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04.04.07

An einem kalten Tag....

Nein, noch immer keine freien Tage.... was ich neu bei den Ceiberweibern reingestellt (und auch selbst verfasst, nicht bloss "verwertet" und mit ein paar eigenen Worten versehen habe) mag manche überraschen: es ist die Lebensgeschichte von Hedwig Courths-Mahler, die gar nicht so bieder ist wie die Assoziationen zu ihren Romanen. Ihre Mutter war (weil ihr, wie vielen anderen auf sich gestellten Müttern, nichts anderes übrig blieb) Prostituierte, und Hedwig arbeitete zunächst als Dienstmädchen und Verkäuferin bzw. half dann ihrem Ehemann, der Dekorationsmaler war.

"Zeitungsromane", die vor allem von Frauen gelesen wurden, waren oft die einzig sichere Einnahmequelle von SchriftstellerInnen, da Bücher vergleichsweise wenig Einkommen brachten, wenngleich sie angesehen waren. Auch Fontane oder Storm schrieben bspw. für die "Gartenlaube", deren Lektüre die junge Hedwig inspirierte. Später legte sich Hedwig zwar nicht direkt mit den Nazis an, war aber auch nicht begeistert, dass ihre Romane nun der Zensur unterliegen sollten. Sie weigerte sich, braune Heldenfiguren hineinzuschreiben.

Mit ihren Töchtern Margarete und Frieda wurde sie aus der "Reichsschrifttumskammer" ausgeschlossen, und bei Frieda führten "defätistische" Äusserungen, für die sie denunziert wurde, zu Haft und Zwangsarbeit, bei der sie sich lebensgefährlich verletzte. Wenig bekannt ist, dass unter den 208 (!) Romanen Courts-Mahlers auch einer ist, in dem Juden besonders positiv dargestellt werden und sie meint, dass ein Zwang zur Assimilation unzumutbar sei - was Courts-Mahler vom Gros der damaligen Trivialautoren unterscheidet. Alles weitere siehe unser Porträt.

Nunja, wenden wir uns wieder der Gegenwart zu. Da beunruhigt ein wenig, dass Tony Blair gestern meinte, die nächsten 48 Stunden seien in Sachen gefangener SoldatInnen entscheidend. Das sind der 4. und der 5. April, und nach russischen Quellen (wo ja nach wie vor genau beobachtet wird, was die USA nun insbesondere im persischen Golf tun) soll der US-Angriff am 6. April stattfinden. Man kann zwar hoffen, dass auch das breite Kolportieren von derlei Meldungen (die sich via Internet längst weltweit zitiert finden) dazu beiträgt, so ein Szenario zu verhindern.

Andererseits sollen Iran und Syrien bereits Vorkehrungen für einen US-Angriff treffen. Jedoch, wir können vielleicht ein wenig aufatmen, rechnen sie erst im Sommer damit. Vorerst warnt der russische Generalstabschef die USA davor, den Iran zu attackieren, wegen der unabsehbaren weltweiten Folgen. Der russische Vizeaussenminister Denissow befürchtet einen Angriff und gab bekannt, dass Russland alles (Diplomatische) unternehmen werde, um dies zu verhindern.

Auf der anderen Seite der Erde, in Washington, wird dementiert, dass man einen Krieg vorbereite - zugleich wurde aber am 3.4. die USS Nimitz begleitet von weiteren Kriegsschiffen in den Persischen Golf verlagert: The White House denied the speculations that the US was preparing for the strike against Iran. 'We reject any notion that suggests that we are ratcheting up the language in terms of trying to prepare to go to war with Iran. That is certainly not the case,' White House spokeswoman Dana Perino said at a news briefing, Monday. (2.4.)

The reiteration by the White House occurred at the time when US aircraft carrier Nimitz and its support ships are leaving for the Persian Gulf to join another aircraft carrier strike group already in that region. Last week, Perino said the US is not escalating tensions with Iran and insisted that its naval exercises in the Gulf has been long planned, Indo-Asian News Service reports.

The USS Nimitz and several other American warships left San Diego today for the Persian Gulf to join another locally based aircraft carrier strike group already in the region. The nuclear-powered aircraft carrier will join the San Diego-based John C. Stennis Strike Group and relieve the USS Dwight D. Eisenhower, according to Naval Air Forces Public Affairs.

Military officials said in a statement that the two-carrier presence in the Persian Gulf area is intended to demonstrate U.S. "resolve to build regional security and bring long-term stability to the region." Hoffnung bedeutet wohl, dass nun ein im Irak gefangengenommener iranischer Diplomat freigelassen wurde. Ausserdem meinen Experten, die Strategie der USA, den Iran diplomatisch und durch Militärpräsenz im Golf unter Druck zu setzen, habe fehlgeschlagen. Erwähnt wird auch, dass der "New Yorker"-Autor Seymour Hersh detaillierte Pläne zum Angriff auf den Iran beschreibt und dass russische Quellen ein Angriffsdatum nennen - und beides in unzähligen Blogs diskutiert wird.

