28.12.06

Budget und Gender

Das Wiener Budget stelle ich mir immer als dicken Wälzer vor - wohl weil ich es einst in so einer Form intensiv studiert habe, um in jedem Bereich "Frauenaspekte" zu finden. Das war Ende der 8oer / Anfang der 90er Jahre, als sowas noch nicht Gender Budgeting genannt wurde. Dieser Zugang ergab sich nahezu logisch aus Vorformen des Gender Mainstreaming, was damals frauenspezifische Kommunalpolitik genannt wurde.

Darunter verstand frau das Einbringen von anderen Sichtweisen in alle Politikbereiche, was besonders dort auch gut nachvollziehbar war, wo die politischen Entscheidungen nah an den BürgerInnen stattfanden. Politikerinnen begannen, "männliche" Verkehrspolitik zu hinterfragen, die sich am autofahrenden Mann orientierte. "Stadtplaner sind autofahrende Männer" war ein viel zitiertes Bonmot der deutschen Stadtplanerin Petra Rau, die dann auch mal ein Projekt für die Wiener MA 57 durchführte (die Frauenangelegenheiten auch sehr umfassend und unter Einbeziehung etwa von Sicherheit im öffentlichen Raum und Verkehrspolitik verstand).

In Graz gingen Mitte der 80er Jahre Frauen bei der Alternativen Liste daran, auch Bereiche jenseits des "Sozialen" und von etwaigen Frauenquoten als frauenspezifisch zu verstehen. Ich war eine von ihnen und habe auch gemeinsam mit Gemeinderätin Irene Windisch, die unser Werk dann in der Budgetdebatte 1988 vortrug, an der ersten frauenspezifischen Budgetrede gearbeitet. Dabei brachten wir zu jedem Bereich Anmerkungen aus Frauensicht an - etwas, das nicht so sehr überraschte, standen die Alternativen doch auch dafür ein, weibliche Formen im Sprachgebrauch zu verwenden (heute als gendergerecht bezeichnet).

Später in Wien (bei den Grünen) wollte ich aufbauend auf die Grazer Erfahrungen für ein Frauenkommunalprogramm die Feststellung für uns ist jeder Budgetsektor frauenspezifisch auf die Geschäftsgruppen beim klarerweise umfassenderen Budget einer viel grösseren Stadt anwenden. Nunja, die Begeisterung mancher damaliger Parteikollegen hielt sich in Grenzen - heute kann ich aber beobachten, wie einstige Forderungen aufgegriffen und sogar als Koalitionsbedingungen genannt werden (Wirtschaftsförderung mit Frauenförderung koppeln oder Parteienförderung an den Frauenanteil im Parlament binden :-)

Freilich waren die frühen Bestrebungen Richtung Gender Budgeting bei weitem nicht so detailliert wie jene Vorgaben, die heute die Stadt Wien macht. Stadtrat Rieder präsentierte am 24.10.2006 den Budgetvoranschlag für 2007, zu dem festgestellt wird:
Zugleich wurden in allen Ressorts alle Budgetansätze auf ihren Beitrag zur Verbesserung des Geschlechterverhältnisses überprüft, NutzerInnen-Quoten erstellt und geschlechtsspezifische Ziele formuliert. Hier reichen die Ansätze von der Fachhochschul- und Forschungsförderung, die eine Erhöhung der Frauenquote zum Ziel haben, über die Finanzierung der Kindergärten, dem Gesundheits- und Sozialbereich, bis zur gezielten Ausrichtung der Wohnbeihilfe auf mehr Geschlechtergerechtigkeit. Besonderer Schwerpunkt liegt natürlich auch hier bei der Verbesserung der Investitionen im Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialbereich.

Dies wird in einem eigenen Papier penibel ausgeführt hinsichtlich der Möglichkeiten der Gendergerechtigkeit, die jede Magistratsabteilung wahrnehmen soll. Darin wird auch auf die MA 57 eingegangen, die Gender ja als ureigenstes (mittlerweile eben nicht mehr als einzige MA) Anliegen hat:
Ermöglichung gleicher Lebenschancen für Frauen und Männer, Abbau struktureller Defizite und Förderung von gesellschaftspolitischen Veränderungen durch Grundlagenarbeit, Abwicklung von gezielten Projekten in Kooperation mit anderen Einrichtungen sowie problem- und zielgruppenspezifische Beratungs- und Serviceleistungen und gezielte Hilfestellung. Abbau von frauenspezifischen Benachteiligungen durch spezifische Frauenförderung. Und überhaupt:
Der gesamte Ansatz der MA 57 ist im Sinne des Gender Mainstreaming und Gender Budgeting in höchstem Ausmaß
relevant.


Klingt trocken, meint aber beispielsweise Punkt 757 in Geschäftsgruppe 4, Soziale Wohlfahrt und Wohnbauförderung:
Laufende Transferzahlungen an private Organisationen ohne Erwerbszweck: Rechnungsabschluss 2005: 5.595.876,43 Budget 2006: 5.775.000 Voranschlag 2007: 5.885.000. Den grössten "Brocken" stellt die Unterstützung der Wiener Frauenhäuser dar, die aber eine flächendeckende Versorgung mit Frauenhausplätzen garantieren, worauf Wien zu Recht stolz ist (dies ist in Österreich nicht überall gegeben).

Eine Debatte über Frauenförderung fand bspw. in der letzten Gemeinderatssitzung vom 19.12. statt, in der noch ein paar Förderungen beschlossen wurden (die freilich üblicherweise schon lange vorher eingereicht wurden). Es beteiligten sich Sandra Frauenberger (SPÖ und Berichterstatterin), Veronika Matiasek (FPÖ und eine, die etwas zuviel Feministisches sah, aber dann den Anträgen zustimmte), Monika Vana (Grüne und dort Frauensprecherin, die übrigens das Gender Budgeting in Wien als Etikettenschwindel sieht), Nicole Krotsch (auch SPÖ) und Barbara Feldmann (ÖVP und auch 2005 zu dem Thema am Wort).

Es gibt in Wien zwei Arten von Frauenprojekten: die einen haben Dreijahresverträge und daher auch Rechtssicherheit, die anderen suchen jedes Jahr um Subventionen an und haben die Sicherheit des Bedeckungsvorschlages, wie ihnen gerne mitgeteilt wird. Dies bedeutet aus dem Budgetdeutsch übersetzt, dass die Subvention vorgesehen sein muss - allein ist der online abrufbare Voranschlag (siehe Laufende Transferzahlungen an private Organisationen ohne Erwerbszweck) so konkret nun auch wieder nicht. Heisst das, für die ohne Dreijahresverträge bleibt die bange Frage, ob sie auch im nächsten Jahr als förderwürdig gelten?

Das kann's aber nicht sein, heisst es doch wie erwähnt in den Gender Budgeting-Leitlinien: Der gesamte Ansatz der MA 57 ist im Sinne des Gender Mainstreaming und Gender Budgeting in höchstem Ausmaß relevant. Und wir können uns angesichts der Projektevielfalt in Wien ziemlich sicher sein, dass niemand ein Förderansuchen einreicht, die nicht Gender Mainstreaming und Gender Budgeting unterstützt, also Geschlechtergerechtigkeit und den Abbau frauenspezifischer Benachteiligungen anstrebt.

PS: die Hammermeldung des Tages und zu Finanzangelegenheiten durchaus passend: nach einer Studie der AK, entnommen der Webseite der SPÖ-Frauen, kann jeder zweite Mann nach der "Babypause", also dem Kindergeldbezug an seinen Arbeitsplatz zurückkehren, aber nur jede dritte Frau. Und da zögere noch einer, selber wg. Nachwuchs zu pausieren mit dem Jobargument - obwohl Männer in Karenz nach wie vor weit seltener sind als Frauen ist ihr Risiko viel geringer als jenes der Frauen. Für Männer ist also das Untypische nicht so oft mit Arbeitsplatzverlust gekoppelt wie für Frauen das "Typische". Leisten Frauen, die wegen Kindern pausieren, weniger und sind verzichtbar im Gegensatz zu Männern? Frau könnte da leicht ins Grübeln kommen...

27.12.06

Radtour im Winter / Frauen und Politik


Ich habe die für manche eher absurde Idee, eine Radtour zu machen. Tu ich sonst auch gerne an freien Tagen :-). Die Radwege sind sicher nicht überfüllt, und so lange die Sonne scheint, ist es entsprechend vermummt auch sicher nicht zu kalt.

Mein Ziel ist der Sternengarten in der Nähe der Wotruba-Kirche, was vom Wienerberg aus bedeutet: bergab und dann lange gerade, am Liesingbach entlang und dann weiter, schliesslich ein schönes Stück bergauf schieben oder das Rad abstellen. Gute Idee, allerdings habe ich unterschätzt, wie kalt es dann doch im Schatten ist. Letztlich drehe ich in Liesing um und entdecke in der Lehnergasse gegenüber einer Siedlung dieses wunderschöne Haus mit naturbelassenem Garten. Am Liesinger Platz fahre ich Richtung Äquadukt, wo rechts eine riesige Baustelle hinter einer Ziegelmauer ist. Im Berghang sind Gewölbe sichtbar, mitten auf der Baustelle sind grosse Haufen von zerbröselten Ziegeln.

Eine Passantin stillt meine Neugier: das war die Liesinger Brauerei, und besonders aufwändig war es, den Turm zu demolieren, dazu brauchte es zwei Bagger, da man wegen des Äquaduktes nicht sprengen konnte. Die Ziegelreste sollten dazu verwendet werden, die Gewölbe zu füllen - aber anscheinend gibt es so viel Ziegelabfall, dass einiges übriggeblieben ist. Eine Radfahrerin (eine absolute Seltenheit; ich sah sonst nur einen Radler, der offenbar trainierte) wies mir den Weg unter der S-Bahn durch Richtung Radweg.



Es geht am Liesingbach entlang, der hier jedoch ein mit Steinen ausgelegtes Bett hat, während er ein paar Kilometer weiter wieder unbehindert fliessen darf. Die kräftigsten Bäume, die im Licht der untergehenden Sonne bräunlichrosa schimmern, haben die meisten Misteln, zum Teil so viele, dass man sie bestimmt nicht zählen kann. Bei Alterlaa gibt es Steinskulpturen, die zum Verweilen einladen; der Sandstein erweckt sonnenbeschienen sogar den Eindruck, zu wärmen.


Ausserdem kann man sich geschnitzte Statuen ansehen, zwischen denen das Gras von Reif überzogen ist. Ich bin dann froh, noch etwas einkaufen zu müssen und wärme mich in einem Supermarkt am Schöpfwerk auf. Dort geht es gemütlich zu, was mir gerade recht kommt, da die Hände und die Füsse inzwischen schon recht klamm sind. Als ich die lange Schlange an der Kassa absolviert habe, bin ich fit für den restlichen Weg.

Bis ich dann wirklich aufgewärmt bin, dauert es freilich - aber zumindest habe ich das Gefühl, dass diesen Winter jede Erkältung einen riesigen Bogen um mich macht. Das Bild gibt den Effekt nicht wieder, der ganz kurz von einem bestimmten Platz aus an dem Hochhaus zu beobachten war: die Lichtreflexe formten ein Kreuz. Für ChristInnen wäre das sicher ein Zeichen gewesen :-)

Meine These ist: Starke Frauen bringen in der Regel mehr weiter als durchaus gleich qualifizierte Männer.

Damit sind wir beim Thema Politik, denn dieser Ausspruch stammt aus jenem Bereich. Aber von wem ist er?

a) Barbara Prammer
b) Johanna Dohnal
c) Maria Rauch-Kallat
d) Alfred Gusenbauer
e) Wolfgang Schüssel

Bevor wir das Rätsel lösen, ein paar Bemerkungen zur Berichterstattung über Politikerinnen. Wenn wir den "Kurier" und "Österreich" in Bezug auf die CSU-"Rebellin" Gabriele Pauli vergleichen, könnte man annehmen, es drehe sich in den Artikeln um völlig verschiedene Personen. Sachlich der "Kurier" am 23.12.2006: wir erfahren, dass Gabriele Pauli, Landrätin in Bayern, von Ministerpräsident Stoibers Büroleiter ausspioniert wurde. Er wolle Männergeschichten, Alkohol und was man ihr sonst noch so anhängen könnte finden.

Mittlerweile ist der Mann zurückgetreten und Pauli steht im Mittelpunkt von Kritik, weil sie auch Konsequenzen für Stoiber fordert, dessen Büroleiter ja wohl kaum ganz und gar auf eigene Faust gehandelt haben wird. Pauli gilt schon lange als Stoiber-Kritikerin, da sie möchte, dass jemand anderer die Partei in die Landtagswahl 2008 führt (bei der Stoiber bereits 68 Jahre alt sein wird). Das Foto zum Bericht zeigt eine attraktive Frau mit roten Haaren. "Österreich" nimmt eine Art Partyfoto der "schönen Gabi" mit knappem Kleid. Es wird betont, dass Frau Pauli angeblich nicht bespitzelt werden sollte, sondern man Erklärungen für ihr Verhalten suchte.

Was impliziert, dass es irgendwie abnorm sein muss, einen altgedienten Politiker ablösen zu wollen - jedenfalls dann, wenn eine Frau auf die Idee kommt. "Österreich" gibt auch einen der üblichen Kurzkommentare ab, betitelt: Der Altbauer gegen die schöne Magd, was das Ganze gewollt auf die Ebene "bayrisches Bauertheater" zieht. Dass es eine Ungeheuerlichkeit ist, jemanden auszuspionieren und Material gegen sie / ihn zu sammeln, das alles noch dazu in der eigenen Partei, ist da kein Thema mehr. Wie würde wohl reagiert werden, hätte Stoibers Büroleiter gegen einen Mann agiert? Es wäre wohl keine Lappalie - auch wenn angehängte Affären das Image eines Mannes immer noch weniger beschädigen als das einer Frau....

