30.01.07

Muzicant zu Strache / Polizei / Musiktipp

Wer sich wunderte, warum die Israelitische Kultusgemeinde zunächst mal nichts zum Fall Strache sagte, die/der erfährt heute, was man dort denkt. Nichts Sensationelles, sondern Selbstverständliches, wie aus den Aussagen von Ariel Muzicant hervorgeht. Er habe geglaubt, dass der "Spuk" sich von sich auflöst, unter anderem durch entschiedene politische Stellungnahmen. Stattdessen zeigt sich enttäuschenderweise, dass in den letzten Jahren doch nichts weitergegangen ist. Offenbar hört "es" nie auf, da rechtsextremes Gedankengut nachwächst.

Muzicant hätte sich gerade von Gusenbauer mehr Entschiedenheit erwartet (inzwischen relativiert Gusenbauer seine relativierenden Aussagen - und was hamma davon?) und findet es alarmierend, dass Leon Zelman (Leiter des Jewish Welcome Service und Holocaustüberlebender) der SPÖ den Rücken kehren will. Die Roten sollten, schreibt ihnen Muzicant ins Stammbuch, nicht glauben, durch eine tolerante Haltung gegenüber den Blauen Stimmen zu gewinnen, da man so höchstens etwa ein Drittel der WählerInnen verliere. Auf dem Weg der Akzeptanz des rechten Spuks sind "wir" ja wahrlich schon weit gekommen: für Gusenbauer und Cap waren sog. Wehrsportübungen, der Umgang mit Neonazis und Auftritte bei Kriegsende-Trauerkundgebungen wesentlich weniger schlimm als das Demonstrieren gegen diese Bundesregierung ("Krawallmacher", "Kommunisten", "Hausbesetzerszene") oder "Krawallmacherei" in Deutschland anno 68 und etwas danach.

Strache eierte gestern herum, verfiel vor allem in Beschuldigung anderer und beteuerte, dass er mit dem Nationalsozialismus nichts am Hut habe. Dies in seiner typischen, steifen und starren Art, wie das von sich Geben eingelernter Sätze stets zeigt (so gesehen ist er keine Haider-Kopie, denn Haider versteht etwas von Rhetorik und geht mit seinem Sprachschatz auch flexibler um). Affinität zu historischen Wahrheiten hat der "lupenreine Demokrat" jedenfalls kaum, würde er sich doch sonst für Restitution engagieren und sich bei ganz anderen Kundgebungen als jenen für gefallene deutsche Soldaten rumtreiben. Immer wieder wird in Wien jener gedacht, die beispielsweise von Bahnhöfen aus in aller Öffentlichkeit deportiert wurden - dort fehlt Strache jedoch stets....

Heute abend wurde, nachdem ja auch im Parlament drüber debattiert wurde, noch nachgeeiert, Rückfragen beim inzwischen hoffentlich wieder nüchternen Pressesprecher (hat er nun eine reiche Frau gefunden, die ihm die harte Lohnarbeit erspart?). Niemand außer Strache (und Seinesgleichen) würde in einer Erklärung zum Thema Verhältnis zum Nationalsozialismus bzw.überhaupt Nationalsozialismus andere angreifen, alles in einen Topf werfen, relativieren und schlicht larmoyant sein. Alle anderen, die im Übrigen nie erklären müssen, wie sie zum Nationalsozialismus stehen, schaffen es ohne weiteres, eine Seite lang ausschließlich darzustellen, welch historische Last die NS-Zeit für uns bedeutet, welche Verantwortung für unser Handeln und welche Verpflichtung gegenüber den Opfern und ihren Nachkommen.

Bei Strache klingt es so: In seinem gesamten politischen Handeln und Tun als Mandatar habe er immer einen sehr klaren und deutlichen Trennstrich zur NS-Ideologie gezogen, und dann gehts gegen "Stürmer"-Medien, Jugendtorheiten von Joschka Fischer und das Dollfußbild der ÖVP. Wobei auch der zitierte Satz so nicht stimmt, da das politische Handeln und Tun von Menschen, die einen klaren und deutlichen Trennstrich ziehen, ganz anders aussieht. Die setzen sich nämlich für Restitution ein (haben sie mit erkämpft), unterstützen Projekte, machen sich für Denkmäler stark, sind bei Gedenkveranstaltungen und verfügen über ein reichhaltiges Repertoire an Debattenbeiträgen, Anträgen, Artikeln, die keinen Zweifel über das Verhältnis zum NS aufkommen lassen.

Das ist Realität: drei Überlebende aus Buchenwald erinnern sich 61 Jahre danach und haben Buchenwald immer in sich (was auch auf die zweite Generation zutrifft, die "Kinder der Shoa", die heute z.B. erleben müssen, wie ein Holocaustleugner Fraktionsvorsitzender im EU-Parlament wird). Wieder heißt es, der Antisemitismus in Europa nehme zu. Dies meinen Befragte in mehreren Ländern, die jedoch zugleich fatalerweise sagen, dass man wenig dagegen unternehmen könne. Konkret bedeutet diese ständige Drohung, dass auch in Wien laufend antisemitische Vorfälle beobachtet werden und die Kultusgemeinde (ähnlich wie Frauenberatungsstellen und Notrufe) Verhaltensregeln für den Notfall ausgibt.

@ Polizei und "AusländerInnen": Eine Bekannte ruft mich heute aufgeregt an, sie wurde festgenommen, weil sie mit zwei Hunden, die sie am Halsband hielt, über die Straße zu ihrer Haustür ging. Dem Polizisten fiel wohl ihr leichter (tschechischer) Akzent auf, sie wurde festgehalten und mit aufs Kommissariat genommen. Anscheinend hat man gedacht, eine "Ausländerin" muss irgendwie illegal sein oder geglaubt, die beiden Retriever hätten Drogenpäckchen im Magen. Irgendso was muss bei den "Bullen" abgegangen sein - oder man amtshandelte ganz einfach deshalb unbekümmert, weil sie eine Frau ist. (Wenn Frauen Schutz brauchen, ist die Polizei meist nicht so fix).

Ihr war bewußt, dass sie eigentlich Leinen mithaben hätte sollen, daran auch bei einer kurzen Besorgung hätte denken müssen, auch wenn jeder im Viertel die nun wahrlich harmlosen Hunde kennt. "Das mit einer Strafe verstehe ich auch", meinte sie zu mir, "aber ob die wohl auch andere deswegen gleich verhaften?". Tja, das frage ich mich auch. Wie gut, dass sie - engagierte Kämpferin gegen Frauenhandel und in dieser Funktion der Polizei von Schulungen her bekannt - in ihrer Arbeit auch Anwältinnen kennenlernte. Eine erteilt ihr einen Rat im Schnellverfahren, und dementsprechend formuliert sie dann einen Brief. "Beschwer dich bei der Landespolizeidirektion", ist mein kleiner Beitrag zur wahrlich empörenden Situation. Sie liest mir dann vor, was sie formuliert hat, treffend und auf den Punkt gebracht, bevor sie es abschickt.

Ich sah mich da gerade beim Saturn um, wo ich Gutscheinkarten einlösen wollte. Wahrscheinlich bin ich der einzige Mensch unter 44 ohne DVD-Player, da ich zuerst an ein paar Videos dachte. Angeschrieben ist auch noch, wo es Videos geben soll - allein fiel mir kein einzige auf (aber ich telefonierte ja auch nebenbei :-). Mein Mac spielt zwar schon DVDs ab, ausprobiert habe ich es bisher aber nur mit Beilagen-CDs zu Zeitschriten, wo nicht so wichtig ist, ob es funktioniert oder nicht. Nun, ich schlendere weiter zur Musik, suche und werde nicht fündig, sehe mich bei Electronic und House um, ohne dass ich etwas unbedingt haben muss - und entdecke bei Pop und Rock zwei CDs von John Cougar Mellencamp.

