30.11.06

Stalking und Co.

Am 27.11. gab es im Wiener Rathaus eine interessante Tagung zum Anti-Stalking-Gesetz auf Einladung der Frauenstadträtin, auch aus Anlass von zehn Jahren Wiener Frauennotruf (71719, kann frau immer brauchen....). Doch dazu später.

Am 26.11. wurde die jüdische Lauder-Chabad-Schule in der Leopoldstadt verwüstet (jenem einst vor allem jüdischen Bezirk), die Polizei geht vorerst von einem Einzeltäter aus, einem 24jährigen Kroaten, der sich erst seit kurzem als Tourist in Wien aufhielt. Die Kultusgemeinde ist skeptisch, dass es wirklich nur ein Mann gewesen sein soll, da er doch ziemlich viel Schaden binnen kurzer Zeit angerichtet hat. Und natürlich alarmiert, da man 40 Gebäude in Wien dauernd bewachten müßte, wenn Gefahr weiterer Übergriffe besteht.

Klar, dass der Schock größer ist, als wenn ein Idiot in irgendeine Schule einbrechen würde. Mir erscheint seltsam, dass ein "Tourist", der sich gerade mal ein paar Tage in Wien befindet (und laut Vernehmung "Juden haßt"), so zielsicher eine Schule ansteuert, bei der auch Einheimische oft erstmal nachdenken müßten, um zu sagen, wo sie genau ist (und viele würden auch mit Nachdenken keine konkrete Antwort geben können). Okay, es kann ja sein, dass sie in einem Reiseführer erwähnt ist (werden in Wien auch detaillierte auf kroatisch verkauft? Gibt es in Kroatien Reiseführer zu jüdischen Stätten in Wien, bspw. für die Nachkommen von Ustascha-Leuten?). Selbst dann fragt sich aber, wie jemand, der ganz fremd in einer Stadt ist, Sicherheitsvorkehrungen auschecken und einbrechen kann...

Gehen wir weiter zur Gewalt gegen Frauen, der Konferenz über das Anti-Stalking-Gesetz. Umfangreicher Bericht, eh klar, bei den CeiberWeibern. Für deutsche UserInnen sei erläutert, dass es in Österreich seit 1.7.2006 ein Gesetz gegen Stalking ("Beharrliche Verfolgung", § 107a des Strafgesetzbuches) gibt, in dem recht genau definiert ist, was unter Stalking verstanden wird. Vor drei Jahren gab es die erste Tagung zum Thema, das damals noch "Psychoterror und Stalking" genannt wurde.

Als Folge gab es einen von allen Parteien unterstützten Antrag im Wiener Gemeinderat, mit dem an das Parlament herangetreten wurde, und derart einmütig ging es dann weiter, bis ein Gesetzesentwurf geschaffen wurde. Freilich sollte das Gesetz nach Meinung einiger PraktikerInnen mehr dem Gewaltschutzgesetz nachgebildet werden, auch weil von der Möglichkeit, Opfer durch einstweilige Verfügungen zu schützen, in Sachen Stalking eher sparsam Gebrauch gemacht wurde. Die Opfer sind jedenfalls froh, dass sie ihr Unbehagen, die Einschüchterungen und Einschränkungen mit einem klaren Wort (das ja auch Straftatbestand ist) benennen können.

Dies gibt ihnen die Definitionsmacht zurück, die ja Gewalttäter (im Widerspruch zu den geltenden Gesetzen) an sich reißen und den Opfern aufzwingen wollen. Stalking ist ein wichtiges Thema in den Beratungsgesprächen des Wiener Notrufes, wird häufig gegenüber allen Einrichtungen angesprochen, die Gewaltopfern helfen sollen. Opfer empfinden die Schaffung von klaren Bezeichnungen und Gesetzen auch sehr hilfreich gegenüber ihrem eigenen Umfeld, das gerne - scheinbar wohlmeinend - abwiegelt, dadurch aber die belastende Situation verlängern hilft.

Als ich gerade wieder etwas über die Täter aus meinen Notizen von den Vorträgen formulierte (es ging darum, wie sehr die Täter das Leben der Opfer einschränken, das sich ausmalt, was diese *!#?*#!! noch alles tun könnten), gab Kater Athos einen sehr treffenden Kommentar ab: er fügte an das Wort "Täter" 000000000000000000000000000000000000000 an. "Sind alles Nullen, so viele Nullen kann ich gar nicht eintippen!" sollte das wohl heißen. Kluger Bär, ich wollte derlei weit weniger prägnant in Worte fassen, etwa dass es um Kontrolle geht und es unreif und kindisch ist, Kontrolle über andere Personen statt über das eigene Leben haben zu wollen.

Nach Schreiben und Recherchen gönne ich mir einen Museumsbesuch (Kunststück, gestern sorgte Österreich für freien Eintritt im Kunsthistorischen Museum. Wahrscheinlich hätte ich dort den ganzen Tag verbringen können, da ich mir die Sammlung antiker Kunst ganz genau ansah (und deshalb kurz vor Schluss nur noch an Tizian und Co. vorbeirauschen und feststellen konnte, dass mir die Frauenbilder des 16. Jahrhunderts sehr gefallen: gestandene, aber schöne Frauen, weit weit von magersüchtigen Models entfernt; Frauen, deren Wesen aus den Gemälden sichtbar ist, während kein Modelfoto "Wesen" abbildet).

Die Wärter waren etwas verblüfft, als ich zu einem Sakrophargdeckel, auf dessen Unterseite eine Frauengestalt mit einem Sternenhimmel abgebildet war, wissen wollte, ob meine Vermutung richtig sei, dass es sich um die Himmelsgöttin Nut handelt. Es könnten mehr Infos in der ägyptischen Sammlung sein, meinen auch die Aufseher, und verweisen mich auf den Audioguide. Auf so eine Idee komme ich sicher, wenn ich anderswo ein Museum besuche und nicht in meiner Stadt, da bin ich nicht "wie eine Touristin".

Die kleineren Figuren zeigten eine verblüffende Ähnlichkeit der ägyptischen Katzendarstellungen mit dem schwarzen Kater Baghira - er hat dieselbe "vornehme" Art zu sitzen und sein Profil entspricht dem der Statuen. Er will (natürlich :-) als jemand Besonderes behandelt werden und erwartet, dass ich beim Trip in die Stadt an ihn denke und - Kondensmilch mitbringe. Es ist unmöglich, mir Nescafé zu machen, ohne ihm von der Milch abzugeben. Er kriegt auch ganz genau mit, ob der Wasserkocher wegen Tee heißgemacht wird - den ich mit normaler Milch trinke - oder ob ich (ganz ganz leise :-) Instantkaffee in einen Becher löffle.

Eines Tages werde ich mit Kater, Kondensmilch und Katzengeschirr ins Kunsthistorische Museum schleichen und mal sehen, was Baghira zu den Bastet-Darstellungen sagt. Wahrscheinlich setzt er sich in Positur und läßt sich von den Touristen als Tempelkatze verehren :-)

23.11.06

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen naht, und die Berichte dazu in Onlne-Ausgaben von Zeitungen motivieren viele User zu besonders "tiafen" Kommentaren. (Welch Glück, dass CeiberWeiber noch keine Funktion für Postings hat....). Statt dass Männer betroffen von der Gewalt sind, die von zumindest 20% ihrer Geschlechtsgenossen regelmäßig (in Beziehungen) gegen Frauen ausgeübt wird, lamentieren sie rum, dass es "auch" geschlagene Männer gibt. Besonders Schlaue jammern, wo denn von Gewalt betroffene Kinder abbleiben, als ob diese nicht häufig ihre Mütter ins Frauenhaus begleiten.

Und von Gewalt betroffen sind Kinder auch dann, wenn sie selbst nicht geschlagen werden und "nur" die Gewalt gegen ihre Mütter miterleben müssen. Was die armen männlichen Gewaltopfer betrifft, so sind 95% der Opfer häuslicher Gewalt Frauen und 5% Männer. Dazu kommt, dass Frauen von Vergewaltigung, sexueller Belästigung, Stalking und von Einschüchterungen und Drohungen auf der Basis von "Recht des Stärkeren und Stärkere sind nun mal Männer" betroffen sind. Männer, denen derlei Facts nicht passen, sollten ihre Energien nicht im Klagen vergeuden, sondern sich gegen Männergewalt engagieren.

Komischerweise meldet die White Ribbon Campaign (eine von WENIGEN Initiativen von Männern gegen Männergewalt) aber NICHT; dass Männern Schlange stehen, um sich einbringen zu können. Im Web können sich Frauen jedenfalls Sexismus um die Ohren hauen lassen, wenn sie gegen Waffen in Privathaushalten sind (und auch nichts von Kriegsspielen als Männerhobby halten) oder/und meinen, Marlene Streeruwitz sei zu recht sauer, wenn sie auf der Bühne zusammen mit Elfriede Jelinek als Vagina dargestellt wird.

Manchen genügt es, Streeruwitz (warum auch immer) nicht zu "mögen", weshalb sie keine Persönlichkeitsrechte mehr haben soll. Wo bleiben eigentlich die Pimmeldialoge auf der Bühne zwischen: bekannten Autoren oder: Nobelpreisträgern? Ach, das wäre wahrscheinlich keine Kunst, keine Freiheit der Kunst, kein Geniestück von Regisseuren, sondern ein überflüssiges männliches Körperteil im Rampenlicht. Genau!

Elfriede Jelinek setzt sich, was manche nicht so gerne sehen und hören, immer wieder mit Gewalt gegen Frauen auseinander, beispielsweise mit der Ausbeutung Zwangsprostituierter. Sie tritt ungern öffentlich auf, macht jedoch Ausnahmen, wenn es etwa um ein Buch über Frauen im Konzentrationslager geht. Auch Marlene Streeruwitz ist virtuell präsent, unter anderem mit einem Web-Fortsetzungsroman zur Wahl. Für den Vagina-Dialog wurde übrigens (ungefragt) ein Interview herangezogen, dass die Emma mit Jelinek und Streeruwitz führte.

... es müßte 365 Tage gegen Gewalt geben, so jedenfalls die Folgerung des CeiberWeiber-Kommentars...

Was Positives oder zumindest einen Teilerfolg meldet die Tierrechtsorganisation PETA: die EU-Kommission wird den Import von Hunde- und Katzenfellen aus China nach Europa verbieten. Bislang taten dies manche der Mitgliedstaaten, was jedoch bei weitem nicht reicht. Ich kann jeder/m nur raten, sich die Seite Pelzfrei anzusehen, dort gibt es alle Infos zum Ausmaß der grausamen Behandlungen und Tötung von Millionen Hunden und Katzen für UNSERE Gier nach Fell, das uns nicht gehört (weil es nur auf lebenden Tieren Berechtigung hat).

Kein - pardon - dummes aufgetackeltes Weib kann mehr herumlabern, dass sie ja nur Tiere aus kontrollierten Pelzfarmen spazierentrage (sprich haufenweise töten ließ, um vermeintlich besser auszusehen). Längst landet Hunde- und Kazenfell unter allen möglichen Fantasiebezeichnungen, die Wildtierherkunft suggerieren soll, in unseren Geschäften. Auch Wildtiere haben übrigens ein Recht auf ihr Leben und ihren Pelz, der niemals irgendwo anders so schön aussehen kann wie auf ihnen. Tierliebhaber sind jedoch nicht ganz aus dem Schneider, da selbst Spielzeug nicht unbedingt aus Fellimitaten besteht. Fell befindet sich auch auf extrem kitschigen "bepelzten" Tierfiguren, die man schon aus Gründen des guten Geschmacks nicht kaufen sollte (selbst wenn Kunstfell verwendet würde).

22.11.06

Während sich das öffentliche Interesse auf sogenannte "Killerspiele" konzentriert, offenbart sich im Web eine ganz andere Seite des "Falles" Bastian B. Eigentlich ist es aber ganz gut, wenn sich Eltern mal dessen bewußt werden, welchen Zeitvertreib (angeblich) 2/3 der männlichen Jugendlichen haben. Gibt's da nicht grad wieder Werbung für mehr Aufmerksamkeit gegenüber dem kindlichen TV-Konsum? Könnte man mit einem neuen Spot variieren: Mutter öffnet die Tür und Rambotypen fragen nach dem Sohn, trampeln sie fast nieder und stürmen mit der Waffe im Anschlag ins Kinderzimmer. Eben direkt aus einem "Killerspiel" oder von der Softair-Inszenierung vom letzten Wochenende (siehe auch vorheriger Eintrag hier). Apropos: wer sich gegen Kriegsspiele wendet, etwa im Online-Standard, kriegt leicht virtuell eins übergebraten. Ich sage dann nur, dass ich gegen jeden Waffenbesitz in Privathand bin.

