Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky eckt fröhlich gleich mehrmals an, bevor sie in ihrem Amt Maßnahmen setzen kann: Sie bekennt sich zum Schweinebraten (freilich nicht als Dauernahrung), sie raucht, sie steht zum "Wohlfühlgewicht" und sie hat als eine Gesprächspartnerin für das Buch "Kinderlos? Na und!" von Birgit Kofler unter anderem gestanden, dass Kinder auch unheimlich nerven können, wenngleich sie gerne Tante ist, aber auch froh ist, Kids wieder abgegeben zu können.
Ein Sturm der Entrüstung, jedoch auch Verteidigung für Kdolsky waren die Folge. Wobei jene, die sich für sie einsetzten, es in einer anderen politischen Konstellation wohl meist nicht getan hätten. So aber legen sie sich nun darauf fest, dass sie auch akzeptieren, wie sich manches geändert hat. Und das ist ja doch ein positiver Effekt - obwohl es öd ist, dass Frauen immer noch so rasch für unfähig erklärt werden bzw. sich selbst für Kleinigkeiten wie Eßgewohnheiten oder Gewicht rechtfertigen müssen....
Wollen wir hoffen, dass sich die Einsicht, in der Moderne angekommen zu sein, auch politisch auswirkt - beispielsweise, indem homosexuelle Paare heterosexuellen gleichgestellt werden (auch was Adoption etc. betrifft) und indem erkannt wird, dass Diskriminierung nicht nur Frauen mit Kindern trifft, sondern auch Frauen an sich.... siehe auch Anmerkungen der CeiberWeiber (samt allen Kdolsky-Buchzitaten im richtigen Zusammenhang).
Übrigens: Nachdem uns "Österreich" letztes Jahr über einige Wochen fast täglich Eva Hermans Steinzeitthesen verkauft hat, musste nun der "Kurier" die Dame zu Andrea Kdolsky befragen (was geht's eine deutsche Karrierefrau eigentlich an, was eine österreichische Ministerin sagt?!). Da lesen wir dann Aussagen wie: Das Sozialversicherungssystem muss genau wie das Arbeitssystem komplett verändert werden. Eine Frau, die zu Hause bleibt und mehr Kinder bekommt, tut für das Brutto-Sozialprodukt ungleich mehr als eine, die arbeitet. Sie bringt der Gesellschaft Kinder, die später natürlich mannigfaltig Beiträge zahlen.
Abgesehen vom Uraltrollenbild, das hier des Bücherverkaufens willen vermittelt wird: was, wenn eine Frau nur Töchter bekommt, die natürlich KEINE mannigfachen Beiträge zahlen, sondern erst ihre Kinder (sofern es sich zu 100% um Söhne handelt und zu 0% um Töchter? Ups, da haben wir ja noch das Problem, das als Folge von Pestiziden usw. usf. die Spermienanzahl sinkt, dh der Mann immer weniger zeugungsfähig ist. Was machen wir mit Männern, die nicht zur Produktion netter kleiner Rädchen im Bruttosozialprodukt-Getriebe beitragen? Müssen die zu TransGenders werden, dürfen sie Lohnarbeiten bis zum Umfallen, wie können sie sich nützlich betätigen?
Da hilft nur Ironie: hier ist der Text von Bruttosozialprodukt.
Wenn frau Zeitungen ausmistet, ist übrigens manchmal zu sehen, dass sich viel geändert hat. Da gibt es zuerst ein Interview mit Justizministerin Maria Berger, dann mit Außenministerin Ursula Plassnik, und bei Internationales geht es zuerst um die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, dann um den angekündigten Rücktritt des bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber, der letztlich durch den Widerstand der Landrätin Gabriele Pauli ausgelöst wurde. Sie ließ sich nicht gefallen, was die Herrschaften über Jahre hinweg toleriert haben, sieht sich aber nun damit konfrontiert, dass diese Männer nun nicht schnell genug Ansprüche auf die Stoiber-Nachfolge und weitere Funktionen anmelden.