Gekauft! Genau die richtige Musik, wenn man gerne mal lauter aufdreht (die Katzen verzeihen es, wenn es nicht zu oft passiert :-) Auf seiner Webseite kann man dauernd wechselnde Musik hören ("Radio"), aber er ist auch bei Myspace vertreten. Besonders mochte ich schon immer We are the People, das auf diesem Youtube-Clip mit Paul Simon auch vorkommt. Der Text ist passend für alle, die sich als politische Führer verstehen, als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl:

....You see yourself as a leader
May my thoughts be with you.
If you try to divide and conquer
Well rise up against you
We know, only the strong will survive
But the meek will inherit
So if you got a coat of arms
Oh friend
I suggest, we wear it


We are the people
And we live forever
We are the people
And our future is written in the wind
On the wind

29.01.07

Wieder ein Orkan über Wien / FPÖ & NS

Nach Kyrill nun wieder ein Orkan, diesmal Olli oder so ähnlich genannt, nicht groß medial angekündigt und zumindest im Osten Österreichs umso heftiger. Manche taten von gestern auf heute kaum ein Auge zu, unter anderem ich und meine Nachbarn. Irgendwann in den Morgenstunden flog uns ein Zaun um die Ohren, der ohnehin eher behelfsmäßig einen Vorgänger ersetzte, der nicht windresistent war. Ich sah es schon kommen, wollte aber niemanden aufwecken, in der Annahme, andere könnten schlafen. Ich wanderte herum, eine ruhige Ecke suchend (die es in der Wohnung nicht gab, da es von beiden Seiten heulte und pfiff), kurz überlegend, ob ich a) schnell beim Holiday Inn in der Nähe einchecke oder b) mit einer Matraze und Bettzeug in die Waschküche gehe, wo es warm sein sollte, sicher aber ruhig.

Ich schlafe vielleicht zwei Stunden, besser gesagt wälze mich herum, habe dann vor lauter Verspannung auf der Flucht vor den Windgeräuschen das Gefühl, mein Kehlkopf werde abgedrückt. Stehe auf, denn so zu "schlafen" hat ja nun wirklich keinen Sinn. Vor den Fenstern befindet sich ein richtiger Windkanal, da der ohnehin oft starke Wind am Wienerberg zwischen zwei Häusern durchrast. Dusche, höre dabei den Wind in der Entlüftung heulen, denke an den Artikel von Rainer Seiß ("Wer baut Wien?") über die "Sie bauen, wir widmen"-Politik der Wiener Stadtplanung, überlege schon, den Autor zu googlen und ihm sofort zu mailen.

Schließlich kriege ich gerade zu spüren, wie sich Planungsfehler anfühlen, die Seiß gerade auch am Beispiel der Wienerberg City ausführt. Mangels ausreichender Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln hatte dieser Bereich Wiens nämlich seitens der Stadt keine Priorität, und dennoch schafften Bauträger dort einen "Stadtteil". Bei harmonischer Planung eines Gesamtkunstwerks hätte man wohl eher ringförmige Bauten mit grünen Höfen dazwischen errichtet anstelle von mehr oder weniger hohen Häusern, die richtige Gassen zur Windbeschleunigung bieten. Im aus meiner Sicht schönsten dieser Häuser (relativ niedrig und viel Grün) wohne ich, allerdings genau dort, wo der Wind im Garten heftig vorbeipfeift. Der Wind verhindert in anderen Bereichen, zwischen den Hochhäusern etwa, dass Kommunikation entstehen kann.

Alle suchen meist so schnell wie möglich Häuser auf, da es einem selbst schwere Einkaufstaschen beinahe wegweht. Im Winter kann es sein, dass man gerade noch ganz normal gehen konnte und plötzlich fast auf vereistem Asphalt ausrutscht. Unter BewohnerInnenvielfalt hat man sich bei der Planung (die ja individuell durch diverse Bauträger erfolgte) anscheinend Menschen mit Auto vorgestellt, die tagsüber abwesend sind und ihre Einkäufe "in der Stadt" vor dem Heimkommen erledigen. Die Infrastruktur vor Ort ist marginal (und hat sich durch die Wohnhäuser nicht verbessert), vieles, das die Geschäfte anderswo führen, haben die Filialen hier nicht. Der öffentliche Verkehr besteht aus zwei Bussen (einer kriecht im Schneckentempo über x Haltestellen zum Reumannplatz, der andere fährt Richtung Simmering bzw. Meidling) und einem Shuttlebus (alle Viertelstunden, am Wochenende erst ab Mittag) zur U 6.

Außerdem kann man zur Straßenbahnlinie 65 gehen, die jedoch relativ weit weg ist (insofern, als dass man den Fußweg leicht unterschätzt und die Bahn, die man kriegen müßte, einem daher meist gerade vor der Nase weggefahren ist) und natürlich auch mit dem Rad fahren (bergab angenehm, bergauf zurück dann Gewohnheitsfrage). Das große Plus ist die Natur rundum, die jedoch von manchen entweder als riesiges Hundeklo oder als Mülleimer verstanden wird. (Mein Neujahrsvorsatz, nur mit Plastiksack spazierenzugehen und Mist einzusammeln, wurde zu "meistens mit Sack", und mittlerweile kenne ich auch die Recyclingcontainer der Siedlungen rund um den Wienerbergteich). Schlußendlich schaffte ich es gegen halb sieben, ein wenig einzudösen (mit Ö1 im Hintergrund als "Gegengeräusch" zum Wind draußen).

Als ich wieder halbwegs da war, stellte ich beinahe erfreut fest, dass es wieder einen Orkan gab und dass manche in Wien ihn als schlimmer als Kyrill erlebt haben. Vielleicht ist erleichtert das bessere Wort, da ich in meinen Versuchen zu schlafen schon befürchtete, es werde jetzt oft so heftiger Wind heulen, den nur wir am Wienerberg so voll abkriegen. Dass es auch anderswo wahrgenommen wurde, bedeutet, dass es hier nicht soooo viel schlimmer ist und dass sicher auch wieder ruhige Nächte kommen (wenn wir schon dabei sind: hoffentlich bald - ich könnte auf der Stelle einschlafen :-).

@ FPÖ (müdebedingt eher kurz): Strache gab heute eine "Ehrenerklärung" ab, die vor allem darin bestand, andere zu bezichtigen. Da wurde behauptet, Ex-Staatssekretär Finz, in dessen Familie es mehrere NS-Opfer gibt, sei ja selber mit Neonaz Küssel an einem Tisch gesessen, oder auf "Linksradikale" verwiesen. Strache sieht sich gar als Medien-Opfer im "Stürmer-"Stil, sich mit den jüdischen NS-Opfern auf eine Stufe stellend (derlei ist ja beliebt: die Wehrmacht war Opfer wie die Juden, detto die Sudetendeutschen, die Opfer des "angloamerikanischen Bombenterrors" usw.). Für HistorikerInnen fehlt freilich sowieso die persönliche Distanzierung Straches vom Nationalsozialismus.