....und nun die Lösung:

Wolfgang Schüssel sagte dies, in einem Interview im "Standard" am 26.5.2001 :-)

26.12.06

Lernen von den Inuit / Gespräch mit einem Arbeitslosen

Nach Weihnachten gibt's auf den diversen Fernsehkanälen nicht nur Kitsch, sondern auch Reisereportagen im weitesten Sinn. Gestern nachmittag landete ich mitten im Bericht über Landschaftsarchitektur in Saudi Arabien, wo Sandstein kreativ verwendet wird und Wasserparks die Attraktion sind (in grösster Hitze freilich erst nach Einbruch der Dunkelheit). Die Abwässer von Riyadh haben sogar einen dauerhaften Fluss in einem Wadi geschaffen, wo Schilf als natürliche Kläranlage fungiert. Angeln zu gehen hat natürlich einen besonderen Reiz für einstige Wüstenbewohner.

"Arte" zeigte, wie die Menschen auf den Florida Keys mit der Hurrikangefahr leben und bot auch Einblicke in Naturschutzprojekte, bei denen Korallenriffe bewahrt und gestrandente Meeressäuger von Freiwilligen im flachen Wasser rund um die Uhr gesundgepflegt werden. Und dann erzählte ein junger Inuit vom Leben mit Tradition und Moderne im äussersten Norden Kanadas. Die ganz Alten erinnern sich noch daran, wie es war, in Iglus zu wohnen, und sind froh, dass diese Zeit vorbei ist.

Die Inuit gehen pragmatisch mit technischem Fortschritt und den Segnungen der Zivilisation um: sie übernehmen, was ihnen das Leben leichter macht, und nutzen es, um ihre Traditionen zu bewahren. Sie jagen mit Motorboot und Gewehren, wobei es Freiheit bedeutet, nicht mehr paddeln zu müssen und so weit aufs Meer hinaus fahren zu können. Gejagt wird wie einst aus Überlebensnotwendigkeit, da man in den Supermärkten der Siedlungen zwar alles bekommt, es aber zu teuer ist, um sich nicht teilweise selbst versorgen zu müssen.

Was ihnen sinnvoll erscheint, übernehmen sie schnell, besonders wenn es auch der Entspannung und der Unterhaltung dient. Längst spielen sie all jene Musikinstrumente, die die Weissen vor über 50 Jahren mitbrachten. Es gibt Rockbands und Country-Musiker, und sogar schottische Tanzgruppen. In den 70er Jahren kam ein schottischer Lehrer zu ihnen, der die Tänze aus seiner Heimat mitbrachte. Mittlerweile ist es Tradition, dass seine Tänze von der Mutter auf die Tochter weitergegeben werden.

Im Winter versammeln sich Inuit oft in den Merkzweckhallen der Dörfer und veranstalten spielerische Wettkämpfe. Das Baby, das am schnellsten durch die Halle krabbelt, wird ebenso prämiert wie das witzigste Kostüm. Dafür marschieren Mexikaner, Schotten, Inderinnen und Hawaii-Mädchen auf und auch Polizisten - wobei alle Kostüme selbstgemacht sind. Für uns ist es unvorstellbar, in einem Land zu leben, wo Winter wirklich eisige Kälte bedeutet und Sommer Wassertemperaturen von höchstens neun Grad (dabei baden Kinder wie in unseren Breiten ganz unbekümmert im Meer!).

DIe Inuit erteilen der Verklärung von "Naturvölkern" und ihrer Lebensweise, die in unserer hochtechnischen Welt so gerne Platz greift, eine deutliche Absage. Für sie gibt es keinen Grund, auf Bequemeres zu verzichten, nur weil ihre Vorfahren keine Wahl hatten. Dennoch bewahren sie ihre Traditionen und ihre Lebensweise, in modernisierter Form. Sie betrachten sich als Teil der Natur, auch wenn sie motorisiert sind und in warmen Häusern wohnen. Das könnten wir doch auch mal versuchen....

Katzentrockenfutter ist alle, daran habe ich vor Weihnachten nicht gedacht. da ich die Säcke immer gleich in Dosen umfülle. Ich hoffe, dass der Drogeriemarkt am Westbahnhof offen hat, wo ich auch gleich Gutscheine einlösen kann (welch sinnvolles Weihnachtsgeschenk!). Er hat, und ich kehre mit Vorrat für die nächsten Wochen zurück. Unterwegs bleibe ich beim Hilfswerk in der Bürgerspitalgasse stehen, wo ausgerechnet an einem Feiertag ein Flohmarkt stattfindet. Verantwortlich ist ein Arbeitsloser, ehemals Bilanzbuchhalter, der sich nach acht Coachings als Experte für die Schulung von Arbeitslosen sieht.

Meist hört er von potenziellen Arbeitgebern, er sei überqualifiziert. Mit dem Annehmenmüssen von Arbeit hat er auch so seine Erfahrungen gemacht, als Strassenkehrer beim Magistrat. Andere in den Kursen wurden Supermärkten als Gratisarbeitskräfte ohne Chance auf Beschäftigung zur Verfügung gestellt. Nicht mal die Fahrscheine hat man diesen Menschen bezahlt. Er lebt in einer kleinen Wohnung mit einem alten Hund, der ihn davor bewahrt hat, depressiv zu werden.

Zu Weihnachten hat er beim Hilfswerk gekocht, es sind 60 Leute gekommen, die an diesem Tag nicht allein sein wollten. Dieser Standort des Hilfswerks ist inzwischen aus Medienberichten bekannt, da ein Wohnheim für obdachlose Frauen eröffnet wurde. Sinnvolle Sache, meint er, denn er weiss auch, dass viele Frauen Wohnungslosigkeit dadurch verbergen, dass sie bei einem Mann wohnen, mit dem sie dann Sex haben müssen. "Da scheniert ma si direkt als Mann", meint er dazu....

23.12.06

Weihnachts (einkaufs) gedanken

Laut Berichten wurde für den 23. Dezember ein Superumsatz im Handel erwartet, der die etwas geringere weihnachtliche Kauffreude heuer wieder wettmachen soll. An sich wäre vernünftig, hielten sich die Leute zurück, da die Kaufkraft ja gesunken ist und Alltagskosten wie Wohnen und Energie teurer wurden. Weniger beachtet wird da schon eine AK-Untersuchung, dass besonders Frauen (jede 2.) an "Kaufrausch" leiden. Dies bei einem weit geringeren Einkommen als es Männer haben.

Von Selbstkontrolle ist wenig zu bemerken, wenn frau sich an diesem Tag doch (nach längerem Zögern :-) auf die Mariahilferstrasse begibt. Frau muss aufpassen, nicht auszurutschen, nicht wegen dem ausbleibenden Schnee, sondern da der Boden von Flugzetteln übersät ist. Geworben wird für Parties, die maximal für 20% der PassantInnen interessant sein werden.



Shire Horses aus dem Wiener Prater beim Weihnachtsmarkt am Karlsplatz - diese Pferde stammen aus England und werden bis zu 2 Meter hoch. Die beiden Wallache sind ein paar Zentimeter "kleiner" aber natürlich sehr imposant. Sie zu putzen ist eine Herausforderung, besonders wegen des dichten Fesselbehangs.

Absurd dann manche Dialoge an der Kassa:

Ich stelle mich z.B. beim Libro an, erstehe eine Laterne mit Rentieren um bescheidene 3 Euro (Abverkauf von Weihnachtsdeko :-), da fragt mich der Bursch vor mir, ob er seinem Vater wohl eine Pink Floyd-DVD schenken solle. "Es sind vier Stunden drauf", erklärt er. "Da kann ich doch wohl nichts falsch machen, oder?" - "Wie alt ist Ihr Vater denn?", möchte ich sachlich wissen. "Weisss ich nicht so genau, irgendwas über vierzig."

"Ich bin auch über vierzig". meine ich "und kenne Klassik-Fans, die Pink Floyd auch super finden." Dann fällt mir noch was ein: "Meine Eltern mögen Pink Floys auch, hatten alle Platten, und die sind über sechzig." An die rein technische Frage, ob der Vater, der mit einem Bein praktisch schon in der Kiste steht, wohl einen DVD-Player hat, komme ich erst später :-) Beim Tchibo finden andere Grufties diese Episode recht witzig.

Also was mich als alte Frau betrifft, so würd ich mir auch eine Metallica oder Marilyn Manson-DVD reinziehen - vorausgesetzt, mein Mac kann sie abspielen, denn dessen Playerfunktion hab ich bislang nur mit DVDs getestet, die es zu Zeitschriften als Beilage gibt. Ansonsten muss ich mich ganz altmodisch auf den Videorecorder verlassen, den ich auch erst sein ein paar Jahren besitze (immerhin programmiere ich ihn ohne männliche Hilfe, was angeblich nicht jede kann :-).

Noch später war mir klar, was ich auf die "jugendliche Arroganz" hätte kontern sollen: "Schenken Sie Ihrem Vater doch einen Tattoogutschein, mein Vater hat sich auch tätowieren lassen." (Was stimmt, da der Mann meiner Schwester Tätowierer ist.) Beim Tchibo sind die Verkäuferinnen schwer genervt, weisen Leute zurecht, die Kleidung auch unverpackt sehen wollen und sie selbst auspacken. Beim Rausgehen höre ich noch: "Schwarzfahrer können auch bei mir zahlen!" (Natürlich waren es "Barzahler", aber ich hab oft so Assoziationen: so fahre ich am Weg in die Stadt bei einem Schild "Mietmich" vorbei, und lese immer "Mietmilch" und wundere mich, was damit wohl gemeint ist :-).

Apropos Kassen: auch beim Thalia haben viele Kassen offen, doch sitzen daran teils unerfahrene Kräfte. Ich muss verdammt aufpassen, dass meine Sachen nicht mehrfach abgelesen und boniert werden, und nachdem alles sicherheitshalber zweimal eingescannt wurde (ich alles einmal bezahle), stelle ich fest, dass dabei auf die Kundenkarte vergessen wurde. Jemand von einer anderen Kassa will, dass ich meinen Zettel dalasse, damit es nachgetragen wird - super, wenn ich mit Bankomat zahle, werde ich dem Beleg einfach dalassen. Er kopiert den Kassabeleg, die Uhr wandert und die Supermärkte sperren bald zu.

Ich rase dann los, schlüpfe noch hinein und stelle fest, dass ich mehr brauche, als ich bequem auf dem Fahrradkorb transportieren kann. Selbst bei einer Kleinpackung Küchenrollen (als Küchenrollen und als Klopapierersatz) wird es ein Balanceakt. Danach würde ich noch gerne den nächsten Weihnachtsmarkt geschenkemässig leerkaufen, weil wirklich vieles schön ist und ich auch weiss, wen was freuen würde. Ich belasse es bei einem Kokospunsch (mit Alkohol) als Stärkung für die Heimfahrt den Berg hinauf....



In der Mailbox stapelt sich Weihnachtspost, unter anderem von den Kuchers in Tirol, bei denen einst meine Katze Blume zuhause war. Sie züchten Chartreux-Katzen und mittlerweile auch Bengalen und fallen mir (neben anderen, die ich auch persönlich kenne) immer ein, wenn ich nach guten Züchtern gefragt werde. Man erkennt solche Leute nicht nur daran, dass sie ihren Katzen nur das Beste zukommen lassen und sie gut versorgen - ihr Herz ist offen für alle Tiere. Etwa für die beiden Kater Petersson und Findus, die jemand im Sommer im Wald aussetzte. Sie nahmen sie mit, päppelten sie auf und nun haben sie ein Zuhause für immer bei ihnen.

Auf der Webseite der Kuchers (siehe Link oben) gibt es auch Jugendbilder von meiner Blume (unter "Ehemalige" - Femme Fleur"), die zeigen, dass sie es schon immer faustdick hinter den Ohren hatte. Sie ist die einzige Katze, die mich regelrecht pflanzt und sich daraus einen Riesenspass macht :-) Bei den Links führt auch einer zu Chartreux den Mumm in Deutschland, wo eine Vorfahrin von Blume, Fleur Bleue, lebte, die auch sehr an sie erinnert.



Etwas unwillig posiert hier "Bärchen" Athos mit Lametta: Tiere sind kein Weihnachts- geschenk! Mir wird ganz anders bei der Vorstellung, wieviele Menschen dies nicht beachten und wie viele Tiere dann nach den Feiertagen "entsorgt" und ausgesetzt werden. Mittlerweile gibt es genug virtuellen Ersatz, von Nintendogs bis zu den Haustieren der Sims! Und wenn es ein Haustier sein soll: Zubehör und Fachbücher schenken und nach den Feiertagen ins Tierheim gehen oder sich auf Tiervermittlungsseiten umsehen (Tierfreunde, Tierfreund, Tiersuche etc. oder den Bengalen in Not helfen)

Oder um es mit Manfred Deix zu sagen:

Wer zum Katzi böse ist
gilt ab dato als vermisst
:-)

Sehr witzig waren die Weihnachtsgrüsse der Constantin Film (herrlich die singenden Rentiere)

und auch die drei Königinnen, die uns eine Userin aus Kanada (!) schickte....

