09.09.07

Waren wir Papst?

Papstrummel in Österreich, nicht zu übersehen auch dann, wenn man die Plätze ferner Begegnungen meidet, sich also nicht mit anderen stundenlang in den Regen stellt, um einen Blick von weitem auf Benedikt XVI zu werfen. Es gibt ja Medien, in denen überall ganz gross vom Papstbesuch die Rede ist.

Ich fand die "heidnischen" Bezüge seines Trips interessanter als im Grunde kircheninterne Fragen wie: Zölibat? Frauenpriestertum? (Mehr) Demokratie? Und siehe da, Benedikt XVI kommt samt Tross auch aus PolitikerInnen zur "Großen Mutter", die auch schon vor dem Christentum dort an einem Kultplatz verehrt wurde, wo heute Mariazell liegt. In Wien begab er sich, als "grüner Mann" (Herne/Cernunnos/Dagda, Namen für den Heros der Großen Göttin) gekleidet, in den Stephansdom, der erbenfalls auf einem Kultplatz errichtet wurde, woran sowohl die Ausrichtung des Baus auf den Aufgang der erstmals wieder steigenden Sonne am 25./26.12. als auch "Heidentürme", "Riesentor" und mit ihnen verbunden die Darszellung von Penis und Vulva am Eingang zum Dom an vorchristliche Zeiten erinnern.

Wien wiederum stammt von "weisse Kuh", einem der Großen Göttin zugeordneten Tier. In Europa haben wir einen Namen für die von der weissen Kuh verkörperte Göttin, was auch unter dem Aspekt interessant ist, dass der Papst die "Großen Mutter" von Mariazell auch als Große Mutter Europa(s) bezeichnete und sich zur europäischen Politik äußerte. Die EU hatte tatsächlich eine Art Vorläuferin in vorchristlicher Zeit, den lockeren Zusammenschluss der keltischen Kultur bis nach Spanien und in die Türkei, die durch Handelsstraßen miteinander verbunden war und allein auf dem Festland 400 Goldminen ausbeutete. Das Gold der Kelten war denn auch ein wichtiger Grund für Cäasers Vernichtungsfeldzug, den die Nachfahren der KeltInnen in der Propagandaschrift "De bello Gallico" kennenlernen müssen. Ausgangspunkt der keltischen Kultur, in der auch für Schwache gesorgt wurde und wo Frauen verglichen etwa mit Rom einen hohen Status hatten, war das heutige Österreich.

Der agnostische "Heiligenexperte" Albert Sellner (8.9., Standard) schreibt: "Nirgendwo besser als in Wien lässt sich das "in Stein gegossen" und in bunten Bildern verkörpert zeigen. Ein marianischer Reiseführer von 1963 (Hugo Pfundstein OSB) führt weit über 100 mehr oder weniger wundertätige "Heiligtümer" in den Kirchen, Durchgängen und Häusern der Stadt auf. Der Marienkult dient bis heute als zentrales Unterscheidungsmerkmal zum Protestantismus, nicht zuletzt durch dessen eigenes, puritanisch motiviertes, Verschulden. Österreich wurde unter dem Banner der Jungfrau rekatholisiert - mit politisch alles andere als korrekten, aber letztlich erfolgreichen Mitteln."

Nicht allein die Gegenreformation wird erklären, dass sich die Verehrung inbesondere von Maria (ein anderen Name für Mirjam, Marian, Dana, Al-Lat, Rigani, Tara, Kali, Kuan-Yin, Anu, Cerridwen, Artemis, Astarte, Hathor, Diana und all die anderen Namen der Großen Mutter), aber auch von sogenannten Heiligen den Weg bahnt. Nicht umsonst ist das katholische Christentum gerade für manche KritikerInnen im Grunde eine polytheistische Religion - wo die ProtestantInnen nicht mitkönnen, die es auch gerne karger und schlichter haben als in katholischen Kirchen üblich.

Monika Salzer, evangelische Theologin (7.9. Standard), sieht in der Marienverehrung des Papstes eine religionspolitische Botschaft: "Die Hilflosigkeit angesichts einer pluralen Welt wird mit einfachen Lösungen therapiert, die sich bereits im Kampf gegen die Glaubenslosigkeit des Abendlandes historisch "bewährt" haben: hin zu Maria! Tatsächlich gibt es aus der Geschichte der Gegenreformation lebendig gebliebene Erinnerungen an die Madonna, die über die Ketzer (Protestanten), die Türken und die Pest siegte." Nun ist die evangelische Kirche offener, weniger hierarchisch, und ein Drittel der PfarrerInnen sind Frauen. Dennoch ist der Ausschluss weiblicher "Göttlichkeit" für mich ein wichtiger Grund gewesen, aus dieser Kirche auszutreten.

Achja, der Papst sprach auch das "Unrecht der Abtreibung" an, was seine Vertreter hier so richtig nachhaken lässt, kaum dass er wieder im Flieger nach Rom sitzt. Das ist nun wahrlich kein Bereich, wo frau das Agieren eines hoffnungslos veralteten verknöcherten Männerbundes als Freiheit der Religionsausübung tolerieren sollte. Zumal die absolute Weltferne der Einmischungen auffällt und ja auch der Papst selbst als netter, schüchterner alter Mann, der sein Leben in Männergremien und Studierstuben zubrachte, nicht gerade umfassenden Realitätsbezug hat. Im allgemein Politischen wohl noch am meisten, nicht aber, was gesellschaftspolitische Frage betrifft, bei denen sich Haltung und Leben der Menschen in den letzten Jahren verändert haben.

Und was war sonst noch los? ;-)

Der ORF brach das 9/11-Tabu österreichischer Medien und zeigte den Film 9/11 Mysteries, den ich mit einigen Anmerkungen beschreibe.

Eben ging der APEC-Gipfel in Sydney zu Ende, bei dem manche in Australien "false flag"-Terror befürchteten.

"Versehentlich" sei ein US-Bomber mit Atomsprengköpfen beladen unterwegs gewesen, meldeten Medien. Sowas kann aber nicht einfach so passieren, da es erstens für jeden Handgriff bei der Air Force genaue Vorschriften gibt und zweitens das Befestigen von Atomwaffen an Bombern DEF CON 3 entspricht, einem Status erhöhter Alarmbereitschaft der Streitkräfte, der zuletzt an 9/11 und 1973 beim Yom Kippur-Krieg erreicht wurde.

Dies passt zum Säbelrasseln zwischen Syrien und Israel, Russland und der NATO - wobei interessanterweise die nach 15 Jahren wieder aufgenommenen Patrouillenflüge russischer Langstreckenbomber in Medien kaum Aufmerksamkeit finden. Dies, obwohl jene NATO-Staaten, die sie auf internationalen Flugrouten passieren, Kampfjets aufsteigen lassen, damit die Territorialgrenzen eingehalten werden.

Was ganz anderes: letzte Woche gab es einen Pressetermin mit Frauenministerin Doris Bures und Ex-Frauenministerin Johanna Dohnal in Niederösterreich - trotz Dauerregen ein gelungener Ausflug zu vorbildlichen Kinderbetreuungsprojekten in einer kleinen Gemeinde...

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