Somit bleibt, dass Strache fünf Bier für Sägewerksarbeiter bestellt hat (so ein Schmäh in Webdiskussionen) und dass er keine Taten setzt, die ihn als erfolgreichen "Vergangenheitsbewältiger" erkennen lassen. Der Holocaustüberlebende Leon Zelman kündigte an, wegen des weichen Umgangs von Kanzler Gusenbauer und SPÖ-Klubobmann Cap mit Strache aus der SPÖ austreten zu wollen. Zu Recht meinte er, dass Auschwitz nur das Ende war, am Anfang aber Haß, Hetze und Feindseligkeiten standen - Kriterien, die heute besonders auf gewisse rassistische Wahlkämpfe anzuwenden sind....

Wie solche Wahlkämpfe auf fruchtbaren Boden treffen, zeigt das Verschwinden eines Afrikaners (Essa T.) bei einem Polizeieinsatz am 23.12.2006. Der Mann, aus Gambia stammend und Asylwerber, sprang während eines Polizeieinsatzes in Panik in den kalten Donaukanal und tauchte nicht am anderen Ufer oder sonstwo wieder auf. Die Feuerwehr suchte ein wenig nach ihm, mußte aber bald weiter zu einem neuen Einsatz. Seltsamerweise wird der Polizeieinsatz jedenfalls Protokollen nach bestritten, während sich Augenzeugen sehr wohl daran erinnern, wie der "Falter" kürzlich berichtete. Der Kanal sei mit Booten, nicht aber Tauchern abgesucht worden. Mit den Aussagen von Feuerwehr und Rettung konfrontiert gab die Polizei dann zu, dass es einen Einsatz im "Flex" gegeben habe, wo nach Personen gesucht wurde, die im Verdacht standen, mit Drogen zu handeln.

T. reiste Ende 2003 nach Österreich ein und wurde zuletzt vom Projekt der tapferen Ute Bock betreut. Von dort kommt auch die Nachricht, dass es sich bei einer in Hainburg angespülten Leiche um den Vermißten handelt. Andere Asylwerber aus Afrika werden von der Polizei beispielsweise angehalten, man nimmt ihnen einen großen Teil ihres mitgeführten Geldes weg und setzt sie dann irgendwo auf einer Bundesstraße aus, weit und breit weg von Taxiständen oder ihrer vertrauten Umgebung. Kein Skandal? Aber nein, werden wir doch immer wieder damit bombardiert, dass Schwarze Drogendealer sind (und Muslime gefährliche Fundamentalisten)....

28.01.07

Seltsame Politik: Grüssen und Zielschiessen

"Alles ein bisserl lockerer" erklärte ich kürzlich einem Bekannten den Unterschied zwischen Deutschland und Österreich. Er wunderte sich über den Gegensatz zwischen martialischen Sicherheitskräften am Flughafen in Köln-Bonn und den vergleichweise gemütlichen Sicherheitskräften in Wien-Schwechat. Zum Glück hat er nicht die Zeit im Bild 3 am 26.1. gesehen, wo neben dem kindischen Beleidigtsein von Ex-ÖGB-Vizepräsident Neugebauer (der bekanntlich vorzog, nicht bei der Wahl dabei zu sein, da ihn seine andere bezahlte Vollzeitfunktion anderswo sein ließ) zweierlei Österreich-Thema war: 1) Hat Strache Hitler gegrüßt oder mit den Fingern "drei Bier" bestellt? und 2) Hat u.a. Minister Platter auf Konterfeis von Personen zum Spaß zielgeschossen?

Ad 1) "Drei Finger" sind, erfahren wir, nicht der Kühnengruß, mit dem der Hitlergruß weniger direkt ausgedrückt wird, sondern die Bestellung von "drei Bier". Dann bedeutet wohl der Hitlergruß "fünf Bier" und sein Entbieten bei Massenversammlungen war einfach eine gigantische Bestellung, der ein Massenbesäufnis folgte. So erklären sich natürlich auch die Gräueltaten der Nazis, die ähnlich wie unter Alkohol durchdrehende "Familienväter" einfach nicht ganz bei sich waren.

An irgendein Kraut denen wohl auch viele, die sich über eine Aussendung des FPÖ-Pressesprechers Karl-Heinz Grünsteidl wundern (der Name könnte von Karl Kraus erfunden worden sein). Diese klingt rätselhaft und wirr und endet mit diesen Worten: Andererseits: Eventuell bin ich Michael J. Fox oder Charlie Sheen... PS.: Falls irgedneine faszinierende reiche junge Frau sich für mich interessiert, bitte hurtig melden! Immerhin kommen keine armen Sudetendeutschen, kein Walter Nowotny und kein Opfer des "angloamerikanischen Bombenterrors" vor.

Die FPÖ kündigt für morgen eine "Ehrenerklärung" von Parteichef Strache an, von der sich selbst die kritischeren unter den PolitikerInnen der anderen Parteien etwas erwarten. Tatsache ist aber, hätte es eine nennenswerte persönliche Entwicklung im Hinblick auf den Umgang mit unserer Geschichte seit den wehrsportgruppenähnlichen Strache-Fotos gegeben, dann wäre uns das bereits aufgefallen. Strache hätte dann:

* Gedenkdienst gemacht, sich sonstwie engagiert, damit die wahren Opfer des NS-Regimes zumindest eine Anerkennung des Erlittenen erfahren (Wiedergutmachung wäre kein passendes Wort)
* sich immer dann besonders aktiv im Landtag beteiligt, wenn es um ebendiese Anerkennung ging (bei Projekten, die gefördert werden, oder die mehr Förderung bedürfen oder initiiert werden sollen)
* sich in den eigenen Reihen gegen die Verklärung der "Bombenterror-"Opfer, der Wehrmacht, der diversen Kameradschaften eingesetzt
* sich entschieden von seinem Fraktionskollegen Zanger abgegrenzt (wenn nicht diesen zum Rücktritt aufgefordert), als dieser Positives am "Führer" fand
* von Andreas Mölzer verlangt, der EU-Fraktion am ganz rechten Rand nicht beizutreten
* in eigenen Medien der FPÖ (inkl. Mölzers Zur Zeit) über das Leid der wahren Opfer berichten lassen, Initiativen gesetzt, damit die letzten ZeitzeugInnen ihre Geschichte überliefern können (Buchprojekte initiiert analog den Buchprojekten, in denen Sudetendeutsche betrauert werden etc,)
* versucht, seine Ex-Kampfsportübungs-Kameraden von den richtigen Proportionen der Geschichtsbetrachtung zu überzeugen
* Veranstaltungen gemieden, bei denen Soldaten als Kriegsopfer betrauert werden, nicht aber die Opfer unter den "rassisch" Verfolgten (die Opfer und nicht irgendwann auch gestorbene Täter waren)

Irgendwas in dieser Art bekannt? Oder Gegenstand dessen, was Strache morgen sagen wird?

Eins steht fest: die FPÖ sieht in der Veröffentlichung von Fotos einen "Racheakt" von Neonazis - haben die vielleicht den Strache im Photoshop dazumontiert?

Inzwischen tauchen neue Bilder auf, wie "Österreich" meldet, und zwar von Strache bei der Burschenschaft Rugia Eisgrub. "Österreich" erwähnt u.a. die "Verweise" (Link auf Sudetendeutsch :-) ua. zur Aula. Straches Gedankengut spiegelt auch Zur Zeit wieder, das Blatt von Andreas Mölzer. Aktuell geht es dort etwa um die Antifa-Hatz gegen Strache und es gibt ein Interview mit Bruno Gollnitsch, seines Zeichens wegen Holocaustleugnung vor Gericht und Vorsitzender von Mölzers EU-Fraktion.