(Der Weihnachtsbär ist grad über die Tastatur hinweg aufs Regal gesprungen, ich sollte besser aufhören :-)

22.12.06

7 Jahre Frauennetzwerk Medien



Ich bin ein Platzhalter, und ein Weihnachtsgeschenk. Platzhalter, weil meine Zweibeinerin noch Fotos von der Weihnachtsfeier des Frauennetzwerks Medien bekommen soll, aber Lust hat, den Text dazu noch nachts ins Netz zu stellen. Ein Weihnachtsgeschenk bin ich, weil die Mama meiner Zweibeinerin Malerin ist und schon mal gemailt hat, was dann gebracht werden soll. Ein Porträt von mir, Kater Gandalf, dem Freigeborenen, der sich im Sommer ein eigenes Revier suchte und beschloss, es mal unter Menschen zu probieren. Kompliment an die Künstlerin, es sieht mir wirklich ähnlich! :-)

Das Frauennetzwerk Medien wurde vor sieben Jahren (wie die Zeit vergeht ;-) als eine Folge des 1. Österreichischen Journalistinnenkongress gegründet. Seither trifft frau sich regelmässig, besucht gemeinsam sehr günstig angebotene Seminare, macht Mentoring, spielt stille Post für freiwerdende Jobs und Wohnungen, äussert sich zu sexistischer Berichterstattung und frauenfeindlichem Verhalten von Medienmännern und vergibt sozusagen als Ehrung der Obersexisten alljährlich das Handtaschl.

In einem atemlosen Satz ist natürlich nicht wirklich unterzubringen, was das Netzwerk leistet und für die Einzelne bedeutet. Genaugenommen braucht frau mal das Innehalten und Zurückdenken an die Prä-Netzwerk-Zeiten, als es nur individuelle persönliche Kontakte gab. "Damals" schlossen sich Frauen nur im Anlassfall zusammen, beispielsweise wenn sie innerhalb von Medien Sexismus ausgesetzt waren. Es existierte in der Gründungszeit ein Netzwerk bei der Tageszeitung "Der Standard", wo Frauen neben Karrierenachteilen auch darüber klagten, dass Männer ungeniert Pornobilder am PC hatten, wenn Frauen zu ihnen kamen, die etwas berufliches brauchten.

Vorbild beim Frauennetzwerk war der deutsche Journalistinnenbund, der bereits mehrmals bei den Journalistinnenkongressen zu Gast war und vieles auch bei uns durch sein Beispiel angeregt hat. (Längst haben die CeiberWeiber natürlich auch gute Verbindungen zu dieser Organisation und einige Fans im "hohen Norden" .-). Wer übrigens die hiesigen Journalistinnenkongresse nachlesen will, kann einerseits zu Tagungsdokumentationen bei Medienfrauen.net greifen oder andererseits zu unseren Berichten jedes Jahr.

Das Frauennetzwerk Medien ist als richtiger Verein organisiert und hat neben diversen Funktionen auch eine Vorsitzende, was seit 2000 die Aufgabe von Bigi Handlos ist (Chronikleiterin beim Hörfunk). Bigi ist auch Neulingen sofort ein Begriff, mailt sie doch unermüdlich alles, was für andere interessant sein kann, an ihren Verteiler. Während Männerseilschaften eher vorselektieren, wer in den Genuss spezieller nützlicher Infos kommt, läuft dies beim Frauennetzwerk Medien demokratisch ab. Dann finden sich ohnehin die richtigen, dh Jobs und geeignete Bewerberinnen kommen zusammen, und die Journalistin, die ihre Wohnung zeitweise wegen Auslandsaufenthalt vermietet, erfährt von der Kollegin, die dringend eine Bleibe für ein paar Monate sucht.

Über die Jahre hinweg kann frau auch den Lebenswegen der Netzwerkerinnen folgen, die beispielsweise vom Journalismus in die PR wechseln und manchmal umgekehrt. Das Netzwerken ermutigt auch, neue Chancen ergreifen oder zu schaffen, da Frauen erzählen, wie sie Nischen gefunden haben oder sich ein zweites Standbein basteln. "Wir kennen uns vom Netzwerk" reicht zur Kontaktaufnahme, auch wenn frau einander nur gelegentlich dichtgedrängt unter anderen JournalistInnen gesehen hat. Frauen werden an andere Frauen weitergereicht, die ihnen helfen können oder die etwas für sie haben; Synergieeffekte entstehen, wenn beruflich an einem Strang gezogen werden kann.

Das Netzwerk ist eine Stütze, wenn Frauen in Bereichen, wo "Frauenaspekte" bislang kaum Thema waren, diese ansprechen und umsetzen wollen. Ausserdem gibt es auch einen nicht zu unterschätzenden Faktor von Unterhaltung, Tratsch und Spass, was mitunter sehr aufbauend sein kann. Ernste Anliegen kommen mit Humor rüber und beflügeln alle, die gerade mit einem Bereich zu kämpfen haben. In der Vorstellrunde bei jedem Treffen werden etwaige Kinder als "niedliche Karrierebremsen" angeführt, ein Bonmot, das auf einen Journalistinnenkongress zurückgeht.

Alle Frauen wünschen sich, ob sie nun Kinder haben oder Kolleginnen helfen, wenn deren Kinder krank sind, dass mehr Rücksicht auf Betreuungspflichten genommen wird. Bei den Frauen, die sich mit zwei "Karrierebremsen" unermüdlich engagieren, ist von Partnern die Rede, die ihren Anteil an der Kinderbetreuung durchaus übernehmen. Diese Männer haben nicht unbedingt einen Medienberuf, sind jedoch oft Vorreiter an ihrem Arbeitsplatz, sodass ihnen weitere Karenzväter nachfolgen. Mit einem Betriebskindergarten und Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr ist der ORF anderen Medienunternehmen sicher voraus, jedoch andererseits auch der größte Medienarbeitgeber.

Selbstverständlich ist Elternschaft aber in keinem Medium, wobei eher noch geduldet wird, dass ein Mann morgens später kommt, um ein Auto zur Reparatur zu bringen, als eine Frau, weil sie die Betreuung eines kranken Kindes organisieren muss. Dass sich viel geändert hat, betonen jene Netzwerkerinnen, die bereits das Pensionsalter erreicht haben und einstmals praktisch nicht merken lassen durften, dass sie Kinder haben. Heute gibt es bereits genug Kolleginnen, die einer Alleinerzieherin mit krankem Kind helfen können und Dienste tauschen, doch "damals" waren Journalistinnen eine Seltenheit.

Und diese exotischen Personen mussten tunlichst verbergen, dass sie mit Kindern einen ganz anderen Alltag hatten als die Männer in den Redaktionen.... Andererseits sehen sie ihr Leben mit heranwachsenden Kindern im Rückblick als gutes Gelassenheitstraining für den Berufsalltag: wer pubertierende Kinder aushält, die können auch Cheflaunen von Falk bis Fellner nicht erschüttern :-)

Obwohl sich, so besonders die "alten Häsinnen" :-), viel geändert hat, bleiben sexistische Äusserungen, die einmal im Jahr mit dem Handtaschl ausgezeichnet werden. ORF-Chefredakteur Werner Mück, der mit satten Bezügen in Zukunft TW1 (Wetterfernsehen und so) leiten soll, verdiente sich den 1. Platz redlich, da er den "Hintern" von Kolleginnen kommentierte. Als ob es nicht reichen würde, dass die Gesichter von Frauen auf dem Bildschirm anders bewertet werden als jene von Männern (die kein Ablaufdatum zu haben scheinen).

Bei Personalentscheidungen drängen nach wie vor meist Männer erfolgreich zu den noch besser gefüllten Futtertrögen, während Frauen die Personalreserve auf der zweiten Ebene bleiben. Über das Schicksal von zunehmend freien (vogelfreien?) Journalistinnen entscheiden jene, die bestverdienend schon lange keinen innovativen Gedanken mehr hatten oder gar etwas dazugelernt hätten. Allerdings ist zu erfahren, dass auch jüngeren Männern auffällt, dass sie bei diesem System den Kürzeren ziehen, sodass sie Kritik an "Altherrenriegen" teilen.

Netzwerkerinnen haben übrigens kein Alter, da nächstes Jahr ein paar stolze Siebziger gefeiert werden. Unter anderem mit einer beim Weihnachtspunsch entstandenen Wette, dass auch eine Siebzigjährige noch an ein paar Wochenenden Radfahren lernen kann. Ich habe zwar nicht mitgewettet, meinte jedoch als Expertin (per Rad in kalter Nacht unterwegs :-), dass dies durchaus möglich sei, zumal die Neoradlerin reiten gelernt hat, was gut für die Balance ist. Ich fürchte, nach diesem Experiment muss ich Eislaufen lernen, wofür ich als Kind absolut kein Talent hatte (leichtsinnigerweise habe ich dies erwähnt). Aber ich weiss schon, wie ich mich rauswinden werde: ich bin noch viel zu jung dafür :-)

@ Nächstes Netzwerktreffen: am 17.1.2007 auf Einladung von US-Botschafterin Susan McCaw im Amerika-Haus, Näheres folgt auf der Webseite. Wer dabei sein und mit der Botschafterin reden möchte, die wird sich (wegen der Sicherheitsvorkehrungen) bis spätestens ein paar Tage vorm Termin anmelden müssen...

21.12.06

Person of the Year, Terror Hoax etc.

DU bist die Person des Jahres des Time Magazine, berichten Medien und meinen DICH, wenn du InternetuserIn bist. Hierzulande sind sie besonders stolz, weil bei uns relativ viele Menschen Zugang zum Internet haben.

Nette Story, nur - leider ist es nicht die ganze Wahrheit. Die Person des Jahres, gewählt von den LeserInnen des Time Magazine, bist nicht DU (und auch nicht ICH :-), sondern es ist Hugo Chavez, der wiedergewählte Präsident Venezuelas. Nicht nur das - sein Wahlsieg (bezogen auf die % in Venezuela) übertrifft auch die Ergebnisse, derer sich amerikanische Präsidenten rühmen können. Global Research, auf die wir verweisen, schreibt:

It turned out Hugo Chavez won their poll by a landslide at 35%. Second was Iranian President Mahmoud Ahmadinejad at 21%. Then came Nancy Pelosi at 12%, The YouTube Guys 11%, George Bush 8%, Al Gore 8%, Condoleezza Rice 5% and Kim Jong Il 2%. For some reason, the magazine's December 25 cover story omitted these results, so their readers never learned who won their honor and rightfully should have been named Time's Person of the Year. An oversight, likely, in the holiday rush, so it's only fitting the winner be announced here - in the online space the magazine rates so highly: Venezuelan President Hugo is Time Magazine's 2006 Person of the Year.

Hugo Chavez wird auch beim CeiberWeiber-Jahresrückblick erwähnt, und zwar mit seiner Rede beim alternativen Lateinamerikagipfel im Mai in Wien. Immerhin wird man derlei so schnell nicht wieder erleben :-). Bei Global Research schreibt auch Craig Murray, ehemals britischer Botschafter in Usbekistan, beispielsweise über den Liquid Bomber Hoax.

DU, vermeintliche Person des Jahres :-), weisst schon, was damit gemeint ist: ja, genau, dieses lästige Wegwerfen von Zahnpastatuben mit mehr als 100ml Fassungsvermögen auf Flughäfen, das Nichtwissen, wohin mit der Kontaktlinsenflüssigkeit (Hilfe, wenn das aufgegebene Gepäck verloren geht, was heisst Kontaktlinsenpflegemittel auf Litauisch etc?).

Murray googelt, wie ich auch (noch so eine vergebliche Person des Jahres), und findet keine Beweise zum mastermind des angeblichen Terrorplots: Rashid Rauf still faces other charges, including forgery, and what is touted as possession of explosives, although what he actually possessed was hydrogen peroxide, which is not explosive. As hydrogen peroxide is readily obtainable without limitation from any chemist or hardware store in the UK, why you would source it in Pakistan to blow up jets in Britain was never very convincing. The Pakistani court perhaps felt so too.

Was mir ebenso wie anderen gleich komisch vorkam, fasst der Brite nochmal so zusammen: Remember this was a plot described by the authorities as "Mass murder on an unimaginable scale" and "Bigger than 9/11". There have been instances in the UK of hundreds of police officers deployed for years to find an individual murderer. If the police really believed they were dealing with an effort at "Mass murder on an unimaginable scale", would they be calling off the search after five months? No.

Murray wies in seinem Blog damals im August 2006 darauf hin, dass er geheime Dokumente kennt, da er früher zu solch sensiblem Material Zugang hatte (top security clearance). Aus dieser Erfahrung heraus stellte er fest, dass nichts an den Behauptungen sein kann, man habe nach monatelangem genauem Observieren gerade noch in letzter Minute ein "second 9/11" verhindern können. Manche UserInnen bezweifelten dies in Postings auf seinem Blog, doch kommt man auch ohne Murrays Background zu dieser Einschätzung,

Mir kam damals sehr seltsam vor, dass die Angaben trotz Observation so vage und widersprüchlich waren. Es war nicht mal klar, wieviele vermeintliche Terroristen es gab und wieviele Flugzeuge involviert sein sollten. Also bitte, was soll denn das? Leider fiel das logische Denken in vielen Redaktionen aus - ein Vorgeschmack auf das, was wir in Sachen Litvinenko und FSB / Putin erleben (und ein Nachgeschmack von 9/11)

Beim Checken, ob ich mich wohl richtig an Murrays Webadresse erinnere, finde ich dort einen Link zu einem Google-Video über die CIA-Entführung des deutschen Staatsbürgers Khaled El-Masri, der im Extraordinary Renditions-Ausschuss des EU-Parlaments aussagte. Mehr zum Thema gibt es bei der Menschenrechtsorganisation Witness, die u.a. vom Musiker Peter Gabriel gegründet wurde.

