23.10.06

Manche Blogs widmen sich Menschen, die bereits gestorben sind. Nicht so sehr aus Verehrung als vielmehr, um ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen wie im Fall von David Kelly, britischer Experte für biologische Waffen, Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums und "whistleblower" über die Irak-Massenvernichtungswaffen-Lüge. Angeblich hat er im Juli Selbstmord begangen, sagte jedoch zuvor, dass man ihn tot im Wald finden würde. Im Blog weist ein User darauf hin, dass Dr. Kelly Mikrobiologe war und somit einer gefährdeten Spezies angehört, starben doch seit 9/11 50 solcher Experten unter merwkürdigen Umständen.

Manche wollen die Lage im Irak übersehen und warnen lieber, dass der Iran immer noch die "größte Gefahr" für die USA darstelle: Meanwhile, too many Westerners see the Israeli-Palestinian conflict as key to all regional tensions, enabling Tehran to deflect attention from its nuclear program. Also, failure to find weapons of mass destruction in Iraq has left Western audiences wary of intelligence warnings about Iran's ambitions.

Man hätte ja darauf verzichten können, der westlichen Öffentlichkeit Lügen über Massenvernichtungswaffen aufzutischen. Dann wäre allerdings ein Angriff auf den Irak kaum zu verkaufen gewesen, sodass man darauf verzichten hätte müssen, das Land zu "befreien", mehr als einer weiteren halben Million Menschen das Leben zu kosten und noch mehr Verstrahlung durch Depleted Uranium zu erzeugen. Was den Iran betrifft, so war dieser auch Thema beim Besuch des israelischen Premiers Ehud Olmert in Moskau, wo Präsident Putin davor warnte, militärische Optionen anzuwenden. Aus der Sicht Israels liegt die Verantwortung beim Umgang mit dem Iran auch bei Russland, nicht nur bei den USA.

Bei internationaler Presseschau stolpert man gelegentlich über Texte, wo zuerst ein Uff! angebracht scheint. Eben der Fall bei einem Guardian-Kommentar von Timothy Garton Ash gegen Verbote unter anderem der Leugnung des Holocaust. Anlass war der französische Beschluss, die Leugnung des Genozids an den Armeniern unter Strafe zu stellen, was den EU-Beitrittsverhandlungen der Türkei nicht gerade dienlich ist. Today, if we want to defend free speech in our own countries and to encourage it in places where it is currently denied, we should be calling for David Irving to be released from his Austrian prison. The Austrian law on Holocaust denial is far more historically understandable and morally respectable than the proposed French one - at least the Austrians are facing up to their own difficult past, rather than pointing the finger at somebody else's - but in the larger European interest we should encourage the Austrians to repeal it.

Das Schlimme ist ja weniger, dass ein Herr Irving bei einem Besuch innerhalb der österreichischen Staatsgrenzen den Holocaust leugnete, sondern dass hier Männer leben, die ihn eingeladen haben und auf deren ewiggestrigen Mühlen Irvings "Wissenschaft" Wasser ist. Ob sich Mr. Ash wohl vorstellen kann, was los wäre, wenn wir unsere Gesetze ändern und aus Gründen der "Meinungsfreiheit" (aus Sicht der Betroffenen) Freibriefe ausstellen? Bereits jetzt schrammen manche mit Absicht immer wieder an den Strafgesetzen entlang und kokettieren mit einem uneinsichtigen, gefühllosen, den Opfern und ihren Nachkommen gegenüber brutalen Umgang mit unserer Vergangenheit. Das würde dann noch ärger, unverhüllter, unverblümt, riefe sicher Widerstand hervor, wäre jedoch auch einschüchternd. Wollen wir das?

Tatsächlich hat so manch ein Land, in dem Holocaustleugnung straffrei geschehen darf, auch Probleme mit Meinungsfreiheit. So wurde ausgerechnet CNN gerügt, weil es ungeschminkt zeigte, was US-Soldaten im Irak erwartet. Immer stärkerer irakischer Widerstand ist aber Propaganda, um die US-Wahlen zu beinflussen, wie Präsident Bush meint. Mit Propaganda und Wahlen ist es aber so eine Sache, trat doch ein Herr Bin Laden gut getimt vor den Wahlen 2004 per Video auf und warnte davor, die Republikaner zu wählen, was denen natürlich erst recht half. Die Demokraten warfen der Regierung vor, diesen Osama gefakt zu haben. Fragt sich, was dann mit den anderen Osamas ist....