Demnach sind alle Vorwürfe an diese Fraktion Propaganda, was sich z.B. so liest: ....selbst Ihr Fraktionskollege Andreas Mölzer hat festgestellt, er würde den politischen Stil einiger ITS-Partner „nicht unterschreiben“. Gollnisch: So hat er das niemals gesagt. Sie unterschätzen, wie skrupellos die Lügen-Propaganda der Political Correctness sein kann! Ein weiteres Beispiel: Die Tageszeitung „Die Welt“ zitiert in einem Artikel über die Fraktion „Identität, Tradition, Souveränität“ vom 9. Januar einen angeblichen ITS-Politiker, den Rumänen Dumitru Dragomir, mit antisemitischen Äußerungen. Nur: Herr Dragomir gehört der ITS gar nicht an! In einer rumänischen Zeitung wiederum lese ich, Le Pen habe in Frankreich CDs mit Nazi-Inhalten herausgegeben. Ich kenne diese Tonträger, es handelt sich um historische Dokumentationen, die sich mit allen möglichen Epochen befassen, darunter ist eben auch der Zweite Weltkrieg. Auf der entsprechenden Platte finden sich dann neben Zitaten aller möglichen politischen Richtungen der damaligen Zeit eben auch die von Nationalsozialisten.

Ganz humpmäßig klingt auch, was der FPÖ-Abgeordnete Weinzinger von sich gibt: Irgendwelche Neonazi-Kreise wollten der FPÖ Schwierigkeiten machen", was impliziert, dass die FPÖ mit irgendwelchen Neonazi-Kreisen zu tun hat. Und weiter: Es ist zwar für mich schlecht, aber ich sag es trotzdem: Bei diesen Fotos war die so genannte Ehrenerklärung für Küssel dabei. In dieser Ehrenerklärung habe ich die Aussage zurückgezogen, dass ich den Küssel öffentlich einen Idioten genannt habe. Weil das tut man nicht, und ich bin halt einem gewissen Ehrenkodex unterworfen. Und diese Ehrenerklärung konnte nur der Küssel haben und sonst niemand. Komisch, dass andere Politiker (innen) erstens weder in die Verlegenheit kommen, Ehrenerklärungen für Neonazis abzugeben und zweitens auch nicht auf Bildern zu sehen sind, mit denen sich Neonazis rächen könnten. Wären die Bilder soooo furchtbar harmlos, wie die FPÖ behauptet, bestünde kein Grund, sich groß drüber aufzuregen. So aber gibt die FPÖ selbst zu, dass die Fotos empörend sind (daran sollte sich Kanzler Gusenbauer ein Beispiel nehmen :-)

ad 2.) Minister Platter habe nicht auf die Konterfeis von Personen geschossen, da dies nicht seine Art sei. Also kein Grasser-Gesicht beim Bundesheer-Fest am Fliegerhorst, aber auch keine Krone und kein Schwammerl (Pilz). Generalmajor Wolf, verantwortlich für das Eurofighter-Projekt verteidigt - nein, keine Bubenstreiche - das Recht, Spaß zu haben. Der Ex-Beamte Hillingrathner meint hingegen, nur auf seiner Zielscheibe sei ein Grasser-Foto "in Paßbildgröße" gewesen. Was für merkwürdige Spiele laufen bei Bundesheer-Feiern ab? Okay, immerhin robben die Gäste nicht in Tarnkleidung durch den Wald und versammeln sich zum Erinnerungsfoto vor Kriegerdenkmälern....

26.01.07

Gierige Manager & das WEF in Davos

Beim World Economic Forum debattierten sog. Spitzenleute aus Wirtschaft und Politik (beachte die Reihenfolge) miteinander und gehen schon mal auf den Klimawandel ein, ohne dass sich aber aus ihrer Sicht viel ändern müßte. Offenbar haben sie alle noch eine zweite Erde zur Verfügung bzw. im Rausch der Manager-Spitzengehälter ganz vergessen, welche Probleme sie mitverursachen (da ja andere darunter leiden und nicht sie selbst). Manches macht z.B. Daniel Vasella von Novartis nachdenklich, nicht aber sein Monstergehalt (dazu später).

Bei der Gegenveranstaltung zum WEF wird der Public Eye Award an besonders verantwortungslose Konzerne vergeben: Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt haben für die Organisatoren, die Erklärung von Bern (EvB) und Pro Natura, wiederum rund 20 in- und ausländische Konzerne in den Kategorien Umwelt, Soziales und Steuern nominiert.

Nur Nestlé konnte ihren Listenplatz vom letzten Jahr "verteidigen". Dem Schweizer Nahrungsmittelmulti wird unter anderem aggressive Vermarktung von Babynahrung vorgeworfen. Weiter auf der Liste stehen auch Kendris, Alcoa, Bayer AG, Chevron Corp., Citigroup Inc., The Coca-Cola Company, FILA, GAP Inc., Tesco plc, Vattenfall Europe oder The Walt Disney Company. Die Basler Chemiefirmen Novartis, Ciba Speciality Chemicals und Syngenta sind auch nominiert. Ihnen wird vorgeworfen, bei der Sanierung ihrer giftverseuchten Deponien im Jura zu wenig zu machen.


In Davos wurde auch über Riesenmanagergehälter diskutiert, die u.a. der erwähnte Vasella ganz in Ordnung findet, der in dieser Diskussion bereits vor dem WEF so zitiert wird: De facto ist es ja eigentlich für eine gut verdienende Firma oft irrelevant, ob der CEO nun fünf oder 50 Millionen verdient. Bei Novartis mit sieben Milliarden Gewinn macht ein solcher Betrag nur einen marginalen Unterschied aus.

Der Schweizer Experte Dirk Schütz (Autor von "Gierige Chefs") meint, Vasella habe in sechs Jahren bei Novartis HUNDERT MILLIONEN SCHWEIZER FRANKEN verdient. Dies, indem er sich von einem US-Experten Rat holte, wie man das Gehaltssystem ganz oben nach oben offen machen kann. In Schilling wäre er damit bereits beinahe Milliardär, und die CEOs anderer Großkonzerne stehen ähnlich gut da. Was macht er damit? Kauft er zuerst ein Riesengrundstück, läßt darauf eine Halle errichten und schafft dann jeden Tag einen Ferrari an? Oder ist er ein Fan von Luxustoiletten aus Marmor und Gold und hat in den sechs Jahren tausende um tausende WCs übereinanderstapeln lassen? Hat er sich als Spielzeug einen Airbus gegönnt, samit Privatpiloten und eigenem Flugplatz? Ißt er täglich eine halbe Tonne Austern, spült sie mit literweise teuerstem Wein runter und wechselt dreimal täglich den seidenen Hausanzug, um die abgelegten Klamotten der Caritas zu spenden?

Oder stiftet er Obdachlosenheime, überzieht das Land mit einem Netz an Ausspeisungen für Opfer der neoliberalen Wirtschaft, hilft gar den Opfern dieser Wirtschaft in jenen Ländern, wo Menschen schlicht daran sterben, dass Ressourcen, Nahrung und medizinische Versorgung so ungerecht verteilt sind? Eines scheint sicher: im Gegensatz zu Menschen, die der Unterschied zwischen solchen Absahnern und der zunehmenden Armut ebenso sprachlos macht wie die Unverschämtheit, mit der die Selbstbedienung (Manager sitzen selbst in Aufsichtsräten, die derlei Irrsinn absegnen) auch noch gerechtfertigt wird, schläft Herr Vasella sicherlich ausgezeichnet. Ein gutes Gewissen ist nur dann das beste Ruhekissen, wenn man ein Gewissen hat....

