15.11.06

Wieder NS-Verharmlosung / Monty Python als "Gegenmittel"?


Von 14. auf 15.11. hatte ich eine spannende kurze Nacht. Gegen 22 Uhr (oder auch danach) wollten zwei Katzen unbedingt noch eine Runde drehen. Dass es eine klare schöne Nacht war, hab ich erst registriert, als ich sie (nach Mitternacht) vergeblich rief. Natürlich möchte ich vermeiden, dass sie über Nacht draußenbleiben - meines Schlafes willen, da ich weiss, dass sie entweder um 2 Uhr herum oder kurz vor/nach fünf Uhr heimkommen. Klarerweise bleibt man, unwillentlich, bis zwei Uhr wach und versucht dann zu schlafen, stellt sich Wecker auf Fünf. Um halb drei gab ich den Einschlaf-Versuch resigniert auf und versuchte zu lesen. Siehe da, Baghira begehrte Einlass, schnurrend wie immer, sah nur pro forma bei den Futternäpfen vorbei und rollte sich im Bett ein.

Gegen halb vier muss ich dann doch weggedöst sein, ohne dass Gandalf - der als braungetigert-weißer Kater besser durch die Glastür sichtbar ist als der schwarze Baghira - heimkehrte. Da der Wecker nicht abging, taumelte ich gegen halb sechs zur Tür, öffnete sie kurz und rief einmal nach Gandalf. Siehe da, er kam gelaufen, trat schnurrend ein, rollte sich im Bett ein und schlief. Natürlich war ich vor allem glücklich und verzieh ihm sofort, durch den bereits angebrochenen Tag wie ein Zombie zu wanken (dafür kriegte ich relativ viel auf die Reihe, nur beim Thema "Drucken auf einem ungewohnten PC" stand die mittlerweile eingefleischte Mac-Userin angesichts einst umfangreicher PC-Kenntnisse etwas auf der Leitung).

Immerhin sind die Vierbeiner auch ideal für Verhaltensstudien. Die beiden einst ausgesetzten Kater, die es nachts so sehr ins Freie zog, kehren stets schnurrend heim und machen mehr Tamtam als jene Katzen, die von Züchtern stammen und nie von Menschen im Stich gelassen wurden. Geht's hingegen um die Reaktion auf mitgebrachtes frisches Fleisch, das zur Abwechslung von den Dosen mit Reis vermischt serviert werden soll, dann sind die beiden Kater, die schon mal Beute mitbrachten, deutlich aufgeregter. Einer, der mich mit dem Verzehr von bislang zwei Feldhamstern verblüffte (was er ganz "fachmännisch" anging, sodass ich mit mehreren Küchentüchrrn die Reste beseitigen konnte), schnappte sich gleich einen Brocken aus der Fleischtasse.

Auch gewisse Geschlechterstudien sind möglich, auch wenn natürlich alle Katzen kastriert sind. Angeblich sind weibliche Katzen entweder objektbezogener oder anschmiegsamer, oder Kater sind unabhängiger oder anschmiegsamer. Tatsächlich ist ein Kater besonders liebenswürdig, ein weiterer rollt sich manchmal auf dem Schoß zusammen, und die Ex-Ausgesetzten suchen generell meine Nähe. Die beiden Katzendamen sind älter als der Rest, eine will auf IHREN Plätzen ihre Streicheleinheiten, die andere kommt und fordert. Erstere (zugleich die erste Katze bei mir) liebt es, mich zu pflanzen, indem sie heimkommt, Einlaß begehrt, sich dann aber rasch umdreht und wegrennt. "Blume du Miststück!" ist eine Reaktion, die das Ganze etwas abkürzt, da sie, wenn ich es gelassener sehe, sofort wiederkommt, wieder wegrennt; wenns nach ihr geht, viele Male auf einmal :-)

Aber zurück zu den ernsteren alltäglichen Themen: Kaum wurde mehr oder weniger hingenommen, dass der neue Abgeordnete der FPÖ Wolfgang Zanger "dem Führer" auch "Gutes" abgewinnen kann, setzen sich seine Verteidiger für den nun vor der Abberufung stehenden Universitätsrat Gerhard Pendl ein, der beim alljährigen Aufmarsch Rechtsextremer am Grab eines geehrten Kampffliegers von Hitlers Armee eine Rede hielt und klagte, dass "in diesen deutschen Landen" das Andenken "unschuldiger Soldaten" wegen dieser bösen "Gutmenschen" nicht gewahrt werden kann. Der tote Flieger hiess Walter Novotny, war bereits illegal vor 1938 für die Nazis tätig (wegen seines Alters in der Hitlerjugend) und erhielt eine seltene Ehrung wegen seiner Leistungen als Flieher. 1944 wurde er dann selbst abgeschossen und erhielt ein pompöses Begräbnis samt Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof. Damit paßte er nicht so ganz zu von der Stadt Wien geehrten Politikern, Künstlern, Wissenschaftern, unter anderem zu meinem Ururgroßonkel Eduard von Hofmann, dem Begründer der modernen Gerichtsmedizin.

Die Blauen bejammern das Renomme von Pendl als Mediziner, sodass dieser Hinweis durchaus passend ist. Wir wollen doch nicht, dass in zahlreichen Ehrengräbern heftig rotiert wird, oder? Frappierend sind jedenfalls die Reaktionen, die vermuten lassen, dass es in dieser Tour weitergehen wird (siehe CeiberWeiber-Kommentar). Da die Herren Burschenschafter sich so gerne als "Volksdeutsche" bezeichnen, auch ihre "andere ethnische Herkunft" betonen, frage ich mich, ob es nicht angesichts der verglichen mit etwa den Türken oder Serben hierzulande nicht so zahlreichen Deutschen notwendig ist, dass die gleich einige Mandate haben. Wo sind Mandate für Türken und Serben, die ebenfalls mit "anderer ethnischer Herkunft" in Österreich leben? Und: ist es notwendig, dass Menschen von anderer ethnischer Herkunft maßgeblich unsere Integrationspolitik mitbestimmen - jedenfalls dann, wenn sie vor allem darin besteht, andere andere Ethnien auszugrenzen?

Da Pendl mit seinen 72 Jahren (im Gegensatz etwa zu Zanger) "Bruno" nicht ähnlich sieht, können wir nun nicht zu Sacha Baron Cohens Humor Zuflucht nehmen, sondern beispielsweise bei Monty Pythons Hitler in England. Oder, weil es um Politik geht, das Ministry of Silly Walks besuchen. Bei öffentlichen Aussagen geht es um Aufmerksamkeit, man möchte zu den Interesting People gehören. Die Politik könnte, reformfreudig wie sie sein soll, die Arbeitsmarktpolitik durch Vorstellungsgespräche wie im Silly Interview revolutionieren.

How not to be seen kann ein Rat sein an: MigrantInnen, SozialhilfeempfängerInnen usw - je nachdem, wer von wem gerade als störend und lästig empfunden wird (z.B. "Gutmenschen", wenn wir bei Pendl und Co. bleiben). Every Sperm is sacred wird gewissen Leuten sicher gefallen, eine prima Lösung für alle Bevölkerungsprognosen. Für Sicherheitsfreaks gibts die Self Defence Class und für Antimilitaristen den (tödlichen, von Armeen eingesetzten) Funniest Joke.

Als Anregung für den Tourismus mag das Bespiel des Bavarian Restaurant gelten, während wir hier neben speziell gezüchteten Arztenauch einen Versuch sehen, Kunst nahezubringen. Schliesslich sollten sich ORF (und Pro / ein Beispiel an dieser Rotkäppchen-Verfilmung nehmen :-)

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