Der Guardian liess jedenfalls vor Ort recherchieren, überall dort, wo die Iraker behauptet haben, Städte u.a. von britischen Truppen befreit zu haben. Residents described how fighters stormed three police stations in this city of 900,000 (Amara) and blew them up. Around 800 black-clad militiamen with Kalashnikov rifles and rocket-propelled grenades patrolled the streets in commandeered police vehicles as others set up road blocks on routes into the town. At least 30 policemen and 20 civilians were killed and more than 59 injured in what has become one of the most serious challenges to the authority of the Iraqi prime minister, Nouri al-Maliki. Die bewaffneten Gruppen werden jedoch von Partnern Al-Malikis kontrolliert.

Am 10. Oktober gab es heftige Explosionen in der Falcon-Basis in Bagdad, laut US-Verteidigungsministerium ohne Tote, aber mit zahlreichen Verletzten, nach anderen Berichten mit 300 toten/schwer verwundeten AmerikanerInnen. Inzwischen wird offen darüber gesprochen, dass der Krieg verloren ist. Kriege werden verloren, bevor sie enden, meint Robert Freeman, und der Irak-Krieg war verloren, bevor er überhaupt begonnen wurde.

Während die Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkovskaja weltweit Empörung hervorrief und Gegenstand unzähliger Artikel und Kommentare war, starben bislang 130 ihrer KollegInnen vergleichsweise kaum bemerkt im Irak. Wie Terry Lloyd, der 2003 zuerst verwundet wurde und den US-Tuppen dann töteten, indem sie den Kleinbus unter Beschuss nahmen, der ihn ins Spital bringen wollte. Der stellvertretende Coroner von Oxfordshire, Andrew Walker, will nun die USA der Ermordung des Mannes anklagen. There was no justification of self defence, he said, as there would have been earlier when the Americans were firing against Iraqi forces. It was only after the minibus stopped to pick up the wounded, including Lloyd, that the Americans opened fire, the coroner added. Lloyd and three ITN colleagues were caught in crossfire between Iraqi and American forces as they drove towards Basra on March 22 2003, soon after the US-led invasion of Iraq.

Österreich: Die Koalitionsverhandlungen dürften ins Laufen kommen, heute sprachen SPÖ und ÖVP unter anderem zum Thema Frauen miteinander und haben mal vereinbart, wie es weitergeht. Gutes Verhandeln werden gerade Frauen brauchen, denn laut Statistik Austria hat jede Zehnte weniger als die geforderten 800 Euro Grundsicherung jeden Monat zur Verfügung. Vielleicht sollte es Eigeninitiative geben wie in Florenz, wo sich Menschen zusammengetan haben, um Schwächeren zinsenlose Kleinkredite geben. Das Beispiel erinnert sehr an die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Grameen Bank in Bangladesh, da auch in Florenz keine Almosen "gewährt" werden, sondern auf Eigenverantwortung gesetzt wird. Um diese wahrzunehmen, fehlen ärmeren Familien jedoch oft ein paar hundert Euro, die sie von normalen Banken nie erhalten würden....

"Österreich": dies ist auch der Titel einer seit 1.9.2006 erscheinenden neuen Tageszeitung. Sie sollte "endlich" ein Medium sein, das Frauen als politisch interessiert wahrnimmt, so Mitherausgeberin Uschi Fellner in der Vorbereitungsphase. Letztlich gibt es für Frauen eine Hochglanzbeilage, die an eine sehr dünne Ausgabe von "Woman" erinnert, dem vorherigen Produkt von Frau Fellner. Ein Hauptthema sind die gestrigen Thesen von Eva Herman, die in den ersten sieben Wochen "Österreich" unzählige Male vorkam und auch nach Wien eingeladen wurde. Uschi Fellner und der Eva Herman-Bluff heisst denn auch unser Kommentar bei den CeiberWeibern. Bluff deshalb, weil Herman so ziemlich das Gegenteil eines Heimchen am Herd-Lebens praktiziert, es ergo nur um eine Medienkarriere im Sinne von "ich vertrete alles, wenn es sich nur verkauft" geht....

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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