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21.08.07

Medien-Dinosaurier gegen Wackeldackel

Grmpf! Habe mir doch das "Sommergespräch" zwischen Elmar Oberhauser (ORF), Wolfgang Fellner ("Österreich") und Heinz Christian Strache (FPÖ) angesehen. Ich meine, bei solchen Gelegenheiten haben JournalistInnen nun mal nicht die gleiche freie Wahl wie nichtschreibende NormalbürgerInnen, also nix mit fernsehfreier Abend, Spaziergang oder anderer Sender.

Charakteristisch war für die Sendung, zu der ich mir ein paar Stichworte auf Kartonverpackungen notierte (Schlimmes ahnend, wollte ich nicht auf einem Block mitschreiben wie bei einer Pressekonferenz, denn dann wird das alles noch länger und aufwändiger :-), dieser "Dialog":

Oberhauser: Was hat Hans Christian Strache, was Jörg Haider nicht hat?
Strache: Heinz Christian Strache hat Steherqualitäten.

Gehts euch noch gut? Er redet in der dritten Person von sich selbst, wäre ohne Haider ebenso wenig erwähnenswert wie Westenthaler (und ob die beiden es bei einer Existenz Haiders sind, sei dahingestellt), und ihr lasst es ihm durchgehen?

Einschub: Stellt euch mal vor, Oberhauser fragt: Was hat Alexandra Bader, die mit diesen bissigen Kommentaren zu Medien und Politik, was sagen wir, Alexander Van der Bellen nicht hat? Da Eigenlob sowohl in der ersten als auch in der dritten Person peinlich ist, würde ich da wohl erwidern: keinen Pimmel oder keine Packung Zigaretten :-)

Hier also die Mediendinosaurier, dort der Wackeldackel (sorry, aber seine Körpersprache, mit der er das pausenlose Hervorbringen von Sätzen untermalt, erinnert nun mal daran), und das soll ein kritisches Interview sein?! Strache will wahlkämpfen und sein "starkes Team" namentlich nennen, das ausserhalb der engeren Kärntner Umgebung niemand kennt, und rechnet auch bei jeder Gelegenheit mit "den Medien" ab, die ihn "totschweigen oder diffamieren". Die Dinos reagieren anfangs besonders schwerfällig, fangen sich dann aber, kommen jedoch nicht wirklich zu Wort, weil mindestens zwei, oft auch drei von drei anwesenden Herren durcheinanderreden.

Medien sind also Mist (über tatsächliche Tabus sollte man mal reden, aber dann wären diese Themen, über die sich auch der Mann mit den "Steherqualitäten" nicht drübertraut, ja die längste Zeit Tabu gewesen), mann kämpft auch in Graz Wahl, wo Wahlwerbung einer Kommission vorgelegt werden müsse, welch ein demokratiepolitischer Skandal. Das mag er ja sein, aber wo sind andere Inhalte als FPÖ ist weder Westenthaler noch Haider?! Dino Fellner versucht zynisch zu sein und spricht von APA-Aussendungen der beiden Kaninchenzüchtervereine, die überwiegend "Schneetreiben" versus "warme Buben" seien.

Endlich naht etwas, das entfernt wie ein politischer Inhalt aussieht - aber nein, es ist der Kampf gegen die EU-Verfassung, da soll es eine Petition geben, und generell ist mann für mehr direkte Demokratie, beispielsweise Volksabstimmungen, wenn etwas 150.000 Unterschriften erreicht. Weder neu noch originell (noch abzulehnen), doch wirkt die Sache mit der EU-Verfassung ("Kritik wird totgeschwiegen") ziemlich absurd.

Die Dinos haben sich anscheinend darauf vorbereitet, dem Wackeldackel markige Sprüche vorzuhalten, nicht aber auf Inhalte, die eventuell angesprochen werden. Sonst hätte einer von ihnen eingewandt, dass die Forderung nach einer Volksabstimmung über "die EU-Verfassung" Etikettenschwindel ist, da Österreich diese Verfassung bereits angenommen hat. Da ihre Ratifizierung aber an Abstimmungen in anderen Ländern gescheitert ist, soll es nun einen neuerlichen Reformprozess geben, der Teile der Verfassung und die Grundidee retten soll. Das Ergebnis wird aber nicht "Verfassung" heissen, wie Herr Oberdino Oberhauser auch der ORF-Webseite hätte entnehmen können oder aber gleich der Webseite der EU zum Tema.