Was Grossbritannien betrifft, so gab es bereits tägliche Kontakte zwischen dem iranischen Botschafter in London und dem Aussenministerium. Mittlerweile ist eine Delegation zusammengestellt, die auf Abruf bereit steht, um zu direkten Verhandlungen in den Iran zu fliegen. Laufend kann man sich u.a. im Iran-Dossier des Guardian informieren. Das Ganze begann eigentlich mit einem Versuch der USA, Iraner einige Wochen zuvor in Arbil im Irak gefangenzunehmen, schreibt Patrick Cockburn, der vor Ort recherchierte:

A failed US attempt to abduct two senior Iranian security officers on an official visit to northern Iraq was the starting pistol for a crisis that ten weeks later led to Iranians seizing 15 British sailors and marines. Early in the morning of 11 January helicopter-born US forces launched a surprise raid on a long-established Iranian liaison office in the city of Arbil in Iraqi Kurdistan. They captured five relatively junior Iranian officials whom the US accuses of being intelligence agents and still holds.

Man wollte eigentlich zweier weit wichtigerer Männer habhaft werden, hat Cockburn rechechiert. Dies hätte nun die USA und Grossbritannien dazu führen sollen, auf die verletzbaren Navy-Suchtruppen im Golf besser aufzupassen, statt offenbar gar nicht mit iranischen Reaktionen zu rechnen. Cockburn bringt diesen Vergleich: The attempt by the US to seize two senior Iranian security officers openly meeting with Iraqi leaders is somewhat as if Iran had tried to kidnap the heads of the CIA and MI6 while they were on an official visit to a country neighbouring Iran such as Pakistan or Afghanistan.

Der bekannte britische Journalist Robert Fisk fordert wie andere die Freilassung der Gefangenen, befasst sich aber auch mit der Geschichte der Demütigung des Iran. Dieser hat die Gesetze der westlichen Medienwelt perfekt gelernt und nutzt sie, nachdem man immer wieder Seitens des Westens Herrscher einsetzte, schliesslich Mossadeq zugunsten des Shah mit CIA-Hilfe wegputschen liess. Dies bedeutete für die IranerInnen Bekanntschaft mit den Folterkellern der (westlich trainierten) SAVAK. Heute unterscheiden sich die Bilder der Gefangenen in der Tat davon, wenn (wieder einmal) Geiseln im Irak tränenerstickt um Hilfe flehen (und wir wissen alle, dass wir von den Guantanamo-Gefangenen jahrlang keine Bilder bekamen, auf denen sich Personen identifizieren lassen - nur gebückte an Händen und Beinen gefesselte gesichtslose Wesen sahen).

Mittlerweile gab der iranische Präsident Ahmadinejad eine Pressekonferenz, wo es keine neuen Forderungen an Grossbritannien gab, er aber sagte, er sei "traurig", dass die Briten nicht "tapfer" genug seien, einen Fehler zugeben zu können. Angeblich, laut einer Ein-Satz-Meldung auch bei Reuters, kündigte er auch an, die Gefangenen freizulassen. Mehr dazu hat die BBC, samt Video von der Pressekonferenz.

01.04.07

Verrückte Welt

Ich wollte nicht wieder Meldungen zu einem möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Krieg sammeln - da hängt man nämlich erst recht lange im Web, weil ja Infos abseits des Medien-Mainstreams erst gefunden und dann auf deutsch zusammengefasst werden wollen. Aber angesichts dessen, was uns so etwa vom ORF vorgesetzt wird, bleibt mir wohl nix anderes übrig :-).

Da war (ich glaube am Freitag abend, 30.3.) zu hören, dass das Zeigen der gefangenen BritInnen "psychologische Kriegführung" sei und dass die maritimen Grenzen zwischen Iran und Irak "eindeutig" seien. Was von Letzterem zu halten ist, weiss Craig Murray, ehemals britischer Botschafter in Usbekistan und früher im Aussenministerium zuständig für Marineangelegenheiten, mithin also ein Experte.

Zur "psychologischen Kriegführung" muss auch ich an die Bilder von Abu Ghraib und Guantanamo denken und übergebe an Terry Jones von den Monty Pythons. Besser, als er im Guardian kommentierte, was demütigend ist und Menschenrechte verletzt, könnte ich es auch nicht ("Call That Humiliation?"). Jones schreibt nämlich derart (über die Gefangene Faye Turney): What is so appalling is the underhand way in which the Iranians have got her "unhappy and stressed". She shows no signs of electrocution or burn marks and there are no signs of beating on her face. This is unacceptable. If captives are to be put under duress, such as by forcing them into compromising sexual positions, or having electric shocks to their genitals, they should be photographed, as they were in Abu Ghraib. The photographs should then be circulated around the civilised world so that everyone can see exactly what has been going on.