25.01.07

Frauen & Politik / Strache und der 8. Mai

Sind wir Frauen noch aufzuhalten? Erstmals weibliche Croupiers ist eine Agenturmeldung, die zum Anklicken verleitet. Am Opernball wird es drei weibliche (und 27 männliche) Croupiers geben. Da ich nicht zu den OpernballbesucherInnen gehöre (eher das eine oder andere Mal bei der Demo dabei war, früher :-), finde ich schon besser, dass in letzter Zeit in Tageszeitungen oft zwei Seiten Interviews mit Politikerinnen zu finden sind. Heute etwa in "Österreich": Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky und Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. Oder im "Kurier": die neue Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger und die neue Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely.

Allerdings finde ich im "Kurier" auch weniger positiv Stimmendes: zum einen die ewigen Kurzmeldungen über männliche Gewalt (alles "Bubenstreiche", denken zumindest die Täter selber, aber auch viele andere, nach dem Motto: Männer sind eben so), zum anderen einen Hinweis in der Kolumne von Doris Knecht, wie langsam der ORF als größtes Medienunternehmen in Sachen Frauenförderung tickt. Vom "Falter" befragt, forderte Elmar Oberhauser, einer der Herren Chefs unter dem obersten Herrn Chef, doch noch ein Jahr Geduld zu haben. Knecht wies darauf hin, dass der ORF bereits mehr als 50 Jahre Zeit hatte, mit der Zeit zu gehen.

Bezüglich Diskussionssendungen, die traditionell Männersache sind (alle Jubeljahre einmal sind zur Hälfte Frauen unter den geladenen Gästen, ansonsten reicht eine oder gar keine Frau), gab es schon vor über 20 Jahren eine Liste, die der Grazer Frauenrat bei einer Feier zum Internationalen Frauentag erstellte, und wo wir uns noch maßlos über den Club 2 aufregten. Nicht wegen der Inhalte, sondern wegen der fehlenden weiblichen Gäste, da auf Beschwerden nur kam "wir suchen eh, aber wir finden keine Frauen". Der Standardausrede, die bis heute gerne benutzt wird, konnte abgeholfen werden, da wir einen Schwung Expertinnen relativ einfach fanden und auflisteten (sicher wurde keine von ihnen je in einen Club 2 oder eine der zahlreichen Nachfolgesendungen eingeladen).

Knecht meinte übrigens, die Wiener Stadtregierung zeige vor, wie man/frau es macht: dort sind, entsprechend der Tatsache, dass Frauen in Wien leicht überwiegen, nun auch unter den StadträtInnen mehr als die Hälfte Frauen. Darunter neben den beiden bereits erwähnten Politikerinnen Renate Brauner, die nicht nur für Finanzen zuständig sein wird, sondern auch eines Tages erste Bürgermeisterin sein soll. Die Signale, welche ihre Partei setzt, sieht Nationalratspräsidentin Barbara Prammer überhaupt nur positiv: die Politik sei deutlich weiblicher geworden.

Mit Frauenministerin Doris Bures habe man endlich wieder eine starke Frauenministerin und in viele Kapitel des
Koalitionsabkommens wurden frauenrelevante Maßnahmen hineinverhandelt. Oberste Priorität hat für Prammer, dass die
Frauen-Maßnahmen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik umgesetzt werden. Ziel müsse es sein, die kontinuierliche Arbeit fortzusetzen und die SPÖ-Frauen in der Bundesregierung zu unterstützen, denn gerade in der Frauenpolitik gebe es bekanntlich unterschiedliche Auffassungen zur ÖVP.
Dies entspricht auch Erfahrungen, die Johanna Dohnal gerne zum Besten gibt: jeder frauenpolitischen Maßnahme wurde durch etwas Familienpolitisches gegengesteuert.

Auch heute ist die ÖVP für Familie zuständig, doch sind sich Andrea Kdolsky und Doris Bures weitgehend einig, was gewissen Reformbedarf beim Kindergeld in Richtung Anreize zum frühen Wiedereinstieg betrifft. Auch dass das Frauenministerium im Bundeskanzleramt angesiedelt ist, wertet Prammer positiv. Damit sei einem Wunsch der SPÖ-Frauen entsprochen worden. Denn die Frauenministerin hat damit Koordinierungsfunktion und kann besser mit den anderen Ministerien kooperieren. "Eine starke Frauenministerin muss sich überall einmischen können", mit dieser Konstellation seien die Voraussetzungen dafür geschaffen, betonte Prammer, die davon überzeugt ist, dass Frauenministerin Doris Bures sich für die Sache der Frauen in der Bundesregierung einbringt - genau das sei in der letzten Bundesregierung nicht geschehen.

Ursprünglich forderte die SPÖ ein eigenständiges Frauenministerium, das sich ja auch dann einmischen kann, wenn es nicht dem Kanzleramt zugeordnet ist (vielleicht sogar noch wirkungsvoller mit Eigenständigkeit?). Erwartungsgemäss wurde Prammer von anderen Parteien kritisiert, etwa von der Frauensprecherin der Grünen, Brigid Weinzinger, die dazu gratuliert, in Sachen Frauenerwerbsquote ein niedrigeres Ziel als die letzte Regierung festzuschreiben. Die ÖVP unter Wolfgang Schüssel wollte bei ihrem Regierungsantritt 2003 die Frauenerwerbsquote bis 2010 auf 70 % erhöhen. Im SPÖ/ÖVP Regierungsprogramm ist diese Zielsetzung nun auf eine Frauenerwerbsquote von 65 % gesenkt worden. Und das obwohl die Frauenerwerbsquote bereits im September 2006 bei 64,7% lag.

Somit werde es da sicher eine Erfolgsmeldung geben - allerdings sei das bei dieser SPÖ auch wieder nicht sicher, meint Weinzinger. - Mit Frauenpolitik hat auch ein neues Buch zu tun, "Eva go home" von Desirée Nick, das bei den CeiberWeibern ausführlich vorgestellt wird. Die Autorin und Kabarettistin nimmt Eva Hermans "Prinzip" vom Heimchen am Herd gekonnt auf die Schippe - und liefert dabei auch eine Menge an Datenmaterial, da sie Herman überall dort widerlegt, wo diese altbackene Statistiken und Untersuchungen auffährt. Manches ist auch schlicht aus dem Finger gesogen, etwa, dass Kindergarten-Kinder in der Schule schlechter mitkommen als jene mit "Vollzeitmüttern".

@ Strache: während SPÖ-Politiker wie Josef Cap oder Caspar Einem die weiche Haltung von Kanzler Gusenbauer verteidigen, weist der Standard unter Berufung auf eine im Cultural Broadcasting Archive abrufbare Aufnahme (Suchbegriff: Strache) darauf hin, dass es im Jahr 2004 bedenkliche Aussagen gab. Damals war Strache im jugendlichen Alter von 36 Jahren und redete beim Totengedenken der Burschenschaften am 8.5.2004 (Tag der Kapitulation Hitlerdeutschlands). Er wollte ausnahmslos allen Opfern in dieser Zeit gedenken, bringt aber nur Geschichten über Sudetendeutsche, die auch seine Vorfahren sind. Deren Verzweiflung angesichts der Vertreibung nach dem Krieg schildert er in einer Weise, wo einem lupenreinen Demokraten erstmal die Beispiele jüdischer Familien im Angesicht von Krieg und Deportation einfiele.