Mann liess Herrn Strache also plaudern und polemisieren und ich notierte: "EU Schwäche = Stärkung der USA", was in diese Runde anscheinend niemand bedacht hat oder niemand falsch findet. Nach eigenen Worten drückt sich Strache, der nun doch einmal mit sich selbst konfrontiert werden soll, gewählter aus als Westenthaler, was uns anhand von "Daham statt Islam" und einer Pauschalverbindung Muslime - militanter Islam - Terrorismus ja im Wahlkampf 2006 deutlich vor Augen geführt wurde. Ich wollte damals von Strache wissen, wieso er das macht und erhielt keine Antwort. Damit stand Strache nicht allein, da alle zu diesem Thema schwiegen, auch wenn sie sich über Ausländerfeindlichkeit empörten.

Strache sei für "Kostenwahrheit im Sozialversicherungssystem", ein wirklich toller Gedanke, den man mal dort anwenden sollte, wo PolitikerInnen ohne Leistungsnachweis bezahlt werden (also ihr Hinterbänklerdasein fristen oder sehr aktiv sein können, mit oder ohne bezahltem anderem Job). Generell habe ich immer mehr den Eindruck, dass die einen nicht bekommen, was sie verdienen, die anderen aber bekommen, was sie nicht verdienen.

Der Wackeldackel (mutig und nicht käuflich) will aber nicht den Neoliberalismus kritisieren, sondern ZuwanderInnen an den Pranger stellen. Die Regierungen hätten "in Massenzuwanderung statt in Geburten investiert", sagt er ungehindert, obwohl einer Interviewerin sofort eingefallen wäre, dass Frauen offenbar Gebärmaschinen sein sollen zur Erfüllung staatlicher Plansolls an Nachwuchs. Wir müssten "unsere Familien stärken", meint er, als ob dies derzeitigem Bedarf an Arbeitskräften entgegenwirken kann, der sich nicht unbedingt mit den Qualifikationen von Erwerbslosen deckt.

Natürlich kommt niemand auf die Idee, doch mal in Frage zu stellen, dass bei steigenden Unternehmensgewinnen und zunehmendem Kapital in den Händen Weniger die ArbeitnehmerInnen das Pensionssystem zu finanzieren haben. Aber nein, man nimmt auch hin, dass Strache seine Angriffe auf MigrantInnen angeblich auch im Sinne von MigrantInnen, nämlich der "gut Integrierten", die die FPÖ wählen sollen, unternimmt. Am Ende versucht Fellner noch etwas Pepp in die Sache zu bringen, indem er die Wehrsportbilder anspricht, bei denen Strache jedoch abwehrt, dass man sich eh vor Gericht sehe und dass es sich um harmloses nettes kleines Paintball-Spiel handelte.

Oberhauser versuchte, Strache mit der Frage nach Menschlichkeit zu outen, doch die Kopie der Kopie von Haider wand sich bewährt heraus. Festnageln wollte ihn niemand, eher schon, ihn inhaltlich in manchem anagitieren, wo man ja nicht ernsthaft so denken kann, wie er offenbar "denkt". Fazit: fragt sich nur, wer Oberhauser und Co. noch stärker übern Tisch ziehen wird. Gusenbauer, Molterer und Van der Bellen stehen noch zur Auswahl...

Spätere Anmerkung: nach der Lektüre von Postings bei derstandard.at, wo sich UserInnen Unmut über das "grottenschlechte" Sommergespräch machen, noch ein paar Ergänzungen: nicht notiert hatte ich, dass Strache auch ein Erich Fried-Zitat vorbereitet hatte sowie ein medienkritisches aus dem "Falter" und dass er ein Foto von sich beim Indianerspielen als Kind zeigte als Reaktion auf den Wehrsportübungs-Vorwurf. Irgendwann fuhr im Hintergrund, den der Weißensee bildete, ein Boot vorbei, das ich nur flüchtig wahrnahm.

UserInnen sahen aber, dass dort jemand die "fünf Bier"-Geste mit drei Fingern machte (Strache sagte in Sachen Wehrsportübungen und Co. letztes Jahr, er habe nicht Hitler gegrüsst, sondern Bier bestellt - daraus wurde der Witz von den "fünf Bier fürs Sägewerk"). Viele störte auch, dass Fellner jede journalistische Distanz fallen liess und persönlich wurde (etwa indem er Strache als "Sie mit Ihrer Paranoia" anredete - statt Fakt für Fakt zu zeigen, wo Fakten gegen Straches Realitätswahrnehmung sprechen). Tatsächlich sind Fellner und Strache in eine persönliche, auch vor Gericht ausgetragene Auseinandersetzung wegen der Wehrsportfotos verstrickt.