Nicht zu vergessen, dass Masri und andere nur deswegen in die Fänge der CIA gerieten, weil 9/11 angeblich islamischen Terroristen zu verdanken ist. Die Wahrheit schimmert aber auch dann durch, wenn es um die Behandlung kranker einstiger HelferInnen am Ground Zero geht - dafür ist kein Geld da, wohl aber für noch mehr Irak-"Abenteuer".

"Heute", die Gratiszeitung, ist immer wieder zum Schmunzeln: die Gender Mainstreaming-Kampagne der Stadt Wien ist der Redaktion nicht geheuer. Gestern wurde behauptet, dass es gefährlich sein konnte, etwa den Fluchtweg mit der statt dem Fliehenden zu bezeichnen. Ich nehme mal an, dass zumindest Frauen trotzdem so eine Fluchtroute ergreifen. Und wenn Männer lieber im Feuer sterben als so einem Piktogramm zu folgen (was ja niemand ernsthaft annehmen wird), könnte dies natürliche Auslese sein :-)

Schlagzeile war gestern übrigens der Diebstahl von 40.000 Christbäumen. Wenn wir dies mit den 100 Russen-Spionen mixen, die es noch in Wien gibt ("Heute" vorgestern), dann enthüllen wir hier exklusiv den Diebstahl von 40.000 Christnäumen durch 100 Russen-Spione, macht 400 pro Mann und Nase, erfordert nur 100 stinkende alte Ost-LKWs....

English: Contrary to media reporting (also in Austria) the internet user is NOT the "person of the year" of Time Magazine but Hugo Chavez, the re-elected President of Venezuela. While passengers are angry about the restrictions to bringing liquids on board of planes Craig Murray, former British Ambasssador to Uzbekistan, points out that there was no liquid terror threat but simply a hoax (of security agencies to terrorize the people with fear)

20.12.06

Weihnachtsmärkte, Trost und Rat

In Wien laufen Diskussionen unter BesucherInnen von Weihnachtsmärkten, welcher da nun der Beste sei - meist wird zwischen Weihnachtsmarkt am Karlsplatz und am Spittelberg geschwankt. Am Karlsplatz gibt es nur Kunsthandwerk, und auch nicht jede/r, die/der sowas herstellt, darf einen Stand machen. Ausserdem gibt es Schafe zum Streicheln für die Kinder und diesmal Kutschfahrten mit den größten Pferden der Welt, den Shire Horses. Schon deswegen muss ich mir das mal ansehen, da ich Shires bislang selten in natura, öfter hingegen in Filmen gesehen habe :-)

Die Punschqualität wird längst auch von "Privaten" getestet und dann via Internet bewertet. Mein letzter Karlsplatz-"Test" war letztes Jahr, während ich gerade eben mal das Angebot am Spittelberg verkostet habe. Ich wählte Orangen-Ingwer-Punsch, köstlich aber nicht alkoholfrei, sodass ich es als unverdrossene Radfahrerin bei diesen Test belassen habe. Freilich gibt es als sogenannten Kinderpunsch (anderswo Beerenpunsch genannt) auch etwas ohne Alkohol, doch da fürchte ich immer, dass es mir zu süss ist.

Zwar gefällt mir der Markt am Karlsplatz auch recht gut, das Verwinkelte der alten Gassen am Spittelberg hat aber schon was Besonderes an sich. Neben den traditionellen Ständen gibt es auch immer mehr Keller- und Gassenlokale, die spezielles Weihnachtsangebot haben und wo es neben Kunsthandwerk jede Menge Kitsch und Kram gibt. Das ganze zum Teil so kitschig, dass es schon wieder schön schräg ist - wie ein giftgrüner Plastikweihnachtsbaum in einem der Läden. Wenn jemand eine Menge schöner oder auch origineller kleiner Geschenke sucht, ist dieser Markt sicher der Richtige.

Ausserdem ist er erholsam, wenn man vorher auf dem Rathausplatz war - ich hatte diese Abfolge zwar nicht jetzt, aber vor ein paar Jahren mit Verwandten. Nach dem Gefühl, etwas nicht zu Kitschiges vorm Rathaus fast mit der Lupe suchen zu müssen, bedeutete der Spittelberg, dass man sich eher zurückhalten muss, nicht zu viel zu kaufen. Angenehm ist auch der Markt um das Maria Theresien-Denkmal zwischen den Museen am Ring. Auch dort gibt es, neben dem überall obligatorischen Punsch, Kunsthandwerk, beispielsweise aus Ruanda. Auf jenem Markt versuchte übrigens ein Kapuzinermönch, die Menschen zum Innehalten zu bewegen - er machte auf sich aufmerksam mit einem abgewandelten U-Bahn Schild (U wie Umkehr).

Es war so nett, mit ihm zu reden, dass ich mir von ihm einen "Beicht-Gutschein" geben liess - der gilt allerdings nur für "jeden Katholiken", was auf mich, vom Geschlecht abgesehen, auch deswegen nicht zutrifft, da ich früher evangelisch war und nun offiziell ohne Bekenntnis bin. Ich weiss nicht, ob man sich solche Gutscheine auch im Internet ausdrucken kann, jedenfalls ist auch eine Webseite angegeben. Die Kirche ist übrigens dort, wo man mumifizierte Habsburgerherzen besichtigen kann - bei der Kapuzinergruft am neuen Markt :-)

Nach Beichte war mir nicht zumute - mein Halsschmuck ist ein Pentagramm und kein Kreuz :-). Eher schon machte ich im Stillen Rückschau, als ich über den Spittelberg spazierte, was ich eigentlich bislang nie unbeschwert tun konnte, wenn es Markt gab. Es ist eine Gegend, die für mich mit Erinnerungen verbunden ist und zu bitteren Erfahrungen gehörte. Hier zu sein, bedeutete immer, dies zu unterdrücken und nach aussen hin (mit anderen unterwegs) nichts anmerken zu lassen. Heute kann ich mir dessen bewusst sein UND neben Trauer und anderen ähnlichen Gefühlen auch empfinden, dass ich viel geschafft habe seit damals.

Dies soll anderen zum Trost dienen, da jetzt viele Menschen Bilanz ziehen oder sich in einer ausweglosen Lage wähnen. Ich verlor 1992 alles, da ich politisch unbequem war, schlief im WG-Zimmer meines Bruders und hielt mich mit Schreibarbeiten im Amerlinghaus (am Spittelberg) kurzfristig über Wasser. Zu Weihnachten besuchte ich Verwandte in der Steiermark, war aber dort vor allem zurückgezogen, da ich verarbeiten musste, was ich erlebt hatte, was für einen Menschen allein eigentlich viel zu viel war (andere, die "objektiv" weniger erlebt hatten, litten darunter weit mehr). Und ich schmiedete einen Schlachtplan, wie ich mit dem umgehen wollte, was ich realisiert hatte (erst recht etwas, worüber man mit kaum jemandem reden kann, da die Hintergründe sich auftuende Abgründe waren).

Damals lernte ich, auf mich zu vertrauen und zu wissen, dass ich mir letztlich immer irgendwie helfen kann. Ich hatte einen scharfen Verstand und konnte sehr gut Situationen analysieren und strategisch denken. Jede/r wird andere Stärken haben, auf die sie/er sich besinnen kann. Das Leben ist in so einer Lage sehr klar und intensiv, es ist nicht erstickt in Konsum und dauernden Alltagsanforderungen (wenngleich es schlaflose Nächte macht, nicht zu wissen, wovon man im darauffolgenden Monat leben soll). Ich wäre nie in diese Situation gekommen, wäre ich nicht bereit, Dingen auf den Grund zu gehen oder wäre ich leicht einzuschüchtern.

Nicht wie so viele andere zu sein, beschert einer/einem oft viel heftigere Erfahrungen, steht aber auch für ein intensiveres Leben. DuckmäuserInnen und MitläuferInnen werden niemals das unvergleichliche Bauchgefühl erlebt haben, etwas Richtiges auch gegen grosse Widerstände getan zu haben. (Natürlich redet diese Sorte Mensch oft von "Widerstand", ohne ihn wirklich zu meinen). Ich wusste damals nicht, wie ich einige Jahre später dastehen würde. Ich hatte keine wirkliche Perspektive, keine Langfristplanung, aber es hätte mich wohl getröstet und aufgebaut, mich heute zu sehen.

Natürlich krieg ich nicht alles auf die Reihe, da unterscheide ich mich nicht von anderen. Aber an meinen Kriterien bin ich ganz okay unterwegs. Ich kann den Weihnachtsmarkt nicht leer kaufen, könnte mich (und andere) aber mit der einen oder anderen Kleinigkeit belohnen. Ich kann meine Wohnung nur via Kredit (also letztlich doppelt :-) bezahlen, als Folge der Zeiten mit wenig Einkommen. Aber ich bezahle meine Raten pünktlich, ich kann mich beruflich verwirklichen, ich bin nicht gebrochen. Freilich, wenn ich an das Schlimme einst denke, kann es wie ein Flashback sein, als ob keine Zeit vergangen wäre.

Dann trösten mich auch vierbeinige Gefährten, die sich diese "Aufgabe" offenbar schön aufteilen. Gar nicht zu reden von Gandalf, der ein wahres Geschenk ist, da sich ein frei geborener Kater mir einfach angeschlossen hat und oft schnurrend neben der Tastatur liegt. Liebe Trost- und Ratbedürftige, es gibt auch für euch ein Morgen. Nur macht eines nicht: manche, die Erfahrungen esoterisch sehen wollen, verwechseln ein "Vergeben" als innere Haltung, um sich selbst anderen Dingen zuwenden zu können, mit einer gesellschaftlichen Haltung.

In Eso-Diskussionen tauchen zu meinem Entsetzen auch von Vergewaltigungsopfern Aussagen auf wie "es bringt nichts, Täter zu bestrafen, da dann immer wieder welche nachkommen". Hilfe, was soll das denn?! "Vergeben" muss in solchen Fällen erstens überhaupt nicht sein und zweitens geht es darum, dass das Opfer seine Kräfte auf sich selbst konzentriert und nicht auf nur in Filmen umsetzbare Rachepläne. Das darf nicht damit verwechselt werden, dass die Aussenwelt, also die Gesellschaft, Gewalt rigoros sanktionieren muss.

Mir stellt sich die "Vergebens"-Frage auch ganz konkret hinsichtlich einer Person, die an jener Vorgeschichte beteiligt war, die zum beschriebenen Existenzverlust führte. Freilich war sie schon länger nicht mehr mein Gegner, stand jedoch am Anfang einer Dynamik, die doch so anders hätte laufen können. Erstaunlicherweise dürfte diese Person das auch so sehen - sodass sich gar nach Jahren eine Gesprächsbasis ergeben könnte. Etwas, das ich nie für möglich gehalten hätte. Obwohl ich wusste, dass ich doch einen gewissen Respekt seinerseits hatte (nach der unerfreulichen Anfangszeit) und meinerseits nie einstimmte, wenn er von den erwähnten MitläuferInnentypen für absolut alles verantwortlich gemacht wurde, was ihnen nicht passte.

Dennoch ist ein Gespräch ein potentielles Flashback - und dass ich das aushalte, weiss ich nach einem Spaziergang quasi in die Vergangenheit über den Spittelberg (diese Methode ist sicher nicht zu empfehlen, wenn traumatische Erfahrungen relativ frisch sind und schon gar nicht, wenn es zu Personen des "Dramas" keinerlei Zugang gibt - dann lasst es bleiben und geht wohin, wo ihr keinerlei Assoziationen habt!). @ Anruf von Kollegin, wir reden über das Thema: Buchempfehlung sind die Werke der Schweizer Psychotherapeutin Verena Kast, unter anderem über Trauern (einfache Übungen, wie man/frau schlimme Situationen und Verluste verarbeiten kann, auch in Seminaren anwendbar)

19.12.06

Frauenlöhne, Kindergeld / Neues von 9/11

Meldung des Tages: Laut Rechnungshof verdienen Frauen NUR 60% des Männereinkommens! Nach wie vor!

Kein Wunder daher, dass sich gesunkene Kaufkraft vor allem in den Geldbörsen von Frauen auswirkt.

Was wird die Regierung tun, sofern sie so kommt, wie sie gerade verhandelt wird? Vermutlich bietet sie uns, wie fein immerhin, ein modifiziertes Kindergeld.

Achja: dank KIndergeld kehren Frauen später in den Beruf zurück als beim Karenzgeld. Wurde wieder einmal festgestellt. Haben einige bereits vor der Einführung des Kindergeldes gewusst. Das sofort per Imagekampagne und Untersuchung, dass ja die Frauen selber es so wollen, begleitet wurde.

Lob und Kritik haben sich gehalten, was die Aussagen der Parteien betrifft - allerdings haben sich die Machtverhältnisse doch geändert.

EZB-Chef Trichet, der selbst natürlich ein Spitzeneinkommen bezieht, fordert niedrigere Lohnabschlüsse in Europa. Weil das angeblich das Wirtschaftswachstum fördert. Moment mal: niedrigere Kaufkraft ist gleich Wirtschaftswachstum? Und: was soll denn da wachsen? Brauchen wir zwei Autos pro Haushalt? Ein Haus pro Haushalt? Mehr Klamotten und Spielzeug, die billig in Asien erzeugt und teurer importiert werden zum Profit europäischer Firmen?

