20.02.07

Bringt Frauenpolitik etwas weiter?

Nun haben wir also wieder eine Frauenministerin, die mittlerweile auch bei öffentlichen Diskussionen präsent ist wie gestern beim "Montagsgespräch" des "Standard". Dort agierte, siehe unser Bericht, Doris Bures (ebenso wie Staatssekretärin Christine Marek) durchaus engagiert. Dennoch fragt sich, warum letztlich doch über Jahre hinweg fast idente Forderungen gestellt werden müssen, als hätte es nie eine Regierung gegeben, die Veränderungen hätte pushen können.

Warum sollte sie, mag sich jemand fragen, dazu haben wir ja ein Frauenministerium, dass wenigstens a bissi was weidageht. Das allein kann es spätestens seit dem Zeitpunkt aber nicht mehr sein, seit Gender Mainstreaming ein Prinzip ist, dem sich die gesamte Regierung verpflichtet fühlt (und fühlen muss, da es die EU vorgibt). Von GM ist meist wenig zu bemerken, wenn spontan Maßnahmen verkündet werden wie; Verlängerung der zulässigen Wochen- bzw. Tagesarbeitszeit oder: Geld für teure Bahntunnelprojekte. Kein Zufall vielleicht, dass es sich um Ressorts handelt, in denen Männer die Minister sind.

"Frauenaspekte" bzw. Themen für GM wären in diesen Bereichen:
* solange die gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern zuungunsten von Frauen erfolgt, wirkt eine Maßnahme, die den Achtstundentag in Frage stellt, kontraproduktiv. Bekanntlich arbeiten Frauen weniger bezahlt (leisten dabei aber nicht unbedingt weniger) und mehr unbezahlt als Männer. Alles, was von Arbeitszeiten wegführt, die eine Vereinbarung von Beruf und Familie theoretisch möglich machen, ist daher ein Schritt zur Vertiefung von Unterschieden zwischen Männern und Frauen.
* das Problem für mehrheitlich nicht motorisierte Frauen ist nicht, dass noch ein paar Streckenverkürzungen auf Bahn-Hauptrouten fehlen, sondern dass der ländliche Raum teils nur umständlich, langwierig oder gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Freilich spekuliert man(n) bei den Bauvorhaben auf Güterfernverkehr, der jedoch erstens meist auf der Straße stattfindet und zweitens zu einem fragwürdigen Wirtschaftssystem gehört. Damit es lange Transporte gibt, müssen Güter anderswo produziert und weit transportiert werden. Dies ist nicht nur umweltbelastend, es sorgt auch dafür, dass Menschen hier Arbeitsplätze verlieren, weil Arbeitskraft anderswo billiger angeboten wird.

Derlei Überlegungen waren bei der Diskussion kein Thema, die sich bald vor allem um die Frage der Einkommensunterschiede, der Karrierechancen und der Kinderbetreuung drehte. Ich möchte einmal erleben, dass eine Diskussion mit Männern über Arbeitsmarkt und ökonomische Fragen (die auch bei Männern Voraussetzung sind für Selbstbestimmung, nur dass bei ihnen derlei selbstverständlich ist) sich dabei einpendelt, dass Erfahrungen mit Kinderbetreuung geschildert werden. Oder dass Männer in erster Linie als Väter gesehen werden, die erstmal ihre Betreuungspflichten auf die Reihe kriegen müssen. Die auf der einen Seite fehlende Betreuungsplätze als Hindernis sehen und auf der anderen Seite klischeestrotzende Arbeitgeberinnen, die ihnen nicht glauben, dass sie auch mit Kindern am Arbeitsplatz ernsthaft agieren....

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