Fragt sich, warum der ORF Strache die Bühne dafür bietet, sich von Medien ausgegrenzt und verfolgt zu fühlen, sich daran zum Helden zu stilisieren, statt eine/n objektivere/n JournalistIn einzuladen. Von meiner Interviewerfahrung und vom Beobachten guter KollegInnen her weiss ich auch, dass man versuchen soll, eine persönliche Basis in der Interviewsituation herzustellen. Nur so kommt das Gespräch weg von dem, was beide Seiten vorbereitet haben, und es ist auch möglich, Überraschendes zutage zu fördern oder sich in Sachfragen anzunähern. Ansonsten wird runtergebetet, was InterviewerIn und Interviewte/r in ihren Mappen parat haben, von Presseaussendungen über Berichte und Buchzitate, also eine öde Angelegenheit für LeserInnen oder SeherInnen.

Wenn jemand sprechpuppenartig und stereotyp Vorbereitetes runterbricht, also nicht auf die persönliche Interviewweise eingeht, entlarvt er/sie sich selbst hinsichtlich der eigenen Substanz und Persönlichkeit. Hier sassen einander zwei Medienmänner, Fellner und Oberhauser, und ein medienabhängiger Strache gegenüber. Jede Seite betete runter, was sie vorbereitet hatte, was auch daraus deutlich wurde, dass meist zwei oder gar drei Personen zugleich redeten. Klar, in dicken Ordnern, die nur als Stütze und Unterlage dienen sollten, ist natürlich viel zu viel Material für eine Sendung enthalten...

Neu @ Ceiberweiber: "Streit Radfahrer gegen Fußgänger eskaliert" behauptet "Österreich" am 21.8.2007 - in Wahrheit wären Konflikte kein Wunder, wenn Radwegeplanung vielfach das Zusammenpferchen von RadlerInnen und GeherInnen auf einer vorher für FußgängerInnen allein gedachten Gehsteigbreite bedeutet. Tatsächlich führen manche Medien (auch der "Kurier") schon seit einigen Artikeln eine Kampagne gegen RadlerInnen, die endlich endlich auch in Wien zahlreicher werden. Höhepunkt sind Angriffe der Wiener ÖVP auf klimafreundliche Fortbewegung...

Zu Radfahren in Österreich und Raddemos siehe Critical Mass...

Natascha Kampusch, unser liebstes Opfer
: "Heute" führt eine Art Kampagne gegen Natascha Kampusch, die vor einem Jahr vor ihrem Entführer nach achteinhalb Jahren Gefangenschaft flüchten konnte. Jede angebliche Enthüllung (am 21.8. beispielsweise, dass das "Verliess" im Keller nicht schon bei Nataschas Entführung eingerichtet war, oder dass sie mit dem Entführer Schifahren war) wird mit Fragen an die LeserInnen beendet, die bei so einer Aufforderung natürlich teils Mitgefühl haben, teils meinen, mit Kampusch stimme etwas nicht. "Was Kampusch NICHT sagte!" ist heute offenbar die Reaktion auf die ORF-Sendung am 20.8., in der Kampusch nach Barcelona begleitet wurde und wo sie interviewt wurde.

Anscheinend glauben manche, mit ruhigen, beherrschten Überlebenden von Gewaltsituationen sie irgendwas nicht in Ordnung und erwarten verzweifelte, gebrochene, stockend sprechende Menschen. Dass Traumata in gewisser Weise ewig wirken, auch wenn man lernen kann, halbwegs "normal" zu leben, weil das Erfahrene für immer von der Erlebniswelt anderer Menschen trennt, begreifen viele nicht. So meinen sie, dass man (gerade wenn jemand äußerlich kühl und reflektiert wirkt) schnell zum Alltag zurückkehren kann. Dies findet sich in Kommentaren zu Kampusch ebenso wie wenn es um Menschen geht, die von der CIA entführt und gefoltert wurden. Offenbar waren auch diese Opfer nur auf einem etwas verunglückten Urlaub und jetzt ist aber wirklich mal Alltag angesagt, unauffällig unter jenen, die nicht traumatisiert sind.

Wie üblich werden Gewalttaten gegen Frauen von Medien verharmlost: aus einem Mord, nach dem der aus der Wohnung weggewiesene und gewaltsam in diese eingedrungene Täter Selbstmord begeht, wird "zwei Menschenleben forderte ein Streit in Meidling". Können Journalisten einmal nachDENKEN, bevor sie sowas schreiben, fragen wir....