Ein anderer Aspekt dieses "Falles" sind die Postings von Bastian B. (diesmal als R_X) im Forum waytodeath.com (bewußt ohne direkten Link erwähnt). David alias "Dark Born" war dort selbst mal Mitglied und hat am 21.11. zu seinem Entsetzen entdeckt, dass Bastian B. dem Forum am 10. Oktober 2006 beitrat und bis zum 14.11. ingesamt 61 Postings hinterließ. Er beschreibt in einem Text die Funktionsweise solcher Foren, die Menschen eigentlich vom Selbstmord abhalten sollen durch virtuelle Aussprache mit "Gleichgesinnten". Werden Taten konkret angekündigt, müssen Behörden informiert werden. Dark Born meint, dies sei hier unterlassen worden, obwohl sich Bastian B. genau erkundigte, ob die von ihm gewählte Todesart sicher klappt.

Mit Dark Borns Artikel sind die gesicherten Beiträge von waytodeath.com als jpg-Dateien verlinkt (Stichwort Download). Etwa die Methodendiskussion - > Erschießen -> Vorderlader, wo R_X es am 10.10., nach seiner Registrierung, genau wissen wollte. Andere informieren ihn, dass ein Vorderlader mit Schießpulver geladen wird. Er reagiert, dass er eine .12er Flinte und eine .45er Pistole, mit denen aber noch nicht geschossen hat. Er gibt auch zu verstehen, dass konkrete Ratschläge vielleicht rechtlich problematisch sind (eben weil zu den Spielregeln solcher Foren die Benachrichtigung von Behörden im angedeuteten Ernstfall gehört). In anderen Threads spricht er von ebendiesen Waffen und davon, woran er denkt (Schluß machen) und wünscht sich Musik für seine Beerdigung (wieder mit Hinweis auf die Todesart). In der Vorderlader-Diskussion postet dann er selbst wieder, hat sich offenbar selbst schlau gemacht:

14.11. sooo, also Vorderlader Schrotflinte geht definitiv zur Selbsttötung

später antwortet jemand: Der amokläufer hat sich auch mit nem antiken Vorderlader in den mund geschossen und er ist tot also muss es mit so einem vorderlader funktionieren.

dann weist ihn jemand auf die Faktenlage hin: Falls dus nicht gelesen hast, der R_X hier ist/war allem anschein nach der amokläufer.

Wie ein Dialog unter Zombies.

Beim Thema Suizidforen denke ich an eine Österreicherin, die sich per Web zum Selbstmord in Norwegen verabredete - und darum geht es auch beim ersten Google-Fundstück: Die öffentliche Diskussion über Suizidforen im Internet wurde durch den Suizid einer 17- jährigen Österreicherin und eines 20-jährigen Norwegers durch den Sprung von dem 600
Meter hohen Cliff "Prekestolen" - einer bekannten Attraktion im norwegischen Fjord-Distrikt - in Gang gesetzt. Die beiden sind über Diskussionsgruppen zum Thema Suizid im Internet in Kontakt gekommen. Der junge Mann hat in Beiträgen dieser Diskussionsgruppen dazu eingeladen, mit ihm gemeinsam Selbstmord zu begehen. Aus den Antworten mehrerer
junger Frauen wählte er die Österreicherin aus, die schließlich seiner Einladung nach Norwegen folgte und mit ihm in den Tod sprang.

Dieses Ereignis wurde ausführlich in fast allen Medien dargestellt, wobei die Verabredung zum Suizid via Internet den "sensationellen" Mittelpunkt der Berichterstattung bildete. Das Internet erhielt damit unspezifisch die Konnotation des potentiell Tödlichen und Gefährlichen. In der Folgezeit richtete ein auf eher reißerische Berichterstattung orientierter Journalismus sein Augenmerk auf die z. T. schon sehr lange bestehenden Diskussionsforen, Mailinglisten
und Webseiten. Der vorläufige Höhepunkt war die Berichterstattung im Spiegel und Spiegel- TV. Diese Art der Berichterstattung war insofern höchst problematisch, als dass sie letztlich nicht auf Gefahren, sondern auf die Möglichkeiten des Mediums hinwies, sich Informationen über Suizidmethoden zu verschaffen.
So beginnt eine Untersuchung über Suizidforen auf einer Seite zur Selbstmordverhinderung. Diese werden als niedrigschwelliges Angebot gelobt, von dem aus manche Jugendliche in Beratungsstellen finden, während Gefahr bei jenen gesehen wird, die ohnehin bereits "internetsüchtig" sind.

Selbstmord gilt als zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen nach Unfällen (wobei mehr Burschen als Mädchen sich umbringen). Anders als bei Erwachsenen spielen psychische Erkrankungen weniger eine Rolle dabei als Pubertätskonflikte und die Abschottung von der Umwelt als Folge der Nichtbewältigung von Problemen. Gewarnt wird vor reißerischen Presseberichten, die erst recht neugierig machen und in denen die "zynischen" gegenseitigen Ratschläge zur Methode beschrieben werden. (Wobei natürlich zu sagen ist, dass die Tipps ja nicht von Experten kommen, weil die Postenden noch am Leben sind.) selbstmord.de nennt den Forenbereich explizit "Selbstmord ist keine Lösung" (die Seite ist auch hell gestaltet und nicht so düster wie waytodeath). Auch das selbstmord-forum.at kommt seriös daher. Was zu wenig sensible Medienberichte bewirken, zeigt dieser (ausnahmsweise verlinkte) Thread im selbstmord-forum.de. Die Moderatorin muss schon fast verzweifelt all die neuen InteressentInnen darauf hinweisen, das es KEIN Pro-Selbstmord-Forum ist.....

21.11.06

Warum spielen Jugendliche Krieg?

Abgründe tun sich auf, wenn man etwas über die "Hintergründe" des Amoklaufs von Emsdetten zu blicken versucht (siehe auch gestriger Eintrag). Mittlerweile werden auch Seiten gelöscht, für die Bastian B. alias (meist) ResistantX gar nicht verantwortlich war, nur weil er virtuelle Spuren hinterließ. Freilich wurde alles von jemandem gesichert, der es wo parkt und, da die Polizei eifrig hinterher ist, innerhalb weniger Stunden nach anderswohin verlegt.

Kann ja auch sein, dass es neben ermittlungstechnischen Gründen auch den Sinn hat, keine Nachahmungstäter auf den Plan zu rufen. Immerhin importierten Bastian B. die Attentäter der Columbine High School mächtig - allerdings ist er bei weitem nicht der Einzige, der sich zu so einer Verehrung bekannte. "Killervideos verbieten!" scheint eine rasche Sprachregelung von deutscher Politik und vieler Medien zu sein (und auch des ORF-Report, der wie die Deutschen Softair-Waffen keineswegs erwähnt). Dabei hat "ResistantX" Counterstrike nach Angaben im Forum zum Spiel nicht einmal aktiv gespielt, sich nur als User angemeldet und dann über das "falsche Blut" gemeckert.

Der andere Punkt sind Kriegsspiele, die mit täuschend echt wirkenden Waffen und martialischer Montur in den Wäldern vieler Länder stattfinden. Österreich gilt hier als Schlaraffenland, weil man die Waffen ohne weiteres auch umbauen kann (und sie sind dann immer noch legal). Informativ ist ein Beitrag von Akte 06 über Softairwaffen, von denen es eine Million in den Händen männlicher Teenager und junger Männer gibt (dem ORF ist das keinen Halbsatz wert - zahle ich für den Informationsauftrag Gebühren oder wie?).

Softairfans drehen auch eigene Videos von ihren Kampfeinsätzen siehe z.B: Jeux de guerre oder Airsoft Battle. Zu empfehlen ist ein Arte- Bericht - und wer es ganz genau wissen will, findet allein bei youtube.com mehr als 5000 Videos zum Thema Airsoft. Wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, dass der Afghanistankrieg vor fünf Jahren begann (und heute auch im Irak "telegen"! gekämpft wird, wissen wir, wo diese Generation junger Männer ihre Anregungen her hat. Bastian B. war 13, als Rambo-Vorbilder im Kampfeinsatz in Afghanistan per TV ins Haus geliefert wurden.

Webrecherche, die ganz schön schlaucht (depriminierendes Thema, ein Horror, das martialische Gehabe der "Waffennarren" zu sehen, viele viele gelesene Postings in Foren, über die ich oft heftig den Kopf schütteln muss usw.) brachte zutage, dass der Kampf gegen Softair-Waffen paradoxerweise nach dem Amoklauf von Erfurt 2002 noch schwieriger wude, denn in einem neuen Waffengesetz erhielten die meisten dieser sogenannten Anscheinswaffen einen Freibrief. Dies, obwohl die meist verwendeten Plastikkügelchen als Munition Gesicht, Augen und Haut verletzen können. Es gibt Zwölfjährige, die sich bestens mit Waffen auskennen, Teenager, deren Zimmer halbe Waffenlager sind. (Wie gross wäre die Toleranz wohl, wenn weibliche Jugendliche Waffennärrinnen wären, und dies zu vielen Tausenden?)

Bastian B. wird, wie in Foren beklagt wird, medial in Klischees geschildert, also bspw. schwarzgekleidet = Satanist, was absurd ist, da er sich bloss in einem Gothic-Forum namens Nachtwelt herumtrieb, wo die Reaktionen differenziert sind. Was ist denn nun Satanismus, können wir uns fragen? Google bietet auch meist christliche Aufklärungsfilme wie
diesen. Andererseits ist Satanismus auch bei Wal- Mart zu finden, dem amerikanischen Kaufhaus (bei der Halloween-Ware). Oder ein Ex-Wiccan/Satanist erzählt, wie er zu Gott gefunden hat (wobei Wicca nicht unbedingt mit Satanismus zu tun hat und auch nicht Aleister Crowley.

Unmengen von Totenköpfen, die ja gerne mit Satanismus in Verbindung gebracht werden ("Satan" war einst einfach ein Titel für Richter), gibt es jedoch heute abend im ganz normal christlichen Zusammenhang zu sehen, als in einer Gedächtniskapelle aufgestapelte Überreste von in Habsburgs Kriegen in den Tod geschickten Soldaten. Tote en masse sind auch Thema gewesen bei einer Dokumentation über Verdun, die ein deutscher Sender heute abend anbot. Somit ist klar, dass die Jugendlichen in Soldatenoutfit eigentlich "nur" an eine patriarchale Tradition anknüpfen, die wir endlich überwinden sollten. Und in der Soldaten einfach nur Kanonenfutter waren und sind. Gibt es Kälber, die sich in Rollenspielen auf den Weg zur Schlachtbank begeben? (Nur die allerdümmsten Kälber...SPIELEN ihre Metzger selber....)

Der Artikel bei den CeiberWeibern ist übrigens hier zu finden....

20.11.06

Tage der Gewalt / gegen Gewalt

Heute ist internationaler Tag der Kinderrechte, den die Kinderfreunde mit einer Aktion in Wien begangen haben. Am 25.11. ist Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen, der hierzulande für 16 Tage gegen Gewalt und viele Veranstaltungen sorgt, die auf der Webseite der Frauenhäuser alle aufgeführt sind. Im Wiener Rathaus gibt es am 27.11. eine Konferenz zu Stalking, die von Frauenstadträtin Sonja Wehsely eröffnet wird (die am gleichen Tag vorher per Pressekonferenz Bilanz über 10 Jahre städtischen Rund um die Uhr-Notruf zieht). Die Bundesjugendvertretung unterstützt mit "UNSCHLAGBAR!"-T-Shirts um zehn Euro die bundesweite Helpline gegen Gewalt. Am 25.11. selbst gibt es natürlich auch eine Frauendemo mit Treffpunkt um 12.30 beim Museumsquartier/Mariahilferstrasse in Wien.

Die Website des deutschen Amokläufers Sebastian B. (der heute an seiner Schule zum Glück sich selbst erledigte, ehe er andere nach seinem Vorbild Columbine töten konnte) wurde zwar entfernt wie einige andere virtuelle Spuren, doch ist noch so eine Art Blog erhalten. Wer nach seinem Nick ResistantX sucht, sieht auch, dass er bei Youtube ein Video zum Massaker an der Columbine High School raufgeladen hat und dass er sich Rat für Selbstmorddarstellungen in selbstgebastelten Filmen suchte bzw. selbst Tipps zu Horrorfilmen Marke Eigenbau gab. Er befasste sich mit sogenannten Airsoft-Kriegsspielen, militärischen Simulationen, die offenbar für (durchgeknallte?) Typen einen netten Zeitvertreib darstellen (warum greift niemand im Sinne von Aufstandsbekämpfung ein, wenn Privatpersonen paramilitärische Übungen durchführen? Dann schon lieber Moscheen beobachten ist offenbar angesagt....)