Und: warum hebt die EZB dauernd die Leitzinsen an, sodass bspw. Menschen, die Eigentum zum schlichten Wohnzweck via Kredit finanzieren, permanent an Kaufkraft verlieren?

Da Frauen nur die Chance auf etwas mehr als die Hälfte eines Männereinkommens haben, wundert wohl niemanden, wenn manche meinen, auf dem Strich das Auslangen zu finden. Wehe aber, sie tun es wirklich und gehen einem Geschäft nach, dass es ohne männliche Bedürfnisse nicht gäbe.

Wenn sie ermordet werden, sind sie keine normalen Frauen, die männlicher Gewalt zum Opfer fallen, sondern bleiben auf immer PROSTITUIERTE, eben OPFER EINES PROSTITUIERTENMÖRDERS. Siehe Medienberichte über eine Art Nachfolger von Jack The Ripper in England....

Schlagzeile von "Heute" heute: 100 Russen-Spione noch in Österreich!

Wien sei "Westeuropa-Zentrale" des "Putin-Geheimdienstes FSB" -aha, müssen wir jetzt in Kaffeehäusern um den Stephansdom (wie seit Zeiten des Dritten Mannes) aufpassen, dass die scheinbar so harmlosen netten Gäste vor uns kein Polonium im Aschenbecher hinterlassen? Aber makabrer Scherz beiseite: man könnte (müsste) auch schreiben "Mehr als 1000 Ami-Spione noch in Österreich!" und darauf hinweisen, dass Wien die Europa-Zentrale des "Bush-Geheimdienstes CIA" ist. Auf die stattliche Anzahl kommen Insider, wenn sie alles dazurechnen, was mit oder ohne Ausbildung im Dienste amerikanischer Dienste steht. Beziehungsweise sagen dies auch Ex-Agenten, die schliesslich wissen, was für ein Aufwand getrieben werden kann, wenn Geld keine Rolle spielt.

Faktum ist, der Kalte Krieg ist vorbei, der Warschauer Pakt ist aufgelöst, was tun also NATO-Spione noch im neutralen Österreich? Die Verpflichtung, AgentInnen gleich welcher Dienste zu verfolgen, wird jedoch in Sachen USA als rein formale Aufgabe betrachtet. Man hört Hinweise gar nicht gerne, dass Vorgänge, die das Muster geheimdienstlichen Agierens zeigen, unter dem cui bono-Aspekt doch auf eine Involvierung der USA deuten könnten.

So gesehen ist es praktisch, dass von der CIA entführte in Österreich lebende Muslime keine Staatsbürger waren. Allerdings sieht die Verpflichtung gegenüber ÖsterreicherInnen, die sich fragen, ob die CIA ihre staatsbürgerlichen Rechte verletzt, auch nicht viel anders aus. Geradezu absurd wirkt es, wenn eine Grazer Firma wegen CIA-Interventionen von österreichischen Behörden unter dem Verdacht untersucht wird, sie trage zum Atomprogramm des Iran bei. Vielleicht gehört die hiesige CIA, traditionell eher den Demokraten zugetan, ja einer anderen Fraktion in der Agency an als jene CIA-Leute, die öffentlich bestritten, dass der Iran ein Atomwaffenprogramm habe (da sie keine Beweise gefunden hatten).

Bei solchen Zeitungsberichten die sich immer nur auf eine Seite der Medaille konzentrieren (jetzt ist die russische angesagt, meist aber die islamische), ist es kein Wunder, wenn man hierzulande von Aktivitäten der 9/11 Truth Bewegung nur in Blogs und Alternativmedien erfährt. Zur Erinnerung: das sind jene Menschen in den USA, die die eigene Regierung und keineswegs durchgeknallte Muslime für den 11. September verantwortlich machen und dafür auch einige Argumente anführen.

Zum 250. Jahrestag der Boston Tea Party (mit der der Kampf um Unabhängigkeit der USA begann) haben sich 9/11 Truth Gruppen was Besonderes einfallen lassen: Ein paar Leute verkleiden sich im Stil des 18. Jahrhunderts und werfen anstelle von Teeladungen eine vergrösserte Nachbildung des 9/11 Commission Report ins Wasser. Etwa in San Francisco oder auch in Boston

Ausser diesen Videos gibt es auch Lesenswertes wie Neues zu den seismischen Effekten der Einstürze von WTC 1 und WTC 2. Und die Seite der Veterans for 911 Truth, der Scholars for 911 Truth oder die False Flag News, bei denen es um militärische Übungen geht, auf die man achten muss, da "exercise went real" für viele die logische 9/11-Erklärung ist.

Militärische Interventionen und Drohgebärden müssen immer auch unter wirtschaftlichem Aspekt gesehen werden. Immer mehr Staaten wollen ihre Rohstoffe nicht mehr mit dem Dollar handeln, sondern zum Euro wechseln. Auch der Iran plante dies schon länger, wagte es auf Druck aus den USA nicht und macht es jetzt doch. Da die USA selbst relativ wenig produzieren, was sie exportieren können, gilt der Dollar als weniger abgesicherte Währung (was sich auch im Wert gegenüber dem Euro wiederspiegelt). Staaten müssen, schon allein aus Eigeninteresse, über kurz oder lang ihre Dollarreserven gegen "handfestere" Währungen loswerden...

Immer einen Blick wert ist der Wayne Madsen Report, dessen Autor einst beim US-Geheimdienst National Security Agency war und noch immer über exzellente Kontakte zur intelligence community verfügt (er und andere sind irgendwie ein Trost für die Existenz von Geheimdiensten, die generell egal unter welcher Flagge demokratiefeindlich sind). Er schreibt z.B. am 18.12.: The mainstream media continues to report "KGB" activity in Italy surrounding the activities of Alexander Litvinenko colleague Mario Scaramella. The "KGB" bogeyman is being used in the efforts to damage Italian Prime Minister Romano Prodi and other Italian leftist politicians. The "KGB menace" is also being used in reports of Scaramella's illicit smuggling activities in the independent Republic of San Marino. It is clear that the now clearly established Litvinenko link between two leading neo-con media "perception management" czars: deposed Russian media magnate Boris Berezovsky and defeated Italian Prime Minister and media mogul Silvio Berlusconi is a major influence in the clumsy attempt to drum up a bogus "KGB" campaign against European leftist politicians, as well as Russian President Vladimir Putin.

The bogus nature of the KGB charges is as clear as day. The Soviet-era KGB (Komitet Gosudarstvennoy Bezopasnosti, or Committee for State Security) came to an end on November 6, 1991. It was succeeded by the Russian Federal Security Bureau for domestic security functions and the Sluzhba Vneshney Razvedki (SVR) for foreign intelligence operations. It has been a neo-con plan, aided by the American Enterprise Institute and their operatives inside the Polish government and The Washington Post, to raise the specter of a renewed Russian menace and return to Cold War polemics. Berezovsky and his exiled friends in Israel, now tied to the Litvinenko affair, are eager to cause problems for Putin at home and abroad. And based on the success of the neo-con media in creating the perception that Saddam Hussein was an a clear and present danger, they see the opportunity of doing the same thing to Putin. However, the former KGB Colonel is wise to the neo-con antics and he has marshaled his own media interests to ensure the neo-cons to not succeed.


Am 15.12. schrieb Madsen: Scaramella and Litvinenko were involved in political dirty tricks operations against Prodi. Scaramella also targeted Alfonso Pecararo Scanio, the leader of the Italian Green Party and now Minister of the Environment) and Antonio Bassolini, the current President of Campania. As with the law enforcement investigators in San Marino, Scaramella accused Pecararo Scanio and Bassolini of being involved with the "KGB" to cover his own illicit activities. The District Attorney for Reggio Calabria, Alberto Cisterna, and a Parliamentary Committee has a case file on the illegal dumping of toxic waste in which Scaramella's name appears as a suspect in the sinking of the "Rigel," which was loaded with toxic waste, off the Calabrian coast.

Über Scaramella hat er noch einiges mehr zu sagen, doch zum Abschluss eine Anmerkung: es mag nun der Eindruck erweckt werden, dass es keine "linken" PolitikerInnen mit Beziehungen zur CIA gibt. Dies ist jedoch völlig falsch, da die Agency zwar tendenziell in der Politik Rechter eher das wiederfindet, was die USA in einem souveränen fremden Staat erreichen wollen. Es macht für die CIA aber auch Sinn, auf der "linken" Seite Einfluss auszuüben, damit man dort "gemässigter" wird bzw. sich auch selbst ins Out manövriert durch untergeschobene Aktionen oder falsche Reaktionen auf Provokationen.

17.12.06

Bei der Polizei in Favoriten

Ich sollte am 16.12. eine Aussage machen, weil zwei Polizisten eine Anzeige wegen Gefährlicher Drohung im Sommer nicht aufgenommen haben. "Komm'S morgen, da ist bei uns weniger los", so der Anruf am 15.12. Ich werde alles einer von zwei diensthabenden Polizistinnen erzählen. Na gut, denke ich mir, dann verbinde ich dies mit Einkaufen, Kommissariat liegt Richtung FussgängerInnenzone. Und wenn ich ein bisserl warten muss, auch recht, ist sicher interessant.

Um es vorwegzunehmen: das war es - allerdings hätte sich das Warten ein paar Stunden hingezogen, was mir dann doch zuviel wurde. Für eine dreiviertel Stunde (solange reichte mein Geduldreservoir) konnte ich jedoch einen Eindruck davon bekommen, wie es bei der Polizei zugeht. Zu meinem Entsetzen scheint es (vielleicht untypisch vor Weihnachten) eine Menge an Diebstählen zu geben. Sozusagen am laufenden Band kamen Opfer hereinspaziert. Ich machte mich nützlich, indem ich mir, während sie warteten, erzählen liess, was Sache ist.

Und ihnen dann half, es rüberzubringen, denn die Opfer waren (FPÖ BITTE LESEN!!!) MigrantInnen. Da kamen etwa zwei türkische Brüder. Einer war gestern ambulant im Spital, bekam jedoch irgendwelche Hämmer, die in wegdösen liessen. Als er wieder aufwachte, war sein Handy weg. Das Krankenhauspersonal wusste, wer es gestohlen hatte, da es offenbar jüngere Diebe gibt, die sowas regelmässig machen. Er solle es der Polizei melden, diese rufe dann im Krankenhaus an und erfahre den Namen.

"Wahrscheinlich wegen Datenschutz", meine ich zu dem Mann und frage ihn, ob er das Handy wohl habe sperren lassen. "Mein Sohn arbeitet bei Telering", sagt er, hat also im Vergleich zu anderen in ähnlicher Lage Glück. Ich weiss nicht, ob das eine urban legend ist, aber es gibt Menschen, die eine halbe Stunde nach dem Handydiebstahl Rechnungen von 700 Euro hatten. (Seitdem passe ich nicht nur auf die Geldbörse, sondern auch auf das Handy besonders gut auf :-)

Die PolizistInnen haben ziemlichen Stress, ich beneide sie wahrlich nicht. Einer wird ungeduldig, weil er das Anliegen der beiden Brüder nicht auf Anhieb versteht. Sofort fragen sie mich, ob das normal sei, als der Polizist kurz weggeht. Als er wiederkommt, fasse ich zusammen, was ich von der Sache verstanden habe. Kaum gibt der beraubte Mann seine Aussage zu Protokoll, kommt eine ältere Dame, ebenfalls Türkin, völlig verzweifelt. Ihr wurde die Geldbörse gestohlen, Burschen, die auch eine andere Frau beklauten, sie habe gerade 400 Euro abgehoben.

Die Polizei ist auch mit Menschen befasst, die als Täter einvernommen werden (jedenfalls liess sich dies ableiten und auch daran erkennen, dass Opfer anderer Menschen zu ihnen auf Abstand gingen, als fühlten sie es). Ich helfe der Türkin, als sie einen Zettel bekommt und gebeten wird, zu notieren, was ihr gestohlen wurde und woran sie sich erinnert. Sie ist etwas verwirrt, weiss nicht, welchen Sinn es hat; ich erkläre ihr, dass ich auch mal beklaut wurde und ganz genau sagte, welche Kundenkarten ich in meiner Geldbörse hatte.

"Sie müssen Ihre Bankomatkarte sofort sperren lassen!" betone ich. Sie versteht nicht, warum dies so wichtig ist und wie sie es machen soll. "Bei jeder Bank steht eine Telefonnummer, wo man anrufen kann", erkläre ich und wäre, wüsste ich eine Bank in der Nähe, sofort losgefahren, um die Nummer rauszufinden. (Allerdings müsste die Polizei das doch haben, oder?). Ich hoffe, dass sie den PIN-Code nicht aufgeschrieben hat, was angeblich immer noch viele Menschen machen. Für mich besteht keine Chance, so bald dranzukommen - die beiden diensthabenden Frauen sind voll beschäftigt; eine muss wegen einer Vernehmung auf den Amtsarzt warten.

Und ich warte sicher nicht drei Stunden wegen etwas, das die Polizisten bei ihrem Einsatz dienstpflichtgemäss hätten machen sollen, und sage das auch. "Sie sehen ja, was bei uns los ist!", höre ich. Natürlich tue ich das, aber man kann mir ja sagen, dass es sehr lange dauert und dass ich ein andermal wiederkommen soll. Ich fahre (mit dem Rad) Richtung FussgängerInnenzone, und dort habe ich gleich die nächste Begegnung mit der Polzei.