13.05.07

Zweierlei Arten von Medien

Da haben wir mal die herkömmlichen Medien, deren Stilblüten, unfreiwillig komische Schlagzeilen, Fehler und Merkwürdigkeiten durchaus amüsant sind (daneben gibt es natürlich auch immer wieder Gutes und Interessantes - aber bei der Menge an Personal, die derlei Medien haben, sollte nicht allzu viel Falsches in Druck gehen, ohne dass es jemand bemerkt).

"Das ist europäischer Musikrinderwahn" erfuhren beispielsweise die LeserInnen von "Österreich" am Tag des Song Contests, also gestern, in "Österreich". Diese Worte sprach Produzent Markus Spiegel aus, der meint, die Falschen kämen ins Finale. "Westen gegen Ost-Mafia" und "aus für Qualitätsmusik" sind hingegen von der Redaktion gefundene Worte, die verschleiern, dass nun mal die Beiträge "des Ostens" die Originelleren sind.

Ich schwankte dann, nebenbei aufräumend, zwischen Ukraine (Verka als würdige/r VertreterIn von Molwanien und Kasachstan) und Bulgarien (Elitsas Ethno-Lied mit Trommeln, ganz was anderes mal), sandte schließlich eine SMS mit "21" für Bulgarien. In Österreich lag Serbien vorne, vor der Türkei - offenbar stört die Leute also nicht, dass "der Westen" unter die Räder kommt. Oder haben alle MigrantInnen eifrig mitgestimmt?!

"West-Beiträge" waren nun mal mäßig interessant, etwa wenn die Briten die transsexuellen FlugbegleiterInnen imitierten, mit denen Slowenien einst antrat. Erheiternd war die Selbstpräsentation Finnlands samt erstaunter Kommentatoren-Kommentare: da ist ja immer nur Schnee und Eis! Tatsächlich stellte sich Finnland dar als Land, in dem nichts anderes getan wird, als in Schnee und Eis: baden, angeln, mit dem Schiff fahren, Einkaufen gehen, heiraten, Handy verwenden, Tango tanzen (kam das vor? müßte es fast!). Einzige Ausnahme: Weltmeisterschaft im Schlammfußball.

Da wäre dann noch der seltsame Musikgeschmack, zu dem schreiende Männerchöre ebenso gehören wie Apocalyptica und Lordi als Top-Bands. Achja, einst hatte Finnland einen Komponisten, einen gewissen Herrn Sibelius - sein einstiges Zuhause würde natürlich auch in Schnee und Eis besucht. Alles in allem ist es doch fein, dass der Song Contest vom für jüngere Peinlichen zu etwas wurde, das Menschen jeden Alters frank und frei ansehen dürfen, ohne sich dafür genieren zu müssen. Und lustiger ist es auch als einst, wo stundenlang sich kaum bewegende Personen in gerade moderner Kleidung langsame Lieder in unverständlichen Landessprachen von sich gaben....

Bevor "Österreich" zum Altpapier wandert, muss ich noch eine Bildunterschrift zitieren: "Augenschmaus. Wolfgang Fellner mit ÖSTERREICH-Top Model Oana Apetroaie (r.)" Zählt Herausgeber Wolfgang Fellner (m.) auch zum "Augenschmaus"? Ein "Österreich" vom 9.5.2007 (eine der Gratisausgaben natürlich) hab' ich mir aufgehoben, weils Absurdes en masse bringt. Paris Hilton hat "Angst vor Horror-Gefängnis", "Häflinge wollen sie quälen". Wer wird wohl ernsthaft glauben, dass das reiche Töchterchen wegen Verstößen einsetzt, die nur Normalsterbliche nicht anderswie begleichen können?

Ein anderer Häftling steht bei "Österreich" immer im Mittelpunkt des Interesses, auch wenn die Bawag-Affäre nicht nur auf seinem Mist gewachsen ist. Helmut Elsner will wieder ins Spital zurück, erfahren wir, Zellen sind halt nicht so komfortabel (dauernde Untersuchungen sind es vermutlich auch nicht, aber das ist die Frage von Pest und Cholera). Wir erfaren so Spannendes wie dass Elsner bei der Kur unter Bewachung ebenfalls unter Bewachung spazierenging, was freilich seit Wochen in den Zeitungen stand.