Seinen Abschiedsbrief, der ähnlich "krank" (im Sinne von depressiv und gewalttätig, wobei das Erstere meistens Zweiteres im Handeln ausschließt) wie das erwähnte Livejournal klingt, wird beispielsweise von NTV veröffentlicht. Verkürzt berichtende Medien interpretieren ihn auch als Aufschrei gegen die Konsumgesellschaft, da Sebastian B. das schwierige Mithalten bei Angesagtem unter SchülerInnen kritisiert. Nur dass das ganze Waffenzeug, die Webseiten, das Computerequipment halt auch was kosten und hier keine "Konsumkritik" geübt wurde. Und dass ein Schüler, der sich "freiwillig" wenig für die Schule interessiert, regelmäßig schlechteste Noten heimbringt, ja wohl doch nicht so schlimm dran ist wie beispielsweise HauptschülerInnen, die selbst mit mittelprächtigem oder gutem Zeugnis nur nach langer Rennerei eine Lehrstelle kriegen. Mit anderen Worten, er hat eine Wahl getroffen (und die armen Eltern werden sich bestimmt bis an ihr Lebensende vorwerfen, dies nicht realisiert zu haben) und war bereit, andere mit sich in den Tod zu reißen.

Zuerst dachte ich, dass nur wieder einmal wie üblich das Verhalten eines männlichen Jugendlichen als (unvermeidbare?) Reaktion interpretiert wird, wie es ja auch dann der Fall ist, wenn Typen MitschülerInnen mit rassistischem Motiv attackieren. Niemand fragt, wie Mädchen mit Frust fertigwerden, auch nicht, wie sie als Migrantinnen mit weniger Chancen und einem Leben in zwei Kulturen klarkommen. Der Jugendliche wird flugs geschlechtsneutral, meist von Herren Psychologen dem Fernsehpublikum analysiert, die sich selbst auch als geschlechtsneutral verstehen. Hier gibt es jedoch darüber hinaus zu kritisieren, dass der Täter als Einzel"kämpfer" bezeichnet wurde, obwohl er sich offensichtlich zu paramilitärischen Übungen mit anderen verabredete, selbst bei einem Airsoft-Team aktiv war (nach den Google-Spuren, die nicht mehr alle zu aufrufbaren Seiten führen, hat er sogar eines gegründet), allerlei Waffen ausprobierte (und dann, siehe wiederum Google, weiterverscherbelte).

Er meldete auch diverse Webseiten an und war in vielen Foren zumindest zeitweise Gast. Macht sich niemand Sorgen um eine Szene, die mit Waffen hantiert, ohne bei Militär oder Polizei zu sein? Anscheinend nicht, den der Täter war ja ganz auf sich allein gestellt. Auch dass sein Herumballern im Wald den Nachbarn bekannt war und sie ängstigte, führte nicht zum Eingreifen. Womit wir bei einer alten Forderung wären, die nie ganz erfüllt wird, selbst wenn Gesetze gelegentlich verändert werden: VERBOT VON WAFFEN IN PRIVATBESITZ! (Auch Jagd ist ein Unding, aber davon ein andermal...)

Zum Abschluss was ganz anderes: ein erfrischend unkonventioneller langjähriger Politiker ist George Galloway in Großbritannien, hier ein paar ausgesuchte Video-Schmankerl:
Galloway bei Demo in den USA, Sept.05 George Bush does not represent any civilization!
Time to Go-Demonstration (gegen Tony Blair) special Monica Lewinsky relationship (of Blair) to Bush
Berühmtes Interview über den Libanon - Galloway zeigt innerhalb von wenigen Minuten die wesentlichen Punkte des Media-Bias auf, obwohl ihm von der Interviewerin Kontra zu geben versucht wird
Galloway spricht in Dublin- als einer von mehreren TeilnehmerInnen bei einer Diskussion über internationale Politik
Galloway bei Time for A Change-Konferenz in Manchester im April 2006

Eines der Videos wurde vom Blog My Pet Goat erstellt. Allein der Name ... :-)

Und weiters im Web: die Seite der Respect Coalition, Kritik an Respect und Galloway, Galloway im US-Unterhaus über Betrügereien beim Oil for Food-Program, und schliesslich die offizielle Webseite Galloways.

18.11.06

Rauchen & Koalitionsverhandlungen & anderes

Aus der Mailbox: Autokonzerne setzen verstärkt darauf, PKW mit hohem Spritverbrauch zu propagieren, siehe Information der deutschen Umweltorganisation BUND.

9/11 Truth war einigen KandidatInnen bei den US Midterm Elections ein Anliegen - in den Niederlanden steht jedoch am 22.11. eine ganze Partei zur Wahl, die sich für die Wahrheit über den 11. September einsetzt.

Das Rauchen soll nun auch in Österreich im öffentlichen Raum eingeschränkt werden - finde ich gut und habe, als ich letzte Woche bei einer Telefonumfrage zum Thema angerufen wurde, auch entsprechende Antworten gegeben. In den USA müssen Tabakkonzerne auch Negativwerbung, also Kampagnen gegen das Rauchen finanzieren - die jedoch offenbar den gegenteiligen Effekt hat und wie Positivspots zum Rauchen animiert.

Meiner Ansicht nach ist Rauchen eine Sucht, bei der man klarerweise den Betroffenen keinen Gefallen tut, in dem man dieses Verhalten als normal toleriert. Häufig sogar im Gegenteil NichtraucherInnen indirekt gezwungen werden, auszuweichen. (Die Suche nach dem "richtigen" Lokal dauert lange, wenn "zu verraucht" ein Kriterium ist; ebenso überlegt man vor Veranstaltungen, ob dort wohl heftig geraucht wird und man Lust hat, mit verstunkenen Klamotten heimzukommen.) Ich habe auch geraucht, stets sehr wenig, die letzte Geschnorrte datiert auf 1994. Das war auch das Jahr, als ich zuletzt ein paar Züge an einem Joint dankend ablehnen konnte (vorher hätte ich da meistens nicht nein gesagt). Damals waren mein Umfeld die Grünen, eine klassische Gesellschaft von StressraucherInnen. Sich mit Leuten unterhalten war da fast nur möglich, wenn man sich zu den RaucherInnen hinten im Saal oder am Gang begab. Da sowieso alles dort paffte, konnte man dann auch die x-fach angebotene Zigarette nehmen.

Seither geniesse ich den Vorteil von Nichtraucherinnen-Büros und muss manchmal zu Veranstaltungen, bei denen viele Leute auf wenig Raum rauchen. So richtig ganz arg war dies zuletzt kurz vor der Wahl, als die Spitzenkandidatinnen im Zigarrenklub diskutierten. Eine sehr interessante Sache, nur dass die meisten den Ort offenbar als Rauchpflicht verstanden haben. Seit zwölf Jahren also nie mehr auch nur die geringste Sehnsucht nach einem Tschik. Während andere in Kaffeehäusern rauchen, beschäftige ich meine Hände mit dem Falten der Papiere von Schokoplättchen (die es manchmal zum Kaffee gibt) oder zerlege Zahnstocher samt Hülle in kleine Abschnitte. Beides nicht sonderlich originell, gebe ich zu, aber es zeigt, dass man Hände auch anderswie beschäftigen kann :-). Achja: falls brennende Kerzen am Tisch stehen, kann man mit den Fingern Muster in den weichen oberen Rand drücken....

Nach diesem Beitrag zur Raucherentwöhnung wieder zu anderen Themen: Katie Holmes und Tom Cruise haben in Italien geheiratet, melden Medien wie der Kurier. Schön für sie, aber warum fällt kaum ein kritisches Wort zu Cruises Bedingung, nämlich dass Holmes abnehmen musste? Zugleich empört man sich gerne darüber, wie es so weit kam, dass ein magersüchtiges brasilianisches Model vor Entkräftung starb (man kann auch sagen: verhungerte). Solange "ein bißchen" Hungern als toll hingestellt wird, müssen Ambulanzen, Frauen-Gesundheitsbeauftragte und Frauenpolitikerinnen sich weiterhin die Haare raufen ob des fatalen Weges, den bereits junge Mädchen einschlagen.

Die durchschnittliche Frau hat ja auch als Teenager keine angeblichen Idealmaße, sodass sie sich immer mehr anstrengen muss, um das zu erreichen, was Holmes, Flockhead und anderen scheinbar leichtfällt. Davon abgesehen, dass Männer die Sache mit den Pfunden meist nicht so dramatisch sehen wie Frauen es ihnen unterstellen: einer, der wie Cruise nur dann heiratet, wenn frau abnimmt, gehört mit dem nassen Fetzen davongejagt....

A little bit of politics: Alle Roten für die Große Koalition? Nein, ein Häufchen namens SJ leistet Widerstand, im Web und in real life (dies z.B. am 20.11. um 15.30 am Viktor Adler Markt in Favoriten). Sonst fällt auf, dass sich auch Schwarz und Blau trafen, was die SPÖ begreiflicherweise irritiert. Dass Blau und Orange in zumindest einer ganz wichtigen Frage übereinstimmen, zeigt beispielsweise die Übersicht zum Anklicken in der "Presse" zu zeitgeschichtlich bedenklichen Aussagen (in der Spalte ganz rechts). Von daher könnten sie also längst wieder gemeinsam marschieren, statt auf getrennt zu machen.

Seltsam auch, dass die KPÖ ausgerechnet für eine Wahlanfechtung Geld ausgeben will (kostet ja wohl juristische Beratung Minimum), die keine Chancen hat (wegen 4%-Hürde), während niemand die Sinnvollere wegen der unterschiedlichen Listenbezeichnungen des BZÖ einreicht. Allerdings sollten das wohl jene Parteien machen, die etwas davon haben - die KPÖ käme dann auch nicht ins Parlament (obwohl sie von Fans der Grünen und der Roten viele Mails kriegt, die sie um so eine Anfechtung ersuchen. Komisch weiters, dass sich Strache und Van der Bellen über die Aussichten auf eine Große Koalition beklagen (Stillstand und so), wo sie doch beide einforderten, dass genau diese Regierung gebildet wird und selbst jede Ambition des Mitmischen-Wollens von sich wiesen...

International: Auch der Ex-US-Außenminister Herny Kissinger spricht nun davon, dass der Irak-Krieg nicht mehr zu gewinnen sei.

Internationales Recht (also Völkerrecht, das beispielsweise die Einhaltung von Menschenrechten gebietet) werde als Waffe gegen die USA verwendet, meint Homeland Security-Chef Chertoff.

Wir haben hier immer wieder darüber geschrieben, dass US-Kriegsschiffe in den Persischen Golf verlegt werden, was ein Indiz dafür sein kann, dass der Iran angegriffen werden wird. Freilich muss man den Schlamassel im Irak in Rechnung stellen, doch es fragt sich zu Recht, was vier riesige Flugzeugträger in der Region zu suchen haben.

Achja, nach der Wahl in den USA trat Rumsfeld zurück und wurde durch Robert Gates ersetzt, was Medien hier gerne als Zeichen der "Mäßigung" sehen? Drüben in Amerika wird Gates, einst Protege von William Casey in der CIA, auch als Trojanisches Pferd für Amerika und die Demokraten gesehen. Man kann zu Gates Iran-Contra, Drogenschmuggel und derlei Aktionen assoziieren....

Dies und das...

Eigentlich wollte ich beim Blog auch kurz auf alles Mögliche eingehen, das in meiner Mailbox landet und interessant ist (würde ich aus allen Anregungen Artikel machen, säße ich täglich 48 h vor Mac). Ein Samstagabend (bald laufen ein paar Ebay-Auktionen ab, die mich interessieren...) ist dafür ideal, den Vorsatz zu realisieren.

1. "Arbeiterfotografie" ist eine deutsche Webseite, die neben Bildberichten auch inhaltliche kritische Analysen bietet, etwa im 9/11 Tagebuch. Aktuell befaßt es sich mit Mounir al-Motassadeq, dem nach Freispruch nun wieder ein deutscher Prozeß gemacht werden soll. Das Gericht geht von widersprüchlichen Annahmen aus und kriegt nicht mal die 9/11-Passagierzahlen richtig hin (was auch anderen nicht gelingt....)

2. Nobelpreisträger Joseph Stieglitz weilt in Wien, was neben dem ORF bspw. der Kurier aufgreift. Die Bush-Regierung hat noch nie etwas richtig gemacht, es ist unwahrscheinlich, dass das gerade in dieser Sache anders sein soll, gemeint ist das Defizit und die wirtschaftliche Stagnation. Stieglitz verurteilt auch den Irakkrieg und argumentiert wie viele Menschen, die auch in Österreich Kritik an der US-Politik formulieren (denen man jedoch selten Gehör schenkt). Immerhin gehen so diese Ansichten "Mainstream" und Stieglitz ist sicher ein Verbündeter (gerade auch in profunder Kritik an IWF-Politik gegenüber ärmeren Ländern).