PelzgegnerInnen machen eine Art Kundgebung, Megafon und Transparent, vorm Kleiderbauer. Angemeldet haben sie eine Kundgebung zu "Umweltschutz und Frieden" und die Hausnummmern auf der anderen Seite angegeben. Ein Polizist kommt und will sie zum Zurückweichen bewegen, meint zu einem Tierschützer, er solle "nicht frech" werden. Da mische ich mich nun ein und versuche zu vermitteln (ehe ich es mich versehe). Die Anmeldung ist tatsächlich etwas anderes, sodass die Polizei schon kompromissbereit ist, wenn sie sagt "geht's doch a bisserl zurück", also mehr in Richtung Mitte des Weges.

"Wenn wir es als Tierschutzkundgebung anmelden, wird es untersagt, die untersagen sowas jetzt immer", meint der Tierschützer. Ist mir klar, aber vielleicht wirds ja wieder besser nach den Feiertagen, wenn sich die Lage beruhigt hat (es wurden Scheiben bei Geschäften eingeschlagen, von bislang Unbekannten, TierschützerInnen oder auch nicht). Nun war ich genug bei Demos (früher, ach wie doch die Zeit vergeht :-) um zu wissen, dass man sich leicht auf einen Stellvertreterkonflikt einlässt. Also "Siege" über "die Bullen" feiert, die zwischen die Fronten geraten und von beiden Seiten kritisiert werden.

Dabei vergisst man leicht, dass - in diesem Fall - wohl ein "Sieg" wäre, wenn jemand von Kleiderbauer rauskommt, um sich einem Gespräch zu stellen. Nicht aber, einen "Bullen" zu nerven, der gerade angesichts dessen, was ich grad mitgekriegt habe, besser im Strassenbild präsent ist, um ein paar Diebstähle zu verhindern. "Ich war gerade auf dem Kommissariat", appelliere ich an die TierschützerInnen, "die haben wirklich alle Hände voll zu tun, ein Diebstahl nach dem anderen", und sage auch das mit der Präsenz auf der Strasse. Manche (junge Männer :-) stehen aber auf einem Justamentstandpunkt und wollen sich keinen Millimeter Richtung Strassenmitte bewegen (bis die Versammlung von einem Vertreter des Innenministeriums aufgelöst wird).

Einige Minuten später schaue ich in einen Laden, der etwas alternativ wirkt (Mischung aus Teegeschäft, T-Shirts, Figuren und Esoterik), was in Favoriten nicht an jeder Ecke anzutreffen ist. Während ich mir nachgemachte ägyptische Figuren und Gegenstände mit Pentagrammen (in Richtung Wicca) ansehe, höre ich, wie ein Kunde dem Inhaber erzählt, was vorm Kleiderbauer los ist (er zu Fuss unterwegs, ich mit dem Rad, also ist meine Wahrnehmung wohl die aktuellere): "Polizei, alles abgeriegelt, die Vier Pfoten". Stille Post oder urban legend? Abgeriegelt war nichts, und die Vier Pfoten waren es auch nicht :-)

Übrigens bin ich auch gegen das bisschen Pelz, das Kleiderbauer noch führt, Besätze am Kragen und dergleichen. Erstens gibt es keine artgerechte Pelztierhaltung, zweitens wären Pelztiere ohne Zucht nicht ausgestorben, es gäbe weniger von ihnen und sie lebten in freier Natur, und drittens kommen nach wie vor Hunde- und Katzenfelle aus China unter Fantasiebezeichnungen, die Wildtiere suggerieren sollen, in den Handel. Ich denke aber, dass man das Anliegen auch anders
rüberbringt: Pelztiere sind Tiere wie andere auch, die nicht wegen ihres Fells ihr Leben lassen sollen. Frauen, die Pelz tragen, beneiden diese Tiere um ihre atemberaubende Schönheit und oft auch um die Wildheit, die mit solchen Tieren assoziiert wird. Meinetwegen könnte ihr euch die Falten wegschnippeln oder die Brüste aufpumpen lassen, aber nehmt anderen Wesen nicht das Leben einer vermeintlichen Schönheit willen. Pelz ist nur schön am Tier, dem er gehört!

PS: Der Typ in dem Geschäft hatte in einem doch recht: die Lobaubesetzung ist nicht Hainburg, Hainburg war einmalig, Zeit und Stimmung passten. Damals war ich (von Graz aus) gesamt 14 Tage in der Au, organisierte Busse, ging kilometerweit mit schwerem Rucksack und Zelt ins "Dreierlager" (am weitesten vom Dorf entfernt) - heute habe ich es nicht mal geschafft, vor dem Ende der Aktion eine kleine Radtour zu machen, ein paar Bilder zu schiessen und mit Leuten für eine nette kleine Geschichte zu reden.

Okay, das Radfahren wäre jetzt schon eine recht kalte Angelegenheit gewesen, aber es ist ja erst seit kurzem einigermassen winterlich kalt. Bleibt ehrlicherweise, dass ich es auch so sah: Hainburg war einmalig und ist nicht wiederholbar. Auch deshalb, weil man inzwischen daraus gelernt hat, es beispielsweise bei der Lobauautobahn eine Menge Auflagen gibt, damit die Natur nicht gestört und zerstört wird (nicht umsonst ist der Bürgermeister Biologe oder umgekehrt :-).

Ich denke, man kann gewisse Erfolge der Ökobewegung schon eingestehen - es wäre ja nur mehr Frust, so rein gar nichts zu erreichen. Zu tun gibt es eh noch genug: ich wünsche mir z.B., das wir RadlerInnen in dieser Jahreszeit nicht seltsame ExotInnen (Fans "exotischer" Gegenden wie Grönland, Nordkap, Alaska oder Feuerland? :-), sondern der Normalfall in der Stadt sind....

16.12.06

Genderkampagne & Medien / ORF neu

Der Krieg der Geschlechter: Wien ändert Beschilderung übertitelte "Heute" seinen gestrigen Artikel über die Gender Mainstreaming-Kampagne (siehe letztes Posting). Kein Scherz und wie ein Schildbürgerstreich sind Formulierungen, die den Eindruck erwecken, Stadträtin Wehsely müsse völlig von der Rolle sein. "Heute" und die "Kronen Zeitung" sammeln LeserInnenzuschriften und erwägen je nach Feedback eine Gegenkampagne.

Wenn diese Briefe so ausfallen wie Postings bei "die standard", dann "lohnt" es sich wohl, da was zu inszenieren. Also werden wir erleben, wie ein an sich normales und selbstverständliches Anliegen bekämpft wird - eigentlich kein Wunder, gehört es doch zum Frauenbild der beiden Zeitungen, dass Frauen sich verkaufen (ansonsten würden keine einschlägigen Anzeigen veröffentlicht). Wenn wirklich egal ist, wer auf Piktogrammen dargestellt wird, dann wäre es wohl kein Problem, nun mal zu 100% Frauen zu haben. Und erst recht nicht, wie geplant, beschädigte Piktogramme sozusagen im Sinne einer Quote so lange durch Frauenbilder zu ersetzen, bis die Hälfte weiblich ist.

Komischerweise schreien besonders jene so laut, die es "lächerlich" finden, weil doch wurscht sei, wer dargestellt wird. Wenns wurscht ist, warum müssen es dann Männer sein? Also ist es genau NET WURSCHT. Somit bestätigen die Kritiker den Sinn einer Kampagne selbst am besten. "Wurscht" und "lächerlich" im Zusammenhang mit mehr Geschlechtergerechtigkeit hören altgediente Emanzen natürlich über viele Jahre immer wieder. Eine coole Antwort bspw. beim Thema der gendergerechten Sprache war, den Kritiker konsequent mit der weiblichen Form anzusprechen, als Politikerin, Journalistin, Bürgerin. Schliesslich ist es ja WURSCHT und man kann sich mitgemeint fühlen.

Die Vorwürfe jetzt sind auch darüber hinaus absurd, da ein Teil der Genderkampagne für ihr Ganzes gehalten wird. Natürlich macht es Sinn, den Begriff Gender Mainstreaming einer breiteren Masse zu vermitteln. Denn die rein akademischen Diskussionen oder jene in der Verwaltung sind zwar (auch für die Journalistin) spannend, haben aber immer den Touch des Insiderwissens. GM bedeutet in Wien, konkrete Massnahmen zu setzen, Bereiche der Politik mit Pilotprojekten zu untersuchen und daraus dann neue Leitlinien entsprechend dem GM abzuleiten.

Wenn Posterinnen (ihr seid mitgemeint) GM als Unsinn abtun, den wieder diese komische Stadträtin auf Kosten der Steuerzahlerinnen eingeführt hat, dann reagiere ich mit dem Rat, aus der EU auszuwandern. Denn GM ist ein Prinzip der EU, der Regierungen der Mitgliedstaaten und innerhalb der Staaten auch von Stadtverwaltungen. Niemand ist aber gezwungen, in der EU zu bleiben, wenn ihm dies alles schon zu emanzipiert ist :-)

Manchmal wünsche ich mir ein Piktogramm in Form eines Mülltonnenaufklebers: Frau entsorgt Mann (die netten Männer sind hier nicht mitgemeint - wohl aber jene, die zuhause die Patschn strecken, Frauen unterdrücken oder bedrohen und möglichst andere meist weibliche Wesen für sich arbeiten lassen).

Bleiben wir bei den Medien: Im ORF laufen Veränderungen an, die noch nicht ganz abgeschlossen sind. Was ich so weiss, ist zu befürchten, dass Frauen weiterhin wenig Einfluss auf die Inhalte von Informationssendungen haben werden, weil alle Leitungsfunktionen einer Männerclique zukommen. Heftig kritisiert wurde ja, dass sich Alexander Wrabetz mit der entscheidenden Stimme des grünen ORF-Stiftungsrates Pius Strobl zu Generalintendanten hat wählen lassen, während Strobl nun mit einem Job als Kommunikationschef "belohnt" werde, bereits vorher mit dem ORF Geschäfte machte, also als Stiftungsrat eine Doppelrolle hatte.

So jedenfalls sieht es die ÖVP, die sich hier über den Tisch gezogen fühlt. Bekanntlich ist sie damit gescheitert, Monika Lindner eine weitere Amtszeit zu verschaffen. Auch wenn Lindner sich immer wieder (beispielsweise in Frauenrunden) recht tough präsentierte, sind doch Männermauscheleien etwas, wo frau nicht unbedingt alles von Anfang an checkt und auch mit wirksamen Gegenmassnahmen kontern kann. Lindner soll "den Männern" immer wieder Dinge angeschafft haben, die "frauenfreundlich" sind (dies auch u.a.), wo die Typen aber nur mit den Achseln zuckten. "Die tut nichts für Frauen" ist dann oft Resultat - so geht es auch Politikerinnen manchmal. Das Ganze dann auch "soziologisch" erklärt: weil Frauen in Männerstrukturen etc.pp. nur nach oben kommen und oben bleiben, wenn sie nichts für Frauen tun, tun sie auch nix...

Aber bleiben wir beim Stichwort Medien. Österreich liefert immer wieder Beispiele von exzellentem Journalismus, wollen wir den gerne abgedruckten Lobhudeleien von Promis und PolitikerInnen glauben (ich nehm euch das nicht übel, ihr müsst ja in dem Blatt vorkommen :-). Der großartige Stil liest sich dann so: In seinen Justiz-Thrillern hat John Grisham schon einige unglaublich klingende Fälle behandelt. Der Fall 'Der Staat Oklahoma gegen Ron Williamson', um den es in Grishams neuem Buch Der Gefangene geht, klingt jedoch geradezu haarsträubend unglaublich..

Ganz sicher wäre Österreich auch in der Lage, in allen weiteren Sätzen "klingen" und "unglaublich" unterzubringen und Grisham jedesmal mit Namen zu nennen, damit die Seite voll wird (schade, dass man nicht alles mit Anzeigen füllen kann). Mit einem Wort - exzellenter Journalismus :-)

15.12.06

Gender und Piktogramme / Tierschutzhaus

In Wien werden Piktogramme im öffentlichen Raum weiblich - jedenfalls soweit es sich nicht um Verkehrsschilder handelt. Dies ist der auffällige Teil der neuen Gender Mainstreaming-Kampagne der Stadt, die am 14.12. präsentiert wurde. Freilich gehört dazu noch weit mehr als veränderte optische Zeichen, doch sollen diese zur Diskussion anregen. Die User (innen?) im Standard debattieren bereits heftig, meist in verurteilenden Worten.

Es sei überflüssig und lächerlich, sozusagen ZA WOS BRAUCH MA DES - allerdings ist das genau die Reaktion, die auch die Einführung gendergerechter Sprache begleitete oder Kampagnen für eine gerechte Aufteilung der Haus- und Familienarbeit. Wir BRAUCHEN "DES" durchaus, da Zeichen im öffentlichen Raum Frauen unsichtbar machen, ebenso wie wir früher in der Amtssprache nicht vorkamen und uns auch heute noch vielfach in männlichen Formen mitgemeint fühlen sollen.



Wäre doch nett, wenn bald sowas überall auf den Fluchtweg (die Fluchtwegin? :-) hinweist, oder?

Ich hab mir jedenfalls nach der Präsentation der Gender Mainstreaming-Kampagne mal genau angesehen, was alles an Piktogrammen Männer darstellt. Um es kurz zu machen: ich konnte gar nicht alles fotografieren, was einen Kommentar wert gewesen wäre. Frauen kommen ausschliesslich mit Kindern vor (schwanger, Kind auf dem Schoss, am Wickeltisch, Kind an der Hand), Männer bewegen sich fort (Rad, Auto, Motorrad, Fussgängerüberquerung, Ampel).