Ein Boulevardblatt braucht auch eine "Tiertragödie", bei der es diesmal immerhin nicht um Kuscheltiere, sondern um Haie geht. Genauer gesagt um jene sechs, die die Übersiedelung in ein anderes Becken im Wiener "Haus des Meeres" nicht überlebten. Generell sind in "Österreich" Finanzhaie aber eher angesehen als simple Fische, was wir auch daran merken, dass das Schicksal vieler freilebender Haie schnurz ist. Diesen wird nämlich oft die Rückenflosse abgeschnitten (soll potenzfördernd oder irgendso ein Unsinn sein), worauf sie schrecklich krepieren.

"Mit dem gestrigen Auftritt waren auch die letzten Zweifel beseitigt. Bereits mehrten sich Gerüchte, der erfolgreichen Mode-Designerin und ihrem heranwachsenden Kind gehe es nicht gut." Gemeint ist Fiona Swarovski, die sich "auch in ihrer Wahlheimat Kitzbühel nicht mehr blicken liess". Wenn sich jemand "Österreich" nicht aufdrängt und man doch soooo gerne die Seiten füllen würde, dann wird "Österreich" ja geradezu dazu gedrängt, sich Sorgen zu machen und zu vermuten, es gehe jemandem nicht gut. Weil "Österreich" aber so hartnäckig ist, erfährt es, dass Frau Swarovski und Herr Grasser ein Mädchen erwarten.

"Heute", ebenfalls gratis erhältlich (allerdings gibt es hier keine umfangreichere 50 Cent-Version), wetteifert gerne mit "Österreich" um Banalität. "Nach Fußball-WM: Weniger Geburten!" stand am 11. Mai auf der Titelseite. Es gab neun Monate danach um 6,1 % weniger Babies. "Österreich" berichtet auch, relativiert aber etwas: die 6,1% waren ein Spitzentiefstwert im März 2007. Naja, zum Kindermachen gehören halt immer noch zwei, und wenn einer dauerhaft ausfällt.... Schlimmes wird auch bezogen auf die Fußball-EM nächstes Jahr in Wien befürchtet, wie der "Kurier" am selben Tag meldet: "Fußballfest mit Toilette-Fehlern". In Berlin wurden bei der WM pro Tag 400.000 Liter Bier getrunken, und davon die Hälfte abseits der Toiletten irgendwo hingepinkelt.

Vermutlich vor allem von Männern, die ohnehin, Hunden nicht unähnlich, den öffentlichen Raum auch abseits von Veranstaltungen oft als riesiges Klo betrachten. In Wien soll es eine Fanmeile geben, bei der sich tausende mobile Klos aneinander reihen. Parks in der Nähe möchte man sperren, was auch nichtpinkelnde nichttrinkende ganz normale StadtbewohnerInnen trifft. Mann stellt sich also darauf ein, dass sich Rudel von Männern wie wilde Horden aufführen, saufen bis zum Umfallen, überall hinpissen und dann womöglich auch noch die Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen. Sind die Herren Journalisten und Politiker denn wirklich so begeistert von diesem Bild, das zwangsläufig von Männern gezeichnet wird, oder wollen sie mal etwas dagegen unternehmen?

Nun zu den alternativen Medien: am 11. Mai wurde in Nürnberg der diesjährige Alternative Medienpreis verliehen, bei dem beispielsweise die umfangreiche Chronologie des Holocaust ausgezeichnet wurde oder der seit 37 Jahren in Nordrhein-Westfalen tätige Rote Reporter. Alles ist im Detail bei den Ceiberweibern nachzulesen (schließlich wurden wir "lobend erwähnt"), doch nun noch ein paar Worte zum Roten Reporter. In der Webausgabe gibt es auch ein Rätsel (Che-Feuerzeuge zu gewinnen), das Rätsel am Freitag, kurz RAF. Dies erinnert mich an eine andere RAF, nämlich Radfahren am Freitag, eine Initiative, die über einige Monate jeden Freitag nachmittag mit dem Rad durch Wien fuhr. Dabei gab es immer wieder Strafmandate der (genervten) Polizei, die auch bei völlig korrektem Verhalten erteilt wurden.

