12.09.07

Al Qaida @ Austria?

Gestern habe ich noch Links in Sachen Bin Laden-Videos im Blog gepostet, und nun können wir sie wieder brauchen in Einschätzung dessen, was die heutige Verhaftung dreier "Terrrorverdächtiger" in Österreich bedeutet. Zwei Männer und eine Frau sollen ein Video hergestellt haben, das am 9.3.2007 veröffentlicht wurde und sich gegen den Einsatz deutscher und österreichischer Soldaten in Afghanisten richtet.

Medienreaktionen sind vorhersehbar, alle machen auf Terrorhype, der ORF zeigt zur Moderation 9/11 Aufnahmen aus New York, suggerierend, es könne auch bei uns passieren. Niemand macht sich die Mühe, Terrorvideos zum Ursprung zurückzuverfolgen, und ich vermute, dass vieles auch den (immerhin abwiegelnden) Behörden nicht bekannt ist. Etwa, dass die Identität des ins Video reingeschnittenen Ayman Al Zawahiri fraglich ist, da seine Botschaften schon mal als Fakes enttarnt wurden.

Oder, dass das Logo "Al Sahab", das bei Zawahiri eingeblendet ist, auch auf den "Al Qaida"-Botschaften des als Mossad-Agenten bekannten Adam Pearlman prangt, wenn er als "Islamist" verkleidet mit Turban und Bart spricht. Auf manchen Videos erscheinen auch beide, Zawahiri ("Zawahiri"?) und Pearlman. An die Öffentlichkeit gelangen derlei Produktionen meist über die Institute SITE und IntelCenter in den USA und über Medien wie "Spiegel" und CNN, oft schon ehe "Al Qaida" sie selbst publiziert. SITE widmete sich am 10.3.1007 auch dem Video, das sich gegen Österreich und Deutschland richtete, und veröffentlichte die "neuen" "Bin Laden"-Videos (auf dem einen mit dem Standbild spielt wieder Pearlman mit).

"Ich weiss nicht, ob Herr Muzicant seinen eigenen Geheimdienst hat"
Anas Shakfeh, Islamische Glaubensgemeinschaft, ZIB 24, ORF, 13.9.,
zu seiner Überraschung über Muzicants Aussagen

Inhaltlich ist es eher ein Appell als eine Drohung, mit touristischen Aufnahmen von Österreich, während ein Sprecher arabische Botschaften verliest. Es richtet sich im Grunde gegen Kritik an der US-Politik, da Positionen in Geiselhaft genommen werden, wenn sie auch "Terroristen" vertreten. Ganz plötzlich und überraschend fanden heute die Festnahmen statt, angeblich weil eine der Personen sich ein Flugticket besorgt hatte. Vormittags gab es zunächst eine Pressekonferenz von Ariel Muzicant (Israelistische Kultusgemeinde), der dauernd von "Terrorsympathisanten" und Al Qaida in Österreich sprach und von der Islamischen Glaubensgemeinschaft forderte, gegen Extremismus vorzugehen. Muzicant wünscht weiters eine Intervention im Iran, aber nicht direkt eine miltärische.

Zu den Spannungen Israel-Iran-Syrien-USA später noch einige Links, nun aber chronologisch weiter: Nach dem Ministerrat sahen Kanzler Gusenbauer und Vizekanzler Molterer noch keine Bedrohung durch Terrorsympathisanten und waren über Muzicants Aussagen überrascht. Dann meldete "News" vorab, das der Polizei ein Schlag gegen den Terror gelungen sei, und Innenminister Platter berief eine Pressekonferenz ein. Abends hiess es in der Zeit im Bild 2 des ORF, dass der ORF-Report am 13.3.2007 einen Mann vermummt interviewt hat, der zugab, das Video verbreitet zu haben. Hat der ORF eine ähnliche Rolle wie SITE, IntelCenter, Spiegel und CNN? Gehen Anonymität und Redaktionsgeheimnis so weit, dass man Terrorsympathisanten schützt?