3. Auch aus dem Kurier-Newsletter ist der Bericht über einen im Irak verschleppten österreichischen "Söldner", der mich fragen läßt, ob der Mann nicht auf eigenes Risiko im Irak war, für mehr als 1000 Dollar pro Tag. Selbst bei Touristen, die z.B. in der Sahara entführt werden, diskutiert man darüber, dass die anfallenden Kosten der Bemühungen um Befreiung nicht zur Gänze vom Staat übernommen werden. Sollte in solchen Fällen erst recht gelten - bei uns wird ja niemand gezwungen, sich als Söldner zu verdingen....

4. Immer lesenwert: die amerikanische Seite Truthout, auf der es auch gut gemachte Kurzvideos zu sehen gibt. Im Bereich Frauen finden wir z.B. einen Artikel über AIDS und Hunger in Zimbawe, die beide die Lebenserwartung von Frauen drastisch verkürzen. Truthout informiert uns auch über US-Gesetzgebung, die selbst gewaltfreie Animal-Rights-AktivistInnen zu TerroristInnen stempelt. Da könnt ihr dann mich auch gleich mitnehmen, denn ich protestiere zumindest schreibend und per Unterschrift für Tierrechte....

5. Ich krieg natürlich alles Mögliche. Von "Penis Enlargement"-Spam angefangen (wobei ich mich immer frage, wie das gehen soll: wie Brustvergrößerung? :-) bis zu Mails etwa vom ArbeiterInnenstandpunkt. Wer Bezug zum guten alten Karl Marx hat, kann hier lesen, was eine etwaige SPÖ-Minderheitsregierung mit dem Marxismus zu tun haben könnte.....

6. Neben den Mails des SPÖ-Frauennewsletters (Veranstaltungstipps, Aussendungen etc.) und SPÖ-Presseaussendungen bekomme ich auch den Newsletter der ÖVP, der am 17.11.2006 so beginnt: Während andere Parteien immer nur fordern, die anderen mögen aus "Staatsräson" dieses oder jenes tun, sich selbst aber aus jeder Verantwortung stehlen, hat die ÖVP aus ihrem Verantwortungsbewußtsein für unser Land nie ein Hehl gemacht. Aus dieser Verantwortung heraus hat der Bundesparteivorstand mit seiner klaren Formulierung unserer Grundsätze und des notwendigen Umfelds den Weg für Verhandlungen vorgezeichnet. Gut, dass nun anscheinend auch die SPÖ auf diesem Weg mitgehen will. Genießen Sie Ihr Wochenende!  Mit herzlichen Grüßen, Ihr ÖVP-Newsletter-Team Aber ja doch :-)  

7. Der Spiegel schreibt, als seine die Zusammenhänge völlig neu: TERRORALARM IM PAZIFIK - FBI warnte vor geplanter Flugschule eines Deutschen auf Kiribati: Weil er auf der abgelegenen Pazifikinsel Kiribati eine Flugschule gründen wollte, ist ein Deutscher ins Visier des FBI geraten. Die US-Ermittler schickten der Regierung Kiribatis eine Terrorwarnung. Der Verdächtige soll Verbindungen zu Mohammed Atta gehabt haben. Darüber hat längst der unermüdliche Daniel Hopsicker in seinen Mad Cow Morning News aus Florida berichtet - einer von vielen in den USA, die abseits des Mainstream mit Internet und DVDs arbeiten (müssen). Hopsicker untersuchte die "Terror-Flugschulen" von Florida, in denen auch besagter Deutsche arbeitete.

8. Weil der Weihnachts-Kaufrausch beginnt und manche meinen, u.a. Frauen bräuchten Geschenke mit Pelz: der Pelzomat der Vier Pfoten leistet auf originelle Weise Aufklärung. Natürlich kann man auch online gegen Pelz protestieren. Und sich an der weltweiten Internet-Aktion Animals Matter To Me beteiligen....

9. Ehe ohne Grenzen ist entstanden als Initiative von Männern und Frauen, deren PartnerIn von Abschiebung bedroht ist (siehe Bericht). Derlei passiert häufig, wie der Fall von Christian und der Nigerianerin Esther als neues Beispiel auf der Webseite der Initiative zeigt. Jeden Mittwoch wird um 17 h vorm Innenministerium in Wien demonstriert, am 22.11. Esther gewidmet (die abgeschoben wurde).

10: Bereits zum zweitenmal werden heuer die Worst EU Lobbying Awards vergeben. Da beide Seiten des Lobbying-Unwesens ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden sollen, wird ein Preis für den ärgsten EU Lobbyisten (bewusst ohne
Binnen-I) und ein Preis für den privilegiertesten Zugang vergeben. Jede/r kann per Internet-Voting an der Vergabe der Worst EU Lobbying Awards 2006 teilnehmen
Und zwar unter der logischen Adresse http://www.worstlobby.eu.

17.11.06

Frauen-Politisches

Gestern wurde, von Frauenstadträtin Sonja Wehsely, das traditionellerweise einmal pro Jahr erhobene Frauenbarometer vorgestellt. Ergebnis: die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern sind nach wie vor stark, viele Frauen bekommen nur Teilzeitjobs und wer bei Kindern auch mal ein paar Jahre zuhause bleibt, dürften wir leicht erraten. Fast alle der 1000 befragten Frauen betonten, wie wichtig finanzielle Unabhängigkeit für Frauen ist. Besonders jene, die Teilzeit arbeiten, machen sich Sorgen um ihre späteren Pensionen. Die Einkommensunterschiede von umgerechnet im Schnitt 600 Euro weniger pro Monat und Frau ergeben für sich eine Art Grundeinkommen, das Männer erhalten, Frauen jedoch nicht. Wer gerne Details hätte, siehe CeiberWeiber-Bericht (mit Links zu allen bisherigen Frauenbarometern).

So konkrete Erhebungen zeigen, was alles aufgegriffen werden müßte - nicht bloss auf Wiener Ebene, wo eh viel passiert, sondern auch in der Bundespolitik, die bekanntlich wg. (Nicht-?) Koalitionsverhandlungen mehr oder weniger ruht. Mittlerweile traten Schüssel und Gusenbauer erstmals GEMEINSAM vor die Kameras, was manche von wegen körpersprachlich hoffnungsvolle Signale lobten. Angesichts einer einstigen Regierung, die sich medienwirksam in Zoos, beim Radfahren etc. ablichten liess, erinnert dies aber maximal an die Besuche von Staatschefs, zu denen man halt freundlich ist, wo am Ende ebenfalls von zwei Pulten aus Statements abgegeben werden und die eine oder andere lockere Bemerkung eingeflochten wird.

Inhaltlich ist noch wenig gesagt worden - aber umsomehr Anlaß, mal Frauenpolitik und Regierungsverhandlungen zu betrachten. Mein Vorschlag: eine Woche verhandeln nur Frauen, unterstützt von Frauen-NGOs und Wissenschafterinnen.... Übrigens gibts immer noch die CeiberWeiber-Umfrage zu Frauenforderungen an die Regierung siehe hier.

Eine kleine Nachlese für all jene, die am 16.11. nachts "Heavenly Creatures" im 3 sat angesehen haben, den neuseeländischen Film mit Kate Winslet um Pauline und Juliet, die Paulines Mutter töteten. (Juliet ist niemand andere als die nunmehr britische Krimiautorin Anne Perry.) Die Mädchen erfanden im konservativen Christchurch der 50er Jahre eine eigene "vierte Welt" und schrieben an einem Roman um ein Königreich Borovia. Die Eltern sehen die enge Freundschaft mit Sorge und vermuten, die beiden seien lesbisch; sie wollen sie trennen. Da Pauline in ihrer Mutter das größere Hindernis sieht, beschließen sie, diese Frau zu töten. Sie tun, als sei es ein Unfall, doch durch Paulines Tagebuch kommt man ihnen schnell auf die Schliche. Beim Prozeß wird ihr "Lesbierinnentum" eine große Rolle stellen. Beide Mädchen werden zu langen Haftstrafen verurteilt und 1959 entlassen, mit der Auflage, einander nie wieder zu sehen. Heute leben beide Frauen in England, ohne zueinander Kontakt zu haben. Der Film ist durchaus sehenswert, das Buch dazu bietet ergänzende Infos.

15.11.06

Wieder NS-Verharmlosung / Monty Python als "Gegenmittel"?


Von 14. auf 15.11. hatte ich eine spannende kurze Nacht. Gegen 22 Uhr (oder auch danach) wollten zwei Katzen unbedingt noch eine Runde drehen. Dass es eine klare schöne Nacht war, hab ich erst registriert, als ich sie (nach Mitternacht) vergeblich rief. Natürlich möchte ich vermeiden, dass sie über Nacht draußenbleiben - meines Schlafes willen, da ich weiss, dass sie entweder um 2 Uhr herum oder kurz vor/nach fünf Uhr heimkommen. Klarerweise bleibt man, unwillentlich, bis zwei Uhr wach und versucht dann zu schlafen, stellt sich Wecker auf Fünf. Um halb drei gab ich den Einschlaf-Versuch resigniert auf und versuchte zu lesen. Siehe da, Baghira begehrte Einlass, schnurrend wie immer, sah nur pro forma bei den Futternäpfen vorbei und rollte sich im Bett ein.

Gegen halb vier muss ich dann doch weggedöst sein, ohne dass Gandalf - der als braungetigert-weißer Kater besser durch die Glastür sichtbar ist als der schwarze Baghira - heimkehrte. Da der Wecker nicht abging, taumelte ich gegen halb sechs zur Tür, öffnete sie kurz und rief einmal nach Gandalf. Siehe da, er kam gelaufen, trat schnurrend ein, rollte sich im Bett ein und schlief. Natürlich war ich vor allem glücklich und verzieh ihm sofort, durch den bereits angebrochenen Tag wie ein Zombie zu wanken (dafür kriegte ich relativ viel auf die Reihe, nur beim Thema "Drucken auf einem ungewohnten PC" stand die mittlerweile eingefleischte Mac-Userin angesichts einst umfangreicher PC-Kenntnisse etwas auf der Leitung).

Immerhin sind die Vierbeiner auch ideal für Verhaltensstudien. Die beiden einst ausgesetzten Kater, die es nachts so sehr ins Freie zog, kehren stets schnurrend heim und machen mehr Tamtam als jene Katzen, die von Züchtern stammen und nie von Menschen im Stich gelassen wurden. Geht's hingegen um die Reaktion auf mitgebrachtes frisches Fleisch, das zur Abwechslung von den Dosen mit Reis vermischt serviert werden soll, dann sind die beiden Kater, die schon mal Beute mitbrachten, deutlich aufgeregter. Einer, der mich mit dem Verzehr von bislang zwei Feldhamstern verblüffte (was er ganz "fachmännisch" anging, sodass ich mit mehreren Küchentüchrrn die Reste beseitigen konnte), schnappte sich gleich einen Brocken aus der Fleischtasse.

Auch gewisse Geschlechterstudien sind möglich, auch wenn natürlich alle Katzen kastriert sind. Angeblich sind weibliche Katzen entweder objektbezogener oder anschmiegsamer, oder Kater sind unabhängiger oder anschmiegsamer. Tatsächlich ist ein Kater besonders liebenswürdig, ein weiterer rollt sich manchmal auf dem Schoß zusammen, und die Ex-Ausgesetzten suchen generell meine Nähe. Die beiden Katzendamen sind älter als der Rest, eine will auf IHREN Plätzen ihre Streicheleinheiten, die andere kommt und fordert. Erstere (zugleich die erste Katze bei mir) liebt es, mich zu pflanzen, indem sie heimkommt, Einlaß begehrt, sich dann aber rasch umdreht und wegrennt. "Blume du Miststück!" ist eine Reaktion, die das Ganze etwas abkürzt, da sie, wenn ich es gelassener sehe, sofort wiederkommt, wieder wegrennt; wenns nach ihr geht, viele Male auf einmal :-)

Aber zurück zu den ernsteren alltäglichen Themen: Kaum wurde mehr oder weniger hingenommen, dass der neue Abgeordnete der FPÖ Wolfgang Zanger "dem Führer" auch "Gutes" abgewinnen kann, setzen sich seine Verteidiger für den nun vor der Abberufung stehenden Universitätsrat Gerhard Pendl ein, der beim alljährigen Aufmarsch Rechtsextremer am Grab eines geehrten Kampffliegers von Hitlers Armee eine Rede hielt und klagte, dass "in diesen deutschen Landen" das Andenken "unschuldiger Soldaten" wegen dieser bösen "Gutmenschen" nicht gewahrt werden kann. Der tote Flieger hiess Walter Novotny, war bereits illegal vor 1938 für die Nazis tätig (wegen seines Alters in der Hitlerjugend) und erhielt eine seltene Ehrung wegen seiner Leistungen als Flieher. 1944 wurde er dann selbst abgeschossen und erhielt ein pompöses Begräbnis samt Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof. Damit paßte er nicht so ganz zu von der Stadt Wien geehrten Politikern, Künstlern, Wissenschaftern, unter anderem zu meinem Ururgroßonkel Eduard von Hofmann, dem Begründer der modernen Gerichtsmedizin.

