Blogpause, aber bei den CeiberWeibern wurde natürlich laufend Neues reingestellt (ein paar Tipps am Ende dieses Beitrages). Nun aber in medias res: die ÖVP versendet stolz Mailnewsletter, dass sie als erste Partei von einem Parteitag per Blog berichten liess, von diesen fünf extra eingeladenen Bloggern:
http://www.helge.at/ (natürlich Helge :-)
http://www.sierralog.com/ (Dieter)
http://heinz.typepad.com/lostandfound/ (Heinz)
http://www.zurpolitik.com/ (Tom)
http://dibo.awardspace.com/mygfx.at/index.php?s=b_Blog /(Georg)
Es gibt sogar, vermelden die Schwarzen, Videos bei Youtube (wenn auch nur zwei und in der Qualität, die eine nicht für Videos geeignete Digitalkamera aufzeichnet).
Alles ganz neu und modern also? Finden wir nicht unbedingt, da wir an Zitate aus den Blogs Aussagen von Andrea Kdolsky anschliessen, die frischer Wind unter den StellvertreterInnen Molterers als Parteichef sein soll.
Im Übrigen haben die Blogger alles sehr scharf beobachtet - auch ihren eigenen Zwiespalt: mit Lobhudelei (die von ihnen ohnehin nicht zu erwarten gewesen wäre) hätten sie die ÖVP als reine Machtpartei dargestellt. Mit Kritik (die ehrlich gemeint ist) verhelfen sie ihr aber zu einem Feigenblatt.
Zur "Erneuerung" durch Personen in Funktionen, die sie bisher nicht hatten (wirklich "neu" erscheint ja nur Kdolsky, die eben erst Ministerin wurde), kann ich auch noch einige persönliche Beobachtungen beitragen: Mit einigem Amüsement nahm ich zur Kenntnis, dass Christian Buchmann, Landesrat in der Steiermark, nun offenbar einen weiteren Karrierehüpfer gemacht hat, gilt er doch in der grünen Mark als Zukunftshoffnung. Irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit, dass Kdolsky als Frau das in wenigen Monaten erreicht, wofür ein Mann mehr als sein halbes Leben brauchte.
Christian Buchmann war nämlich mein Mitschüler am Gymnasium in Graz und ist mir als einer jener Menschen in Erinnerung, die eigentlich nie "jung" waren. Dies ist freilich nicht parteigebunden, da etwa die Schriftstellerin Erica Fischer nach ihrem kurzen Zwischenspiel bei den Grünen vor mehr als 20 Jahren im Buch "Männer" einen jungen Grünen als "wie ein 60jähriger agierend" (sinngemäss zitiert) beschrieb. (Nebenbei bemerkt lasen einige Frauen bei den Grazer Grünen, darunter auch ich, diese Passage mehrmals unter schallendem Gelächter, wussten wir doch, wer darin beschrieben wurde - er sitzt heute im Parlament und sieht noch genau so aus wie damals und ist auch noch genau so :-)
Auch Buchmann sieht so aus wie einst in der Schule, nur die Brille hat sich geändert, mehr im Darabos-Stil und damit zeitgemäss. Im Wordrap auf der ÖVP-Seite wird gegen die "Roten" gestichelt, aber auch betont, dass der Landesrat einen roten Kater hat (und ich einen schwarzen, siehe Blogwappentier :-). Ich erinnere mich, dass er zwar Klassensprecher war, sich jedoch schon in einer ÖVP-Organisation betätigte, vermutlich Mittelschülerkartellverband. "Betätigen" in Bezug auf ungerechte Lehrer war nicht gerade angesagt, das überliess er lieber anderen. Es gab bspw. einen (einzigen!) Chemielehrer, der immer entweder die ersten oder die letzten im Alphabet dranzunehmen pflegte, die gerade atemlos um acht Uhr im Chemiesaal oben unter dem Dach ankamen. Dadurch hatten jene Schülerinnen dann immer eine Vier in diesem Fach, was ich mir nicht gefallen lassen wollte (als eine der Betroffenen), sodass ich zum Klassenvorstand ging, der Deutsch und Geschichte unterrichtete.
Dieser Lehrer war nicht so ganz der Fall Buchmanns, da er auf Verstehen setzte und nicht auf reines Auswendiglernen. Buchmann und andere "Konformisten" fanden nicht gut, dass es dem Lehrer beispielsweise nicht auf das sture Herunterrattern von Jahreszahlen ankam, sondern auf den Kontext. Jahreszahlen konnten solche Schüler liefern (oft mit Einsagen), aber nicht den Zusammenhang und das Drumherum. Ob die Buchmann-Mutter auch zu den "Notenbettlerinnen" gehörte, weiss ich nicht mehr, war dies doch weit verbreitet und betraf die Mehrheit der Mütter. Meine hatte, leicht zu erraten, Besseres zu tun, da die Schule ganz allein meine Sache war.
