31.05.07

"Keine Macht den G8!"

Erstmal ein anderes, aber von wegen Globalisierung und Klimawandel doch irgendwie verwandtes Thema: der Wiener Flughafen freut sich über eine Zunahme der Flüge und will in Zukunft Wachstum zwischen 5 und 10% pro Jahr. Prima, dann haben wir in der Luft das Gleiche wie auf der Straße - und es wird für die AnrainerInnen der Einflugrouten keine ruhige Minute mehr geben. Längst wird die Route über den Westen Wiens, angeblich nur zu 10% genutzt, zu manchen Tageszeiten von einer Maschine nach der anderen geflogen, und dies in niedriger Höhe. Kann man z.B. am Wienerberg Teich beobachten, wo sonst nichts schöne Sommerabende trübt.

Vor dem G8-Gipfel - lauter Männer, hätte Gastgeberland Deutschland keine Bundeskanzlerin - gibt es ein Treffen der Außenministerinnen in Wien. Frau kann die "Women Leaders" in einer Fotogalerie bewundern und lesen, was Gastgeberin Ursula Plassnik so meint. Toll ist auf jeden Fall, dass Frauen im Kontext internationale Politik bei uns nun großes Medieninteresse haben - und dabei betonen, wie wichtig die Zusammenarbeit von Frauen und das Netzwerken ist. In gewissem Sinne ist dies, wenngleich sicher nicht so geplant, auch ein wenig Kontrapunkt zu den G8.

Aber nun in medias res: die ARD zeigte gestern in einer Doku recht gut die Gegensätze: Hier die massiven Sicherheitsvorkehrungen und das auf Hochglanz polierte Nobelhotel in Heiligendamm, dort die AnwohnerInnen, die innerhalb der Sperrzone ihre Häuser haben. Sie wurden vom BKA durchleuchtet, bekamen mehrmals Besuch von Sicherheitskräften und müssen sich Ausweise besorgen, um die Zone verlassen zu können. Dabei werden sie aber jedesmal durchgecheckt einschließlich ihrer Fahrzeuge. Man baut eine Art Flughafen-Sicherheitsschleuse auf.

Verhalten kommt Kritik, mehr fürchtet man noch die G8-GegnerInnen und deren eventuelle Randale. Es gibt aber doch Statements wie: für das haben die Geld, aber nicht für Sozialprojekte, die man in der Region braucht. Einer erinnert sich an DDR-Zeiten, neben dem zweieinhalb Meter hohen, mit NATO-Draht versehenen Zaun interviewt. Vermutlich kann man derlei Abriegelungen und Gängelungen der Bevölkerung aber eher im Osten als im Westen Deutschlands durchziehen, da im Osten viele die Vergleiche mit der DDR scheuen.

Für die illustren Gäste in ihrem goldenen Käfig wird alles bis ins Detail geplant, während außerhalb des Zaunes, bei den Camps der GegnerInnen, Eigenverantwortung und Selbstorganisation angesagt ist. Manche EsoterikerInnen meinen ja, gegen etwas zu demonstrieren verstärke dies nur. Sollte man die G8 also links liegen lassen? Tatsächlich scheinen die Sicherheitsvorkehrungen und der brutale Umgang mit einigen GegnerInnen im Vorfeld mobilisierend zu wirken. Die Bündnisse gegen die G8 werden immer breiter, ebenso den Berichten nach die Teilnahme vor Ort.

Auf der anderen Seite sorgt die Furcht vor Aktionen auch für jedes Mal gesteigerte Sicherheitsmaßnahmen - als ob (im Grunde austauschbare) "Charaktermasken des Kapitals" (find ich etwas drastisch, ist aber manchmal passend) real bedroht wären. Auch bei den Sicherheitsvorkehrungen früherer Jahre hätten nur trainierte Killer aus dem militärisch-geheimdienstlichen Bereich Erfolgschancen gehabt - und diese kommen mit jeden Sicherheitsvorkehrungen zurecht, wenn es denn sein soll (beziehungsweise gibt es immer Momente geringerer Bewachung, muss ja nicht am Gipfel selber sein....). Nach 9/11 neigen aber viele zum Glauben, perfekte Attentate seien das Werk von Amateurterroristen (als ob 9/11 das wäre, als was es dargestellt wird....).