Für Männer gibt es sogar Fotoautomaten und sie sind es, die vor herabfallenden Ästen und Glatteis gewarnt werden. Die Behinderte kommt nicht vor, wohl aber der Behinderte (als Blinder, im Rollstuhl, als Gebrechlicher). Selbst im Bereich Kinder nehmen die Männerfiguren den Frauenfiguren Präsenz weg, da sie in Wohnstrassen Fussball spielen und (als "guter Onkel"?) ein Mädchen an der Hand führen.

Nun zum Tierschutz: Ich bin ja durchaus ambivalent gegenüber dem Wiener Tierschutzhaus, das nun in Konkurs geht. Einerseits sind die verantwortungslosen Leute, die Tiere einfach "wegwerfen", daran schuld, dass es immer voll ist. Andererseits fragt man sich bei Besuchen, ob man das Ganze nicht besser, schöner, sauberer machen kann. Selbst Tierheime, in denen die meiste Arbeit von freiwilligen HelferInnen erledigt wird (jede Woche zu sehen in Tierisch Tierisch), kriegen das nämlich besser auf die Reihe. Trübes, brackiges Wasser für die Vögel, Hundekot monatelang vor den Katzengehegen, Hunde mit Maulkorb und Leine auf und abgeführt (nur toben sich währenddessen in einem Auslauf aus), nicht gerade kommunikatives Personal....

Genau genommen hat mir das Personal vermiest, mal eine Katze aus dem Tierheim zu nehmen. Ich wollte meiner Blume nämlich eine solche Gefährtin geben, jedoch unter der Bedingung, dass dieses Tier auch gesund ist. IHRENE WIRD A FIP HOBN! war die Antwort auf meine diesbezüglichen Fragen. Natürlich hat meine kein FIP gehabt (und hat es auch heute nicht), und so kam ihre "Gesellschafterin" auch von einer Züchterin. Freilich habe ich auch Tierschutzkatzen, hätte jedoch nie im Leben eine aus dem Tierschutzhaus aufgenommen - da wäre mir das Krankheitsrisiko zu gross gewesen.

Tierschutz leistet in Wien nicht nur das Tierschutzhaus, es gibt auch eine Menge Menschen (meist Frauen), die regelmässig Pflegeplätze anbieten und / oder dann die Tiere selbst vermitteln. Ausserdem existieren noch andere Tierheime, die nicht im Focus der Öffentlichkeit stehen, wie das Katzenhaus Freudenau. Bezeichnend war auch, was jene Frauen erlebten, die Katzen einfingen, welche von einer vor ein paar Jahren ermordeten Frau in Simmering auf einem aufgelassenen Fabriksgelände versorgt wurden. Die Angelegenheit war in den Medien, das Tierschutzhaus nahm Spenden für die Tiere entgegen - die Retterinnen der Tiere bekamen keinen Cent davon und konnten die Versorgung der Katzen privat bezahlen (bzw. freuten sich über Futterspenden von Geschäften oder von privat).

Es komme ja eh armen Katzen zugute, soll Frau Loube gesagt haben, der man nun vorwirft, nicht nachvollziehbar mit den Tierheimgeldern umgegangen zu sein. Mit Tierschutz-Märtyerinnenstatus kann man sich Kritik wunderbar vom Leibe halten, denn wer wagt es schon, als "Tierfeind" abgestempelt zu werden, der womöglich all die Tierheim-Tiere dem Tod ausliefert? In Wahrheit tun Tierfreundinnen alles für Tiere, was sie schaffen können und was innerhalb ihrer Grenzen liegt. Würde eine Tierfreundin merken, dass sie mit der Organisation und den Abläufen überfordert ist, würde sie sich Hilfe holen. Niemand kann mir erzählen, dass die Zustände im Tierheim tierfreundlich sind. (Auch die Tiere, die in "Tierisch, Tierisch" vermittelt werden, leiden unter dem Abgeschobensein - aber zumindest haben sie eine schöne Umgebung im Heim.)

Heute hat um 10.000 Euro Futter gekauft, was sicher lobenswert ist. Freilich sollte man die Mängel nicht übersehen, die weniger mit Geld als mit mangelnder Organisation (und Motivation?) zu tun haben. Und nicht vergessen, dass es viele private Initiativen gibt, die oft hart an der Grenze sind, etwa wenn ein gerettetes Tier hohe Tierarztkosten verursacht. Das Ausmass dieses Engagements ist natürlich immer selbstgewählt, doch spielt eine Rolle, dass viele Menschen Tieren dieses Tierheim nicht zumuten wollen. (Ich wollte den gesunden Kater Gandalf, der mir im Sommer zulief, auch auf keinen Fall ins Tierheim bringen - allerdings hat ihn Kater Athos adoptiert und "Gandi" hat mich adoptiert, also ist Vermittlung in ein anderes Zuhause sowieso kein Thema. Zumal er vielleicht ohnehin frei geboren ist und sich aus freier Wahl uns angeschlossen hat...)

Die größte Tierfreundin ist aber weder Frau Loubè noch Eva Dichand von "Heute" noch Fiona Swarowski, die auch als Tierheim-Retterin kolportiert wird. Nein, die größte Tierfreundin ist bekennender Pelzfan und heisst Uschi Fellner. Wer gegen Pelz ist, hat aus ihrer Sicht ein Psycho-Problem und wurde in der Kindheit nicht richtig geliebt (in "Östereich" am 7.12.). Welches Psychoproblem muss frau erst haben, wenn es sie kalt lässt, dass Tiere massenweise für die Pelzindustrie in kleinen Käfigen gehalten und getötet werden? Oder dass Hunde und Katzen in China zu Millionen eingefangen, in winzige Käfige gepfercht und weit transportiert werden und dass man ihnen dann das Fell bei lebendigem Leib abzieht?

Vielleicht hat Frau Fellner - und mit ihr die gemeine Pelzträgerin - das Problem, dass für sie Pelz gleich Luxus und Status ist und genauso wie für manche eine "Schönheits"-OP zum Beeindrucken dient. Muss ja immer noch irgendwo Männer gegen, die es beeindruckt, wenn Frauen sich als Luxusweibchen gebärden, die ohne mt der Wimper zu zucken über Tierleichen gehen. (Sofern ein Fifi vorhanden ist, bekommt der sicher nur das Beste einschliesslich Designerkram für Hunde - während viele Frauen Tieren konkret helfen und um das Geld von all dem Schnickschnack ein paar mehr versorgen könnten).

13.12.06

CeiberWeiber 2007, Frauenszene und Frauenprojekte

Wir haben uns bei den CeiberWeibern eine Menge vorgenommen für das nächste Jahr. Witzigerweise haben manchmal zwei Frauen den gleichen Gedanken, etwa: wir könnten doch Videos machen! Also wird es ab 2007 auch immer wieder mal eingebundene Kurzvideos von Veranstaltungen, Pressekonferenzen, Interviews, auch Demonstrationen und Aktionen geben.

Wer da schon sehr gespannt ist, was wir produzieren, möge die Neugier allerdings bremsen - zugleich steht nämlich die Umstellung auf CMS an (Content Management System, leicht dem Bloggen vergleichbar, aber bei unserer Seite natürlich mit viel mehr Features). Dank Bloggen stelle ich es mir aber nicht besonders schwer vor; eine Umstellung wird es freilich sein. Ausserdem fürchte ich ein wenig, das Seitenbasteln mit Dreamweaver zu verlernen.

Die derart hergestellten Texte (sicher tausende bislang :-) werden eine Zeitlang im Hintergrund der CeiberWeiber-CMS-Seite laufen, dann aber umgewandelt werden, sodass sie zum neuen System passen. Dabei muss natürlich alles kontrolliert werden, ob es auch in der anderen Variante passt. Ausserdem sollen CMS die lästige Eigenschaft haben, Bilder manchmal zu verzerren. Das ist zu korrigieren, aber es macht eben erforderlich, die Illustrationen alle durchzuchecken.

CMS macht mehr Features möglich, also Feedback, Diskussionen, Umfragen und macht es einfacher, uns zugeschickte (und nicht selbst recherchierte) Infos zu verwenden. Das Umwandeln von Texten und Aussendungen, die per Mail kommen, ist beim Dreamweaver nämlich oft fehlerhaft - oder die Zeilen werden plötzlich ganz lang, was sich nur über den Programmiercode wieder ändern lässt.

Inhaltlich wollen wir ein Projekt zur Gewaltprävention lancieren, das es in Österreich noch nie gab und das wahrscheinlich auch europaweit einzigartig ist. Es soll auch web-basiert sein und wir stellen uns vor, dass eine Art Demoversion einen ersten Eindruck davon geben soll (natürlich braucht es da ProjektpartnerInnen, Förderungen und SponsorInnen). Auch ohne erstes Seitenbasteln wissen wir ziemlich konkret, wie es aussehen soll - im Lauf der Zeit kann man Worte und Ideen im Kopf in Internetstrukturen umsetzen und muss nur manchmal etwas schnell aufzeichnen.

Was das Journalistische betrifft (das auch bei besagtem Plan eine grosse Rolle spielt), noch ein paar Infos, was da alles dazugehört. Gestern fragte mich ein Nachbar, warum eigentlich alle bei im Fernsehen gezeigten Pressekonferenzen mitschreiben - es gibt doch MP3-Geräte und dergleichen. Aus meiner Erfahrung ist das eine Frage der Konzentration, da man leichter nicht so genau zuhört, wenn man nicht mitschreibt. Ausserdem fördert es "Objektivität", da möglichst genaue Notizen helfen, sich zumindest vorstellen zu können, wie jemand einen Standpunkt vertritt, den man selber nicht unbedingt teilt.

Gegenüber Audioaufzeichnungen ist es auch schlicht die schnellere Variante, da man einfach sieht, was von den Stichworten und Originalzitaten sich für einen Artikel eignet oder unbedingt vorkommen muss (ich markiere O-Töne immer mit Anführungszeichen, damit ich auch nachher noch weiss, was genau so gesagt wurde, wie ich notierte - weiss aber nicht, wie es andere handhaben). PolitikerInnen empfinden die berichtende Zunft manchmal als unfair (und das nicht zu unrecht, da manchmal Interviews tendenziös wiedergegeben oder Zusammenhänge falsch dargestellt werden).

Da ich diese Seite auch ganz gut kenne, habe ich mir immer vorgenommen, von Interviews möglichst viel zu verwenden und Leute, deren Politik in Ordnung ist (beispielsweise Initiativen für Frauen und zur Gleichberechtigung beinhaltet, antirassistisch ist etc.), nicht am falschen Fuss zu erwischen. Niemand kann immer alles parat haben, und es wäre nicht fein, Anlass zu Fehlinterpretationen in der Öffentlichkeit zu bieten. Ohnehin glauben viele Frauen gerne, dass "die", aber auch "die" eh "nix für Frauen" tue.

Manchmal rede ich mir dann den Mund fusselig und bringe Beispiele von Pressekonferenzen oder Veranstaltungen, wo der einzige (oder so ziemlich der einzige) Bericht dann bei uns zu lesen war. Oder wo sich die Darstellung in den Berichten auf Aspekte konzentrierte, die wenig mit dem gerade präsentierten frauenpolitischen Anliegen zu tun haben. Und dann heisst es, erraten, "die tut ja nichts für Frauen".... Wenn es nicht in der Zeitung steht, muss das nicht bedeuten, dass sie auch wirklich nichts tut. (Ich könnte eine lange Liste von mit Berichten untermauerten Erlebnissen bringen, deshalb nur ein "Hammer" an dieser Stelle - ausser mir schrieb niemand über die Vorhaben von Maria Rauch-Kallat als Frauenministerin, die sie vor dem Internationalen Frauentag 2003 in ihrer Antrittspressekonferenz ausführte; alle anderen erwähnten nur Gesundheit...)

Nichts tun kann beispielsweise der Wiener Frauenstadträtin Sonja Wehsely nicht nachgesagt werden (was in diesem Fall auch in der Berichterstattung unübersehbar ist). Zu dem Vielen, was in Wien für Frauen getan wird, gehört neben eigenen Projekten der MA 57 (etwa der Frauennotruf) auch die Förderung zahlreicher Frauenprojekte. Für viele durchaus eine lebensrettende Massnahme, da "der Bund" mitunter seit der "Wende" ausfiel.

Da es viele Projekte in Wien gibt, die sich teils vor allem an Wienerinnen wenden, teils an diese und an Frauen in ganz Österreich, kann auch eine rührige Stadträtin nicht alle im Kopf haben. Ergo werde ich sie mit der Frage nach den Projekten, die im nun endenden Jahr 2006 eine Subvention erhalten haben, sicher nicht überrumpeln, indem ich damit spontan bei einer Pressekonferenz komme. Also hinterlasse ich im Büro der Stadträtin eine Nachricht, dass mich dies interessiert und dass man dazu doch was austeilen könne, einfach eine Liste mit Projekten (wenn geht inklusive der letzten GR-Sitzung am 15.12., falls in dieser noch Subventionen beschlossen werden sollen).