Die Blauen bejammern das Renomme von Pendl als Mediziner, sodass dieser Hinweis durchaus passend ist. Wir wollen doch nicht, dass in zahlreichen Ehrengräbern heftig rotiert wird, oder? Frappierend sind jedenfalls die Reaktionen, die vermuten lassen, dass es in dieser Tour weitergehen wird (siehe CeiberWeiber-Kommentar). Da die Herren Burschenschafter sich so gerne als "Volksdeutsche" bezeichnen, auch ihre "andere ethnische Herkunft" betonen, frage ich mich, ob es nicht angesichts der verglichen mit etwa den Türken oder Serben hierzulande nicht so zahlreichen Deutschen notwendig ist, dass die gleich einige Mandate haben. Wo sind Mandate für Türken und Serben, die ebenfalls mit "anderer ethnischer Herkunft" in Österreich leben? Und: ist es notwendig, dass Menschen von anderer ethnischer Herkunft maßgeblich unsere Integrationspolitik mitbestimmen - jedenfalls dann, wenn sie vor allem darin besteht, andere andere Ethnien auszugrenzen?

Da Pendl mit seinen 72 Jahren (im Gegensatz etwa zu Zanger) "Bruno" nicht ähnlich sieht, können wir nun nicht zu Sacha Baron Cohens Humor Zuflucht nehmen, sondern beispielsweise bei Monty Pythons Hitler in England. Oder, weil es um Politik geht, das Ministry of Silly Walks besuchen. Bei öffentlichen Aussagen geht es um Aufmerksamkeit, man möchte zu den Interesting People gehören. Die Politik könnte, reformfreudig wie sie sein soll, die Arbeitsmarktpolitik durch Vorstellungsgespräche wie im Silly Interview revolutionieren.

How not to be seen kann ein Rat sein an: MigrantInnen, SozialhilfeempfängerInnen usw - je nachdem, wer von wem gerade als störend und lästig empfunden wird (z.B. "Gutmenschen", wenn wir bei Pendl und Co. bleiben). Every Sperm is sacred wird gewissen Leuten sicher gefallen, eine prima Lösung für alle Bevölkerungsprognosen. Für Sicherheitsfreaks gibts die Self Defence Class und für Antimilitaristen den (tödlichen, von Armeen eingesetzten) Funniest Joke.

Als Anregung für den Tourismus mag das Bespiel des Bavarian Restaurant gelten, während wir hier neben speziell gezüchteten Arztenauch einen Versuch sehen, Kunst nahezubringen. Schliesslich sollten sich ORF (und Pro / ein Beispiel an dieser Rotkäppchen-Verfilmung nehmen :-)

14.11.06

Vom Sinn des Lebens

Aus meiner Mailbox: Donnerstag, 10.35 Uhr: Mehr als 13.000 Protestballons gegen Gentechnik starten in den strahlend blauen Berliner Himmel – ein schöner und berührender Augenblick. Es ist ein begeisterndes Bild. Auch die vielen
anwesenden Pressevertreter (vor allem Agenturfotografen) sind fasziniert. Doch dann fehlten am Abend und nächsten Morgen die Berichte und Bilder im Fernsehen und in den Zeitungen. Wir sind enttäuscht: Hat die bisher größte, über das Internet initiierte Aktion in Deutschland etwa nicht genügend Nachrichtenwert?
Offenbar nicht, obwohl in Deutschland gerade über ein Gentechnikgesetz beraten wird. Aber dank Internet kann man sich alles auch online ansehen.

The growth in global emissions of carbon dioxide from fossil fuels over the past five years was four times greater than for the preceding 10 years, according to a study that exposes critical flaws in the attempts to avert damaging climate change.
So wird ein bei Truthout in den USA gespiegelter Artikel des britischen Independent angekündigt. Current levels of carbon dioxide in the atmosphere are 380 parts per million (ppm), about 100ppm higher than before the Industrial Revolution 200 years ago. Some computer models predict damaging and irreversible climate change if carbon dioxide levels rise above 450ppm or 500 ppm.

The rate of increase of emissions suggests it may soon be impossible to avoid some of the worst-case scenarios, said Josep Canadell, executive director of the Global Carbon Project. "On our current path, we will find it extremely difficult to rein in carbon emissions enough to stabilise the atmospheric carbon dioxide concentration at 450ppm, and even 550ppm will be a challenge," he said. "At some point in the near future, we will miss the boat in terms of achieving acceptable levels."
Based on current trends, carbon dioxide concentrations are likely to increase to 500ppm this century. The last time the planet experienced levels as high as 500ppm was about 20 or 40 million years ago, when sea levels were 100 metres higher than today.


Politik, Wirtschaft und über diese beiden Bereiche berichtende Medien agieren jedoch, als sei dies alles irrelevant. Da wird von Wachstum in Asien geschwärmt, an dem man natürlich partizipieren möchte (als sei es nicht mit Emissionen und steigendem Flugverkehr, steigendem Gütertransport allgemein verbunden). Im "Kleinen" kann die österreichische (stahlverarbeitende) VOEST drohen, aus Linz wegzugehen, wenn Emissionswerte eingehalten werden müssen. Dabei hat Östereich seine Ziele nach dem Kyotoprotokoll auch ohne diese Ankündigung einer Erhöhung der CO2-Emissionen weit verfehlt.

Von Einschränkung und Umdenken kann nach wie vor nicht die Rede sein, bleiben doch auch Studien unbeachtet, wonach sich der Individualverkehr seit den 70er Jahren verdreifacht hat (also grob geschätzt jedes Jahr verdoppelt). Um welchen Preis? Untersuchungen, dass die meisten Autofahrten eher kurz sind und leicht öffentlich oder mit dem schnellsten innerstädtischen Verkehrsmittel, dem Fahrrad, bewältigt werden könnten, haben keine Auswirkungen. Auch steigende Energiepreise zeigen uns nicht, dass Ressourcen begrenzt sind und dass wir uns auch mit Sorgfalt beim Konsum durchaus Wünsche erfüllen können, ohne uns davon total abhängig zu machen.

Wenn ich manchen Leuten zuhöre, denke ich aber, dass sich ihr ganzes Leben um Haben-Wollen dreht. Immer das Neueste, und immer mit der Angst, man könne sie, beispielsweise bei Garantieleistungen, übers Ohr hauen. Sie schwärmen von Flachbildfernsehern und könnten stundenlang darüber reden (während ich mich mit einem kleineren Fernseher anno 1994 begnüge, der noch einige Zeit seine Dienste tun wird. DVDs werden am Mac abgespielt, einen Videorecorder gibt es erst seit ein paar Jahren). Die andere Seite der Angst, wo was zuviel zu zahlen, sind Versuche, etwas herauszureißen, per Frühpension etwa oder bei Haushaltsversicherungen. Jedes Thema, so weit es auch vom Finanziellen entfernt sein mag, führt irgendwann zu Kosten. Vielleicht ist es sowas wie ausgleichende Gerechtigkeit des Universums, dass diese Typen manchmal gerade dort blechen sollen, wo sie eigentlich mal etwas für andere tun wollten, dabei aber etwas beschädigten.

Da ich die Schwester von Sisyphos bin, kann ich mich schwer entziehen, wenn jemand um Berichte über seinen Kampf gegen Windmühlen ersucht. Schwester von deshalb, weil die CeiberWeiber-Themen eigentlich irgendwann überholt sein müßten, sich aber nur manches ändert. Die feststellbaren Karrierefrauen werden gewissermassen aufgewogen durch die Einkommensschere und die niedrigeren weiblichen Durchschnittseinkommen. Bewußtsein für Frauengeschichte steht gegenüber, dass Frauen oft Opfer von Menschenhandel sind, weit stärker als in früheren Zeiten etwa in der k.u.k.- Monarchie. Außerdem habe ich Katzen, sodass ich mir beim Putzen wie Sisyphos vorkomme - es gelingt nie. einen Zustand der absoluten Haar- und Katzenstreukrümel-Losigkeit zu erreichen. Wenn ich beim einen Ende ankomme, findet sich am anderen ein Krümelchen oder ein kleines Büschel Haare :-)

Also besuchte ich Wolfgang Mundstein, der gegenüber vom Justizministerium für den Rücktritt von Ministerin Gastinger hungerstreikt. Sein Standort liegt nachmittags im Schatten, sodass es trotz Handschuhen, Schal und Haube ziemlich kalt war. Mit klammen Fingern notierte ich, was er in pausenlosem Redefluss mit häufigem Hin- und Herspringen zwischen offenbar markanten Daten erzählt. Ich schreibe keine Romane voll in ein Notizheft, da ich keines mithabe, am Rand von Zetteln Stichworte kritzle. Die Geschichte kann lang formuliert werden mit Chronologiene, Eingaben, tausenden Beilagen, mehreren hundert Mails und Briefen an PolitikerInnen, JournalistInnen, Institutionen oder in einem Satz: Wolfgang Mundstein brauchte für eine Green Card in den USA, wo er jetzt lebt, eine Strafregisterbescheinigung, und jene, die nach New York geschickt wurde, unterschied sich von anderen, die anderen Leuten erteilt wurden.

Da nichts gegen ihn vorlag, erhielt Mundstein seine Green Card, doch damit fing die Story erst an, da er dem damaligen Innenminister Ernst Strasser Urkundenfälschung nachweisen wollte. Außerdem rief ihn ein Mitarbeiter von Herbert Haupts "Bürgerservice" (Haupt war Vizekanzler und Minister) mehrmals an, doch Mundstein wollte nicht mit ihm sprechen, sodass der Mann ihm letztlich etwas auf den Anrufbeantworter sprach, das M. als Drohung interpretierte (man kann es auch als "guten Rat" verstehen). Seither versucht M. - immerhin mehr als drei Jahre lang - Konsequenzen und Stellungnahmen zu erwirken, jedoch ohne Erfolg. Auch die Volksanwaltschaft (Ewald Stadler, jedoch auch andere) wurde von ihm berfaßt, er wandte sich auch an europäische Institutionen. Mundstein nimmt für sich in Anspruch, Minister Strasser, der mitten in der letzten Legislaturperiode zurücktrat, gestürzt zu haben, und will darüber auch ein Buch schreiben.

Ebenso verbucht er als Erfolg, dass Kanzler Schüssel dank seiner Interventionen nicht für einen Posten in der EU-Kommission in Frage kommt. Der Hungerstreik jetzt richtet sich gegen Schüssel. aber auch wie gesagt Gastinger (und gegen Außenministerin Plassnik). Allerdings ist Mundsteins Mails (alles auf seiner Webseite nachzulesen) auch zu entnehmen, dass er den Rücktritt von Grünen-Chef Van der Bellen erreichen will (der sich lediglich nicht mit Mundsteins Anliegen befassen will). Mundsteins Seite besteht ausschließlich aus seinem Kampf, es gibt wenig Infos über ihn selbst, jedoch vieles über Abgeordnete, Regierungsmitglieder, Journalisten, auch, wo man jede/n erreichen kann; einiges über Institutionen in Österreich und der EU - kurzum, weit detaillierter als der Österreich-Eintrag auf der CIA-Webseite.

Der Kampf gegen Windmühlen hat 22.000 Euro gekostet (Kopien tausender Seiten, Reisen, Hotel, FedEx-Zustellungen usw), was für Menschen, die ihr Leben lang arbeiten mussten (und von denen viele diese Summe nicht einmal im Jahr verdienen), gewaltig erscheint. Mundstein hat jung einiges von seinem Vater geerbt, sagt er, doch er wird arbeiten müssen, hat auch bereits eine New Yoker Taxilizenz. Er spricht bei seinen Recherchen von "journalistischer" Arbeit, die jedoch üblicherwerise meist nicht in eigener Sache erfolgt (und selbst dann die Perspektive der jeweils anderen Seite zumindest erwähnen sollte). Außerdem ist er Publizist, weil er ein Buch "Wie ich Ernst Strasser stürzte..." usw. herausbringen will.

Ich habe bislang weder eine Strafregisterbescheinigung noch einen Stapo-Akt angefordert, erinnere mich aber gut, als ein paar Grüne in Graz Letzteres taten. Wir lachten herzlich über die veralteten Informationen, in denen Aktivitäten in längst nicht mehr bestehenden Arbeitskreisen angeführt wurden. Bei manch einer auch als Elternteil engagierten Mutter stand dann zu lesen, dass besagte Frau in einem Elternverein aktiv gewesen sein "soll", offenbar konnte man nicht abklären, ob die Person ident ist (davon abgesehen, dass die Kinder inzwischen nicht mehr die Volksschule besuchten). Das Ganze befreite uns auch von der Vorstellung, es habe einen "Spitzel" bei uns gegeben - obwohl wir den Verdacht gegenüber einer ganz bestimmten Person doch nie völlig loswurden.

