01.10.06

Nun wissen wir's also

Das Ergebnis steht jetzt vorläufig fest, kann sich aber dank fast 400.000 Wahlkarten noch verschieben. Darauf hoffen besonders die Grünen, die dann das BZÖ aus dem Parlament drängen könnten. Derzeit sind Grüne und SPÖ gemeinsam vier Mandate von der zum Regieren erforderlichen Mehrheit entfernt. Alles hängt davon ab, ob das BZÖ die 4%-Hürde schafft, was ohne Wahlkarten möglich ist und 7 (oder 8) Mandate bedeutet.

Ergeben die Wahlkarten, dass anbetracht der Gesamtzahl an gültigen Stimen die 4%-Hürde nicht mehr übersprungen ist, dann kommen die Grünen wieder ins Koalitionsverhandlungsspiel. Das eigentlich Spannende an der Wahl ist, dass sie erst Tage danach entschieden sein wird. Ohne Wahlkarten läßt sich nur feststellen, dass die SPÖ die ÖVP überholt hat und letztere quer durch die Bundesländer konsequent mindestens 7% an Stimmen verloren hat. Nicht mehr so überraschend war das Abschneiden der FPÖ, die im Bundesschnitt klar vor den Grünen liegt. Die Van der Bellen-Truppe erklärt dies mit "Negativwahlkampf", in dem man kaum zu Wort gekommen sei. Allerdings waren auch die Botschaften der Grünen in Anzeigen und auf Plakaten negativ, da drauf stand, wofür sie NICHT stehen.

Hätte man nicht, dies auch an die Adresse von ÖVP und SPÖ, das "Ausländer"-Thema offensiv und positiv besetzen können, statt nur aus "Anstand" defensiv gegen die Hetze Position zu beziehen? Zumindest hätte man im Wahlkampf weniger klotzen können. Gespräche mit dem Wählervolk zeigen, dass gegen Ende des Wahlkampfes alle ziemlich sauer waren über die Materialschlacht, die ja mit Steuergeld bezahlt wird. Mit dem Nebeneffekt einer niedrigen Wahlbeteiligung, um 10% weniger gingen zu den Urnen als 2002. Das sei, so die Meinungsforscher, ungewöhnlich bei einer Wahl, für die ein knappes Ergebnis vorhergesagt wurde.

Vorläufig (20:30 Uhr) lautet dieses Ergebnis so: SPÖ 68 Mandate, ÖVP 66, FPÖ 21, Grüne 20, BZÖ 8. Theoretisch könnte sich Schwarzblau wieder ausgehen, in der Variante Schwarzblauorange, und theoretisch könnte Schüssel ("wenn wir Dritter werden, gehen wir in Opposition" anno 1999) wieder über die SPÖ triumphieren. Diese ist in keiner beneidenswerten Lage, das sie nur eine Koalitionsoption hat.

Am 24.9., eine Woche vor der Wahl, habe ich das "Prognosemittel" Tarot-Karten angewandt und abgefragt, wie es in genau einer Woche sein wird. Die Wahl an sich bedeutet Konzentration auf die Zukunft und Abkehr von der Vergangenheit, was einen Koalitionswechsel impliziert. Die SPÖ empfindet Freude und genießt Freundschaft, weiss aber nicht so recht, ob es ein Erfolg oder ein Mißerfolg ist, was für eine siegreiche, aber zugleich schwierige Situation steht. Die ÖVP muss klar sehen und findet ein Glück zerstört (dies konnte eine schwierige neue Konstellation ebenso bedeuten wie eine Niederlage). Auf die FPÖ kommt harte Arbeit zu und sie ist gefordert, zu einer gelassenen Haltung ohne Extreme zu finden (was nicht nur parlamentarische Arbeit bedeutet, sondern auch implizieren konnte, dass es eine Koalitionsmöglichkeit gibt). Die Grünen haben auch nach der Wahl Sehnsüchte (= Ziele nicht erreicht), befinden sich in einer festen Position, aus der heraus sie Herausforderungen annehmen können. Sie dürfen etwaige Koalitionsverhandlungen nicht verspielen, in dem sie diese nicht ernst nehmen. Für das BZÖ deutete alles auf gelöste Probleme und Harmonie mit der Umgebung, was ich als Schaffen der 4%-Hürde interpretierte. Liegt alles gar nicht so falsch :-)

PS: auch die "Konkurrenz" kommentiert schon, beispielsweise Martina Salomon in der Presse oder Andreas Unterberger in der Wiener Zeitung, der Wolfgang Schüssel schlicht zum Verlierer erklärt.

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