Das hatte natürlich den Vorteil, dass ich nie wegen Noten lügen musste (und auch selten Grund gehabt hätte), zugleich waren aber weder bestandenes Schuljahr noch Matura etwas Besonderes und schon gar nicht Anlass für teure Geschenke (die sich meine Eltern auch gar nicht hätten leisten können). Nach der Schule war zu hören, dass Buchmann zielstrebig an einer Parteikarriere arbeitete, sich dabei auch mal gesundheitlich übernahm (anstrengende Selbstverleugnung, meinte ich damals etwas zynisch - aber wahrscheinlich war er immer so, wie es eine Partei braucht, formbares Material).
Zu den Lehrern, die er ablehnte, gehörte auch unser Englischprofessor, der offenbar ein Linker war, was an einer konservativen Schule eine Seltenheit darstellte (immerhin hatte ein Lehrer, wie sich später herausstellte, Hitlerbilder zuhause an der Wand hängen). Ich weiss noch, wie Buchmann und andere "litten", als wir uns ein Spottlied auf Ronald Reagan anhören und es analysieren mussten. Ich und ein paar andere hatten da endlich mal Oberwasser, da ein Lehrer auf unserer Seite stand. Interessanterweise waren aber manche LehrerInnen viel toleranter als konservative Schüler, etwa als ein Mitschüler sich die Haare lang wachsen liess oder als ich weisse Hemden meines Grossvaters mit Textilstiften verzierte oder mit einem Tuch ankam, das mein bergsteigender norwegischer Onkel aus Afghanistan mitbrachte und das als "PLO-Tuch" galt.
Natürlich war ich eine "Emanze", das musste frau ja sein, wenn sie nicht mit Augenaufschlag um gute Noten betteln, sondern für Verstehen bewertet werden wollte. Vor der Matura las ich die erste "Emma", die den Schwerpunkt Koedukation hatte, wozu ich einiges zu sagen hatte (und es auch in einem Referat tat). Es mag bisher so geklungen haben, als hätte ich mich damals noch nicht für Politik interessiert, doch dies war keineswegs der Fall. Meine Eltern hatten das "Extrablatt" abonniert, bei dem ich mich natürlich zuerst auf die Deix-Karikaturen stürzte, dann aber alle Artikel las. Ich argumentierte gegen Zwentendorf und war sauer, dass ich nicht abstimmen durfte, ich war bei meiner ersten Demo dabei, als es um mehr Radwege in Graz ging. Ich bedauerte, dass es die Partei, die ich wählen wollte, in Österreich noch nicht gab - die Grünen....
Vermutlich würde mich Molterers Stellvertreter Christian Buchmann gar nicht erkennen, etwa bei einer Pressekonferenz in Wien. So ist es aber oft - Frauen, deren Weg nicht so vorgegeben ist, die keine Karriere nach Schema F machen können, verändern sich immer wieder, innerlich wie äusserlich. Solange dies nicht auch Männer viel mehr tun, ändert sich gesellschaftlich recht wenig. Der Weg meines Ex-Mitschülers entspricht dem, was ich zuvor mitbekam bei einer Familie, die in der gleichen Neubausiedlung in Graz wohnte wie wir. Da war eine nette Frau, die von den Kindern wissen wollte, wie sie zu verschiedenen Dingen stehen, etwa, ob sie aufgeklärt wurden. Von meinen Eltern erfuhr ich, dass dieses Interesse reines Kalkül war - dies gehörte offenbar zu den Pflichten der Ehefrau eines Mannes, der politische Karriere machen wollte. Später, lange nach meiner Teenager-Zeit, wurde er auch Landesrat in der Steiermark, fiel dann allerdings in Ungnade....
Der immer noch übliche Karriere-Weg stellt eben nicht Überzeugungen in den Mittelpunkt, sondern alles, was der Karriere dient. Dazu gehört irgendwann vielleicht auch, die Augen vor Dingen zu verschliessen, die in die Katastrophe führen - so kommen Skandale zustande, wo "die Öffentlichkeit" dann fassungslos scheint: Wie konnte DAS denn passieren? Wie konnten die alle wegschauen und zustimmen? Sie konnten, weil sie sich als Person von der Funktion trennen, weil sie sich nicht als Verantwortliche und GestalterInnen erleben, weil es nicht ihr Ding ist, für das sie sich ungeachtet dessen einsetzen, ob es ihnen materielle Vorteile bringt oder an das sie glauben.
Und jetzt das Neue bei den Ceiberweibern:
Das Kindergeld ist in Diskussion - letzte Woche wurden Studien präsentiert und u.a. mit Frauenministerin Bures debattiert.
Ehe ohne Grenzen demonstriert seit einem Jahr immer wieder gegen das unfaire Fremdenrecht.
Aus der Zeit ist ein toller, nachdenklich machender Film über aussterbende Geschäfte.
Ver-rückte Frauen befasst sich mit Normen, die nach wie vor zum Schaden von Frauen ausgelegt werden.
Die letzte öffentliche Hinrichtung in Deutschland betraf eine Frau - Grete Beier, die zwischen zwei Männern stand und zu Gift griff.
Zum Lesen: Ursula K. Le Guins Romane und speziell die "Geschichten aus Orsinien".
Wie Medien Gewalt verharmlosen am Beispiel von "Heute", "Österreich" und ORF
Toll oder flau? - "Mitten im 8ten"
und vieles mehr :-)
23.04.07
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