Unter den wenigen Antworten, die Mundstein bekam, fällt jene der EU-Abgeordneten Karin Resetarits auf, die meint, sie habe viel mit Menschen zu tun, denen durch Willkür alles mögliche an Unrecht zugefügt wurde. SIe riet ihm, seine Energien anderen Dingen zuzuwenden, durchaus nett gemeint (zitiert in meinem Artikel über Mundsteins Mission). Aus seiner Sicht war das natürlich die falsche Antwort, wie aus späteren Mails hervorgeht, auf die Resetarits nicht mehr reagierte. Ich kann jeder/m, die/der gerade den Novemberblues hat oder sonstwie schlecht drauf ist oder sich über Alltagskram ärgert, nur empfehlen, Mundstein gegenüber vom Justizministerium neben dem Volkstheater in Wien zu besuchen.

Man sieht dann den eigenen Umgang mit Frust und Freude vergleichbar dem, was Selbsthilfe-Bücher raten. Ich fuhr dann jedenfalls die Neustiftgasse entlang und machte bei Om Esoterik Pause. Dort wollte ich wissen, ob sie eine bestimmte CD von Loreena Mc Kennitt haben, auf der ein Lied ist, dessen Titel ich nicht kenne. Ich hörte ein paar CDs teilweise an (wurde dann zuhause auf der Webseite von Mc Kennit fündig) und sah mir das Bücherangebot an. Allerdings fühlte ich mich für den Tag genug "erleuchtet", sodass ich fröhlich in der Kälte mit dem Rad heimfuhr :-)

13.11.06

Das dunkle Geschäft mit der Lichtarbeit (etc)

Politik: dazu gibt es nicht viel zu sagen. Man will hierzulande nicht wirklich eine große Koalition, traut sich dies jedoch nicht zuzugeben. Stattdessen wird so getan, als ob die Chefs der größten Parteien keine Handynummern voneinander haben und sich mit tagelanger Ankündigungspolitik davor endlich einmal treffen müßten. Dieser sensationelle Anlass war dann am 10.11. und wurde (erwartungsgemäss) ganz unterschiedlich interpretiert. Für Gusenbauer hat sich was verändert, für Schüssel bleibt alles beim Alten. Nachdem ich nicht jeden Tag einen weisen innenpolitischen Kommentar schreiben muss (und den KollegInnen in anderen Medien mein Beileid ausspreche für die Mühe, eine verfahrene Situation jeden Tag neu definieren zu müssen), wende ich mich einfach anderen Themen zu:

Etwa der Imbuskultur. Nein, richtig gelesen, hier steht nicht Induskultur, sondern Imbus. Diese werden unsere Nachfahren eines Tages entdecken, wenn all die IKEA-, KIKA-, Leiner-; Tchibo- und sonstigen Selbstzusammenbaumöbel zu Kohlenstoff umgewandelt sind. Irgendwo werden Ausgabungen gemacht, in denen seltsame Gegenstände aus Metall gefunden werden. Jemand wird feststellen, dass man diese Objekte ineinanderfügen kann, aber noch sehr lange über den Zweck rätseln. Somit werden Imbusschlüssel und dazu passende Schrauben entweder zu zentralen Kultgegenständen unserer Epoche oder zu wichtigem Alltagswerkzeug. (Nachdem ich zum wievielten Mal etwas zusammenbastelte und meine Imbusschüsselsammlung um ein weiteres Exemplar bereicherte, eine naheliegende Überlegung....)

Oder wirklich krausen Blüten der Esoterikszene - aufmerksam gemacht durch eine Reportagesendung kürzlich im Kabel-TV, wo von besorgniserregenden Abhängigkeiten vieler Menschen berichtet wird, die viel Geld in ihre Sucht nach überirdischen Weisheiten investieren. Gemeint war Kryon, was eine per "Channelling" erreichbare Wesenheit sein soll. Ich war da völlig ahnungslos, außer dass ich das Wort schon mal auf Buchtiteln las, ohne mich je näher dafür zu interessieren. Man googelt Kryon oder Lichtarbeiter, was etwa so definiert wird: Die Erde befindet sich in dieser Zeit zusammen mit der Menschheit im Aufstieg in die höhere Schwingungs-Ebene der 5. Dimension. Diese Erhöhung läuft allerdings nicht von selbst ab, sondern sie muß von uns mit getragen werden, indem wir das Licht aus den höheren Dimensionen hier in unsere Welt verankern, um diese in ihrer Schwingung anzuheben.

Diese unterstützende Tätigkeit ist die Lichtarbeit. Im weitesten Sinne kann man damit alles beschreiben, was den Menschen und diesem Planeten auf dem Weg ins Licht dienlich ist. Das kann Heilungsarbeit sein (Reiki, Geistheilung, Erdheilung), aber natürlich auch die Vermittlung von Wissen oder die Aufklärung über unsere Zeit, um den Menschen eine Orientierung zu geben.
Nur ein Bereich im vielfältigen Angebot von Lichtarbeit ist Kryon, zu dem wir noch kommen werden. Was Lichtarbeit ist, liest sich beispielsweise so wie in diesem Blog einer Wiener Lichtarbeiterin. Überall geht es um Schwingungen, Dimensionen und Aufstieg, und Menschen, die Lichtarbeiter sein wollen, brauchen offenbar nichts anderes zu tun als sich völlig nach innen zu wenden. Man kann auch von den Sternenbrüdern übermittelte Gebete lesen wie eines für die MAENNER mit Führerqualitäten: Mögen sie aufstehen. Mögen sie ihre wahre Grösse zeigen. Mögen sie ihren Dienst am Licht erkennen. Sie sind tausendfach unterstützt. Wir brauchen Sie. Die Welt braucht diese grosse Männer. Sie sind die Führer der neuen Zeit. Sie bringen das neue Wissen. Ihre Grösse ist von Gott gegeben. Wir bitten um ihren Einsatz. Ganz schöne Machos, dort oben - uns Menschen anscheinend doch nicht so überlegen :-)

Wir können es auch prophetisch haben wie auf der Webseite einer Schweizer Lichtarbeiterin: Liebe Lichtarbeiter, liebe Freunde, nach meiner Wahrnehmung wird es wahrscheinlich in diesem Jahr 2006 zu physischen Grossereignissen kommen, wie wir sie bisher noch nicht gekannt haben. Ein zerstörerischer Meteoriteneinschlag ins Meer wird nicht nur von mir gesehen, sondern auch von Michael Drosnin vorausgesagt, dem Autor des Buches „Der Bibel Code“. Sollten wir uns merken, diese Vorhersage - und dann nachfragen, warum sie nicht eingetroffen ist. Viel Zeit hat der Meteorit schließlich nicht mehr (und Mr. Drosnin wird von den wahren Bibel-Code-Entdeckern, hebräischen Wissenschaftern, abgelehnt, weil er alles Mögliche in die Bibel hineininterpretiert und man in beliebigen Texten auch kreuz, quer, waagrecht, senkrecht und in alle Richtungen auch rückwärts gelesen Botschaften finden kann).

Zur Lichtarbeit gehört auch der Glaube an Sternensaat, was bedeutet, dass es Kinder gibt, die nur einen irdischen Elternteil haben. Was hier jedoch an Kriterien genannt wird, erinnert sehr an Anzeichen für Erinnerungen an frühere Leben. Und die "Walk-Ins", die ebenfalls real sein sollen und die Übernahme eines menschlichen Körpers durch eine außerirdische Seele meinen, könnten von der Beschreibung her auch Symptome einer Depression sein, die ja ebenfalls Verhaltensänderungen bewirkt. Salbungsvoll klingt hingegen, was der gechannelte "Kryon vom magnetischen Dienst" seinen AnhängerInnen zu sagen hat. Sonderlich viel Ahnung hat diese Leitfigur vieler Lichtarbeiter nicht vom Leben auf der Erde, da er Amerika als Musterdemokratie lobt. (Auch sonst klingt alles banal und salbungsvoll.)

Lichtarbeit ist teuer, von Seminaren mal abgesehen: um Preise, zu denen es geräumige Wohnungen zu mieten gibt, kann man sich Planetenschalen mit Klöppel besorgen. Geld kann man auch bei Kryon lockermachen, etwa für Lichtessenzen der Engel und aufgestiegenen Meister um schlappe 30 Euro pro Fläschchen (ohne Mengenangabe) und einiges mehr. Z.B. CDs mit Musik, die in kurzen Hörproben an gängige Medidationsmusik erinnert. Aber vielleicht war ich auch abgelenkt, da eine Katze miauend auf dem Computertisch herumtanzte und wollte, dass ich mich ihren ganz und gar irdischen Bedürfnissen zuwende. Richtig ins Geld geht die Kryonschule, wo per Fernlehrgang 48 Schritte gebucht werden können. In der Kryonschule wird dir alle neun Tage ein Schritt zugesandt. Ein Schritt umfasst ein Skript und eine Meditations-CD, sowie die Kristalle der Lichtsprache. Die Kryonschule kostet 110 Euro pro Monat.Es ist auch möglich, nur einen Schritt für 36,66 Euro oder zwei Schritte für 73,33 Euro im Monat zu beziehen. Ebenso gibt es die Möglichkeit, Schrittfolgen zu bestellen. Schritt 1-5 kosten 200 Euro.

Ein "Schritt" besteht aus einem Skript, einer CD und "Kristallen der Lichtsprache", und wir können uns vorstellen, dass nach derlei Erleuchtung süchtige Menschen irgendwann in finanzielle Probleme geraten, weil sie nicht mehr OHNE auskommen. Dazu geben die häufig gestellten Fragen Auskunft: Was ist, wenn ich einmal nicht zahlen kann? - Der finanzielle Ausgleich ist bei dieser Arbeit sehr wichtig, denn durch den Ausgleich bekundest du unter anderem deine Absicht zu Erwachen. Solltest du wirklich einmal Schwierigkeiten haben, können wir individuell entscheiden und finden eine Regelung. Wer die Absicht im Herzen trägt, die Kryonschule zu machen, der sollte sie auch tun können.- Die Kryonschule ist für meine Verhältnisse sehr teuer. Gibt es eine Möglichkeit, die Kryonschule günstiger zu machen? - Du musst deine Absicht und deine Wertschätzung dir selbst und der geistigen Welt gegenüber überprüfen. In Härtefällen gibt es noch die Möglichkeit eines Sozialtarifes.

Irgendwie logisch, wenn man sich den restlichen 99,1% der Menschheit überlegen fühlen will, muss einer/m das etwas wert sein (0,8% sollen "Lichtarbeiter" sein). Noch dazu, wo die Kosten so nett als "energetischer Ausgleich" verschleiert werden. Kryon hat offenbar mit recht normal strukturierten "Lichtarbeitern" zu tun, sieht man sich die von ihm/ihr beantworteten Fragen an. Während die einen behaupten, Kryon melde sich nun nicht mehr, "channeln" ihn/sie andere munter weiter. Wie man sich da verschulden kann, zeigen auch die Angebote für "Einzelchannelings" mit einem Engel, "energetischer Ausgleich" um die 60 Euro (manche Leute sollen täglich für die banalsten Entscheidungen ein Medium konsultieren). Außerdem kann man sich die DNS irgendwie reorganisieren lassen (das gehört zur "Lichtarbeit"); was für jeden der 12 Stränge 47 Euro kostet. Als Einzelangebot auch 75 bis 155 Euro. (Hat jemand einen Rechner dabei und zählt alles, worauf ich verwiesen habe, zusammen?)

Freilich wird Channelling gerade auch in der Esoterik_Szene von vielen sehr kritisch gesehen (u.a. als sozialdarwinistisch). Besonders wird es jedoch von (etwas militanten) Christen als Bedrohung betrachtet:Doch die Frage lautet: Von welchem Gott ist in der Lichtarbeit die Rede? Um welchen Jesus geht es? Ist es wirklich der Gott der Bibel? Ist es wirklich Jesus Christus, der Heiland, Gottes Sohn? Der Teufel will uns dies gerne glauben machen (wenn er uns nicht gerade glauben machen will, dass es ihn gar nicht gibt). Doch führt er uns damit auf eine gefährlich falsche Fährte. Und das ist ohnehin ein Hauptkennzeichen des Satans: Er ist ein Lügner, ein listiger Blender, ein Täuscher, ein Verführer.

Lichtarbeit und (wie zitiert verstandenes) Christentum haben jedoch gemeinsam, dass Menschen nicht selbst Verantwortung übernehmen, sondern sich "Meistern" anvertrauen, die nach anderer Lesart Verkleidungen des "Teufels" sein sollen. Historisch war "der Satan" einfach ein Titel für Richter, und vieles, worin "der Teufel" gesehen wird, sind Entscheidungen des Menschen, "Böses" zu tun. Niemand kann einer/m in Wahrheit die Verantwortung für das eigene Handeln abnehmen (so wäree zumindest die Antwort von nachempfundenen Naturreligionen wie "Wicca"). Gerade die christlichen Seiten gegen Lichtarbeit zeigen, dass hier Eso-Junkies als Opfer betrachtet werden, die eine Masche nach der anderen ausprobierten, wie der Bericht der Sklavin eines Höllenfürsten zeigt, die sich freilich in die nächste Abhängigkeit, jene des Guru Bibel, begeben hat....