Wie dem auch sei: Der Artikel mit allen Infos und vielen Links bei den Ceiberweibern ist so ganz anders als alle andere. Laut Spiegel ist der "Hauptverdächtige" sogar der "Kopf" der Globalen Islamischen Medienfront, kurz humpf.... äh GIMF... Auf jeden Fall muss man ziemlich bescheuert sein, eine "Al Qaida", mit oder ohne Anführungszeichen zu unterstützen. Auch in der Vorstellung, dass Leute wegen des phantomhaften Charakters von "Al Qaida" benützt werden und ganz anderen Zielen dienen, wenn sie rekrutiert werden, ist ihr Verhalten um nichts bessser als bei einer "echten" Al Qaida.

Für den ORF (ZiB 24, 13.9.) ist der "Hauptverdächtige" mittlerweile schon ein "Schläfer" und war zweimal in "Trainingscamps", ja er ist nicht weit davon entfernt, ein Top-"Al Qaida"-Mann zu sein. Falls er derjenige welche war, den man im Mummenschanz am 13.3. sah - dann stellt sich erneut die Frage, warum der ORF seine Identität den Behörden nicht bekanntgab (bzw. wie der ORF überhaupt an ihn gelangte). In der Mitternachtssendung wurde Anas Shakfeh, dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Udo Ulfkotte vorgehalten, der vor einer Islamisierung Österreichs warnt. Typischerweise bezieht sich der ORF erstens überhaupt auf Ulfkotte und sagt zweitens nicht dazu, dass dieser fanatisch gegen den Islam in Europa agitiert. Der Verein Pax Europa wendet sich "gegen Eurabien" und rief zu Demos am 11.9. auf, wobei jene in Brüssel untersagt wurde, dann aber dennoch jemand auf die Strasse ging und es auch zu Ausschreitungen kam.

Webpostings (bei der Standard) zeigen neben Vernünftigem auch ein Bashing des Innenministers, der sich angeblich gross aufspielt. Manchmal wird noch hinzugefügt, dass das zugegeben eher absurd wirkende Video eine Art "Jugentorheit" sei, während manche überhaupt so tun, als gäbe es gerechtfertigte Gründe, derlei herzustellen. Die haben sie auch nicht mehr alle, denn sowas kann nie legitimiert sein, selbst unter dem Aspekt nicht, dass sie keinerlei konkrete Absichten hatten, Anschläge zu verüben. Und was den Innenminister betrifft - soll er nicht ermitteln lassen, darf er keine Worte darüber verlieren?

@ Israel - Iran - Syrien:

Angeblich galten die Angriffe Israels auf Syrien "Atomanlagen", was ein Warnsignal gewesen sein soll. Syria does not have nuclear power reactors, ist zu den Nuclear Facilities zu erfahren. Die Jerusalem Post bewirbt die Möglichkeit, sich SMS aufs Handy schicken zu lassen, mit der Nachricht, dass der Angriff auf den Iran begonnen hat. Nicht nur Syrien ist nicht sicher vor Israel, hat man doch auch in der Türkei israelische Treibstofftanks gefunden. In den USA will Vizepräsident Cheney schon die PR-Kampagne für den Angriff auf den Iran vorbereiten lassen. Inzwischen bastelt man an einer neuen US-Basis im Irak an der Grenze zum Iran.

Bei Fox News wurde analysiert, dass den USA nichts anderes mehr übrig bliebe als den Iran zu bombardieren, da die deutsche Kanzlerin keine weiteren Sanktionen unterstützen wolle: "Lt. Gen. (ret.) Thomas McInerney told Fox,
Since Germany has backed out of helping economically, we do not have any other choice. ... They've forced us into the military option."

"I think the option should initially be tit-for-tat," McInerney went on. "For every explosively formed projectile from Iran that goes off in Iraq, two go off in Iran, no questions asked." "The one I favor the most, of course, is an air campaign," he continued. "Forty-eight hours duration, hitting 2500 aimed points to take out their nuclear facilities, their air defense facilities, their air force, their navy, their Shahab-3 retaliatory missiles, and finally their command and control.

And then let the Iranian people take their country back." McInerney described such a bombing campaign as "easy" and spoke enthusiastically of the weaponry involved, including "a new massive ordnance penetrator that's 30,000 pounds, that really penetrates ... Ahmadinejad has nothing in Iran that we can't penetrate."

Das Video zum Tag: "Die Bandbreite" erklärt im Stil der "Sendung mit der Maus", worum es beim Konflikt mit dem Iran geht...

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