Es gäbe keine Klassen von Opfern, meint Strache, als ob die einen Opfer nicht nur Opfer waren, und zwar als Opfer jener Täter, die dann durch den Krieg selbst insofern zu Opfern wurden, als dass sie nicht überlebten. Viele tausend Insassen in KZ haben sich befreit gefühlt ist so ziemlich Straches einzige direkte der Erwähnung der nur-Opfer und natürlich unvollständig. Tausende Menschen, die dem Tod näher waren als dem Leben, die so viele andere sterben und in die Gaskammern gehen sahen, wurden von fassungslosen Befreiern in Lagern vorgefunden, die sich diese nicht in ihren ärgsten Alpträumen hätten vorstellen können. Viele überlebten gerade den Tag der Befreiung um wenige Tage und starben danach; alle sind für immer gezeichnet. - dies wäre eine korrekte Erwähnung, die eines Parteichefs der Zweiten Republik würdig ist.

Wir hören aber nur, dass niemand gern am Schlachtfeld starb, egal auf welcher Seite, dass 1,5 Millionen im Bombenhagel starben und dass die Vertreibung nach 1945 sowieso am meisten Opfer kostete (zuvor wurden Millionen Slawen und Juden ermordet, hunderttausende "Zigeuner" und andere Menschen). Schlimm ist auch, dass der begeisterte Flieger für den Führer Walter Novotny zwar nicht umgebettet wurde, sein Grab am Zentralfriedhof seit ein paar Jahren aber nicht mehr als Ehrengrab gilt. (Dies bedeutet u.a., dass die Stadt Wien die Grabpflege nicht mehr übernimmt, aber da bildete sich in Windeseile ein Verein, dem auch der abgesetzte Universitätsrat Pendl angehört).

Abermillionen von Deutschen brachte die Kapitulation die Hölle - in dem Ton stimmte Straches Vorredner die Versammelten auf Stargast Strache ein, während in einiger Entfernung DemonstrantInnen "Nazis raus! Nazis raus!" riefen. Gusenbauer findet die fehlenden Worte also in dieser Aufnahme, wo Strache sich der klassischen Sprachregelung seiner Kreise bedient, wie von den wahren Opfern und Tätern im Zweiten Weltkrieg abgelenkt wird. Außerdem fehlte im Jahr 2006 nach der Wahl eine klare Ansage Straches zu den Aussagen seines Abgeordneten Zanger, der dem Führer auch Positives abzugewinnen wußte.

24.01.07

"Bubenstreiche" / ÖGB-Kongress

FPÖ-Chef Straches an "Wehrsportübungen" erinnernde "Jugendfotos" könnten durch Aufnahmen ergänzt werden, auf denen Strache die Hand zum Hitlergruss erhebt - jedenfalls wollte er dies gestern in der Zeit im Bild 2 nicht ausschließen. Was Buben halt so spielen, wenn sie dem Gesetz nach bereits mündige Bürger sind - oder wie ein User des "Standard" meinte: als nächstes taucht er im Parlament mit einem Nachziehtier auf?! Bei Strache und Co. handelt es sich aber um Kontinuität und Netzwerken, wie ein Artikel in der Jüdischen darstellt.

"Bubenstreiche" machen auch die ewig jungen Mitglieder der neuen ganz rechten Fraktion im EU-Parlament, worauf der einzige Österreicher dort, Andreas Mölzer, offenbar stolz ist. Im "Osten" seien die Abgeordneten noch nicht ganz so politisch korrekt zivilisiert. So freut er sich über den
Bulgaren Dimitar Stojanov, der bereits als Beobachter im EU-Parlament einen Skandal auslöste, indem er gegen eine ungarische Romaabgeordnete in einer E-Mail an alle Abgeordneten polemisierte: in Bulgarien gäbe es viel hübschere Zigeunerinnen, die mann ganz günstig kaufen könne.“ Sein Parteivorsitzender befürchtet eine Ausländerflut und will Türken und Zigeuner aus dem Land werfen. Die USA sind unter jüdischem Einfluss, was nicht nur die Bulgaren in der Rechtsfraktion denken.

Stojanovs rumänischer Kollege Dumitru Dragomir verkündete öffentlich, Juden zu Seife verarbeiten zu wollen. Während ewiggestrige Ösis am 8. Mai in kollektive Trauer ausbrechen, feiern die rumänischen Rechten den Geburtstag des faschistischen Diktators und Nazi-Kollaborateurs Ion Antonescu. Aber auch im Westen gibt es "Bubenstreiche", etwa wenn der Vorsitzende der neuen Fraktion im EP (zugleich stellvertretender Vorsitzender der französischen Front National) Bruno Gollnisch zum Holocaust meint: Nicht ein einziger seriöser Historiker verteidigt mehr hundertprozentig die Ergebnisse des Nürnberger Prozesses. Ich bestreite nicht, dass Konzentrationslager existiert haben, aber die Zahl der Toten betreffend gäbe es Diskussionsstoff für die Historiker. Und hinsichtlich der Existenz von Gaskammern liegt es an den Historikern, sie festzustellen. Laut dem oben verlinken Artikel in der "Jüdischen" ist Gollnisch vom EP an Frankreich ausgeliefert und dort rechtskräftig verurteilt worden.

Mit John Gudenus, gegen den hierzulande mehrfach ermittelt wurde, weil auch er so gewisse Gaskammer-Zweifel hatte, würde Gollnisch sicher einiges zu plaudern haben (Erinnerung an die Zeiten von "Bubenstreichen"?), aber auch mit dem FPÖ-Abgeordneten Zanger, der fand, dass nicht alles im Nationalsozialismus schlecht war, es auch positive Seiten gab. Aber alles nur harmloser jugendlicher Überschwang, so wie damals bei denen, die nach der Hitlerjugend weitermachen wollten. Oder die sich nicht mit Häusern für den Modelleisenbau begnügten oder Städte aus Karton bastelten, sondern die Germania erschaffen wollten. Nicht zu vergessen jene, die nach dem Doktorspielen mit Puppen ("tut das weh?") auch mit richtigen Menschen experimentieren wollten, wozu man ihnen ganze Konzentrationslager einrichtete. Alles ewige Buben, an deren Treiben nur der Rest von Österreich absolut gar nichts "doch auch irgendwie Positives" findet,

Der Rest? Nun, Kanzler Gusenbauer dürfen wir ausnehmen, denn er artikulierte Verständnis für Straches "Bubenstreiche" im Erwachsenenalter (mit Video). Kurzfristig dachte ich, etwas hat mich um sieben Jahre zurückgebeamt und Schüssel entschuldigt den Koalitionspartner, dessen Chef ja beispielsweise die Waffen-SS-Veteranen als durchaus anständige Menschen bezeichnet hat. Auch Gusenbauer kommt es auf das "Heute" an, und auch er negiert die Tradition und die Seilschaften, die vom Gestern zum Heute führen und wo kein Bruch zu erkennen ist. Laut "Österreich" hat Gusenbauer in letzter Zeit acht Kilo abgenommen - per Krautsuppendiät, Dinner Chancelling oder Grundsatz-Diät (alles abwerfen, was lästiger Ballast ist?).

Die "Presse", von der FPÖ geklagt, da sie über ein Dossier über Strache berichtete, das kursieren soll, schreibt, dass Strache jedwede eventuell auftauchende Hitlergruß-Fotos als dumme Provokation bezeichnet. Nicht als SEINE dumme Provokation, wohlgemerkt. Aber immerhin wurde das Dollfuß-Bild im Kanzleramt abgehängt und die Regierung von angeketteten "Widerständigen" im Kanzleramt empfangen (vor dem Ministerrat, nach dem dann der Verständnis-Sager abgegeben wurde). Presseaussendung von "News", das bekanntlich nicht immer recht hat:

NEWS berichtet zudem, dass Strache während seiner Zeit als Verlobter der Tochter des NDP-Chefs Norbert Burger den VAPO-Gründer Gottfried Küssel kennen gelernt hat und zu diesem private Kontakte hatte. Küssel, der zuletzt im August 2006 bei einer FPÖ-Veranstaltung in Oberösterreich aufgetreten ist, spielt im Konflikt eine zentrale Rolle. Im Oktober 2006 ist er gemeinsam mit dem Rechtsextremisten Andreas Thierry, der auch auf den jetzt veröffentlichten Strache-Fotos von den Wehrsportübungen zu sehen ist, bei einem Treffen von Rechtsextremisten in Gumpoldskirchen aufgetreten. Und man hat ein umfangreiches Dossier.