Dies durchaus auch im Vergleich mit dem "Bund" - und natürlich, um wieder mehr ins Bewusstsein der anwesenden JournalistInnen zu rücken, dass vor den Wahlen ein eigenständiges Frauenministerium mit mehr Kompetenzen und mehr Budget und mehr Förderung für Frauenprojekte gefordert wurde. Nach dem Wahltermin 1. Oktober müsse es ein "wirkliches Frauenministerium" geben, das mit Kompetenzen und ausreichend Budget für Frauenförderung (100 Millionen Euro, die u.a. Frauenprojekte erleichtert aufatmen lassen) versehen ist. Die Frauenministerin muss, wenn - auch als Verstoß gegen die Verpflichtung zu Gender Mainstreaming - Fraueninteressen verletzt werden, auf andere MinisterInnen einwirken können.

So Johanna Dohnal und Barbara Prammer, beide einst Frauenministerin, bei der Präsentation des SPÖ-Frauenprogramms (diesmal als Frauen-Abc) am 16.8.2006. ür Prammer sind Frauenvereine "Ansprechpartnerinnen Nr.1", da hier viele Anregungen für politische Veränderungen aus dem Praxisbezug kommen. Natürlich müssen Frauenprojekte in ihrer Existenz gesichert werden, was die Regierung leider vernachlässigt hat. Dort wird nicht verstanden, dass es ein Wechselspiel zwischen den Vereinen und der Politik geben muss, das Kritik beinhalten darf.

Diesen Standpunkt betonte Prammer immer wieder, sodass sich "die Frauenprojekte" wohl einiges von einer SPÖ-geführten Regierung erwarten dürfen. Gerade jetzt muss aber wohl nochmal auf die Forderungen in Sachen Frauenministerium und Drumherum hingewiesen werden, da die Koalitionsverhandlungen laut Berichten munter voranschreiten und Mitte Jänner beendet sein sollen. Letzte Woche hörte ich bei einer eher privaten Gelegenheit aus dem Frauenministerium, dass das Verhandeln in "Frauensachen" gar nicht sonderlich schwierig sei, da frau sich in wesentlichen Punkten eh einig sei.

Da sollte uns ja hoffnungsfroh stimmen - wenn dies beinhaltet, dass die Einigkeit sich auch auf EIGENSTÄNDIG, MEHR KOMPETENZEN, MEHR BUDGET, MEHR FÖRDERUNG bezieht. Darüber hinaus geht es um einen grundsätzlichen Zugang zur Frauenpolitik, wo beispielsweise eine Diskussion im Renner-Institut Anregungen bot oder auch die (leiderleider einzige) Diskussion der Kandidatinnen an der Spitze der Parteien im Zigarrenklub.

Vermisst wurde im Wahlkampf vielfach ein Signal der Frauenprojekteszene, also der NGOs - die sich bislang immer in irgendeiner Form zusammengefunden hatten, um ihre Forderungen zu deponieren (und sei es ein rascher Fototermin vor dem Frauenministerium). "Resignation", meinen die einen und verweisen auf die Fördersituation, "schade", meinen die anderen, die sich mehr "Druck von aussen" wünschen. Frauenprojekt ist jedoch kein sakrosankter Status, den manche insgeheim gern hätten.

Eine Frau, die ich vor allem virtuell kenne und die sich in einem Projekt engagiert, vertraute sich mir heute per Handy an - weil ich ähnlich drauf bin wie sie, nicht jammere, sondern eigenständig agiere. Danke für die Blumen :-). Sie kann, ebenso wie ich, nicht ab, wenn Frauen sich nur als Opfer sehen, alles für sie schlecht ist und sie meinen, aus einem Märtyrerinnenstatus Rechte ableiten zu können. Dann sind nämlich bald alle anderen ausser solchen Frauen selbst Verräterinnen (Politikerinnen sowieso, aber auch Frauen in anderen Projekten).

Wir stöhnten beide über ein solches Exemplar, das meiner Gesprächspartnerin schon ordentliche Troubles bereitet hat. Mir reicht virtuelles Gemotze von dieser Person, die tatsächlich meinte, mir im "wir"-Stil Vorschriften zu machen, wen CeiberWeiber interviewen und wen nicht. Beispielsweise war von der selbsternannten Hüterin des wahren Feminismus streng untersagt worden, mit weiblichen Mitgliedern der Bundesregierung Gespräche zu führen. Ich war auf 180 und antwortete, soweit ich mich erinnere, dass uns niemand Vorschriften zu machen hat und dass es kein "wir" mit Frauen gibt, die uns in keiner Weise unterstützen.

Und dass ich Frauen nicht vorschreiben will, wen sie zu wählen haben - es ist nunmal so, dass auch Frauen unterschiedliche politische Standpunkte haben und dass dies eine Stärke ist. Ich möchte, dass Frauen über ihre Positionen diskutieren, wie Männer dies auch tun und es nicht heisst "ihr seids alle Frauen, ihr müssts euch einigen und eine Meinung haben". Fortan antwortete ich auf die Frage "Zensieren sie (die Regierung) euch?" immer so: "Nein, ganz und gar nicht, der einzige Zensurversuch kam von einer gewissen Frau als selbsternannter Sprecherin der Frauenbewegung!"

12.12.06

Pinochet & der "Kurier", Holocaustleugner und 9/11

Diesmal wird es kunterbunt - es sammeln sich nämlich Dinge, auf die ich kurz eingehen möchte, denn wenn ich auf alles lang eingehe, sind die nächsten 20 Blogeinträge schon vergeben :-)

1. Kenne mich doch aus mit meiner Digicam - fragte spontan beim Niedermeyer, wo wir einst die Sony Cybershot kauften, ob diejenige welche überhaupt längere gute Videos machen kann. Nein, mit den 15 Sekunden am Stück habe ich das Limit schon ausgereizt. Kameras, die ordentliche Bilder produzieren, machen keine tollen Videos. Hingegen kann man mit Videokameras so ab 299 Euro auch fotografieren, jedoch mit vergleichsweise bescheidenem Resultat. Zum Trost bekam ich einen Nespresso - und auch, weil ich seufzend meinte, dass ich so gerne so eine Kaffeemaschine hätte, das aber leider nicht drin ist :-) Immerhin habe ich von Nachbarn erfahren, dass man so eine Videokamera problemlos an den Mac anschliessen kann, über USB (da war sich der nette Verkäufer nicht ganz sicher).

2. Habe versucht, wieder mal Kerzen zu giessen - als Schülerin brachte ich es zu einiger Perfektion. Damals wurden sie in geeignete innen beschichtete Kosmetikverpackungen gegossen, der Docht durch ein Fleischspießchen gesichert (mit dem sich Dochte auch gut aus dem im Wasserbad gelösten Wachs holen lassen). Wenn die Kerzen fest waren, löste ich sie aus der Verpackung und hielt sie über eine Kerzenflamme, um die Oberfläche zu glätten. Die Kerzen waren in Schichten gegossen, die manchmal auch bewusst schief waren. Heute geht das schneller ab, ich verwende Kerzengläser und löse Wachsreste in Konservendosen auf, giesse dann alles in ein Glas, und fixiere es mit Essstäbchen. Dann ab in den Kühlschrank, damit das Wachs schnell fest wird und nicht zu sehr einsinkt in Richtung Docht. Beim Keksbacken ginge es nicht viel pragmatischer als früher - aber vielleicht schiebe ich ja noch eine Backrunde ein :-)

3, Viele fragen mich, was ich in Sachen "Haubner-Erlass" sage oder schreibe. Mich überrascht nicht, dass Babys von Migrantinnen beim Kindergeld benachteiligt sind, war dies doch gleich zu Beginn Kritik. Und solange Menschen mit zweierlei Mass gemessen werden, darf man sich nicht wundern, wenn dadurch Ungerechtigkeiten geschaffen werden, die gerade finanzielle Schwache treffen. Daraus sollte die sich bildende Regierung lernen - auch unter dem Aspekt, dass es teurer ist, Ausnahmen von Regeln zu administrieren, als etwas für alle gelten zu lassen....

4. Alle reden vom KGB und trauen ihm alles zu - im ORF ist am 11.12. im Mittagsjournal ein Experte am Wort, der den Wendungen und Windungen, denen man folgen muss, um zu glauben, was vorgesetzt wird, noch eins draufsetzt: Kreml-Oligarchen wollen Putin im Westen diskreditieren, damit er nichts mehr gibt auf das Ansehen im Westen und sich eine dritte Amtszeit verpasst, für die er nicht kandidieren darf (noch nicht, soll es wohl heissen) Grundsätzlich sollten wir wohl in Zukunft annehmen, dass wann immer ein Politiker diskreditiert wird, dies ein nettes Weihnachtsgeschenk seiner besten Freunde ist.

5. Und dafür bezahlen wir Gebühren? (Ehrlich gesagt möchte ich auch nicht Gebühren zahlen, von denen ein Herr Pius Strobl als "Kommunikationschef" des ORF beschäftigt wird - ich habe ihn in unangenehmer Erinnerung, was vielen anderen auch so geht. Vor allem: ein Interesse an Inhalten oder Dingen, die mit Ethik und Moral zu tun haben, fiel bei ihm auch in seiner grünen Zeit nicht ansatzweise auf. Alles diente nur kalt durchgezogenen Machtstrategien, und wo auch immer Geschäfte lockten, wurden sie gemacht.

6. Die deutsche Seite Arbeiterfotografie nimmt auf eine Doku bei Arte Bezug, in der enthüllt wurde, in welchem Ausmass sich die CIA in den europäischen Kultur- und Medienbetrieb einmischte. Es geht um eine lange Liste von Namen und Organisationen, auch Zeitschriften wie das österreichische Forum werden erwähnt, dessen CIA-Nähe allgemein bekannt war (bevor das Medium Mitte der 90er Jahre eingestellt wurde, war es jedoch CIA-ferner als manch eine Tageszeitung).

7. Ebenfalls bei der Arbeiterfotografie wird thematisiert, dass Holocaustleugnern bewusst Freiraum geboten wird, wenn es darum geht, über sie linke und liberale AutorInnen in schlechtes (rechtes) Licht zu rücken, die sich kritisch mit 9/11 auseinandersetzen. Deshalb darf Horst Mahler (von der Verfassungsschutz-Gründung NPD) ungestraft den Holocaust leugnen, entgegen deutschen Gesetzen, tritt er doch öffentlichkeitswirksam bei Tagungen der 9/11-AutorInnen auf. Diese wollen mit ihm nichts zu tun haben, finden es auch dreist, dass jemand, der nichts recherchiert und in Sachen 9/11 geleistet hat, sich mit Unsinn über massenhaft gewarnte Juden an das 9/11 Truth Movement ranschmeisst.

In den USA agiert Eric Hufschmid ("Painful Questions"), der immerhin auch 9/11-Arbeit getan und manch ein Detail zutage gefördert hat. Allerdings wird einer/m bei seiner Webseite übel, da er auch Infos zum angeblichen Nichtstattfinden des Holocaust anbietet. Abgesehen von der persönlichen Abscheu, die ich da verspüre, macht mich auch wütend, dass so behauptet werden kann, die Ansicht von 9/11 als inside job sei auch nur Geschichtsverdrehung. Beziehungsweise, dass die offizielle Verschwörungstheorie wahr sein muss, weil ja auch der Holocaust wirklich stattfand.

Wer also nicht in den Geruch kommen will, den Holocaust zu leugnen, darf auch nicht leugnen, dass 9/11 Osama und die 19 Räuber zu verantworten haben. Freilich GIBT es einen Zusammenhang: Prescott Bush, der Grossvater des Präsidenten, war an der Finanzierung Hitlers beteiligt und machte auch während des Krieges Geschäfte mit den Nazis, bis er wegen trading with the enemy angeklagt wurde. Und sein Enkel an der Vertuschung von 9/11....

8. In Nachrufen auf Augusto Pinochet, der meiner Meinung nach irgendwo im Wald verscharrt werde sollte wie so viele Opfer von ihm und anderen Diktatoren, hat der Militärputsch 1973 zwar prominente Erwähnung, jedoch fehlt meist ein Detail. Massgeblich war daran die CIA beteiligt, was nicht vorkommt, während es Hauptthema wäre, wenn es sich um einen KGB-Putsch gehandelt hätte. Man verschweigt also die Rolle der CIA bzw. erinnert nicht an sie, tragt den Fakten nicht Rechnung, lässt weg, während dem KGB gerade eben etwas zugeschrieben wird, bei dem noch überhaupt nicht klar ist, dass er etwas damit zu tun hat. Der KGB ist ergo dauernd in den Medien, die CIA selbst dann nicht, wenn es um sie und die furchtbaren Folgen ihres Wirkens geht. (Neu zu Litwinenko: Die Spuren sind zu auffällig, so Sebastian Pflugbeil von der Deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz)

Aber eigentlich müssen die Opfer ja dankbar sein, jedenfalls laut Kurier: Pinochet hat sich in die kollektive Erinnerung Chiles als gnadenloser Militärdiktator und zugleich als Modernisierer eingebrannt. Privat soll der fünffache Vater charmant geplaudert und seine Gäste humorvoll unterhalten haben. Chile aber hielt der General, der sich früher gern hinter einer dunklen Sonnenbrille verbarg, 17 Jahre im eisernen Griff..... Der Terror ging jedoch Hand in Hand mit der Umwandlung des Landes. Gleich nach dem Putsch begannen junge, in den USA ausgebildete Wirtschaftsexperten, neoliberale Wirtschaftsreformen in die Tat umzusetzen, die ohne die Bajonette der Militärs kaum möglich gewesen wären. Die Wirtschaft Chiles wurde nach einigen Krisen und Kurskorrekturen zur fortschrittlichsten des Subkontinents. Und Hitler war nett zu seinen Schäferhunden und hat die Autobahn gebaut (dass dieser Diktator sein Gutes hatte, glauben ja selbst österreichische Abgeordnete)