Beim World Economic Forum debattierten sog. Spitzenleute aus Wirtschaft und Politik (beachte die Reihenfolge) miteinander und gehen schon mal auf den Klimawandel ein, ohne dass sich aber aus ihrer Sicht viel ändern müßte. Offenbar haben sie alle noch eine zweite Erde zur Verfügung bzw. im Rausch der Manager-Spitzengehälter ganz vergessen, welche Probleme sie mitverursachen (da ja andere darunter leiden und nicht sie selbst). Manches macht z.B. Daniel Vasella von Novartis nachdenklich, nicht aber sein Monstergehalt (dazu später).
Bei der Gegenveranstaltung zum WEF wird der Public Eye Award an besonders verantwortungslose Konzerne vergeben: Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt haben für die Organisatoren, die Erklärung von Bern (EvB) und Pro Natura, wiederum rund 20 in- und ausländische Konzerne in den Kategorien Umwelt, Soziales und Steuern nominiert.
Nur Nestlé konnte ihren Listenplatz vom letzten Jahr "verteidigen". Dem Schweizer Nahrungsmittelmulti wird unter anderem aggressive Vermarktung von Babynahrung vorgeworfen. Weiter auf der Liste stehen auch Kendris, Alcoa, Bayer AG, Chevron Corp., Citigroup Inc., The Coca-Cola Company, FILA, GAP Inc., Tesco plc, Vattenfall Europe oder The Walt Disney Company. Die Basler Chemiefirmen Novartis, Ciba Speciality Chemicals und Syngenta sind auch nominiert. Ihnen wird vorgeworfen, bei der Sanierung ihrer giftverseuchten Deponien im Jura zu wenig zu machen.
In Davos wurde auch über Riesenmanagergehälter diskutiert, die u.a. der erwähnte Vasella ganz in Ordnung findet, der in dieser Diskussion bereits vor dem WEF so zitiert wird: De facto ist es ja eigentlich für eine gut verdienende Firma oft irrelevant, ob der CEO nun fünf oder 50 Millionen verdient. Bei Novartis mit sieben Milliarden Gewinn macht ein solcher Betrag nur einen marginalen Unterschied aus.
Der Schweizer Experte Dirk Schütz (Autor von "Gierige Chefs") meint, Vasella habe in sechs Jahren bei Novartis HUNDERT MILLIONEN SCHWEIZER FRANKEN verdient. Dies, indem er sich von einem US-Experten Rat holte, wie man das Gehaltssystem ganz oben nach oben offen machen kann. In Schilling wäre er damit bereits beinahe Milliardär, und die CEOs anderer Großkonzerne stehen ähnlich gut da. Was macht er damit? Kauft er zuerst ein Riesengrundstück, läßt darauf eine Halle errichten und schafft dann jeden Tag einen Ferrari an? Oder ist er ein Fan von Luxustoiletten aus Marmor und Gold und hat in den sechs Jahren tausende um tausende WCs übereinanderstapeln lassen? Hat er sich als Spielzeug einen Airbus gegönnt, samit Privatpiloten und eigenem Flugplatz? Ißt er täglich eine halbe Tonne Austern, spült sie mit literweise teuerstem Wein runter und wechselt dreimal täglich den seidenen Hausanzug, um die abgelegten Klamotten der Caritas zu spenden?
Oder stiftet er Obdachlosenheime, überzieht das Land mit einem Netz an Ausspeisungen für Opfer der neoliberalen Wirtschaft, hilft gar den Opfern dieser Wirtschaft in jenen Ländern, wo Menschen schlicht daran sterben, dass Ressourcen, Nahrung und medizinische Versorgung so ungerecht verteilt sind? Eines scheint sicher: im Gegensatz zu Menschen, die der Unterschied zwischen solchen Absahnern und der zunehmenden Armut ebenso sprachlos macht wie die Unverschämtheit, mit der die Selbstbedienung (Manager sitzen selbst in Aufsichtsräten, die derlei Irrsinn absegnen) auch noch gerechtfertigt wird, schläft Herr Vasella sicherlich ausgezeichnet. Ein gutes Gewissen ist nur dann das beste Ruhekissen, wenn man ein Gewissen hat....
26.01.07
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2 Kommentare:
Es freut mich, dass auch Jemand aus Österreich sich mit dem Problem des WEF konstruktiv auseinandersetzt. Danke.
lieber rafael. dabei sind aber die kritischen aktivitäten in der schweiz eine ganz wichtige anregung. ich finde auch toll, was sich bei euch zum grundeinkommen tut. und dein blog ist auch sehr interessant :-)
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