Am 27.11. gab es im Wiener Rathaus eine interessante Tagung zum Anti-Stalking-Gesetz auf Einladung der Frauenstadträtin, auch aus Anlass von zehn Jahren Wiener Frauennotruf (71719, kann frau immer brauchen....). Doch dazu später.
Am 26.11. wurde die jüdische Lauder-Chabad-Schule in der Leopoldstadt verwüstet (jenem einst vor allem jüdischen Bezirk), die Polizei geht vorerst von einem Einzeltäter aus, einem 24jährigen Kroaten, der sich erst seit kurzem als Tourist in Wien aufhielt. Die Kultusgemeinde ist skeptisch, dass es wirklich nur ein Mann gewesen sein soll, da er doch ziemlich viel Schaden binnen kurzer Zeit angerichtet hat. Und natürlich alarmiert, da man 40 Gebäude in Wien dauernd bewachten müßte, wenn Gefahr weiterer Übergriffe besteht.
Klar, dass der Schock größer ist, als wenn ein Idiot in irgendeine Schule einbrechen würde. Mir erscheint seltsam, dass ein "Tourist", der sich gerade mal ein paar Tage in Wien befindet (und laut Vernehmung "Juden haßt"), so zielsicher eine Schule ansteuert, bei der auch Einheimische oft erstmal nachdenken müßten, um zu sagen, wo sie genau ist (und viele würden auch mit Nachdenken keine konkrete Antwort geben können). Okay, es kann ja sein, dass sie in einem Reiseführer erwähnt ist (werden in Wien auch detaillierte auf kroatisch verkauft? Gibt es in Kroatien Reiseführer zu jüdischen Stätten in Wien, bspw. für die Nachkommen von Ustascha-Leuten?). Selbst dann fragt sich aber, wie jemand, der ganz fremd in einer Stadt ist, Sicherheitsvorkehrungen auschecken und einbrechen kann...
Gehen wir weiter zur Gewalt gegen Frauen, der Konferenz über das Anti-Stalking-Gesetz. Umfangreicher Bericht, eh klar, bei den CeiberWeibern. Für deutsche UserInnen sei erläutert, dass es in Österreich seit 1.7.2006 ein Gesetz gegen Stalking ("Beharrliche Verfolgung", § 107a des Strafgesetzbuches) gibt, in dem recht genau definiert ist, was unter Stalking verstanden wird. Vor drei Jahren gab es die erste Tagung zum Thema, das damals noch "Psychoterror und Stalking" genannt wurde.
Als Folge gab es einen von allen Parteien unterstützten Antrag im Wiener Gemeinderat, mit dem an das Parlament herangetreten wurde, und derart einmütig ging es dann weiter, bis ein Gesetzesentwurf geschaffen wurde. Freilich sollte das Gesetz nach Meinung einiger PraktikerInnen mehr dem Gewaltschutzgesetz nachgebildet werden, auch weil von der Möglichkeit, Opfer durch einstweilige Verfügungen zu schützen, in Sachen Stalking eher sparsam Gebrauch gemacht wurde. Die Opfer sind jedenfalls froh, dass sie ihr Unbehagen, die Einschüchterungen und Einschränkungen mit einem klaren Wort (das ja auch Straftatbestand ist) benennen können.
Dies gibt ihnen die Definitionsmacht zurück, die ja Gewalttäter (im Widerspruch zu den geltenden Gesetzen) an sich reißen und den Opfern aufzwingen wollen. Stalking ist ein wichtiges Thema in den Beratungsgesprächen des Wiener Notrufes, wird häufig gegenüber allen Einrichtungen angesprochen, die Gewaltopfern helfen sollen. Opfer empfinden die Schaffung von klaren Bezeichnungen und Gesetzen auch sehr hilfreich gegenüber ihrem eigenen Umfeld, das gerne - scheinbar wohlmeinend - abwiegelt, dadurch aber die belastende Situation verlängern hilft.
Als ich gerade wieder etwas über die Täter aus meinen Notizen von den Vorträgen formulierte (es ging darum, wie sehr die Täter das Leben der Opfer einschränken, das sich ausmalt, was diese *!#?*#!! noch alles tun könnten), gab Kater Athos einen sehr treffenden Kommentar ab: er fügte an das Wort "Täter" 000000000000000000000000000000000000000 an. "Sind alles Nullen, so viele Nullen kann ich gar nicht eintippen!" sollte das wohl heißen. Kluger Bär, ich wollte derlei weit weniger prägnant in Worte fassen, etwa dass es um Kontrolle geht und es unreif und kindisch ist, Kontrolle über andere Personen statt über das eigene Leben haben zu wollen.
Nach Schreiben und Recherchen gönne ich mir einen Museumsbesuch (Kunststück, gestern sorgte Österreich für freien Eintritt im Kunsthistorischen Museum. Wahrscheinlich hätte ich dort den ganzen Tag verbringen können, da ich mir die Sammlung antiker Kunst ganz genau ansah (und deshalb kurz vor Schluss nur noch an Tizian und Co. vorbeirauschen und feststellen konnte, dass mir die Frauenbilder des 16. Jahrhunderts sehr gefallen: gestandene, aber schöne Frauen, weit weit von magersüchtigen Models entfernt; Frauen, deren Wesen aus den Gemälden sichtbar ist, während kein Modelfoto "Wesen" abbildet).
Die Wärter waren etwas verblüfft, als ich zu einem Sakrophargdeckel, auf dessen Unterseite eine Frauengestalt mit einem Sternenhimmel abgebildet war, wissen wollte, ob meine Vermutung richtig sei, dass es sich um die Himmelsgöttin Nut handelt. Es könnten mehr Infos in der ägyptischen Sammlung sein, meinen auch die Aufseher, und verweisen mich auf den Audioguide. Auf so eine Idee komme ich sicher, wenn ich anderswo ein Museum besuche und nicht in meiner Stadt, da bin ich nicht "wie eine Touristin".
Die kleineren Figuren zeigten eine verblüffende Ähnlichkeit der ägyptischen Katzendarstellungen mit dem schwarzen Kater Baghira - er hat dieselbe "vornehme" Art zu sitzen und sein Profil entspricht dem der Statuen. Er will (natürlich :-) als jemand Besonderes behandelt werden und erwartet, dass ich beim Trip in die Stadt an ihn denke und - Kondensmilch mitbringe. Es ist unmöglich, mir Nescafé zu machen, ohne ihm von der Milch abzugeben. Er kriegt auch ganz genau mit, ob der Wasserkocher wegen Tee heißgemacht wird - den ich mit normaler Milch trinke - oder ob ich (ganz ganz leise :-) Instantkaffee in einen Becher löffle.
Eines Tages werde ich mit Kater, Kondensmilch und Katzengeschirr ins Kunsthistorische Museum schleichen und mal sehen, was Baghira zu den Bastet-Darstellungen sagt. Wahrscheinlich setzt er sich in Positur und läßt sich von den Touristen als Tempelkatze verehren :-)
30.11.06
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9 Kommentare:
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