In langen Gasthaus-Sitzungen, bei denen Tränen gelacht wurden, formulierte man gemeinsam gefinkelte Einwendungen und erklärte sich bereit, Strafen sozusagen im Sonderangebot oder
im Dutzend billiger zu bezahlen (schließlich waren die Strafbescheide unfreiwilliges Kabarett). Eine Sternstunde von "RAF" kam, als viele linke Organisationen lieber auf Tauchstation gingen: 1995 wurden zwei "Linksradikale" tot neben einem Hochspannungsmasten gefunden, den sie angeblich sprengen wollten (mit einem Sprengsatz zu wenig für die Füße des Masten). Daraufhin wurde die linke Szene kriminalisiert, damit versucht, einen SPÖ-Innenminister und auch gleich die SPÖ-geführte Regierung loszuwerden. Der Minister hatte einst der Zeitschrift "TATblatt" gespendet - in der wiederum auch "RAF" gelegentlich vorkam. "RAF" wandte sich nun selbst an die Öffentlichkeit und erklärte pointiert die eigenen Aktivitäten, für welche die "Royal Air Force" Vorbild war....

27.02.07

Allerlei so Zwischendurch :-)

Am liebsten würde ich nur Stichwortartig aufzählen, was ich gerade mache (dieses bis weit nach Mitternacht und dann morgens gleich weiter :-). Ich wechsle dauernd zwischen Dateien und Programmen, lösche hier Text und Bilder, kopiere sie da vorher ins CMS oder in eine HTML-Seite mit reduziertem Design. Alles will verlinkt sein, nichts soll verloren gehen, wenn es nicht absolut inaktuell ist (beispielsweise braucht ganz bestimmt niemand eine Projektankündigungs-Pressekonferenz vor ein paar Jahren oder auch einen kurzen Kommentar von mir zu dem, was einer so unterkam).

Mit mehreren offenen Programmen und Files ist Konzentration angesagt (und nur ja keine Panik, wenn man mal nicht weiss, wo man gerade ist und ob man die richtige Reihenfolge eingehalten hat). Verwende ich eine Seite fürs CMS, so kopiere ich meist die Internet-Version. Allerdings sollte ich etwaige Bilder nicht zu früh offline löschen, da ich diese erst ins CMS hochladen muss (wenn ich die Online-Textversion kopiere, kommen die Bilder automatisch mit - aber was, wenn ich diese mal lösche? Also besser aus der Offline-Variante übertragen).

Nachts rechne ich dann noch nach, wieviel ich in MB bereits gelöscht habe. Oder besser, ich versuche es zu schätzen, da man ungefähr weiss, wie lange Textdateien sind und wie viele Bilder im Durchschnitt dabei waren. Ich rätsle, ob das alles schneller geht, wenn sich die langen Index-Listen des bisher Geschriebenen lichten (was sich auch via Web nachvollziehen läßt, da ich die bereinigten Übersichtsseiten immer wieder rauflade). Andererseits bedeutet dies, dass jene Seiten übrigbleiben, bei denen ich munter - für UserInnen unsichtbare - Formatierungen lösche (einfacher als es sich für manche anhört; man muß nur die Reihenfolge von TD - TR - TABLE im Auge behalten :-) und sie mit einem einzigen Backlink versehe, auf das jeweilige Themenarchiv.

Aber wie ich es auch drehe und wende, ich bearbeite 10 Seiten pro Stunde, sei es manche löschend, sei es manche ins CMS überspielend oder sie in HTML neu formatierend. Durchhalten kann ich das nur mit einer Liste, die ich seit Sonntag (oder Samstag? meist wanke ich wie ein Zombie rum :-) führe. Bevor ich heute abend doch ein Päuschen einlegte (Einkaufen...), hakte ich Nr. 190 ab. Das steht für: 190 Dateien, die gelöscht, neu bearbeitet oder ins CMS übernommen wurden, wo im Fall des Löschens auch die Bilder online wie offline (von manchen "Schätzen" abgesehen, die in ein Archiv für später kommen) weggworfen werden. 190 Dateien, wo, wenn sie bleiben, auch die Links zu ihnen stimmen müssen.

Manchmal stellt sich heraus, dass mehrere Dateien zu einer zusammengefaßt werden können (sprich, die nicht mehr Benötigte muss gelöscht werden und die Links, die auf sie verweisen). Achja, sollte ich da etwas in den Indexseiten zu entfernen vergessen haben, sorry - irgendwann werde ich schon draufkommen, dass dort noch der eine oder andere Link zuviel steht. Das Ganze ist durchaus auch inhaltlich interessant, auch wenn meine ganze Aufmerksamkeit dem technischen Ablauf gilt. Wußtet ihr beispielsweise, dass die FPÖ in den paar Jahren nach der Wende sogar mal einen Frauenkongress veranstaltete und immer wieder Pressekonferenzen und dergleichen zu Frauenthemen? Hätte es auch vergessen, hätte ich nicht die alten Berichte gesichtet (und sie für die Nachwelt aufgehoben :-).