Ich bin auch schon mal Lichtarbeitern begegnet, ohne dies zu realisieren, da ich die Begriffe nicht kannte, mit denen sie operierten (Schwingungsebenen, Dimensionen und so, dass Bachblüten und Homöopathie zu niedrige Energien haben usw.). Nachdem ich einmal eine "klassische" Tierkommunikatorin konsultierte, die per Telepathie mit einer verschwundenen Katze Kontakt aufnahm (was ich mir selber nicht zutraute, da ich emotional zu betroffen war), ging ich mit einer anderen Katze zu kostenlosen Tierkommunikations-Schnupperstunden bei einer Eso-Tierärztin. Ich dachte dabei an sowas wie Telepathie, doch Baghira wurde in einen Käfig gesteckt, dessen Boden mit Kupferdrähten belegt war, die wiederum via Kabel an einen Laptop angeschlossen wurden. Baghira sei unruhig, weil er noch halb in einem vergangenen Leben in Afrika weilte, wurde mir erklärt. Baghira war damals seit sechs Wochen bei mir, war einst ausgesetzt und ist ein stolzer schwarzer Kater, der wie eine Bastet-Statue aussieht. Es gefalle ihm gut bei mir, wurde mir beschieden, und sein Name gefalle ihm auch (tatsächlich strafften sich beinah seine Schultern, als ich begann, ihn wie Mowglis schwarzen Panther zu rufen).

Baghi wurden Delfinwellen gesandt, und auch ich durfte über Kabel, an deren Enden sowas wie eine Drahtspule oder Springseil-Griffe waren, daran teilhaben. Man wies mich noch auf Essenzen hin, die mir nichts sagten, da ich bei meinen Bachblütenmischungen für Tiere und ein, zwei homöopathischen Fläschchen bleiben wollte. Baghi war am Heimweg ganz entspannt, flirtete, auf meinem Schoß sitzend, mit allen Leuten in der Straßenbahn (natürlich angeleint; und einen Transportkorb hatte ich auch mit). Diese "Lichtarbeit" war für mich, im Gegensatz zur sonst üblichen Tierkommunikation, nicht nachvollziehbar. DIe Kommunikatorin, die mit dem verschwundenen Merlin Kontakt aufgenommen hatte, beschrieb nämlich Dinge, von denen sie nichts wissen konnte. In Sachen "Lichtarbeit" frage ich mich, was all diese Menschen konkret tun, außer sich in sich selbst zu versenken. Geböte die Verantwortung für die Erde ("Lady Gaia") nicht Engagement? Aber nein, alles hat zwei Seiten, dh wenn ich mich gegen Negatives wende, schaffe ich nicht Positives, sondern verstärke jenes Negative. Außerdem: wenn 0,8% der Bevölkerung Lichtarbeiter sein sollen, werden diese wohl ganz von selbst merken, dass sie eine "Berufung" haben, schliesslich können "Wesenheiten" sich ja mit ihnen in Verbindung setzen. Somit brauchen sie das ganze Brimborium eigentlich nicht. Jene, die es brauchen, können demnach keine Lichtarbeiter sein - auch nicht, weil sie sich mit banalen Aussagen von der angeblichen großen Liebe des Universums zu uns allen einlullen lassen. Und z.B. gar nicht merken, dass ein und dasselbe "Channelling" von Kryon je nach Webseite als aktuell oder etwas älter verkauft wird....

10.11.06

Asatru, Eso-Szene und Rechtsextremismus

9./10. November war die Nacht des Grauens für Juden und Jüdinnen und anständige Menschen, damals, 1938. Heute gibt es Gedenkveranstaltungen, wo die einen ihr Bewußtsein zeigen, während die anderen derlei Anlässen fern bleiben, aber in der Öffentlichkeit das "Gute" loben, das "der Führer" gebracht hat. (Herr Zanger, siehe Post vom 9.11., ist auch heute noch nicht zurückgetreten).

Medien berichten über eine Zunahme gewaltbereiter Neonazis in den Bundesländern Vorarlberg und Oberösterreich und meinen, eine Art Einstiegsdroge seien Konzerte der Blood and Honour-Szene, die für Jugendliche attraktiv wirken. Es gibt jedoch auch eine andere, subtilere, umso fiesere Möglichkeit, und die liegt in der Abkehr vom Christentum (gegen die Abkehr an sich habe ich nichts) und die Hinwendung zum "Neuheidentum".

Bislang verband ich mit "Nordischem" vielleicht Runen, doch belehrte mich Lady Purple bei Hagazussa TV (einmal im Monat bei OKTO) in der Sendung am 8.11. eines Besseren, indem sie über Asatru aufklärte, den "Asenglauben". Eine Religion, die sich (logisch!) in Skandinavien ausbreitet, aber auch AnhängerInnen in Australien, Deutschland und Österreich hat. Die meisten Asatru-VertreterInnen grenzen sich scharf von der rechtsextremen Szene ab, doch wenn man mal eine Websuche startet, wird klar, dass nicht jeder/jedem sofort auffallen wird, mit wem man es zu tun hat.

Asatru gibt es "universalistisch" und "ethnisch" - im einen Fall kann jede/r Asatru praktizieren, in anderen Fall sollte man, ohne dass dies wertend gegenüber anderen "Völkern" gemeint sein muss, "germanischer Herkunft" sein (uah, manche sagen auch, scheinbar unbedarft, dazu "völkisch" statt "ethnisch"). "Typisch deutsch" ist Asatru auch in Vereinsform erhältlich, siehe Verein für Germanisches Heidentum, dessen Abkürzung mit jener des Verfassungsgerichtshofes identisch ist.

Die alten Werte bei "Runar" erinnern doch sehr an der Ehre und Treue-Geschwafel manch Freiheitlicher, die ja oft noch einen Tick näher am NS-Gedankengut formulieren. Ich kann mir nicht helfen, aber mir wird ganz anders, wenn ich derlei lese, egal ob es in "altdeutscher" Schrift verfaßt ist oder in moderner Verdana. Auf der Seite Nordzeit /asatru.de lesen wir:
Volklich nahezu aller Nährwurzeln durch die Vertreibung grosser Volksteile aus ihrem Heimatboden beraubt, durch die Umkehrung aller Werte einer ungeheueren Volksverschmutzung ausgesetzt. Geistig-seelisch einer skrupellosen Zerstörungswut gegen unsere deutsche Art ausgeliefert, die jede noch so kleine artbewusste Regung, jedes Sich-Aufbäumen gegen den drohenden Untergang unseres Volkes im Keime zu ersticken versucht und unsere Art im Namenlosen versickern lassen möchte...

Biologisch das einzige Volk dieser Erde, dessen staatliche Institutionen den Mord an jährlich Hunderttausenden ungeborener Kinder gutheissen und gesetzlich unterstützen - ein unverantwortlicher, ja geradezu tödlicher Irrtum - oder gar bewusste Vollziehung ausserstaatlicher Direktiven? Tödlich angesichts der Überschwemmung von Millionen Fremdrassiger, die durch ihren Kinderreichtum in vielen Städten Westdeutschlands zahlenmässig schon ein erschreckendes Übergewicht in den allgemeinbildenden Schulen haben. Die Nöte westdeutscher Eltern, deren Kinder in solchen gemischtsprachigen Schulen unterrichtet werden müssen, sind gross. In diesem, aus allen Fugen geratenen volklichen Etwas, dessen Erscheinungsformen so ganz und gar nicht der Würde und ehemaligen Grösse deutschen Denkens und Handelns entsprechen, soll nun noch Raum für eine Kinderstube des Volkes sein, aus der heraus wieder wahrhaft deutsche Menschen erwachsen können?
Wer Asatru googelt, landet zuerst dort, später dann bei Wikipedia, wo Orientierungshilfen gegeben werden. Was, wenn beispielsweise Jugendliche, die sich für den "Asenglauben" interessieren, gar nicht genau durchchecken, was auf welchen Plattformen vertreten wird?

In der Szene sind die Nordzeit-Leute unter dem Stichwort "Artgemeinschaft" heftig umstritten. Jürgen Rieger NPD-Mitglied, ist schließlich Gründer der Artgemeinschaft-geramische Glaubensgemeinschaft und der Nordzeitung und Organisator von Rudolf Heß-Gedenkmärschen sowie in seinem Job als Anwalt Verteidiger von Holcoaustleugnern. Ich persönlich halte das "Volks"-Getue, auch wenn es nicht von rechts kommt, ohnehin für unsinnig, da es im genetischen Sinn keine Völker gibt, wir längst bunte Mischungen darstellen. (In Österreich müßten sowieso auch die Kelten ins Spiel kommen, deren Kultur vom heutigen Oberösterreich und Salzburg ausging und die nicht die "Barbaren" waren, als die sie der ORF in der Doku über die römischen Eroberer in Carnuntum darstellt..)

Nornis AEtt hat mit "Odins Auge" eine Beobachtung rechtsextremer Tendenzen, wo u.a. steht: “Wir sind unpolitisch” - das ist ein vielgelesener Satz, dem man in der deutschen Heidenszene immer wieder begegnet. Man trifft auf ihn allerdings fast ausschließlich in Diskussionen, in denen Verknüpfungen oder Verbindungen mit rechtsextremen Inhalten oder Personen thematisiert werden. Dieser Satz dient, wie wir immer wieder feststellen mussten, ausschließlich dem Zweck, solche Diskussionen schon im Ansatz abzuwürgen und wird somit als reines Totschlagargument genutzt, um den Blick nicht auf Dinge richten zu müssen, durch die man in die unbequeme Lage geraten würde, eine eindeutige Position zu Ideologien zu beziehen, die heidnische Kultur als Deckmantel für ihre eigene politische Agenda missbrauchen.

Tatsächlich findet man (jedenfalls dann, wenn man bspw. den NS-Jargon aus Beschäftigung mit Zeitgeschichte kennt) die rechtsextreme Orientierung bereits in Satzungen: Mitglied der Artgemeinschaft - Germanische Glaubensgemeinschaft e.V. kann jemand werden, wenn er ersichtlich unserer Menschenart angehört, keiner anderen religiösen Gemeinschaften angehört, die Grundsätze unseres Glaubens (das Artbekenntnis) und unsere sittlichen Grundlagen (das Sittengesetz unserer Art) bejaht und dies auch in Form einer freien Willenserklärung zum Ausdruck bringt. Hätte da mein deutscher Vater mit roten Haaren, Sommersprossen und grünen Augen eine Chance gehabt, oder hätten sie ihn als "artfremden Kelten" bezeichnet?

Die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Esoterik ist oft oberflächlich und so dumpf pauschalierend, dass man mit derselben Masche auch vor jedwedem politischen Engagement (oder vor dem Besuch von Konzerten, der Lektüre von Büchern, dem Surfen im Web) warnen könnte. Immerhin gibt es rechtsextreme Parteien und politische Gruppierungen (und Bands und Bücher und Internetseiten). Auch das Verbot von Symbolen treibt in Deutschland seltsame Blüten, da beispielsweise die keltische Triskele als verdächtig gilt (die von vielen Menschen als Amulett getragen wird, die mit Rechts nichts am Hut haben, jedoch keltische Kunst mögen). Nach dem Motto, alles kann ein Hakenkreuz sein, auch ein Symbol, das eine Dreiheit darstellt (drei Aspekte der Göttin). Differenziert argumentiert hingegen Antje Schrupp, die auch Tipps gibt, wie man rechtsextremes Gedankengut im "Heidentum" entdeckt:

- Erstens: Vorsicht, wenn Gruppen, die man nach ihrer Verbindung zu Neonazis fragt, mit einer Kritik an Hitler und der NSDAP antworten. In einem solchen Fall nach Himmler und der SS fragen.
- Zweitens: Vorsicht, wenn sie viel von Europa reden. Fragen, ob auch Griechenland, Sizilien und Rumänien zu ihrem Europa gehören.
- Drittens: Fragen, was sie von 'gemischtrassigen' Ehen halten und in welcher spirituellen Tradition Kinder aus solchen Ehen stehen. Wenn die Antwort darauf schwammig bleibt, fragen, ob euer senegalesischer Verlobter auch Mitglied in der Gruppe werden kann.
- Viertens: Vorsicht, wenn die Gruppe sich zwar als nicht-rassistisch verstehen will, aber immer betont, daß sie unpolitisch sei. Wirklich nicht-rassistische Heiden und Heidinnen haben ihr Verhältnis zum rechtsextremen Heidentum reflektiert und verstehen sich insofern durchaus als politisch.
- Fünftens: Vorsicht, wenn auf geheime Traditionen Bezug genommen wird, wenn behauptet wird, die 'Wahrheit' über keltische oder germanische Religiosität zu kennen. Heiden, die wirklich an dieser Tradition interessiert sind, wissen, daß man darüber nichts weiß, und geben zu, daß sie ihre Rituale zu einem großen Teil neu erfunden haben.