@ ÖGB: Die Gewerkschaftsplattform berichtete auch mittels eigener Kongresszeitung täglich vom zu Ende gegangenen ÖGB-Kongress. Darin nahm man sich kein Blatt vor den Mund, bemängelte fehlende Reformen und das ungebrochene Weitermachen einer Führung, die sich kaum von denen unterscheidet, die mit der BAWAG auch den ÖGB in den Sand setzte. Nachvollziehbarer Frust, da der mit 84% ohne Gegenkandidat gewählte Präsident Hundstorfer am 23.1. im "Report" zum Einschlafen war. Dass kein Streikfonds mehr da ist, stört ihn nicht weiter, den gibts ja z.B. in Italien auch nicht, und dort wird ja manchmal gestreikt.

Eine Direktwahl seiner Funktion wäre zu aufwändig und zu teuer (und würde, können wir hinzufügen, im Fall von Gegenkandidaten oder überhaupt auch nicht dazu führen, dass er Präsident wird/bleibt). Atypisch Beschäftigte sind Gegenstand von "Projekten", offenbar nach dem Motto, mal sehen, ob wir uns irgendwie für die einsetzen können. Immerhin will die neue Regierung, dass sie künftig arbeitslosenversichert sind. Ganz vergessen hat der Herr Präsident, dass Gewerkschaften ja wegen der Rechtlosigkeit von Menschen gegründet wurden, die mangels Besitz, von dem sie leben können, auf Lohnarbeit angewiesen waren und jederzeit entlassen werden konnten. Die keine geregelten Arbeitszeiten hatten, keine Mindestlöhne, keinerlei soziale Sicherheit.

Ändert sich der ÖGB nicht dramatisch, wird dies bald auf die meisten Arbeitenden in Österreich zutreffen (es sei denn, sie sind im öffentlichen Dienst oder in Institutionen wie dem ÖGB beschäftigt), und mann entdeckt vielleicht wieder, warum es doch ganz gut war, früher mal kämpferische Gewerkschaften zu haben. Eigentlich hätte der ÖGB - statt Karibikträume mit Elsner und Flöttl zu wälzen - VERHINDERN sollen, dass es so viele Atypisch Beschäftigte gibt. Man kann es nicht oft genug betonen: VERHINDERN, VERHINDERN, VERHINDERN. Wie die Gewerkschaftsplattform aber feststellt, bewegt sich der ÖGB in jenem Verhandlungsspielraum, den ihm die Vertreter der Wirtschaft zugestehen.

Die Herren machen, gefördert vom Herrn Bürgermeister, so weiter wie bisher, schreibt Gerfried Sperl im "Standard" und nennt als Beispiel, dass GPA-Chef Katzian zum Präsidenten des Fußballclubs Austria Wien gewählt wurde. Mit dem Versprechen, sich nur in der Freizeit um dieses Hobby zu kümmern, das ihm nicht nur Sperl nicht abnimmt. Renate Csörgits wollte wieder ÖGB-Vizepräsidentin werden, erhielt aber zuwenig Stimmen, sodass Roswitha Bacher nachträglich als Kandidatin aufgestellt (und gewählt) wurde.

Die Delegierten waren besonders darüber empört, dass sie keine Ahnung hat, wieviel sie eigentlich verdient. Dadurch ist sie schon vor ein paar Jahren aufgefallen, als es um das Doppeleinkommen aus Nationalratsmandat und Gewerkschaftsfunktion noch in Schilling ging. Wie mögen wohl die vielen vielen Frauen, die jeden Cent mehrfach umdrehen müssen, so eine "Vertreterin" empfinden? Davon abgesehen, dass sie immer weniger Frauen rein formal vertreten hat, da dem ÖGB die Zunahme atypischer Beschäftigungen ja weitgehend entgangen ist. Achja, die Frauen im ÖGB: immerhin strebt man(n) nun an, dass sie dem Anteil an den Mitgliedern entsprechend auch in Gremien vertreten sind (zu 1/3). Schade nur, dass Frauen unterproportional 1) ÖGB-Mitglieder sind (bezogen auf die ordentlich Beschäftigten) und b) überproportional atypisch beschäftigt sind. Gerade da bräuchten sie eine kämpferische Gewerkschaft, in der sie sich SELBST vertreten können (aber bitte nicht in Doppelfunktion mit nonchalantem Vergessen, was frau eigentlich in vielen tausend Schilling und einigen tausend Euro verdient)....

23.01.07

Politisches / Religiöses / Hokuspokus

Medien-Zwist: Die "Wiener Zeitung", die dank staatlicher Unterstützung (amtliche Verlautbarungen zum Anzeigentairf) finanziell gut dasteht, enthüllt die Situation der "Presse". Diese wiederum sieht einen Zusammenhang mit der Trennung von Andreas Unterberger, so Styria-Vorstandschef Host Pirker: Ja, ich würde es wieder tun und Andreas Unterberger als Chefredakteur der Presse ablösen, weil es ihm einfach an Format fehlt. Er neigt dazu sich zu verbeißen, nicht selten in kleinen Strukturen. Und so ist er leider längst verbissen. Und das verträgt sich eben nicht mit der bürgerlich-liberalen 'Presse' und erst recht nicht mit deren traditionell 'großen Horizont'.

Davon abgesehen bringt die "Presse" (nicht als einzige) natürlich auch, dass die Israelitische Kultusgemeinde die Absetzung Unterbergers fordert, der einen Gastkommentar von Herbert Schaller, Anwalt von Holocaustleugner David Irving, gegen das NS-Verbotsgesetz in der "Wiener Zeitung" veröffentlichte. Was Unterberger selbst in seinem "Tagebuch" meist schreibt, ist kurz gesagt, dass die ÖVP in vielen Bereichen zu wenig konservativ ist und dass zu viele Menschen bereits im 21. Jahrhundert angekommen sind. Aktuell widmet er sich dem, was Strache unter "Paintball" versteht, und meint, er sei diesem Alter nie entwachsen. Und er kritisiert die "Presse"-Kritik. Ist David Irving auch noch im postpubertären Stadium, fragen wir uns, und bastelt nichtfunktionierende Gaskammermodelle, während sich andere in Kampfmontur prügeln?