Ich bin aber schon eher eine Schreibende als eine Programmiererin - sodass ich froh bin, dass mich "Wien Heute" nach dem wieder Heimkommen förmlich dazu zwingt, wenigstens zu bloggen. Die Polizei liefert Bonmots zur heutigen (zum Glück glimpflich ausgegangenen) Geiselnahme in einer Bawag-Filiale in Wien. "Atypisch" sei das Verhalten des Täters gewesen (der gestern einen draufmachte, finanzielle Probleme und Liebeskummer hat - sicher ein Riesenunterschied zum gesamten Rest der Bevölkerung), doch er habe dann eingesehen, dass sein Vorgehen keinen "Sinn" habe.

"Typisch" ist dann wohl das White Collar-Verhalten von Flöttl, Elsner und Co., und es macht auch weit mehr "Sinn". Warum wegen Summen, die vergleichsweise nur die Portokasse ausmachen, so ein Risiko (mit der Aussicht auf ein entsprechendes Strafmass) eingehen? Ich soll aber jetzt nicht nur über den Elsner herziehen, würde ein Freund sagen (der CeiberWeiber neu ganz toll findet - "TestuserInnen" sind wichtig, um das Design noch zu verfeinern), auf den sich alles konzentriert. Keine Sorge, tu ich nicht, für mich ist das wie mit den russischen Puppen: die Kleinste war der Verzetnitsch, dann kam Elsner (beide aus kleineren Verhältnissen aufgestiegen und verführbar für die Verlockungen von Geld und scheinbarer Macht), und dann kommen die anderen Puppen, beginnend bei Flöttl.

Elsner öffnet sein Herz war eine bezeichnende zynische Schlagzeile von Österreich letzte Woche, "passend" zu dessen Operationstermin. Apropos Österreich: ein durchschlagender Erfolg laut Herausgeber Fellner (wie heute wieder in der Gratis-Miniausgabe zu lesen, die an vielen Orten aufliegt), von wegen Auflage und so. In Wien sei man Nummer 1, österreichweit Nummer 2. Der Standard erklärt, was als Auflage gerechnet wird - und dass man eine Zeitung nicht zu mehr als der Hälfte verschenken darf. Österreich erreicht heute jedenfalls neue Höhen (Tiefen?) der Berichterstattung durch Telefonate mit dem Geiselnehmer - nur von einem deutschen Privatsender getoppt, der live übertragen hat.

Österreich lesen findet aber wirklich eine wachsende Fangemeinde - zumindest bei jenen, die sich einen Spass daraus machen, Fehler zu suchen. Nach der amüsanten Lektüre des Blogs über Österreich kann ich die Zeitung (selbst in der Gratisvariante) nicht mehr durchblättern, ohne unwillkürlich zu scannen, ob die Bildtexte, die Bilder und die Artikel zusammenpassen, ob es auf den ersten Blick zu erkennende logische Widersprüche gibt usw. Im Grunde wäre dieses Verhalten ansonsten angebracht, wenn ich z.B. die Redaktion einer SchülerInnenzeitung coache - wo sich Sinnwidrigkeiten aber vermutlich nicht vielhundertfach wiederholen würden nach den ersten Erklärungen, warum etwas nicht geht.

Heute werde ich sofort fündig: Ein Österreicher habe einen Oscar gewonnen, prangt es auf der Titelseite. Darunter das Kleingedruckte: naja, ein halber Österreicher. Wie wird man zum halben Österreicher? Mit einer Doppelstaatsbürgerschaft. Der halbe/ganze Österreicher kommt, so lesen wir auf Seite 4 (Gratisversion), auf der nächsten Seite selbst zu Wort. Nach 4 folgt 5, wissen sie zumindest in den heutigen SchülerInnenzeitungsredaktionen, aus denen nach Rennbahnexpress, Basta, News und zuletzt Österreich hervorgehen. Auf der Seite 6 finden wir Zitate, die sicher hunderte andere Medien auch haben werden. Ein Merksatz für den Umgang mit Österreich lautet nämlich: nur dann, wenn jemand von der Redaktion mit einem Star abgebildet ist, besteht die Möglichkeit, dass die wirklich mit ihm gesprochen haben.