Die G8-GegnerInnen sind im Web ziemlich präsent, hier eine kleine Auswahl:
politblog.net
gipfelsoli.org
gipfelblockade.net
Ausschreitungen bei Demo in Hamburg
attac.at (Speziell zu G8)
attac.de (Speziell zu G8)
heiligendamm2007.de (Großdemos und andere Aktionen)
www.badespasz.tk (Pressespiegel)
http://www.kircheundg8.de (kirchliche Aktivitäten)
www.block-g8.org (Blockaden)
http://www.g8-alternative-summit.org/ (Alternativgipfel)
www.g8andwar.de (Antimilitaristische Aktionen)
http://www.g8-2007.de (Infos)
http://www.g8-germany.info/ (NGO-Plattform)
http://dissentnetzwerk.org/ (International, in Englisch)
Polizeistaatsmethoden (bei steinbergrecherche.com)
Pressekonferenz in der Roten Flora in Hamburg (steinbergrecherche.com)

Neu bei den CeiberWeibern (unter anderem :-):

Peter Michael Lingens meint, Scheidungen produzieren Alkokids - das müssen wir doch kommentieren.

Tchibo versteht verführerische Unterwäsche ganz altbacken unter "Waffen der Frauen".

Manche Autoren legen sich einiges biologistisch zurecht, um Schönheit und Partnerwahl zu koppeln, nach dem Motto: Frauen dürfen keine Falten haben, Männer schon.

Wie Medien mit Frauen umgehen (Ursula Stenzel pfui, Andrea Kdolsky ebenso, Fiona ist hingegen toll, da sie meint, Frauen sollen sich Männern unterordnen) zeigen Beispiele aus "Österreich", "News" und "Heute".

Und was ganz anderes: gestern wurde im Jüdischen Museum ein Buch über den Jüdischen Friedhof Währing vorgestellt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Verlogene Gleichberechtigung?

Sehr geehrte Frau Bader! Zuerst gratuliere ich Ihnen zum Abdruck des G8-Logs in der heutigen (4.6.2007) Ausgabe der "Presse". Leider hat es die Presse jedoch nicht bemerkt, dass in Ihrem Log einige Fehler sprachlicher Natur enthalten sind. Die Worte "AnrainerInnen", "AnwohnerInnen", "GegnerInnen" sowie "EsoterikerInnen" entsprechen nicht den Regeln der deutschen Sprache die klar besagen, dass Großbuchstaben nur am Wortanfang stehen können, es sei denn in Abkürzungen wie "ORF". Ich nehme nun allerdings an, dass Sie als Journalistin mit den Regeln der deutschen Sprache durchaus vertraut sind. Weiters bin ich mir durchaus bewusst, dass dieses vorsätzliche Ignorieren der Rechtschreibregeln auf Ihrer feministischen Weltanschauung basiert (Zitat aus dem Profil von Frau Bader: "Emanze"). Nun ist es nicht meine Aufgabe, Ihre Weblogs zu korrigieren, da dies (hoffentlich) die Zeitungen tun, für die Sie schreiben. Vielmehr finde ich es, und ich bitte für diese harte Ausdrucksweise um Verzeihung, komplett verlogen, dass Sie zwar die (in bestimmten Kreisen) positiv bewerteten Wörter "G8-Gegner" oder auch neutrale Wörter wie "Anrainer" sensibilisieren, aber das Wort "Terrorist" bleibt natürlich im generischen Maskulinum erhalten. Warum schreiben Sie nicht auch hier "TerroristInnen"? Wenn Sie schon wissentlich gegen Regeln verstoßen, um die weibliche Form sichtbar zu machen (die laut Definition aber sowieso im generischen Maskulinum enthalten ist), warum dann nur Amateurterroristen? Glauben Sie ernsthaft es gibt nur männliche Terroristen? Wie würden Sie dann z.B. Ulrike Meinhof bezeichnen?

Ich hoffe, Sie haben Ihren journalistischen Auftrag neutraler Berichterstattung noch nicht vergessen, und dieser Kommentar fällt nicht der Zensur zum Opfer.

Mit freundlichen Grüßen

Arno J. Abler