Freilich bringt sich Pauli mittlerweile zumindest als mögliche stellvertretende CSU-Chefin ins Spiel, immerhin. Auch im Bereich Internationales finden wir die Reisen von US-Außenministerin Condoleezza Rice und die Ankündigung der Präsidentschaftskandidatur von Hillary Clinton für 2008 (wobei noch Vorwahlen zu absolvieren sind). Alles ganz nett, aber was hat es mit weniger "mächtigen" Frauen zu tun? Nicht unbedingt viel, denn zugleich steigt die Zahl der Frauen, die knapp über oder unter der Armutsgrenze leben. Dabei entscheidende Faktoren: geringe Ausbildung oder / und Kinder....
In Sachen Koalition sehen wir aber auch schon, wie gegenseitig eingebremst wird: da stellt sich Justizministerin Berger einen anderen Umgang mit Zuwanderern vor, um sofort von Innenminister Platter Konter zu bekommen (der übrigens auch nicht einsehen wollte, dass in einer Demokratie selbst PolizistInnen ein Demonstrationsrecht haben, das manche am 11.1. für sich beanspruchten - wie das auch StaatsbürgerInnen taten, die NICHT bei der Polizei sind....).
Ich dachte mir, ich maile mal die SPÖ-Bundesgeschäftsführung an, wie sie sich den Dialog auch mit der Bevölkerung vorstellen. Das streckenweise vage Koalitionsabkommen muss ja nicht bedeuten, dass alles in den eher unkonkreten Bereichen so bleibt, wie es ist, sondern dass man mal die Bevölkerung fragen kann, wie sie sich diesen und jenen Bereich vorstellt. Ich wandte mich (als Wählerin, die des öfteren die SPÖ angekreuzt hat) an Geschäftsführer Kalina, aber no reply. Natürlich hätte ich jene anschreiben können, die mich gut kennen, aber ich wollte ein "repräsentatives" Experiment durchführen.
Naja, als Parteimitglied hätte ich schon was bekommen - einen Formbrief, der mich davon überzeugen soll, dass eh alles in Ordnung ist und das Abkommen super (anbetracht dessen, dass es leiderleider keine andere Option gab....). Dies entnehme ich den "widerständigen" Webseiten von SPÖ-Leuten wie wirsindspoe.at - wo mittlerweile mehr als tausend UnterstützerInnen erklären, dass man SO NICHT mit ihnen umgehen kann....
@ FPÖ-Troubles: Inzwischen stellt sich heraus, dass die Fotos von Strache und Jugendfreunden im Militäroutfit vor einem Kriegerdenkmal am Ulrichsberg aufgenommen wurde. Das DÖW weist darauf hin, dass die Wiking-Jugend (heute verboten) damals sowas wie Wehrsportübungen durchführte. In der FPÖ wirft man(n) sich inzwischen gegenseitig Fotos um die Ohren: auch Stadler ist abgebildet, allerdings eher im fundi-christlichen Bereich (unter anderem ist er Mercedarier).
"Frühstück bei mir" mit Gusenbauer als Podcast - für alle, die wissen wollen, wie's unserem Kanzler geht, der's ja wirklich net leicht hat :-) Was er sagt, ist übrigens in der Kurzfassung (ohne die Musik dazwischen) durchaus hörenswert. Er reflektiert und betrachtet sich selbst doch kritisch, weiß, dass alles seinen Preis hat, auch die "Macht" - hier könnten jene ansetzen, die bei ihm Haltungsänderungen erreichen wollen. Arrogant wirkt er in dem Interview nicht, spricht freilich mehr über Persönliches als über "rein politisches". Aber wie heißt es doch so schön? Das Private ist politisch....
@ Klimawandel: in Berichten zum Orkan Kyrill fehlen Hinweise nicht, womit solche Unwetter und vor allem deren Häufung zu tun haben. Freilich sieht das Drumherum manchmal so aus wie in der Sonntagsausgabe von "Österreich": Am Titelbild und danach dramatische Bilder und Worte, dazu aber auch ein Preisausschreiben, wo Flugreisen zu gewinnen sind. Jeder Flug verschlechtert aber die ganz persönliche Klimabilanz drastisch, will sagen: dafür kann man lange und viel mit dem Auto fahren. Womit wir bei einem zweiten beliebten Gewinn bei Preisausschreiben sind. Warum verlost niemand Fahrräder oder eine Ladung Biolebensmittel? So werden gutgemeinte Artikel ad absurdum geführt, wenn gleich daneben angeboten wird, gratis massig Treibhausgase zu emittieren....
21.01.07
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