Florian Henckel von Donnersmark, ausgezeichnet für "Das Leben der Anderen", wird da mit dem Satz "Ich bin ein Österreicher" als Schlagzeile erwähnt. Was denn nun? Halb? Ganz? Im Zweifelsfall entscheiden wir uns, da Österreich ja auch meint, ganz Österreich zu umfassen, für die Steigerungsform. So wunderschön es ist, dass ein halber/ganzer Österreicher einen Oscar einheimst, dies verblasst doch gegen "ÖSTERREICH-Verkaufsauflage viel höher als erwartet" (Seite 2). Nunja, siehe Link weiter oben, es fragt sich, was als Verkauf gilt. Mir ist jedenfalls keine andere Tageszeitung bekannt, die Gutscheine selbst für die Sonntagsausgabe großzügig in die Briefkästen verteilen läßt oder die regelmässig Zeitungen vor die Türen von Nicht-Abonnentinnen legt.

Mein Tageszeitungsabo erfolgt beispielsweise stets ohne Vignetten oder I-Pod, und ich erlebe selten, dass mir jemand diese Zeitung förmlich aufdrängt. Was ich darin lese, ist aber auch ein bißchen anspruchsvoller als etwa die seichten Kurzkommentarchen von Promis. Wenn schon kann ich mir sowas auch selbst schreiben, geht ganz leicht, einfach etwas aus dem Alltag aufgreifen, über das sich andere vielleicht lustig machen. Wenn wir schon dabei sind: ich hatte am Samstag nachmittag die glorreiche Idee, einen merkwürdigerweise verstopften Abfluss im Küchenwaschbecken nicht mit Abflußreiniger zu traktieren. Keine Lust, extra loszuziehen und sowas zu besorgen. Aber auch nicht, die Rohre unten auseinanderzuschrauben und ....urggh! - rauszuputzen, was da möglicherweise drinnen ist.

Was tun, wenn du nicht in Desperate Housewives spielst und das Problem rasch selbst lösen willst? Nimm Tabs fürs WC (hab ich mal gekauft, als sie 1 + 1 gratis waren, und noch eine halbe Packung herumstehen) und wirf sie in den Abfluss. Das Tab schäumte ein wenig im Becken herum, und es dauerte mir zu lange, sodass ich mit dem Schraubenzieher arbeitete. Leider dachte ich nicht daran, dass die Konstruktion wasserdichter Abfluss auch davon abhängt, dass der Abflussdeckel im Becken fest mit dem Rest veschraubt ist. Mit anderen Worten: ich stopfte das Tab rein und schraubte rasch wieder zu, um mich der Bescherung zu widmen. Alles war eh relativ rasch trockengewischt, doch hatte ich an diesem Nachmittag kaum eine Chance, einen Film auf Video zu sehen (ich spulte ein paarmal zurück, bis es klappte :-). Also falls wer einen Haushaltstipp gratis und ohne Vignette und IPod braucht: nimm einen Hammer und zertrümmere das Tab in der Plastikverpackung und brösle das Zeug dann in den Abfluss. Es wirkt tatsächlich sofort....

Aber wenden wir uns wieder ernsteren Dingen zu, etwa Wolfgang Fellner über Wolfgang Fellners Erfolg: Wir haben es mit unserer neuen Tageszeitung vom Start weg geschafft, nahezu alle - zum Teil seit mehr als 50 Jahren existierenden - Tageszeitungen eindrucksvoll zu überholen. Würde ich U-Bahn und nicht Rad fahren und "Heute" und "Österreich" mithaben, würde ich zum Lesen beider Blätter vermutlich vier Stationen brauchen (naja, manchmal auch nur zwei). Immerhin ist Österreich unfreiwillig komisch - die Mischung aus Überheblichkeit gegenüber anderen Medien und Fehlern, die Profis nicht passieren dürften, macht's.

WEITERE ROBEN FÜR KINDER IN NOT! ist übrigens meine Lieblingsschlagzeile vom 24.2. (Life & Stillos, wie die Österreich-Blogger sagen würden). Statt Caritas-Klamotten gibts nun eines der Lieblingsstücke der Baumeister-Gattin, Größe 34-36, also ideal für unterernährte Teenager. Apropos Life & Stillos: ich traute am Freitag meinen Augen kaum, als ich beim Morawa eine Art Sammelband entdeckte, für 1,80 als neue Frauenzeitschrift (offenbar in Konkurrenz zu Woman und zu sich selbst?).

Nun aber wieder an die Arbeit: Nr 191 wartet, dann Nr. 192, Nr. 193, und so weiter :-)