Sie betont: Gefährlich sind aus meiner Sicht nicht so sehr "spinnerte" neuheidnische Minigruppen, seien sie rechtsradikal oder nicht. Viel gefährlicher ist daß die sogenannte Neue Rechte auf die ganz normale Politik Einfluß hat. Diese Leute kommen nicht als Germanenpriester verkleidet daher, sondern mit Schlips und Anzug. Leute wie der Franzose Alain de Benoist, Pierre Krebs oder Sigrid Hunke haben eine neue, antiegalitäre Philosophie entwickelt, die aus einer Ablehnung des egalitären Christen-/Judentums heraus sich ebenfalls auf das Heidentum beruft. Ihr Bezugspunkt ist nicht das Germanentum, sondern Europa - und im Rahmen der gegenwärtigen Europadebatten kommen Argumentationslinien der neuen Rechten immer wieder zum Zug. Sie vertreten ein Politikverständnis, das sich, wie schon ihre Vorläufer im 19. Jahrhundert, vom Gleichheitsideal der Aufklärung verabschiedet. Sie wollen eine „organische Politik", die von der Verschiedenheit der Völker ausgehend Europa als ein 'biokulturelles' System versteht. Religiös sind sie, insofern sie den Universalismusanspruch der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam ablehnen, also die Vorstellung, es gebe nur einen Gott, vor dem alle Menschen gleich sind - wobei die Stoßrichtung dieser Argumentation heute nicht mehr in erster Linie gegen das Judentum geht, sondern gegen den Islam.

Siehe auch Mythen der Rechtsradikalen

Und schließlich noch Linktipps zu Asatru:

Nordic Twilight
Rabenclan - eine Plattform für "NeuheidInnen", Wicca, Druiden, Kelten, Asatru, dezidiert gegen rechtsextreme Vereinnahmungen der Szene
Asatru-Begriffe bei Boudicca
Asatru als staatlich anerkannte Religion in Island
Eldaring
Eibenpfad
Asatru in Spanien
Alte Sitte Schweiz

09.11.06

NS-Verharmlosung in Österreich / Novemberpogrom



Zanger und Bruno - beides Figuren von Sacha Baron Cohen?

68 Jahre Novemberpogrom - in Österreich, wo sich manche darüber ärgern, über die Kunstfigur des schwulen Reporters Bruno auch von "Borat" auf die Schippe genommen zu werden, macht die FPÖ wieder einmal mit NS-Verharmlosung von sich reden. "Der Führer" habe auch Gutes getan, über das man heute nur nicht reden darf, verkündet Wolfgang Zanger, vor wenigen Tagen auf die Verfassung und die Gesetze der Republik Österreich angelobt, die er "zu ehren und zu achten" hat.

Eine Dame aus Deutschland hat mir vor kurzem erzählt, in einer großen Gasthausrunde, wo sie dann eigentlich fürchterlich beschimpft worden ist auch, dass damals die Situation so gewesen sei, dass die Menschen keine Arbeit hatten, alle lechzten nach Beschäftigung, nach ein bisschen Hoffnung. Und als dann der Führer gekommen ist, der dann angefangen hat mit verschiedenen Bauideen oder Straßenbau - die Autobahnen sind damals entstanden. Das hat den Leuten Hoffnung gegeben. Und ich glaube schon, dass in so einer Situation, wo man also wirklich ganz unten ist, die Leute dieses alles dankbar aufnehmen. Das denke ich einmal schon. Und umsonst wäre wahrscheinlich dieses Regime nicht gekommen.

Wiesner (ORF): Ja, aber mittlerweile weiß man, dass der Autobahnbau und all das eigentlich nur Kriegsvorbereitungen waren. Zanger: Ja, das mag sein. Das - wie gesagt - kann ich nicht beurteilen, ich war damals nicht auf der Welt.


"Der Führer" ist Hitler also für einen österreichischen Abgeordneten (geb. 1968) und Burschenschafter (Olympia, die Holocaustleugner David Irving einlud, was diesen vor ein heimisches Gericht brachte). Sein Parteikollege Martin Graf (auch Olympia, eben zum Vorsitzenden des Banken-Untersuchungsausschusses gewählt) wird am 8.11. ebenfalls vom ORF interviewt und würde lieber über Pensionen sprechen als sich zu den Aussagen Zangers zu äußern. Dann meint er, weder "nationaler noch internationaler Sozialismus" hätten etwas Gutes und dass er mit Zanger noch nicht gesprochen habe (ist ja auch nicht so wichtig, oder?). Da am 9.11.2006 der 68. Jahrestag des Novemberpogroms ist, habe ich das Verhalten von Zanger und Graf mit "Happy Birthday Novemberpogrom?" kommentiert. Ich widerlege auch die von Zanger und Konsorten gerne kolportierte Vorstellung, dass Menschen, die damals noch nicht auf der Welt waren, nicht so genau wissen können, wie sie was einschätzen können (geb. 1963, also zwischen Zanger und Graf - geb. 1960 - liegend).


Aber vielleicht ist Wolfgang Zanger als blonder Burschenschafter, der "dem Führer" Gutes abgewinnen kann und im österreichischen Parlament sitzt, ja in Wirklichkeit eine Kunstfigur und wir befinden uns in den neuesten Dreharbeiten von Sacha Baron Cohen, ohne dies bisher bemerkt zu haben? So ein Politikertyp kann, bei Parteiversammlungen, an Stammtischen, in Wahlkämpfen, noch ganz andere Reaktionen hervorrufen als die Journalisten Ali G., Borat und Bruno. Als Vorgeschmack auf im Film gezeigte Szenen mögen die Links zu Clips dienen, die ich des Nachts (Tränen lachend) zusammengesucht habe. Und wir dürfen uns natürlich auch eine entsprechende Webseite zum Film vorstellen, Im Borat-Stil auf braun, mit altdeutscher Schrift und "Heimseite" :-)

Borat bei einem Jäger und Antisemiten in Texas
Dating in US and A
Guide to Hobbies
Borat hilft Republikaner
Guide to Jobs
The South of USA
Borat in Cambridge, UK Professor sagt, dass Frauen nicht denken können
Bruno interviewt Pfarrer
Bruno in Alabama
Bruno interviewt Skinhead
Bruno bei einem Medium - er will mit Versace sprechen,
Ali G. und Iran vs. Iraq
Ali G in Nordirland
Ali G narrt die CIA: was, wenn die Terroristen mit Zügen ins Pentagon fahren?
Interview mit Sasha Baron Cohen
Interview mit Cohen bei Letterman

English 68 Years after the Novemberpogrome the Austrian politician Wolfgang Zanger (FPÖ) says on TV that "der Führer" also brought good things but it's not allowed to talk about. We might ask if this is real as he is a parliamentarian who swore an oath to obey constitution and laws of the (democratic) republic of Austria or if Sacha Baron Cohen has created a new figure and a "Borat"-successor is about to be made.

08.11.06

Eurofighter, Theo van Gogh und Pim Fortuyn

Österreich: Keine Regierung, da es Untersuchungsausschüsse geben wird, die in diesem Land schon mal zu einem Tribunal mit gerichtsverwertbaren Folgen werden. Beispielsweise die Ausschüsse zu Lucona und Noricum, die mehr zu cover ups als zur Aufklärung wurden, da auch medial ein Sog erzeugt wurde, dem zu folgen hatte, wer nicht auf der Verliererseite landen wollte. Nun also wieder derlei, u.a. zum Ankauf europäischer Eurofighter-Abfangjäger. Das Thema war bereits vor vielen Jahren heftig umstritten, als schwedische Draken angeschafft wurden, die von ihren GegnerInnen als Schrottflieger bezeichnet wurden. Es gibt eine regelrechte Chronologie der Abfangjägerfrage, die interessante Details in Erinnerung ruft. Etwa, dass die SPÖ ja bereits 2002 mit "Abfangjäger oder.... Kindergartenplätze etc." geworben hat. Und dass Jörg Haider vor der Wahl 2002 von einem Unbekannten bedroht wurde, der ihm riet, auf seine Familie aufzupassen und den Abfangjägerkauf nicht zu behindern. Haider zitierte dazu einen holländischen Journalisten, der ihm erzählt habe, Pim Fortuyns Widerstand gegen militärische Nachrüstung (= Finanzsspritze für Lockheed Martin-Kampfflugzeugprojekt Joint Strike Fighter gemeinsam mit den USA) sei dessen Todesurteil gewesen.

Ob Haider nun wirklich ernsthaft bedroht wurde oder nicht, er spielt auf Diskussionen über Fortuyns Ermordung an, die es durchaus gibt und die mit der Ermordung von Theo van Gogh in Verbindung gebracht werden, dessen letzter, von ihm nicht fertiggestellter Film 06/05 (The Sixth of May) sich um die Rüstungshypothese dreht. Fortyn soll, erinnern wir uns, von einem militanten Tierschützer ermordet worden sein und van Gogh von radikalen Islamisten - cover stories wie die 19 Hijacker von 9/11? Zu Fortuyn schrieb der holländische Journalist Henk Ruyssenaars: The day before, last Sunday - May 5th - the American ambassador to the Netherlands Mr. Sobel, some American "specialists" and Dutch generals contacted mr. Fortuyn concerning the JSF-deal. Since he was supposed to win in the upcoming elections his vote would be decisive. He told US ambassador Sobel and the delegation he would probably need those billions - with a slowing down economy - for more urgent things in Dutch society. Like medicare, education, public transport etc. Earlier and also in his political program, Fortuyn had declared he would get rid of most of the air force and the rest of the military, wanting to concentrate all powers to the Royal Dutch Navy. For people in uniform not a popular idea. For mr. Fortuyn the next day was his last.

Der Nachfolger Fortuyns war kooperativer und wurde bald bezichtigt, für Verteidigungsministerium oder Geheimdienst zu arbeiten. Im verlinkten Text sind auch die Merkwürdigkeiten bei den Ermittlungen dargestellt: vorhandene Videos werden nicht verwertet, ein zweiter Täter wird nicht gesucht usw. Musste van Gogh, dessen Vater früher beim holländischen Geheimdienst arbeitete, wegen des Films "Submission" sterben, bei dem ihm Ayan Hirsli Ali zur Hand ging (die mit einer gefakten Identität, als wolle sie die reale Geschichte der Waris Dirie kopieren, in Holland Karriere machte und nun beileidigt das Land verlassen hatte, um in den USA für die Rand Corporation zu arbeiten) oder wegen "06/05"? In der Endfassung ist nur angedeutet, dass der Joint Strike Fighter bei der Ermordung von Fortuyn eine Rolle gespielt haben könnte. Profikiller schlagen in den Niederlanden, dem ach so toleranten Land, das nun angeblich von seiner Toleranz gegenüber ImmigrantInnen eingeholt wird, immer wieder mal zu. Beispielsweise im Dezember 2005, als der Journalist Louis Seveke ermordet wurde, der zuvor über eine Al Qaida-Zelle (Hofstadgroep) des holländischen Geheimdienstes AIVD schrieb. One of the AIVD's 'moles' is Ali B. in this 'Moslem militant's group' - an agent provocateur who - according to Seveke and Dutch TV Network: "Supplied hand grenades to 'a very dangerous group': hand grenades he covertly had received from an agent of the secret service AIVD". The same hand grenades wounded police officers later on when they stormed the safe house after the usual 'water damage'-tip of 'unknown'. To restore Ali B.'s 'cover' - and in a very unintelligent way trying still to bolster Ali B.'s status as 'terrorist' - the same AIVD agents a couple of days ago 'arrested' the man fast, when too many of those facts became known.

Was können wir aus dem Beispiel Holland lernen? Vielleicht ist ein Beschaffungsvorgang, bei dem EADS den Vorrang vor Lockheed Martin erhält, keineswegs "normal" in der Art und Weise, wie er von Kritikern behandelt wird. Einer der ersten Punkte auf der Tagesordnung des Eurofighter-Ausschusses in Österreich soll die Ausschreibung sein, wo der Frage nachgegangen wird, warum nicht beispielsweise das Angebot von Lockheed Martin angenommen wurde. Immer wieder wurde unterstellt, es sei bei der Entscheidung für ein rein europäisches Produkt nicht mit rechten Dingen zugegangen. Politiker wurden als Lobbyisten von EADS dargestellt, während es natürlich ganz sicher absolut keine Lobbyisten des amerikanisch-niederländischen Konzerns gab....

Und die Wahlen in den USA? Lest "How they stole the mid-term elections" von Greg Palast.