Man zog den Gefangenen keine Plastiktüten über den Kopf, man liess auch ihre Angehörigen nicht fünf Jahre im Ungewissen, ob sie noch leben - kurzum, man behandelt sie nicht nach den in Abu Ghraib und Guantanamo verwirklichten westlichen Standards. Nunja, lässt sich ergänzen, und WENN sie sich auf iranischer Seite befanden (bei nicht ganz klaren Grenzverläufen ist, das hab' ich aus Murrays Texten, nach internationalen Konventionen die Mitte zwischen dem Festland als Grenze zu betrachten), dann ist es zwar nicht sehr nett, aber durchaus legal, SoldatInnen festzunehmen.

Zuerst war ja davon die Rede, dass sie ein IRANISCHES Schiff untersuchten, ehe sie aufgegriffen wurden, dann verschwand der Zusatz IRANISCH aus den Berichten. Der Guardian zeigt übrigens (davon können sich österreichische Medien was abschauen), was Meinungsvielfalt ist, siehe das Iran-Dossier mit ganz unterschiedlichen Kommentaren. Als Alternative bieten sich auch englischsprachige russische Portale an, die neben russischen Nachrichten Kommentare aus aller Welt spiegeln. Bei einem dieser Portale erfährt man gerade, dass der Iran ankündigte, demnächst "Fortschritte" im Bereich des Atomprogrammes bekanntzugeben.

Das nennt man wohl Öl ins Feuer giessen (wenngleich jeder Staat das Recht hat, Atomkraftwerke zu bauen, da sie sich bislang leider nicht weltweit ächten liessen). Mittlerweile schreibt auch die Jerusalem Post, dass Karfreitag (6. April) der Tag des ersten Angriffes der USA auf den Iran sein kann. Zwar beruft man sich auch hier auf russische Aussagen, doch kann dieses Zitieren bedeuten, dass genau darauf vorbereitet werden soll. Bisher war ja in den USA, in Kanada und in Israel in Medien offen zu lesen, dass der Iran attackiert werden soll.

Am Wochenende haben amerikanische Flugzeuge angeblich (und wieder einmal) iranischen Luftraum verletzt. Tony Blair könnte demnächst im Gefängnis sein, ist ein iranischer Kommentar zum Konflikt mit den Briten. Im Text wird auf den bekannten Journalisten und Dokumentarfilmer John Pilger verwiesen, der am 1.2.2007 den Artikel "Iran: A war is coming" veröffentlichte. "The war on Iran" nennt Michel Chossudovsky seinen neuesten Text vom 1.4.2007, in dem er die amerikanischen "war games" im Persischen Golf beschreibt: The maneuvers coupled with the unfolding "Iran Hostage Crisis" constitute an act of provocation on the part of the Anglo-American military alliance.

Chossudovsky erwähnt auch die russischen Vermutungen und meint dazu: While the Russian report must be taken seriously, there is, however, no corroborating evidence, which would enable us to pinpoint the exact timeline of a military attack on Iran. Moreover, there are several important factors which suggest, from a military organizational standpoint, that unless we are dealing with a case of sheer political madness, the Pentagon is not ready to launch an attack on Iran. Also kein Grund zur Panik? Nun, ebenso wie die Jerusalem Post und andere darauf einstimmen, dass es bald losgehen könnte, gibt es Aufforderungen, der Iran möge als erster gegen amerikanische Schiffe losschlagen (in der Annahme, Russland würde abgefangene US-Kommunikation an den Iran weiterleiten).

Zu den Stimmen der Vernunft gehören die Veteran Intelligence Professionals for Sanity. Sie meinen u.a.: The British are refusing to concede the possibility that its Marines may have crossed into ill-charted, Iranian-claimed waters and are ratcheting up the confrontation. At this point, the relative merits of the British and Iranian versions of what actually happened are greatly less important than how hotheads on each side-and particularly the British-decide to exploit the event in the coming days.

There is real danger that this incident, and the way it plays out, may turn out to be outgoing British Prime Minister Tony Blair's last gesture of fealty to President George W. Bush, Vice President Dick Cheney, and "neo-conservative" advisers who, this time, are looking for a casus belli to "justify" air strikes on Iran. Bush and Cheney no doubt find encouragement in the fact that the Democrats last week refused to include in the current House bill on Iraq war funding proposed language forbidding the White House from launching war on Iran without explicit congressional approval.

Der Iran hat der Atomenergiebehörde in Wien bekanntgegeben, dass er nun Informationen über Anlagen zurückhalten wird, weil Angriffe der USA und Israels befüchtet werden. Nicht zu Unrecht, sprechen doch Szenarien davon, dass unterirdisch liegende Anlagen mit "Mini-Nukes" bombardiert werden sollen. Nun wollen wir den Reigen der Links beenden mit einem Hinweis auf einen Kommentar von Justin Raimondo von Antiwar.com (einer Webseite, die ich bereits während des Kosovokrieges 1999 entdeckte, wie manch andere Seiten auch...).

Zum Weiterlesen auch: Wird der Iran am Karfreitag angegriffen? auf der Ceiberweiber-Seite....