@ Studiengebühren: Mittlerweile fordern Feuerwehr, Rettung, Katholische Jugendgruppen und sogar Blasmusikgruppen eine Befreiung ihrer ehrenamtlichen studentischen MitarbeiterInnen von der Studiengebühr. Es ist auch von einer Liste die Rede, für die auch die ÖH Vorschläge hat, etwa dass Studierende mit Kind nicht auch noch nebenbei die Gebühren abarbeiten müssen. Eben interviewt das "Mittagsjournal" Laura Rudas, die vom Wiener Gemeinderat ins Parlament wechselt. Sie will innerhalb der SPÖ für die Abschaffung der Studiengebühren kämpfen. Die erste Gelegenheit dazu hat sie leider krankheitsbedingt versäumt, denn in der ersten Parlamentssitzung mit der neuen Regierung brachten die Grünen einen SPÖ-Antrag auf Abschaffung der Gebühren neuerlich ein. Mittlerweile gibt es, etwa auf der Satireplattform Scholem and Friends, schon Blankoformulare für Bestätigungen über gemeinnützige Arbeit. Ernst gemeint ist ein Angebot in dem Zusammenhang: gerne nehmen wir Praktikantinnen im Sommer, redaktionelle Arbeit schnuppern (Women Only :-)

Die ÖVP präsentiert sich als offene Partei, die sich auch gerne anhört, was Nichtmitglieder zu sagen haben, und lanciert dafür eine Perspektivengruppe. Dies ist SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina zu wenig: Er erinnerte daran, dass es die SPÖ war, die im Regierungsprogramm jene Punkte durchgesetzt hat, die für eine moderne Gesellschaft unabdingbar sind: Dazu gehört der hohe Stellenwert von Bildung und von gleichen Chancen für alle Kinder ebenso wie neue Antworten auf die Armutsgefährdung, eine starke, offensive Frauenpolitik oder moderne Rechtsregeln für neue Formen des familiären Zusammenlebens. "In all diesen Bereichen ist in den letzten sieben Jahren leider nichts weitergegangen; oft gab es sogar einen Rückschritt. Hier hat auch Josef Pröll wenig von der Modernität erkennen lassen, die er jetzt gerne propagiert."

Dies täte auch anderen gut, wie der Brief zeigt, mit dem Kanzler Gusenbauer interne KritikerInnen besänftigen will (Eintrag 20.1.). Außerdem gibt es einen Brief der ÖH-Vorsitzenden Barbara Blaha an den Kanzler (Eintrag 22.1.), in dem sie genau ausführt, was sie an der Fortsetzung der schwarzblauorangen Hochschulpolitik stört. Eine neue kritische Seite ist übrigens nichtlockerlassen.at

@ FPÖ: Diese hat grad eine Klausur, bei der Parteichef Strache seine jugendlichen Kriegsspiele als harmlos bezeichnete, zugleich aber Verteidigungsminister Darabos angriff, weil dieser nicht mit der Waffe gedient habe. So kann man die Dinge auch umdrehen: inzwischen sind Bilder aufgetaucht, wo dezidiert sog. Wehrsportübungen sehr sehr an die Strache-Fotos erinnern, aber wir sollen wieder damit zugetextet werden, dass ein Zivi nicht fürs Heer verantwortlich sein kann. Was aber, wenn wir mal Verteidigungsministerin, Bundeskanzlerin, Bundespräsidentin haben?

Apropos Frauen in Regierungen: Die Wiener Stadtregierung besteht erstmals aus mehr Frauen als Männern. Renate Brauner beerbt Sepp Rieder im Bereich Finanzen, für Stadtrat Werner Faymann (nunmehr Minister) rückt Gemeinderat Michael Ludwig nach, Brauner wird von Sonja Wehsely als Gesundheits- und Sozialstadträtin beerbt und Gemeinderätin und WAFF-Vorsitzende Sandra Frauenberger wird Frauenstadträtin. Ist das Glas also halbvoll? Wenn frau auf den ÖGB-Kongress und die Personalentscheidungen sieht, wohl eher halbleer. Dort sollen wir zwar entsprechend dem Anteil unter den Mitgliedern künftig in Gremein sitzen dürfen, allerdings berücksichtigt dies nicht, dass viele Frauen atypisch beschäftigt und nicht in der Gewerkschaft sind....

Vor zwei Wochen hatte 3sat einen Thementag zu Religionen, wirklich interessant, wollte auch drüber schreiben. Unter anderem wurden Filme gezeigt, die auf satirische Weise die Absurdität von Klischees und Vorurteilen zeigen. Da ging es um die Moschee in einer bayerischen Gemeinde oder darum, dass ein jüdisches Ehepaar in einem Schweizer Spital auf eine palästinensische Krankenschwester trifft. Die Ehefrau macht unfreiwillig einen Ausflug mit der jungen Frau, bei dem beide nicht über die Grenze nach Deutschland wollen und den Bus zum Anhalten zwingen. Die eine will um nichts in der Welt das Land betreten, das sie einst nach Auschwitz brachte, die andere hat kein Visum. Als sie von der Polizei aufgegriffen werden und an der Grenze halten, läuft die alte Jüdin kurz hinüber nach Deutschland und zurück, während ihre neue Freundin sie filmt.

Es gab auch einen Beitrag über die Methoden christlicher Fundamentalisten, die Jugendliche bei Veranstaltungen mit Musik und gemeinsamen Gebeten rekrutieren. Jesus heilt dabei angeblich alles, und die Kids sind mächtig beeindruckt und weinen vor Ergriffenheit. Dann werden sie auf die Straße geschickt, um weitere Jugendliche zu gewinnen - und siehe da, die meisten lassen sich gerne vom Glauben erzählen und diskutieren eifrig. Das Ganze nennt sich The Call und wird von der katholischen Kirche sehr kritisch betrachtet. Denn hier geht der freie Wille des Menschen ab, und die Ziele der sog. Evangelikalen negieren Nächstenliebe und Bergpredigt. Diese Gruppen, die in den USA sehr stark sind, bekämpfen in anderen das "Böse", wozu ihnen jedes Mittel recht ist. Sie lehren bereits kleine Kinder das Schießen, empfehlen, Kinder selbst zu unterrichten, da sie in der Schule beispielsweise mit der Evolutionstheorie in Kontakt kommen, und sind dafür, auf Grundlage von Sätzen im Alten Testament die Todesstrafe für mannigfache Vergehen, von Homosexualität bis Ehebruch einzuführen.

Es ist erschreckend, wie leicht sich Jugendliche "verführen" lassen - andererseits sagt man das auch bei Esoterikbegeisterung junger Menschen. Die jedoch ebenso Erwachsene erfaßt, jedenfalls in der Form, dass Instant-Rat bei "HellseherInnen" gesucht wird. Dazu gibt es bereits einen eigenen Sender, "Astro TV", nach einem aus den USA kommenden Trend. Nicht wirklich unterhaltsam, außer für kurzes Verweilen, während Parodien (siehe Links weiter unten) sehr zu empfehlen sind. Zu 80% sind Frauen "astro-süchtig", rufen immer wieder bei Mehrwertnummern an und haben dann hohe Telefonrechnungen. Ich habe darüber einen Artikel geschrieben und die Probe aufs Exempel gemacht: wie kommt eine "Hellseherin mit Kristallkugel" zu ihren Schlußfolgerungen? Resultat: durch Konzentration auf die Stimme der Anrufenden, die Art, wie sie zur Sache kamen, hatte ich die gleichen Ergebnisse. Allerdings lege ich schon lange Karten und dies mit zutreffenden Aussagen :-)

Why I am a Pagan Druid / Kontrastprogramm zu den Kirchenfundis :-) /Ritual in Riga - sieh an, "Heidnisches" überlebt überall /
Hevia - spanisch-keltische Musik /Ein Lieblingsstück von Hevia

Und das sind die Astro-Infos und Ver**** : Astro TV / Kritik daran / Harald Schmidt über Astro TV / Konsumtest / Artikel über Astro TV / Selbstversuch / Kalkofes Parodie über Kartenlegen mit Metadron /
Diskussion im Esoterikforum / Diskussion in einem Frauenforum / Sterndeuter bei ATV+ / Astro-Abzocke / Astro-Sucht /Das Geschäft mit dem Hokuspokus / Sendung Astro-Line /Die Rauchleserin / Artikel über Mike Shiva