deren Kinder krank sind, dass mehr Rücksicht auf Betreuungspflichten genommen wird. Bei den Frauen, die sich mit zwei "Karrierebremsen" unermüdlich engagieren, ist von Partnern die Rede, die ihren Anteil an der Kinderbetreuung durchaus übernehmen. Diese Männer haben nicht unbedingt einen Medienberuf, sind jedoch oft Vorreiter an ihrem Arbeitsplatz, sodass ihnen weitere Karenzväter nachfolgen. Mit einem Betriebskindergarten und Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr ist der ORF anderen Medienunternehmen sicher voraus, jedoch andererseits auch der größte Medienarbeitgeber.

Selbstverständlich ist Elternschaft aber in keinem Medium, wobei eher noch geduldet wird, dass ein Mann morgens später kommt, um ein Auto zur Reparatur zu bringen, als eine Frau, weil sie die Betreuung eines kranken Kindes organisieren muss. Dass sich viel geändert hat, betonen jene Netzwerkerinnen, die bereits das Pensionsalter erreicht haben und einstmals praktisch nicht merken lassen durften, dass sie Kinder haben. Heute gibt es bereits genug Kolleginnen, die einer Alleinerzieherin mit krankem Kind helfen können und Dienste tauschen, doch "damals" waren Journalistinnen eine Seltenheit.

Und diese exotischen Personen mussten tunlichst verbergen, dass sie mit Kindern einen ganz anderen Alltag hatten als die Männer in den Redaktionen.... Andererseits sehen sie ihr Leben mit heranwachsenden Kindern im Rückblick als gutes Gelassenheitstraining für den Berufsalltag: wer pubertierende Kinder aushält, die können auch Cheflaunen von Falk bis Fellner nicht erschüttern :-)

Obwohl sich, so besonders die "alten Häsinnen" :-), viel geändert hat, bleiben sexistische Äusserungen, die einmal im Jahr mit dem Handtaschl ausgezeichnet werden. ORF-Chefredakteur Werner Mück, der mit satten Bezügen in Zukunft TW1 (Wetterfernsehen und so) leiten soll, verdiente sich den 1. Platz redlich, da er den "Hintern" von Kolleginnen kommentierte. Als ob es nicht reichen würde, dass die Gesichter von Frauen auf dem Bildschirm anders bewertet werden als jene von Männern (die kein Ablaufdatum zu haben scheinen).

Bei Personalentscheidungen drängen nach wie vor meist Männer erfolgreich zu den noch besser gefüllten Futtertrögen, während Frauen die Personalreserve auf der zweiten Ebene bleiben. Über das Schicksal von zunehmend freien (vogelfreien?) Journalistinnen entscheiden jene, die bestverdienend schon lange keinen innovativen Gedanken mehr hatten oder gar etwas dazugelernt hätten. Allerdings ist zu erfahren, dass auch jüngeren Männern auffällt, dass sie bei diesem System den Kürzeren ziehen, sodass sie Kritik an "Altherrenriegen" teilen.

Netzwerkerinnen haben übrigens kein Alter, da nächstes Jahr ein paar stolze Siebziger gefeiert werden. Unter anderem mit einer beim Weihnachtspunsch entstandenen Wette, dass auch eine Siebzigjährige noch an ein paar Wochenenden Radfahren lernen kann. Ich habe zwar nicht mitgewettet, meinte jedoch als Expertin (per Rad in kalter Nacht unterwegs :-), dass dies durchaus möglich sei, zumal die Neoradlerin reiten gelernt hat, was gut für die Balance ist. Ich fürchte, nach diesem Experiment muss ich Eislaufen lernen, wofür ich als Kind absolut kein Talent hatte (leichtsinnigerweise habe ich dies erwähnt). Aber ich weiss schon, wie ich mich rauswinden werde: ich bin noch viel zu jung dafür :-)

@ Nächstes Netzwerktreffen: am 17.1.2007 auf Einladung von US-Botschafterin Susan McCaw im Amerika-Haus, Näheres folgt auf der Webseite. Wer dabei sein und mit der Botschafterin reden möchte, die wird sich (wegen der Sicherheitsvorkehrungen) bis spätestens ein paar Tage vorm Termin anmelden müssen...

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