17.08.07

Willkommen in San Marino :-)

Vorweg eine Entschuldigung: ich will mich hier keineswegs über San Marino lustig machen, möchte nur einen Zwergstaat-Vergleich anbringen, um etwas zu verdeutlichen. Falls jemand Infos & Links zu San Marino hat, bitte einfach als Kommentar posten:-)

Aber nun - willkommen beim Staatsfernsehen von San Marino, das der Einfachheit halber auch gleich die weibliche Bevölkerung abgeschafft hat. In San Marino gibt es zwei Gerichts- und Jugendpsychiater, einen Dokufilmdreher, einen leichte Fernsehunterhaltung-Regisseur, einen TV-tauglichen Militärexperten, einen Meinungsforscher, einen Wirtschaftsfachmann, ein paar Interviewer und ein paar Parteichefs. Im Abendprogramm gibt es wahlweise Fussball, Volksmusik oder US-Serien (oder eben hausgemachte leichte Fernsehunterhaltung).

Damit haben wir das Programm des ORF und die Gästeauswahl schon einigermaßen umrissen, obwohl in Österreich mehr als 8 Millionen Menschen leben, zur Hälfte übrigens weiblich (was mann bei ORF nicht zu wissen scheint). Zu ergänzen wäre noch, dass es ganz viele Direktoren und ganz viele gutverdienende Männer beim San Marino-Staatsfernsehen gibt.

San Marino ist auch im liberalsten aller unabhängigsten Medien angesagt, das Fremdlinge bereits durch die rosane Farbgebung vom nur liberal-unabhängigen Rest unterscheiden können. Die Anzahl der Kommentatoren, darunter auch manchmal Frauen (wie gesagt: liberalst und unabhängigst!), ist dem Zwergstaat gemäss überschaubar. Lustigerweise gibt es auch einen "Kommentar der anderen", wobei eine auserlesene kleine Schar an "anderen" einander oder dem Redaktionsstamm widerspricht, der dann regieren kann, worauf dann wieder widersprochen wird usw. Auch untereinander dürfen die "anderen" dieses nette Bäumchen wechsle dich-Spiel machen.

Alexandra Föderl-Schmid behauptet im "Standard" (18.8.2007): "Die Republik schien in den vergangenen Tagen knapp einem Aufstand entkommen zu sein: Die Eisenbahnergewerkschaft drohte mit Streik, von den Ärzten bis zu den Landesbediensteten gab es einen Aufschrei. Der Grund für die öffentliche Erregung sind die Reformvorschläge des Rechnungshofes, immerhin 206 an der Zahl. Da kaum eine Berufsgruppe, kaum ein Verwaltungsbereich ausgelassen worden war, bildete sich eine breite Allianz, die die Ablehnung einte. Nach dem Motto: Wenn es mich betrifft, bin ich dagegen." Seit wann gibt es in "San Marino" mit seinen überschaubaren Cliquen einen Aufstand?

Was man in "San Marino" unter aufregender Politik versteht, zeigte sich beim "Sommergespräch" des ORF am 17.8. mit Peter Westenthaler vom Kaninchenzüchterverband Wien-Süd (vulgo BZÖ). Seit 7.8. habe er sich überlegt, die Politik zu verlassen (kaum wahrscheinlich, denn die 13.000 und etwas-Gage als Klubobmann muss er in der Privatwirtschaft erst wieder durch gute Beziehungen lukrieren), da alles irgendwo "Gosse" ist, und nun bleibt er uns erhalten. Er ist darum bemüht, sich mit Rassismus 2.0 vom (sudetendeutschen) Kaninchenzüchterverband Wien-Nord (genannt FPÖ) zu distanzieren, dessen Rassismus 1.0 er ganz furchtbar findet.

Rassismus 2.0 beinhaltet auch das "Säubern" von Graz, wo im Jänner 2008 ein neuer Gemeinderat gewählt wird, von Ausländern, denn diese Stadt sei ganz "verslumt". Westenthaler wirft der Regierung Inszenierung 2.0 vor, da Inszenierung 1.0 noch mit der Beteiligung seines Kaninchenzüchtervereins viel besser gewesen sein soll. An Inszenierung 2.0 gefallen ihm besonders Mnisterin Kdolsky und Minister Buchinger so gar nicht (diesem wirft er häufig "Faulheit" vor, obwohl man seinen Tagesablauf im Web nachverfolgen kann). Kein Zufall wohl, dass er sich die beiden Regierungsmitglieder rauspickt, die unkonventionell agieren und sich nicht über einem Kammscheren, zurechtstutzen lassen. Buchinger bekam heute sogar vom SPÖ-Pensionistenvertreter Exinnenminister Karl Blecha eine drüber von wegen, wie man die Pensionen erhöhen müsse (als ob es nicht auch noch einen schwarzen Finanzminister Molterer gäbe).

Im Vergleich zur Kritik, die beispielsweise hier an politischen und medialen Verhältnissen geübt wird, kommen mir Westenthalers Anwürfe wie Kritik 1.0 oder auch Pseudo-Oppostion 1.0 vor. Aber die werten KollegInnen im Medienmainstream werden sich wohl lang und breit darin ergehen, welche Zukunft der Kaninchenzüchterverein Wien-Süd hat und ob er doch mit dem sudetendeutschen Bruderverein zuusammengeht.

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